Infanterie-Regiment 474

 

Bei der Mobilmachung am 26. August 1939 wurde das Infanterie-Regiment 474 als Regiment der 4. Welle im WK VI aufgestellt, es unterstand der 254. Infanterie-Division. Dabei wurde das I. Bataillon vom Infanterie-Regiment 58 aufgestellt, ebenso die 13. Kompanie. Der Rest wurde mit Masse durch das Infanterie-Regiment 37 aufgestellt. Garnisonsstadt war Osnabrück.

Zuerst wurde es zur Grenzsicherung im Raum Kleve - Goch eingesetzt. Am 1. Februar 1940 wurde das II. Bataillon an das Infanterie-Regiment 507 abgegeben und das Personal ersetzt. Am 10. Mai 1940 trat das Regiment zum Angriff an und eroberte die mit Bunkern befestigte Maaslinie bei Mook nach hartem, verlustreichem Kampf. Am 11. Mai 1940 wurde die Pulheidestellung durchstoßen und noch am Abend die 4. Stellung, die Süd-Wilhelmsfahrt, erreicht. Zur Unterstützung der bei Moordyk kämpfenden Luftlandetruppen nach Norden abgedreht, stand das Regiment zuletzt 7 Kilometer südlich von Rotterdam. Von hier wurde in anstrengenden Märschen Belgien durchquert, bis das am 27. Mai 1940 Bekelaere und Zoonebeeke den Engländern und Belgiern entriss. Nach der Kapitulation des belgischen Heeres ging es am deutschen Ehrenfriedhof von Langemarck vorbei in den Raum ostwärts des Ypern-Yser-Kanals, der am 29. Mai 1940 gegen den starken Widerstand der Engländer überwunden wurde. In scharfem Angriff ließ das Regiment den Gegner nicht mehr los und nahm am 30. Mai 1940 Grombeeke, wo mehr als 1500 Engländer, meist verwundet, und gewaltige Beute an Waffen und Material in seine Hände fielen. Bei den folgenden Kämpfen in Richtung Dünkirchen wurde am 3. Juni 1940 das französische Infanterie-Regiment 137 aufgerieben. Der Regimentskommandeur ergab sich mit 600 Soldaten den Angehörigen des Regiments. Am 4. Juni 1940 morgens fiel Dünkirchen in deutsche Hand, und dass Regiment erreichte das Meer am Fliegerdenkmal. Hier meldeten sich 6 französische Generäle in Gefangenschaft. Damit war mit 12 schweren Angriffstagen der Kampf im Westen für das Regiment beendet. Es hatte sich voll bewährt, aber auch bittere Verluste zu beklagen. Im Raume Boulogne war es danach zum Küstenschutz eingesetzt, bis es Ostern 1941 nach dem Osten verlegt wurde.

Aus dem Memelgebiet trat das Regiment zunächst als Armeereserve zum Ostfeldzug an. Nach anstrengenden Märschen durch Litauen und Lettland kam das Regiment in Estland zum Einsatz, war an der Eroberung Revals und an dem Durchstoß auf den Finnischen Meerbusen beteiligt. Schwere Angriffskämpfe südwestlich Leningrad führten zur Bildung des "Oranienbaumer Kessels". Nun wurde das Regiment im LKW-Transport in den Raum südostwärts Leningrad geworfen, wo es im Rahmen der 12. Panzer-Division schwere Abwehrkämpfe zu bestehen hatte. Hier Mitte November 1941 abgelöst, nahm das Regiment an dem Angriff auf Wolchowstroy teil, nahm überraschend Tobino und hatte sich hier, auf sich allein gestellt, schwerster Feindangriffe von allen Seiten zu erwehren. Am  20. November 1941 das III. Bataillon an das Infanterie-Regiment 586.abgegeben und wieder ersetzt. In den ersten Monaten des Jahres 1942 war das Regiment an der Abwehr tief eingebrochener Teile der 2. sowjetischen Stoßarmee unter General Wlassow südlich Ljuban beteiligt und trat von hier aus als verstärkte Kampfgruppe 474 zur Vernichtung des Gegners im Mai quer durch den Wolchow-Sumpf ohne Fahrzeuge an, nahm überraschend das wichtigste Wegekreuz Tigoda und stieß bis in den Rücken des Gegners durch, so dass die 2. Stoßarmee, vom Nachschub abgeschnitten, vernichtet wurde. Es folgten Stellungskämpfe am Wolchow und nach Verlegung in den Raum Demjansk Angriffskämpfe zur Vernichtung starker durchgebrochener Feindteile bei Sawkino - Lewoschkino. Anschließend harte Kämpfe bis zur Räumung des Kessels von Demjansk im Februar 1942 und dann Teilnahme an der Abwehrschlacht zwischen Lowat und Rodja. Vom 11. März bis 21. Mai 1942 nahm das Regiment an den Abwehrkämpfen am Nord- und Ostrand des Wolchowkessels und anschließend am Angriff in den Kessel hinein teil.

Am 15. Oktober 1942 das Regiment in Grenadier-Regiment 474 umbenannt.