Infanterie-Division Ulrich von Hutten
1. Einsatz und Unterstellung:
Die Infanterie-Division Ulrich von Hutten wurde ab dem 29. März 1945 im Raum
Wittenberg (Lutherstadt) in der Gliederung einer Infanterie-Division 45, jedoch
ohne I. Abteilung des Artillerie-Regiments, das Feldersatz-Bataillon und das
Versorgungs-Regiment aufgestellt. Die grundlegenden Aufstellungsbefehle ergingen
am 4. und 7. April 1945. Durch Befehl vom 8. April 1945 wurde die Division in
Infanterie-Division "Ulrich von Hutten" umbenannt. Zur Aufstellung des
Divisionsstabes sowie der Nachrichten- und Versorgungstruppenteile der Division
wurden folgende Truppenteile zugeführt:
Divisionsstab und die Hälfte der
18. Volks-Grenadier-Division sowie Reste der
56. und 190. Infanterie-Division.
Bereits am 12. April 1945 war die
Aufstellung der Division beendet. Die Division verfügte über eine Stärke von
rund 5.000 Mann. Bereits in der Nacht auf den 15. April 1945 verlegte die
Division an die Mulde und kam im Mulde-Abschnitt zwischen Dessau und Bitterfeld
zum Einsatz. Die Hauptkampflinie der Division verlief von südlich der
gesprengten Autobahnbrücke der Reichsautobahn 9 (Leipzig-Dessau) über die Mulde
zwischen Kleutsch und Möst. Östlich der Mulde gingen die Versorgungseinheiten
und Reserven der Division im Raum Kleckewitz, Alt-Jeßnitz, Roßdorf und
Mulkdenstein in Stellung. Bei Sandersdorf und Thurland kam es zu ersten
Gefechten mit amerikanischen Truppen. Es gelang der Division, die amerikanischen
Spitzen, die auf Bitterfeld vorstoßen wollten, zu stoppen. Um Thurland
entwickelten sich in der Nacht auf den 16. April schwere Kämpfe, wobei das Dorf
größtenteils zerstört wurde. Weitere Kämpfe gab es um die Orte Raguhn und
Siebenhausen. Die schweren Gefechte dauerten bis zum 20. April 1945, am 21.
April 1945 nahmen die Amerikaner Bitterfeld. Die Infanterie-Division Ulrich von
Hutten wurde mit der 12. Armee an die Ostfront verlegt und marschierte nach
Wittenberg. Dort bildete sie einen Brückenkopf nach Nordosten und Norden, der
die Elblinie zwischen Wittenberg und Coswig sichern sollte. Aufgabe der Division
war die Sicherung der Stadt Wittenberg und der Dörfer nördlich der Stadt. Am
Morgen des 25. April standen die eingetroffenen Regimenter der Division östlich
und südöstlich von Wittenberg im Kampf mit russischen Einheiten. Es gelang der
Division, den russischen Angriff auf Wittenberg abzublocken. Anschließend nahm
die Division am Entsatzangriff der 12. Armee auf Berlin teil. Auf der linken
Flanke des XX. Armeekorps stieß die Division über die Dörfer südlich von Brück
in den Lehniner Forst vor, wo es zu schweren Waldgefechten kam. Danach
marschierte die Division auf das Autobahndreieck südlich von Ferch zu. Bis zum
28. April 1945 stießen die Spitzen der Division bis auf Ferch vor, bis zum Abend
des 29. April wurde die Linie Bliesendorf - Ferch erreicht und der Ort Hutten
genommen. Hier kam der deutsche Vormarsch zum Stehen und die Division ging zur
Verteidigung über. Nach der Aufnahme der Reste der 9. Armee aus dem Kessel von
Halbe begann der Rückzug der Division bzw. der Reste der 12. Armee auf die Elbe.
Bis zum 8. Mai 1945 gingen letzte Reste der Division bei Tangermünde über die
Elbe in Gefangenschaft.
2. Kommandeure:
29. März 1945 Generalleutnant Blaurock
13. April 1945 Generalleutnant Engel
3. Gliederung:
Grenadier-Regiment Ulrich von Hutten 1
Grenadier-Regiment Ulrich von Hutten 2
Grenadier-Regiment Ulrich von Hutten 3
Divisions-Füsilier-Bataillon Ulrich von Hutten
Panzerjäger-Abteilung Ulrich von Hutten
Artillerie-Regiment Ulrich von Hutten
Pionier-Bataillon Ulrich von Hutten
Nachrichten-Abteilung Ulrich von Hutten
4. Literatur und Quellen:
Heinz Ulrich: Die Infanterie-Division "Ulrich von Hutten" und "Theodor Körner": In den letzten Tagen des II. Weltkrieges bei der 12. Armee Wenck, 1. Auflage 2016
Georg Tessin: Verbände und Truppen der Deutschen Wehrmacht und Waffen-SS im Zweiten Weltkrieg 1939–1945. Band 14. Die Landstreitkräfte. Namensverbände. Die Luftstreitkräfte. Fliegende Verbände. Flakeinsatz im Reich 1943–1945. Biblio-Verlag, Bissendorf 1980