Abriss zur Geschichte der 50. Infanterie-Division
Keimzelle der späteren 50.
ID war das als Spezialtruppe zur Besetzung der Festungsanlagen des
Oder-Warthe-Bogens am 1. Oktober 1937 aufgestellte Grenz-Infanterie-Bataillon
122. Unter Befehl von Major Benczek wurde das Bataillon im Tiborlager, südwestlich
von Schwiebus am Mittwalder See(auch Tibor genannt) aus Stämmen der 3. ID in
Frankfurt(Oder) aufgestellt. Im Oktober 1938 erfolgte eine Vermehrung dieser
Truppe und so wurden die Grenz-Infanterie-Regimenter 121 in Crossen, 122 in
Meseritz und 123 in Schwerin/Warthe aus weiteren Abgaben der 3. und 23. ID
aufgestellt und erhielten je 6 überstarke Kompanien. Das
Grenz-Infanterie-Bataillon 122 ging darin auf. Weiterhin wurde am 10. November
1938 das Grenz-Pionier-Bataillon 71 im Tiborlager aufgestellt. Das Personal der
1. Kompanie kam von der 1./PiBtl. 12, jenes für die 2. Kompanie von der 2./PiBtl.
23 und für den Stab kam Personal von den Pionier-Bataillonen 3, 23 und 43. Als
Nachrichteneinheit entstand die Grenz-Nachrichten-Abteilung 71 aus der
5./Nachrichten-Abt. 3 in Frankfurt(Oder). Die Grenz-Artillerie-Abteilung 101
wurde mit zwei sFH-Batterien und einer 10 cm-K-Batterie in Crossen und ab dem 1.
Mai 1939 im Tiborlager versammelt. Alle Einheiten waren der Grenzkommandantur Küstrin
unter Generalleutnant Sorsche unterstellt.
Weiterhin wurde im Hochwald
südwestlich von Meseritz das Regenwurmlager, benannt nach dem dort fließenden
Bach und westlich des Oder-Warthe-Bogens gelegen, errichtet. Grund hierfür war,
dass vor allem die Garnisonen Schwerin/Warthe und Meseritz ostwärts der
Befestigungslinie lagen und somit eine Mobilisierung der Truppe im Ernstfall unmöglich
wurde.
Polenfeldzug
Am 25. August 1939 traf der
Befehl zur Mobilmachung für den 26.August ein. Die 6 Kompanien je Regiment
wurden verdreifacht. Je 9 Kompanien sollten in den Stellungen und Garnisonen
verbleiben und bildeten die Grenz-Infanterie-Regimenter Crossen, Meseritz und
Schwerin und aus den anderen 9 Kompanien wurden die Infanterie-Regimenter 121,
122 und 123 aufgestellt und der 50. ID unterstellt. Als Divisionsartillerie
wurden die sArtillerie-Abteilung 101 und 103 gebildet und die II./AR 39 und
II./AR 59 unterstellt, sodass ein Artillerie-Regiment als Divisionsartillerie
entstand. Die zwei Pionierkompanien werden auf fünf aufgestockt und im
Pionier-Bataillon 71 zusammengefasst. Die Division wurde dem III. AK unterstellt
und begibt sich bis 27. August in den Raum Schneidemühl.
Da die MG-Kompanien nicht
vorhanden sind, erhält jede Kompanie der Infanterie-Regimenter zwei sMG 08. Je
Regiment sind nur zwei Infanteriegeschütze und drei 3,7-cm-Pak vorhanden. Am
30. August versammeln sich die Einheiten im Bereitstellungsraum
Ruden-Kietz-Seefelde-Flatow und greifen von hier am 1. September 1939 in
Richtung Bromberg an. Den ersten Verwundeten hat die 1./IR 123, jedoch treffen
die Regimenter nicht auf nennenswerten Widerstand. Am 5. und 6. September wird
Bromberg genommen und weiter Richtung Südosten vorgestoßen, wo etwa ab dem 12.
September die Schlacht an der Bzura geführt und darauf das entsprechende Gebiet
gesäubert wird. 133 Gefallene, 394 Verwundete und 14 Vermisste hat die Division
in Polen zu beklagen.
Ab Ende Oktober begann erst
die Umgliederung in eine Division 2. Welle, dann ab Mitte November 1939 in eine
Division 1. Welle. Personal kam von den in den Garnisonen zurückgebliebenen
Einheiten, aus dem Wehrkreis VI wurden je Regiment drei sMG-Züge, einen
Pak-Zug, je einen leichten und schweren IG-Zug und einen Reiterzug aus Potsdam.
Aus den Artillerie-Abteilungen 742(Dresden), 743(Naumburg/Sa.), 748(Leobschütz)
und IV./AR 123(Görlitz) wurde unter dem Stab der Artillerie-Abteilung 101 das
bespannte AR 150 gebildet. Die Panzerabwehr-Abteilung(ab März 1940 Panzerjäger-Abteilung
150) wurde aus den Ersatzabteilungen Herford, Halle und Düsseldorf gebildet und
aus den Radfahr-Zügen der Infanterie-Regimenter entstand die Radfahr-Kompanie
150. Außerdem wurde NA 71 aufgefüllt und eine Kompanie motorisiert. Das PiBtl.
wurde auf drei Kompanien reduziert, wobei die dritte jedoch auch hier
motorisiert wurde. Es wurden alle Versorgungstruppen unter dem
Divisionsnachschubführer 354(ab April 1940 Dinafü 150) zusammengefasst und
unter Hochdruck Ausbildung betrieben.
Frankreichfeldzug
Am 1. Februar 1940 rückte
die Division in Grenzstellungen am Niederrhein zwischen Kehl und Lahr und wurde
hier ab dem 8. April 1940 wieder abgelöst und Quartieren zwischen Appenweier
und Lahr zugeführt. Bis 7. Mai wurde der Raum Stuttgart-Ludwigsburg-Bietigheim
erreicht und ab dem 12. Mai 1940 mit Transportzügen Richtung Saarburg verlegt.
Anschließend erfolgte der Marsch nach Laon und die Unterstellung in den Verband
des XXXXII. AK.
Ab dem 5. Juni erfolgte der
Angriff auf den Chemin des Dames, welcher nach schweren und verlustreichen Kämpfen
bis 8. Juni genommen werden konnte. Bis 11. Juni wird die Marne und bis 19. Juni
die Loire erreicht. Nach der Waffenruhe am 24. Juni wurden Ruhetage angesetzt
und ab dem 1. Juli Richtung Homburg zurückmarschiert. 446 Gefallene, 1106
Verwundete und 12 Vermisste waren in Frankreich zu beklagen.
Ab 26. Juli 1940 erreichten
die Teile der Division das Warthegau und zogen dort in den einstigen deutschen
Garnisonen unter. Zur Aufstellung der 111. ID mussten Teile des AR 150, des
PiBtl. 71 und der NA 71 abgegeben werden. Urlaube wurden genehmigt und ab
Oktober die Ausbildung wieder aufgenommen. Ende Oktober verließen
Generalleutnant Sorsche und der Ia die Division und Generalleutnant Hollidt
wurde neuer Kommandeur. Er regte einen Wettbewerb zur Gestaltung eines
Divisionszeichens an, woraus der gespannte Bogen mit aufgelegtem Pfeil entstand.
Ab dem 11. Dezember 1940 wurde ins Riesengebirge verlegt und dort die
Winterausbildung aufgenommen. Anfang Januar 1941 wurde aus Teilen der AA 217 und
der bereits bestehenden Radfahr-Schwadron die AA 150 gebildet. Ab dem 28. Januar
wurde Richtung Süden verlegt.
Griechenlandfeldzug
Über die Slowakei,
Kronstadt, die Südkarparten, Ploestri und Bukarest erreichte die Division bis
Mitte Februar 1941 ihre Ausladebahnhöfe und ab Ende Februar wurde Richtung
Bulgarien marschiert. Bis Ende März waren die Einsatzräume an der griechischen
Grenze erreicht und es begann die Erkundung des Angriffsstreifens.
Um 5.20 des 6. April 1941
tritt das I./IR 123 auf der Straße nach Komotini an und erhält umgehen
Feindkontakt. Es stellt sich heraus, dass die hier sperrende Höhe 510, auch
bekannt als Feste Hellas, schwer befestigt und ausgebaut ist. Erst im Laufe des
nächsten Tages kann die griechische Befestigung durchbrochen werden.
Oberleutnant Leukefeld(1./IR 123) und Oberleutnant Rast(3./GebPiBtl. 85) werden
am 15. April als erste Angehörige der Division im Wehrmachtsbericht genannt und
Major Kodré(2./IR 123) und Oberleutnant Rast erhalten – ebenfalls als erste
Angehörige der Division, am 2. Mai das Ritterkreuz zum Eisernen Kreuz.
Die AA 150 stößt bis zur türkischen
Grenze durch, weitere Teile der Division erreichen Xanthi und stoßen zum Nestos
vor. Nachdem der Fluss in zähem Ringen überquert war, wurde Kavalla
eingenommen und ab etwa 19. April 1941 übernahm die Division den Küstenschutz
am Ägäischen Meer. Ab 8. Mai trat man den Rückmarsch Richtung Bulgarien und
dann weiter an die sowjetische Grenze an. 30 Tote, 177 Verwundete und 22
Vermisste waren in diesem kurzen Feldzug zu beklagen.
Russlandfeldzug
Die weiteren Stationen führten
die Division mit der 11. Armee durch Bessarabien und nach dem Durchbruch durch
die Stalinlinie auf die Krim, wo sich bis Ende November 1941 schnelle
Verfolgungsgefechte hinzogen, in denen die russischen Truppen auf die Festung
Sewastopol zurückgingen. An der Südfront der Festung beginnt für die 50. ID
Mitte Dezember 1941 der erste Angriff auf Sewastopol, später wird sie an die
Nordfront verlegt und verbringt dort, nach dem Abbruch der Angriffsbemühungen
auch den Winter. Anfang Mai 1942 wird die Halbinsel Kertsch zurückerobert und
ab Anfang Juni beginnt der zweite und diesmal erfolgreiche Angriff auf die
Festung Sewastopol.
Ende September 1942 werden
die 1., 2. und 3./PiBtl. 71 unter Hauptmann Graumann nach Stalingrad verlegt.
Das Bataillon wird am 1. Oktober im Bereich der 295. ID eingesetzt und verliert
an diesem Tag 10 Gefallene(1 Offizier/2 Unteroffiziere/7 Mannschaften), 74
Verwundete(4/8/62) und 43 Vermisste(1/2/40), unter ihnen der
Bataillonskommandeur, und hat am darauf folgenden Tag noch eine Grabenstärke
von insgesamt 121 Mann. Das Bataillon geht im Kessel von Stalingrad unter, nur
wenige Angehörige kehren nach dem Krieg aus der Gefangenschaft zurück.
Im Herbst 1942 wird die
SS-Division „Wiking“ am Terek im Kaukasus abgelöst und es folgen schwere
Stellungs- und Anfang 1943 Rückzugskämpfe in den Kubanbrückenkopf. Hier fällt
neben vielen anderen Angehörigen der Division Ende Juni auch ihr Kommandeur
Generalleutnant Friedrich Schmidt. Er ist der erste der insgesamt vier
gefallenen Divisionskommandeure der 50. ID. Nach den hinhaltenden Kämpfen in
den Lagunen des Kubanabschnitts wird über die Straße von Kertsch auf die Krim
übergesetzt.
Hier ist die Division
zeitweise weiträumig verteilt auf der Halbinsel Kertsch, bei Feodossia und an
der Landenge bei Perekop eingesetzt. Ende Oktober 1943 wird das GR 123 an den
Dnjepr geflogen und ohne schwere Waffen und Verpflegung gegen die vorrückenden
russischen Angriffsspitzen eingesetzt. Ebenfalls im Oktober 1943 wird das I./GR
121 durch das I./GR 759 und das II./GR 122 durch das II./GR 583 ersetzt.
Die Division stoppt den
russischen Versuch bei Perekop auf die Krim durchzustoßen! Im April 1944 muss
sie dem sowjetischen Ansturm an der Nordfront der Krim weichen und geht
schrittweise auf Sewastopol zurück. Zu spät läuft die Evakuierung der
deutschen und rumänischen Einheiten auf der Krim an, sodass auch große
Teile(etwa 3000 Mann) der 50. ID zwischen dem 12. und 13. Mai 1944 in
sowjetischen Kriegsgefangenschaft gehen müssen.
Neuaufstellung
Anfang Juni 1944 wurde die
Division im Raum Perleberg neu aufgestellt. Die Grenadier-Regimenter wurden mit
je zwei Bataillonen neu formiert, Ersatz traf ein, Verwundete kehrten zu ihren
Einheiten zurück. Die IG- und PzJg-Kompanien wurden zumeist unzureichend
ausgestattet, auch die Abteilungen des neuen AR 150 besaßen teilweise
unterschiedliche, sich zumeist in schlechtem Zustand befindende, Geschütze. Die
Sollstärken an Gerät und Material wurden nicht erreicht.
Erneuter
Ostfronteinsatz und das Ende
Bereits am 1. Juli 1944
musste die Division wieder an die Front, um im Bereich der 4. Armee eingesetzt
zu werden. Im Anschluss kämpfte sich die Division, den Bobr überschreitend,
Richtung Ostpreußen zurück. Goldap wurde Anfang November zurückerobert und
Mitte Januar in die Nähe von Gumbinnen verlegt.
In den folgenden Wochen
verteidigte die Division wechselnde Abschnitte und wurde schließlich im Kessel
von Heiligenbeil zerschlagen. Anschließender Einsatz konnte nur noch
kampfgruppenweise erfolgen.
Die Verluste der 50. ID
betragen über 6.100 Gefallene, an die 23.000 Verwundete und über 4.700
Vermisste.
An Auszeichnungen erhielten
Soldaten der Division
-
einmal das Ritterkreuz des EK mit Eichenlaub und Schwertern,
-
zweimal das Ritterkreuz des EK mit Eichenlaub,
-
25 Ritterkreuze des EK,
-
109 Deutsche Kreuze in Gold,
-
ein Deutsches Kreuz in Silber,
-
19 Ehrenblattspangen,
-
11 Anerkennungsurkunden des OB des Heeres(darunter je eine an das I./IR
123 und I./IR 121),
-
zwei Nahkampfspangen in Gold
-
und wurden achtmal im Wehrmachtsbericht genannt.
Die
„Traditionsgemeinschaft der ehemaligen 50. Infanterie-Division“ besteht noch
heute.