Infanterie-Regiment 194
Das Infanterie-Regiment 194 wurde mit Befehl vom 25. August 1939 mit
Aufstellungstag 26. August 1939 durch den Infanterie-Kommandeur 19 aufgestellt.
Als Aufstellungsort wurde Halberstadt befohlen. Der Stamm des Regiments
wurde gebildet aus:
I. Bataillon aus dem Infanterie-Regiment 12 in Quedlinburg
II. Bataillon aus dem Infanterie-Regiment 17 in Goslar und Blankenburg
III. Bataillon aus dem Infanterie-Regiment 82 in Northeim
Das Regiment unterstand der 71. Infanterie-Division. Nach der Aufstellung wurde das Regiment am 1. September 1939 in den Raum
Pirmasens verlegt. Es bezog eine HKL nördlich von Ludwigswinkel. Anfang 1940
verlegte das Regiment in den Raum Birkenfeld. Am 10. Mai begann der Vormarsch
des Regiments nach Frankreich mit einem Marsch nach Wanen, westlich von Arlon,
welches am 13. Mai erreicht wurde. In der Nacht zum 14. Mai marschierte das
Regiment in seinen Bereitstellungsraum bei Pin in Belgien. Am 14. Mai wurde es
zur Inbesitznahme des Nordufers der Chiers eingesetzt. Am 15. Mai setzte das
Regiment Aufklärungs-Stoßtrupps über den Chiers an. Am 17. Mai besetze es die
Orte Fromy, Margut und Moiry. Am 20. Mai ging das Regiment in der erreichten
Stellung zur Verteidigung über, da ein weiterer Durchbruch durch die
Maginot-Linie nicht mehr notwendig war. Am 1. Juni bezog das Regiment eine neue
HKL im rechten Divisionsabschnitt von der Cote de Chatillon bis zum Ostrand des
Bois d'Inor. Am 11. Juni 1940 griff das Regiment nach Süden an und nahm bis
13.00 Uhr den Ort Inor und die Höhe 321. Kurz nach 14.00 Uhr erreichte das
Regiment die Straße Martincourt - Olizy. Um 15.00 Uhr erreichte es sein
Tagesziel: Terrain de Manoeuvres. Am 12. Juni wurde der Angriff in Richtung
Verdun fortgesetzt. Das I. Bataillon besetzte Stenay, das II. Bataillon Chau. Am
13. Juni wurde der Vormarsch erst gegen 17 Uhr fortgesetzt. Am 14. Juni
erreichte das Regiment gegen Morgen den Ort Samogneux, wo es erstmals wieder auf
französischen Widerstand traf. Nach schwerem Häuserkampf konnte das I. Bataillon
den Ort gegen 9.15 Uhr nehmen. Gegen Mittag erhielt das Regiment den Befehl, auf
die Côte de Talou. vorzustoßen. Bis 15.30 Uhr
konnte der Talou-Rücken genommen werden. Am 15. Juni stieß das Regiment auf die
Zitadelle von Verdun vor. Um 11.30 Uhr wurde der Nordrand von Verdun erreicht.
Unterstützt durch die Panzerjäger-Abteilung 171 stieß das regiment weiter in die
Stadt vor und besetzte um 12.30 Uhr die Zitadelle der Stadt. Um 13.00 Uhr
erhielt das III. Bataillon beim Heraustreten aus Bras starkes Artilleriefeuer
aus dem Fort Froide Terre und wurde zum Ausweichen nach Westen entlang des
Bahndamms gezwungen. Erst gegen 14.00 schweigt das durch das Infanterie-Regiment
211 inzwischen genommene Fort, so daß das III. Bataillon des
Infanterie-Regiments 194 zusammen mit dem inzwischen herangeführten I. Bataillon
auf der Straße schnell nach Verdun eindringen konnte. Das II. Bataillon
erreichte gegen 18.00 Uhr Verdun. Mit dem Beginn des 16. Juni 1940 waren
die Kämpfe um die Festung Verdun beendet und das Regiment ging zur Verfolgung
des weichenden Gegners über. Das Regiment stieß auf der Maastalstraße nach Süden
vor. Bereits gegen 15.30 hatte das Regiment Genicourt erreicht. Gegen 19.00
stieß die Vorausabteilung des Regiments in Lacroix auf feindliche Einheiten, der
nach Einsatz des II. Bataillons im Straßen- und Häuserkampf geworfen werden
konnte. Um 22.00 Uhr wurde St. Mihiel erreicht und bis gegen 23.30 Uhr vom Feind
gesäubert. Gegen Mitternacht besetzte ein Stoßtrupp das Fort Camp des Romains.
Am 17. Juni marschierte das Regiment von St. Mihiel aus über Apremont auf
Gironville. Am 18. Juni trat das Regiment frühmorgens nach endgültiger Einnahme
des Forts de Gironville den Vormarsch über Jouy, Boucq, Lagney in Richtung auf
die Brückenstelle bei Aingeray an. Das III. Bataillon blieb zur Sicherung in der
Linie Gironville - Lagney zurück. Am Spätnachmittag wurde das I. Bataillon dem
Infanterie-Regiment 191 unterstellt und nach Nancy in Marsch gesetzt, das II.
Bataillon wurde zur Sicherung der Brückenstelle bei Aingeray in südwestlicher
Richtung zwischen Fontenoy und Straße Toul - Nancy eingesetzt. In den
Nachmittagsstunden folgte das III. Bataillon nach Ablösung durch Teile der 58.
Infanterie-Division nach Nancy. Am 19. Juni verblieb das Regiment in den
erreichten Stellungen und sicherte den gewonnenen Raum. Da sich bei der Einnahme
der Stadt Nancy die Einkesselung starker französischer Kräfte abzeichnete, wurde
das Infanterie-Regiment 194 zur Abriegelung des Kessels herangezogen. Das
Regiment erhielt hierzu am Nachmittag des 19. Juni den Befehl, das Höhengelände
um Nancy zu besetzen. Das I. Bataillon wurde von der Division auf LKW von Nancy
aus nach Süden in Marsch gesetzt, während das II. Bataillon aus dem Forêt
de Haye nach Nves. Maisons vorgezogen wurde. Gegen 16.00 Uhr erzwang die 6.
Kompanie trotz stärkster Gegenwehr aus Pont St. Vincent den Übergang über die
Mosel auf einer von den Franzosen gesprengten Eisenbahnbrücke. Bis 18.00 Uhr
konnte der Brückenkopf erweitert werden. Andere Teile des Bataillons setzten mit
Floßsäcken südlich von Chaligny über die Mosel. Anschließend stießen die
übergesetzten Teile auf den Flugplatz Nancy vor. Während das I. Bataillon bis
zum Einbruch der Dunkelheit das Nordufer der Mosel säuberte, hatte die 6.
Kompanie den Ort Ponz St. Vincent im Kampf genommen. Gegen 22.00 Uhr wurde das
Fort dort gestürmt und genommen. Gegen 2.00 Uhr morgens des 20. Juni wurde der
Flugplatz westlich des Forts in Besitz genommen. Am Morgen des 20. Juni stand
das Regiment mit I. und II. Bataillon auf den Höhen südlich der Mosel bereit und
unterstützte die Einschließung der südlich der Mosel stehenden Feindkräfte. Hier
endete für das Regiment der Frankreichfeldzug. Das Regiment hatte während der
Kämpfe 2 gefallene und 15 verwundete Offiziere sowie 115 gefallene und 379
verwundete Unteroffiziere und Mannschaften zu beklagen.
Nach dem Westfeldzug verblieb das Regiment als Besatzungstruppe in Luxemburg und
Ost-Belgien. Anfang Oktober 1940 wurde das Regiment auf den Truppenübungsplatz
Reims verlegt. Die 71. Infanterie-Division fungierte
hier als Lehrtruppe für Bataillons- und Abteilungskommandeure. Ende März 1941
wurde das Regiment dann zusammen mit der 71. Infanterie-Division in das
Generalgouvernement verlegt. Mitte Juni wurde die 71. Infanterie-Division in ihren
endgültigen Angriffsstreifen zwischen Futory und Cieszanow verlegt. In den
Nächten zum 21. Juni und zum 22. Juni wurde das Regiment in seinen
Bereitstellungsraum dicht an der russischen Grenze vorverlegt. Am 22. Juni 1941
stand das Regiment am rechten und Schwerpunktflügel der Division im Wald
nordostwärts Futory in einer Breite von etwas über 1 km mit Angriffsziel
Lubaczow. Kurz vor dem Morgengrauen des 22. Juni trat das Regiment ohne
Feuervorbereitung zum Angriff über die russische Grenze an. Es gelang dem
Regiment, die russischen Grenzbefestigungen zu durchbrechen und weiter
vorzustoßen. Am 23. Juni stieß das Regiment auf Budomierz vor und nahm den Ort.
Nach dem Sichten stärkerer russischer Panzerverbände bei Jaworow bildete das
Regiment südlich von Hruszow mit zwei Bataillonen eine Abwehrfront nach Süden.
Dabei wurde dem Regiment die Panzerjäger-Abteilung 171 unterstellt. Am 24. Juni
trat das Regiment wieder zum Vormarsch an und erreichte gegen 9.00 Uhr ohne
Feindwiderstand Przejazd. Am 24. Juni beteiligten sich Teile des Regiments
an der Panzerabwehr-Schlacht in und um Niemirow.Vom 25. bis 27. Juni 1941
kämpfte das Regiment um den russischen Truppenübungsplatz Wiszenka und stieß
anschließend in Richtung Lemberg vor. Zum 30. Juni endeten die Gefechte der 71. Infanterie-Division vor den
Toren Lembergs. Ab dem 2. Juli 1941 begann der Vormarsch der 71. Infanterie-Division als
Armee-Reserve in Richtung Kiew. Am 29. Juli 1941 löste sie die 60.
Infanterie-Division bei Klechowka - Ksawerowka - Marjakowka am Kessel um Kiew
ab. Am 30. Juli griff das Regiment den ausgebauten Ort Marjakowka an. Um 5.45
Uhr trat das Regiment nach Bereitstellung westlich von Marjakowka zum Angriff
auf den Ort an. Unterstützt wurde das Regiment durch die II. und IV. /
Artillerie-Regiment 171. Der rechte Flügel des Regiments stieß gegen 6.30 Uhr
südlich an Marjakowka vorbei. Gegen 7.00 Uhr war das Regiment in den Südteil des
Dorfes eingedrungen und begann, das Dorf zu säubern. Erst gegen 15.00 Uhr war
das Dorf unter eigener Kontrolle. Im anschluß stieß das Regiment weiter auf den
Ort Dorachty vor, blieb dann aber im feindlichen Abwehrfeuer liegen. Nach diesem
Erfolg stieß das Regiment am 31. Juli und 1. August 1941 auf die Weta
vor, überschritt den Fluß am 2. August und setzte anschließend den Vormarsch
nach Kiew fort. Am Abend des 9. August stellte die 71. Infanterie-Division den
Vormarsch auf Kiew ein und ging südlich der Stadt zur Abwehr über. Das Regiment
setzte sich bis zum 12. August auf eine weiter südlich und besser zu
verteidigende Linie ab, wobei der russische Gegner sofort nachdrückte. In der
Nacht zum 24. August wurde das Regiment von Teilen der 75. Infanterie-Division
abgelöst und marschierte über Glewacha in den Raum Budajewka - Saborje, wo es im
Abschnitt östlich des Irpen zur Abwehr eingesetzt wurde. Ab dem 10. September
wurde das Regiment erneut abgelöst, dieses mal von Teilen der 296.
Infanterie-Division, und verlegte anschließend bis zum 15. September 1941 einen
neuen Abschnitt an der Irpen zwischen Budajewka und Liwinowka. Am 18. September
griff der nördliche Nachbar der 71. Infanterie-Division, die 296.
Infanterie-Division, in ihrem Abschnitt nach Osten und Süden in Richtung auf
Kiew an. Zur Ausnutzung der Erfolge dieses Angriffs griff auch das
Infanterie-Regiment 194 am 19. September die ihm gegenüber liegenden russischen
Bunker an. Gegen Mittag stand das Regiment mit dem I. und III. Bataillon im Raum
Blistawiza - Osery zum Übergang bei Mostischtsche bereit, wo das I. Bataillon
einen Brückenkopf gebildet hatte und sich bereits beim Übersetzen befand.
Dasselbe war beim II. Bataillon bei der gesprengten Eisenbahnbrücke bei Datschi
Irpenj der Fall. Bis gegen 22.00 Uhr erreichte das Regiment den Raum
Bielitschi.Am Folgetag wurde das Regiment, nachdem Kiew von anderen Einheiten
genommen worden war, zur Sicherung und zur Säuberung des Festungskampffeldes
nordwestlich von Kiew eingesetzt. Anschließend marschierte das Regiment nach
Shitomir-Berditschew, um nach Westen verladen zu werden. Bis Mitte Oktober 1941
erreichte die Division den Raum Charleroi - Valenciennes - Lille in Frankreich,
wo es aufgefrischt und als Besatzungseinheit eingesetzt wurde. Zu Beginn des
Jahres 1942 wurde die 71. Infanterie-Division auf die
Truppenübungsplätze um Reims herum verlegt, um erneut als Lehr-Division zu
wirken. Im April 1942 erfolgte dann die Rückverlegung der Division nach Osten.
Vom 18. April 1942 an traf die 71. Infanterie-Division im Raum
Charkow ein. Von hier aus marschierte die Division ohne das Infanterie-Regiment
211 in Richtung Liman ab. Durch den russischen Großangriff am 12. Mai 1942
östlich und südöstlich von Charkow wurde die Division abgedreht, um die 23.
Panzer-Division ostwärts von Charkow an der Babka abzulösen. Das
Infanterie-Regiment 194 hatte jedoch bereits Teile der 44. Infanterie-Division
im Abschnitt Grakowo - Smijew abgelöst und wurde daher der 44.
Infanterie-Division unterstellt. Als Ersatz wurde das Infanterie-Regiment 131
der 71. Infanterie-Division unterstellt.
Nach Beendigung der Abwehr- und Kesselschlacht um Charkow Ende Mai 1942 kehrte
das Regiment wieder zur 71. Infanterie-Division zurück. Anfang Juni 1942 konnte
die deutsche Aufklärung eine feindliche Ansammlung im Raum Woltschansk -
Kupjansk - Tschugujew feststellen. Das LI. Armeekorps, dem die 71. Infanterie-Division angehörte,
erhielt daher den Auftrag, in die feindlichen Stellungen einzubrechen und durch
Gewinnung eines Brückenkopfes dem III. Panzerkorps eine Öffnung ins Hinterland
zu schaffen. Der Angriff der 71. Infanterie-Division begann am
10. Juni um 2.00 Uhr. Im Abschnitt des Regiments kam der Angriff zügig voran.
Bereits gegen 6.00 Uhr erreichte das Regiment den Ort Mal. Krynki und nahm um
9.0 Uhr die Brücke in Mostowaja über den Burluk. Auf dem gegenüberliegenden Ufer
wurde dann der für das III. Panzerkorps notwendige Brückenkopf errichtet. Nach
dem weiteren Vorstoß durch das III. Panzerkorps verblieb das Regiment in den
erreichten Stellungen, um die rechte Flanke des III. Panzerkorps zu decken. Bis
auf einige feindliche Spähtrupps blieb es an der Front des Regiments ruhig. Am
22. Juni begann die Offensive zur Gewinnung des Dwuretschnaja-Abschnitts und zur
Flankensicherung des Kessels Isjum-Kupjansk. Das Regiment, am linken Flügel
eingesetzt, erreichte mit seinem I. und II. Bataillon ohne Feindwiderstand um
3.00 Uhr Arkadijewka und war bis 7.30 Uhr bereits 10 km weis bis zur Gussinka
vorgestoßen. Auch am 23. und 24. Juni setzte das Regiment seinen Vormarsch nach
Nordosten fort und richtete sich am Abend des 24. Juni entlang des Nishe -
Dwuretschnaja zur Verteidigung ein. Hier wies das Regiment in den Folgetagen
mehrere russische Ausbruchsversuche ab. Am 27. Juni 1942 waren die Kämpfe in
diesem Raum beendet. Am 2. Juli trat das Regiment wieder zum Angriff an. Ziel
war die Gewinnung des Oskol-Abschnitts. Dieser wurde am 3. Juli erreicht. Am 7.
Juli begann für das Infanterie-Regiment 194 der Vormarsch in Richtung des
mittleren Don. Die russischen Truppen wichen geschickt nach Osten aus und
leisteten wenig Widerstand. Die Marschleistungen des Regiments lagen täglich
zwischen 20 und 30 km. Am 26. und 27. Juli erreichte das Regiment den Don. Hier
wurde das Regiment in der Zeit bis zum 6. August zur Verteidigung der deutschen
Flanke im Raum Nishne Tschirskaja - Bahnhof Rytschowo eingesetzt. Am 6. August
1942 wurde die 71. Infanterie-Division nördlich des
Tschir bereit gestellt, um am 7. August 1942 nach Norden angreifen zu können.
Der Marsch in den Bereitstellungsraum wurde durch starke Staubentwicklung auf
den Vormarschstraßen behindert. Trotzdem trat das Regiment am 7. August um 3.00
Uhr zum Angriff an. Das Regiment kam gut voran und erreichte schnell die
Bahnlinie Tschir - Stalingrad. Anschließend erreichte das Regiment den Don, wo
es in den Folgetagen zur Sicherung und zur Säuberung des Gefechtsfeldes
eingesetzt wurde. Es folgten einige Tage der Ruhe, in denen die Verbände neu
geordnet und aufgefrischt wurden. Am 21. August 1942 überschritt das Regiment
zusammen mit der gesamten 71. Infanterie-Division den Don, um
in Richtung Stalingrad vorzustoßen. Nach dem Übergang begann der Vormarsch nach
Osten gegen hinhaltenden russischen Widerstand. Am 29. August war das Regiment
an der Einnahme von Kalatsch beteiligt. Am 2. September setzte das Regiment
seinen Angriff in Richtung Stalingrad fort. Am 4. September mußte sich das
Regiment in dem von ihm erreichten Raum verteidigen, konnte aber unter schweren
eigenen Verlusten alle russischen Gegenangriffe abweisen. Auch am 5. und 6.
September verteidigte das Regiment die erreichte Linie. Am 7. September wurde
der deutsche Vormarsch fortgesetzt. Am 8. September erreichte das Regiment,
unterstützt von einer Sturmgeschütz-Batterie, das "Krankenhaus". Die dem 9.
September folgenden Tage diensten der Auffrischung und Instandsetzung, nachdem
das Regiment bisher schwere Verluste erlitten hatte. Auf Grund der schweren
Verluste des Regiments wurden mit Regimentsbefehl vom 11. September 1942 das I.
und II. Bataillon unter dem Kommandeur des II. Bataillons zusammengefügt. Das
Regiment gliederte sich jetzt in:
Regimentsstab
Bataillon Dobberkau (Stab I. und II. Bataillon)
1. und 2. Kompanie
3. und 6. Kompanie
5. und 7. Kompanie
4. und 8. Kompanie
Bataillon Münch (Stab III. Bataillon)
9. Kompanie
10. Kompanie
11. Kompanie
12. Kompanie
Die Gliederung galt nur taktisch. Bei verwaltungstechnischen Angaben waren die
alten Bataillons- und Kompaniebezeichnungen anzugeben.
Am 12. September 1942 erhielt die 71. Infanterie-Division den befehl,
zusammen mit der 295. Infanterie-Division direkt auf die Stalingrader Innenstadt
vorzustoßen. Die 71. Infanterie-Division war zusammen
mit der 295. Infanterie-Division daher einer der ersten Divisionen, die ihr Ziel
an der Wolga erreichten. Durch die konzentrischen Angriffswellen auf den
Stadtkern erlitten die Stoßkeile der 71. Infanterie-Division schwere
Verluste, unter anderem auch durch die nun vermehrt auftretenden russischen
Scharfschützen. Das erste Angriffsziel wurde mit Erreichen des Höhenrückens um
die „Ziegelei“ erreicht und die Ausgangsstellung für einen raschen Vorstoß auf
die Stadtmitte geschaffen. In der Stadt Stalingrad selbst kam es dann zu
schweren Häuserkämpfen, welche beim Regiment zu schweren Verlusten führten. Bei
Einbruch der Nacht nahm das Regiment den Ort Aviagorodok und näherte sich bis
auf 2 km der Eisenbahnlinie. Am 14. September konnte das Regiment die wichtige
Höhe Höhe 112,5 und den Bahnhof von Stalingrad nehmen. Einzelne Teile des
Regiments konnten die Wolga erreichen, wurden dann aber wieder zurückgedrängt.
Am 13. September 1942 stieß die 71. ID mit massierter Luftunterstützung von
Sturzkampfbombern in Richtung Hauptbahnhof vor und am nächsten Tag erreichte sie
die Stadtmitte von Stalingrad nördlich der Tsaritzarinne. In den folgenden Tagen
wogten die Straßenkämpfe im Stadtgebiet hin und her. Vor allem im Bereich des
Hauptbahnhofes wurde heftig gekämpft. Am 16. September kämpften Teile des
Regiments im Verbund der 295. Infanterie-Division um den Besitz der Krutoi und
Dolgii-Balka, ohne die hier liegenden russischen Truppen jedoch aus ihren
Stellungen vertreiben zu können. In Stalingrad-Mitte kämpften Teile des
Regiments in einem verlustreichen Häusergefecht. Am 16. September kämpfte das
Regiment in der Umgebung des Roten Platzes um den Besitz der massiven Gebäude
Gorki Theater, Kaufhaus Uniwermag und das Parteigebäude sowie um den
Hauptbahnhof. Auch in den Folgetagen zogen sich die schweren Häuserkämpfe hin.
Am 25. September 1942 hatte die 71. Infanterie-Division auf ihrer
gesamten Frontbreite die Wolga erreicht. Nach dem Abflauen der Gefechte in
Stalingrad-Mitte löste sich die 71. Infanterie-Division aus dem
konzentrierten Angriffsverband heraus und dehnte sich auf breitere Abschnitte in
den Verteidigungsstellungen direkt an der Wolga aus. Dabei konnten sie die
bereits vorhandenen sowjetischen Abwehrstellungen weitgehend übernehmen. Das
Regiment stand als nördliches Regiment der Division an der Wolga. Am 27.
September erfolgte eine Umgruppierung der 71. Infanterie-Division. Das
Regiment wurde jetzt zwischen der Tsaritza und der Dolgiibalka eingesetzt. Es
war jedoch zu schwach, um hier weitere Erfolge zu erzielen und wurde daher nur
zur Verteidigung eingesetzt. Am 15.
Oktober 1942wurde das Regiment in Grenadier-Regiment 194
umbenannt.
Literatur und Quellen:
Die 71. Infanterie-Division im Zweiten Weltkrieg 1939 - 1945. Gefechts- und
Erlebnisberichte aus den Kämpfen der "Glückhaften Division" von
Verdun bis Stalingrad, von Monte Cassino bis zum Plattensee. -
Arbeitsgemeinschaft "Das Kleeblatt" (Hrsg.), Hildesheim 1973
Die 71. Infanterie-Division im Zweiten Weltkrieg 1939 - 1945 - Fotos, Karten
und Texte von den Kämpfen einer niedersächsischen Infanterie-Division
"Die Glückhafte" - Zusammengestellt von Hans Nölke, Druckhaus Pinkvoß,
Hannover 1984
Akten des Bundesarchives: RH 26-71