Jagdgeschwader 76

 

1. Lebenslauf:

Die Geschichte des Jagdgeschwaders 76 begann im Jahr 1939 mit der Aufstellung einer Jagdgruppe ohne Geschwaderstab. Ende 1940 ging diese Gruppe im  Jagdgeschwader 54 auf.

- - 1939 - -

Die I. Gruppe des Jagdgeschwaders 76 entstand am 1. Mai 1939 durch die Umbenennung der I. Gruppe des Jagdgeschwaders 134 in Wien-Aspern. Die Gruppe war mit der Messerschmitt Bf 109 E-1 und E-3 ausgerüstet und unterstand dem Luftgaukommando 4 bzw. dem Luftgaukommando XVII. Am 17. August 1939 verlegte die Gruppe nach Stubendorf, wo sie dem Luftgaukommando VIII unterstellt wurde. Noch kurz vor Beginn des Polenfeldzug wurde die Gruppe auf den kleinen Absprungplatz Ottmuth vorgezogen. Während des Polenfeldzuges flog die Gruppe Einsätze über dem mittleren und südlichen Frontabschnitt. Am 7. September wurde die Gruppe nach Witkowice und am 11. September nach Kamien vorgezogen. Am 14. September 1939 wurde die Gruppe aus der Front gezogen und nach Wien-Aspern zurückverlegt. Ab dem 26. Oktober 1939 verlegte die Gruppe dann in den Westen des Reiches und kam am 2. November nach Frankfurt Rhein/Main. Von hier aus flog die Gruppe Jagdschutz über dem Frankfurter Raum und entlang des Rheines und unterstand dabei dem Stab des Jagdgeschwaders 2.

Stab 1. Staffel 2. Staffel 3. Staffel
Datum Fliegerhorst Datum Fliegerhorst Datum Fliegerhorst Datum Fliegerhorst
1. Mai Wien-Aspern 1. Mai Wien-Aspern 1. Mai Wien-Aspern 1. Mai Wien-Aspern
17. August Stubendorf 17. August Stubendorf 17. August Stubendorf 17. August Stubendorf
7. September Witkowice 7. September Witkowice 7. September Witkowice 7. September Witkowice
11. September Kamien 11. September Kamien 11. September Kamien 11. September Kamien
14. September Stubendorf 14. September Stubendorf 14. September Stubendorf 14. September Stubendorf
26. September Wien-Aspern 26. September Wien-Aspern 26. September Wien-Aspern 26. September Wien-Aspern
26. Oktober Frankfurt Rhein/Main 26. Oktober Frankfurt Rhein/Main 26. Oktober Walsdorf 26. Oktober Gelnhausen
        2. November Frankfurt Rhein/Main 2. November Frankfurt Rhein/Main

 

- - 1940 - -

Zu Beginn des Jahres 1940 lag die I. Gruppe des Jagdgeschwaders 76 in Frankfurt Rhein/Main. Ausgerüstet mit der Messerschmitt Bf 109 E, unterstand die Gruppe dem Stab des Jagdgeschwaders 2. Mitte April 1940 verlegte die Gruppe nach Ober-Olm. Von Kriegsbeginn bis zum Beginn des Westfeldzuges konnte die Gruppe zwei Luftsiege erringen. Die eigenen Verluste betrugen drei Gefallene und zwei in Gefangenschaft geratene Piloten sowie sechs Flugzeuge.  Bei Beginn des Westfeldzuges erhielt die Gruppe den Auftrag, Jagdschutz über den Panzerspitzen der Heeresgruppe A zu fliegen. Bereits am 11. Mai verlegte die Gruppe nach Wengerohr, von wo aus sie über dem Raum Montmédy / Mézièrs / Bastogne eingesetzt wurde. Am 14. Mai wurde die Gruppe über den Maas-Übergängen bei Sedan eingesetzt und errang an diesem Tag zehn Luftsiege. Am 15. Mai wurde die Gruppe dann nach Bastogne vorgezogen, am 16. Mai Teile nach Nives. Von hier aus flog die Gruppe hauptsächlich Begleitschutz für die Kampf- und Stuka-Gruppen des II. Fliegerkorps. Am 21. Mai wurde die Gruppe nach Charleville vorgezogen, wo sie zur freien Jagd über der Heeresgruppe A eingesetzt wurde. Ab dem 24. Mai flog die Gruppe auch Einsätze über Dünkirchen. Am 3. Juni 1940 beteiligte sich die Gruppe am Unternehmen "Paula" und flog Kampffliegerbegleitung in den Raum Reims / Epernay. Am 5. Juni schied sie aus dem Unterstellungsverhältnis unter den Stab des Jagdgeschwaders 2 aus und wurde dem Stab des Jagdgeschwaders 54 unterstellt. Trotzdem verblieb die Gruppe in Charleville und wurde erst am 7. Juni nach Conteville verlegt. Am 16. Juni folgte die Verlegung nach Guise. Am 19. Juni wurde die Gruppe aus dem Einsatz gezogen und ab dem 22. Juni über Wesel und Bouard nach Brüssel verlegt. Während des Westfeldzuges konnte die Gruppe 69 Luftsiege erringen. Die eigenen Verluste betrugen vier Gefallene und zwei verwundete Flugzeugführer. Zwei in Gefangenschaft geratene Flugzeugführer kehrten nach Abschluss der Kämpfe zur Gruppe zurück. Außerdem verlor die Gruppe 13 Flugzeuge.
Während der Stab und die 3. Staffel in Brüssel lagen, waren die 1. Staffel in Wesel und die 2. Staffel in Bönninghardt eingesetzt. Am 26. Juni verlegte die Gruppe dann geschlossen nach Waalhaven. Hier wurde die Gruppe dem Stab des Jagdgeschwaders 54 unterstellt und zur Luftverteidigung des holländischen Küstenraumes eingesetzt. Am 5. Juli 1940 wurde die Gruppe schließlich in II. / Jagdgeschwader 54 umbenannt. Bei ihrem Einsatz an der holländischen und belgischen Küste konnte die Gruppe nochmals zwei Luftsiege ohne eigene Verluste erringen.

Stab 1. Staffel 2. Staffel 3. Staffel
Datum Fliegerhorst Datum Fliegerhorst Datum Fliegerhorst Datum Fliegerhorst
1. Januar Frankfurt Rhein/Main 1. Januar Frankfurt Rhein/Main 1. Januar Frankfurt Rhein/Main 1. Januar Frankfurt Rhein/Main
17. April Ober-Olm 17. April Ober-Olm 17. April Ober-Olm 17. April Ober-Olm
11. Mai Wengerohr 11. Mai Wengerohr 11. Mai Wengerohr 11. Mai Wengerohr
15. Mai Bastogne 15. Mai Bastogne 15. Mai Bastogne 15. Mai Bastogne
21. Mai Charleville 21. Mai Charleville 21. Mai Loge Wactiaux 21. Mai Charleville
7. Juni Conteville 22. Mai Hirson 7. Juni Conteville 7. Juni Conteville
16. Juni Guise 7. Juni Conteville 16. Juni Guise 16. Juni Guise
18. Juni Emerainville 16. Juni Guise 18. Juni Emerainville 18. Juni Emerainville
19. Juni Wesel 18. Juni Emerainville 19. Juni Wesel 19. Juni Wesel
20. Juni Bouard 19. Juni Wesel 20. Juni Bouard 20. Juni Bouard
22. Juni Brüssel 20. Juni Bouard 22. Juni Brüssel 22. Juni Brüssel
26. Juni Waalhaven 22. Juni Brüssel Juni Bönninghardt 26. Juni Waalhaven
    Juni Wesel 26. Juni Waalhaven    
    26. Juni Waalhaven        

 

- - 1944 - -

Am 22. Juli 1944 wurde in Bonn-Hangelar die I. Gruppe des Jagdgeschwaders 76 neu gebildet. Die Gruppe entstand durch die Umbenennung und Umrüstung der I. / Zerstörergeschwader 76 mit vier Staffeln, ausgerüstet mit der Messerschmitt Bf 109 G. Nach der erfolgten Umrüstung verlegte die Gruppe im August 1944 nach Gahro in Brandenburg, von wo aus sie zur Reichsluftverteidigung eingesetzt wurde. Am 18. September verlegte die Gruppe nach Störmede und am 3. Oktober nach Reinsdorf. Im Oktober wurde die Gruppe zur IV. / Jagdgeschwader 300 umbenannt.

Stab 1. Staffel 2. Staffel 3. Staffel 4. Staffel
Datum Fliegerhorst Datum Fliegerhorst Datum Fliegerhorst Datum Fliegerhorst Datum Fliegerhorst
22. Juli Bonn-Hangelar 22. Juli Bonn-Hangelar 22. Juli Bonn-Hangelar 22. Juli Bonn-Hangelar 22. Juli Bonn-Hangelar
August Gahro August Gahro August Gahro August Gahro August Gahro
18. September Störmede 18. September Störmede 18. September Störmede 18. September Störmede 18. September Störmede
3. Oktober Reinsdorf 3. Oktober Reinsdorf 3. Oktober Reinsdorf 3. Oktober Reinsdorf 3. Oktober Reinsdorf

 

Im Juli 1944 wurde in Stade die III. Gruppe des Jagdgeschwaders 76 durch die Umbenennung der II. / Zerstörergeschwader 1 gebildet. Die Gruppe bestand aus vier Staffeln und wurde mit der Messerschmitt Bf 109 G ausgerüstet. Nach der erfolgten Umrüstung verlegte die Gruppe am 21. August nach Athis udn am 29. August nach Azannes. Am 1. September folgte die Verlegung nach Wiesbaden, am 10. September nach Wolferbach, am 23. September nach Wittenweier und im Oktober nach Donaueschingen. Am 25. Oktober wurde die Gruppe in IV. / Jagdgeschwader 53 umbenannt.

Stab 9. Staffel 10. Staffel 11. Staffel 12. Staffel
Datum Fliegerhorst Datum Fliegerhorst Datum Fliegerhorst Datum Fliegerhorst Datum Fliegerhorst
24. Juli Stade 24. Juli Stade 24. Juli Stade 24. Juli Stade 24. Juli Stade
21. August Athis 21. August Athis 21. August Athis 21. August Athis 21. August Athis
29. August Azannes 29. August Azannes 29. August Azannes 29. August Azannes 29. August Azannes
1. September Wiesbaden 1. September Wiesbaden 1. September Wiesbaden 1. September Wiesbaden 1. September Wiesbaden
10. September Wolferbach 10. September Wolferbach 10. September Wolferbach 10. September Wolferbach 10. September Wolferbach
23. September Wittenweier 23. September Wittenweier 23. September Wittenweier 23. September Wittenweier 23. September Wittenweier
Oktober Donaueschingen Oktober Donaueschingen Oktober Donaueschingen Oktober Donaueschingen Oktober Donaueschingen

 

Der Stab des Jagdgeschwaders 76 wurde am 22. Juli 1944 in Salzburg durch die Umbenennung des Stabes des Zerstörergeschwaders 76 gebildet. In Salzburg rüstete der Stab auf die Messerschmitt Bf 109 G um und verlegte anschließend im August nach Athis in Frankreich. Am 28. August verlegte der Stab dann nach Freiburg im Breisgau und im Oktober nach Felsoe-Abrany in Ungarn. Im November folgte die Verlegung nach Imely in Ungarn, wo der Stab über den Jahreswechsel verblieb.

 

- - 1945 - -

Der Stab des Jagdgeschwaders 76 lag zu Beginn des Jahres 1945 in Imely in Ungarn. Ausgerüstet war er mit der Messerschmitt Bf 109 G. Ihm unterstanden die I. / Jagdgeschwader 53, die II. / Jagdgeschwader 52 und die ungarische Jagdgruppe 101. Im Januar verlegte der Stab nach Veszprém und im März nach Wien. Hier wurde der Stab am 24. April 1945 aufgelöst.

 

2. Kommandeure:

Geschwaderkommodore:

Major Anton Hackl,  August 1944

Major Ernst Düllberg, 7. Oktober 1944

 

I. Gruppe:

Gruppenkommandeure:

Hauptmann Wilfried Müller-Rienzburg, 1. Mai 1939

Major Richard Kraut, Februar 1940

 

II. Gruppe:

Geplante Aufstellung aus der II./ZG 76, aber nicht mehr durchgeführt.

 

III. Gruppe:

Gruppenkommandeure:

unbekannt

 

IV. Gruppe

Geplante Aufstellung aus der I./JG 302, aber nicht mehr durchgeführt.

 

3. Literatur und Quellen:

Prien/Rodeike/Stemmer/Bock, Die Jagdfliegerverbände der Deutschen Luftwaffe 1934 bis 1945, mehrere Bände
Tessin, Georg, Verbände und Truppen der deutschen Wehrmacht und Waffen-SS im Zweiten Weltkrieg 1939 - 1945, Band 14
Wolfgang Dierich: Die Verbände der Luftwaffe 1935 - 1945 - Gliederungen und Kurzchroniken - Eine Dokumentation, Motorbuch-Verlag 1976