Jagdgeschwader 300

1. Lebenslauf:

Das Jagdgeschwader 300 wurde am 20. August 1943 aus dem Jagdgeschwader Hermann mit Stab und drei Gruppen für die "Wilde Sau"-Nachtjagd aufgestellt. Bei diesem Verfahren handelte es sich um dein Verfahren, mit dem bei Nacht britische Bomber – direkt über den angegriffenen deutschen Städten – durch deutsche Tagjäger abgeschossen werden sollten. Die I. und III. Gruppe waren mit der Messerschmitt Bf 109G ausgestattet, der Stab und die II. Gruppe mit Focke-Wulf Fw 190A. 1944 wurden die drei Gruppen in jeweils 4 Staffeln geteilt, hinzu kam eine IV. Gruppe aus der I./Jagdgeschwader 76. Im August 1943 kam eine Ergänzungsstaffel hinzu, diese wurde im August 1944 aufgelöst. Die I. Gruppe wurde am 19. März 1945 aufgelöst.

- - 1943 - -

Am 1. Juli 1943 wurde in Bonn-Hangelar aus dem Versuchskommando Hermann bzw. der I. / Jagdgeschwader Hermann die I. Gruppe des Jagdgeschwaders 300 aufgestellt. Die Gruppe bestand aus drei Staffeln, ausgerüstet mit der Messerschmitt Bf 109G.

Im Juli 1943 wurde in Rheine aus der II. / Jagdgeschwader Hermann die II. Gruppe des Jagdgeschwaders 300 gebildet. Die Gruppe bestand aus drei Staffeln und verfügte über keine eigenen Flugzeuge. Vielmehr nutzte die Gruppe die Focke-Wulf Fw 190 A der II. / Jagdgeschwader 1. Erst im Dezember 1943 wurden der Gruppe eigene Focke-Wulf Fw 190 A zugewiesen.

Im Juli 1943 wurde in Oldenburg aus der III. / Jagdgeschwader Hermann die III. Gruppe des Jagdgeschwaders 300 gebildet. Die Gruppe bestand aus drei Staffeln und verfügte über keine eigenen Flugzeuge. Vielmehr nutzte die Gruppe die Focke-Wulf Fw 190 A der III. / Jagdgeschwader 11. Im November 1943 wurde die Gruppe an das Jagdgeschwader 302 abgegeben. Gleichzeitig wurde aus der III. / Jagdgeschwader 301 eine neue III. Gruppe des Jagdgeschwaders 300 aufgestellt. Auch diese bestand wieder aus drei Staffeln und war mit der Messerschmitt Bf 109 G ausgerüstet.

- - 1944 - -

Die I. Gruppe des Jagdgeschwaders 300 lag zu Beginn des Jahres 1944 in Bonn-Hangelar. Teile der Gruppe wurden am 1. Januar zur Aufstellung der 1. /Nachtjagdgruppe abgegeben. Am 7. Juni verlegte die Gruppe nach Wiesbaden-Erbenheim, am 12. Juni nach Merzhausen, am 15. Juni nach Herzogenaurach und am 13. Juli nach Bad Wörishofen. Im August wurde die Gruppe hier auf vier Staffeln verstärkt. Anschließend verlegte die Gruppe im gleichen Monat nach Esperstedt. Es folgte die Verlegung nach Gahro am 23. September und nach Borkheide im Oktober 1944.

Die II. Gruppe des Jagdgeschwaders 300 lag zu Beginn des Jahres 1944 in Rheine. Sie bestand aus drei Staffeln Focke-Wulf Fw 190 A. Am 21. April 1944 verlegte die Gruppe nach Dortmund. Im Mai wurde ein Großteil der 6. Staffel zur Aufstellung der 8. / Nachtjagdgeschwader 11 verwandt. Anschließend wurde die Staffel neu aufgefüllt. Am 7. Juni verlegte die Gruppe nach Merzhausen, am 12. Juni nach Frankfurt am Main und am 15. Juli nach Unterschlauersbach sowie am 13. Juli nach Holzkirchen. Im August wurde die Gruppe umgegliedert und auf vier Staffeln verstärkt. Dabei wurde die 4. Staffel zur 7. Staffel umbenannt und es wurde mit der Aufstellung einer 8. Staffel begonnen. Im August verlegte die Gruppe dann nach Erfurt-Bindersleben, am 26. September nach Finsterwalde und im Oktober nach Löbnitz.

Die III. Gruppe des Jagdgeschwaders 300 lag zu Beginn des Jahres 1944 in Wiesbaden-Erbenheim. Die Gruppe bestand aus drei Staffeln und war mit der Messerschmitt Bf 109 G ausgerüstet. Am 3. Juni verlegte die Gruppe nach Jüterbog. Im August 1944 wurde die Gruppe hier umgegliedert und auf vier Staffeln erweitert. Hierzu wurden die 7. und 8. Staffel zur 10. und 11. Staffel umbenannt. Außerdem wurde die 3. / Jagdgeschwader 53 eine 12. Staffel gebildet. Im September 1944 verlegte die Gruppe nach Dortmund, am 1. Oktober nach Jüterbor-Damm und im Dezember nach Jüterbog-Waldlager. Hier wurde die 12, Staffel im Dezember 1944 aufgelöst.

Die IV. Gruppe des Jagdgeschwaders 300 wurde im Oktober 1944 in Reinsdorf bei Berlin durch die Umbenennung der I. / Jagdgeschwader 76 gebildet. Sie bestand aus einem Gruppenstab und vier Staffeln. Ausgerüstet war die Staffel sowohl mit der Focke-Wulf Fw 190 als auch mit der Messerschmitt Bf 109 G.

- - 1945 - -

Die I. Gruppe des Jagdgeschwaders 300 lag zu Beginn des Jahres 1945 in Borkheide. Bereits am 19. März erging der Befehl zur Auflösung der Gruppe, diese bestand jedoch noch bis April 1945, als diese nach Salzburg verlegte.

Die II. Gruppe des Jagdgeschwaders 300 lag zu Beginn des Jahres 1945 in Löbnitz. Im April 1945 verlegte die Gruppe nach Holzkirchen und noch im gleichen Monat weiter nach Ainring. Hier bildete die Gruppe zusammen mit der III. / Jagdgeschwader 300 im Mai 1945 noch die Jagdgruppe 300.

Die III. Gruppe des Jagdgeschwaders 300 lag zu Beginn des Jahres 1945 in Jüterbog-Waldlager. Sie gliederte sich in einen Stab und drei Staffeln und war mit der Messerschmitt Bf 109 G ausgerüstet. Im April 1945 verlegte die Gruppe nach Ainring. Hier wurden die Reste der Gruppe zusammen mit den Resten der II. / Jagdgeschwader 300 im Mai 1945 noch zur Jagdgruppe 300 zusammen gefasst.

Die IV. Gruppe des Jagdgeschwaders 300 lag zu Beginn des Jahres 1945 in Reinsdorf bei Berlin. Sie bestand aus einem Gruppenstab und vier Staffeln. Ausgerüstet war die Staffel sowohl mit der Focke-Wulf Fw 190 als auch mit der Messerschmitt Bf 109 G. Im April 1945 verlegte die Gruppe nach Salzburg, wo sie bis Kriegsende lag.

2. Kommandeure:

Geschwaderkommodore:

Oberstleutnant Hajo Hermann, Juni 1943

Oberstleutnant Kurt Kettner, 26. September 1943

Oberstleutnant Walther Dahl, 27. Juni 1944

Major Kurd Peters (i.V.), Dezember 1944

Major Anton Hackl, 30. Januar 1945

Major Kurd Peters (i.V.), März 1945

Major Günther Rall, 20. Februar 1945

I. Gruppe:

Gruppenkommandeure:

Hauptmann Gerhard Stamp, 1. November 1943

Hauptmann Gerhard Stamp, November 1944

Major Baier, unbekannt - März 1945

II. Gruppe:

Gruppenkommandeure:

Hauptmann Kurt Peters, November 1943

Major Alfred Lindenberger, Juni 1944

Hauptmann Waldemar Radener, 23. Februar 1945

Hauptmann Karl-Heinz Dietsche, 16. April 1945

III. Gruppe:

Gruppenkommandeure:

Major Iro Ilk, 31. Januar 1944

Hauptmann Herbert Nolter, 26. September 1942 

Major Hans-Karl Kamp, 7. Dezember 1944

Hauptmann Peter Jenne, 1. Januar 1945

IV. Gruppe:

Gruppenkommandeure:

Hauptmann Puchinger, Oktober 1944

Hauptmann Offterdinger, 18. Dezember 1944

3. Literatur und Quellen:

Prien/Rodeike/Stemmer/Bock, Die Jagdfliegerverbände der Deutschen Luftwaffe 1934 bis 1945, mehrere Bände
Tessin, Georg, Verbände und Truppen der deutschen Wehrmacht und Waffen-SS im Zweiten Weltkrieg 1939 - 1945, Band 14
Wolfgang Dierich: Die Verbände der Luftwaffe 1935 - 1945 - Gliederungen und Kurzchroniken - Eine Dokumentation, Motorbuch-Verlag 1976
Michael Holm:www.ww2.dk
Franz Kurowski: Der Luftkrieg über Deutschland, Econ Verlag, Düsseldorf, 1977
Heinz Novarra: "Himmelbett" und „Wilde Sau“ – Aus der Geschichte der deutschen Nachtjagd. In: Wolfgang Flume (Hrsg.): Jahrbuch der Luftwaffe, Folge 10. 1973, S. 134–140.
Werner Held, Holger Nauroth: Die deutsche Nachtjagd, Flechsig Verlagshaus, 2005.