73. Infanterie-Division

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1. Einsatz und Unterstellung:

Die 73. Infanterie-Division wurde am 26. August 1939 als Division 2. Welle durch die 17. Infanterie-Division aufgestellt, der Divisions-Stab stammte aus dem Artillerie-Kommandeur 17 in Nürnberg. Zu Kriegsbeginn wurde die Division Armeereserve des AOK 4 in Pommern. Aus dem Raum Deutsch-Krone wurde die Division über Konitz und Tuchel der deutschen Front nachgeführt, sie griff jedoch nicht mehr aktiv in die Kämpfe ein. Kurz nach Beendigung der Kämpfe in Polen erfolgte der Abtransport der Division nach Westen in die Saarpfalz. Hier übernahm die Division die Grenzsicherung nordwestlich von Saarbrücken. Zu Beginn des Westfeldzuges am 10. Mai 1940 wurde die Diviosion Armeereserve des AOK 16 und marschierte aus dem Raum Trier an den Chier südlich von Luxemburg. Während der zweiten Feldzugphase, der "Schlacht um Frankreich", trat die Division aus dem Raum Rethel nach Süden an und erreichte den Raum westlich von Dole. Nach der französischen Kapitulation verblieb die Division als Besatzungstruppe in Frankreich. Am 18. Oktober 1940 wurde ein Drittel der Division (Stab/213, III./170, III./186, III./213) an die 323. Infanterie-Division abgegeben. Die Abgaben wurden ersetzt. Im März 1941 wurde die Division dann als Lehrtruppe getarnt nach Rumänien verlegt. Anschließend nahm sie im Rahmen der 12. Armee am Balkanfeldzug teil und marschierte dabei kämpfend westlich an Strumica vorbei bis zum Dorian-See. Hier blieb sie bis zum Beginn des Rußlandfeldzuges als Besatzungstruppe und wurde am 21. Juli 1941 der 11. Armee unterstellt. Anschließend nahm sie am Ostfeldzug teil und überquerte nördlich von Cherson den Dnjepr. Anschließend durchquerte sie die Nogaische Steppe und erreichte die Halbinsel Krim. Bis Jahresende folgte die Wegnahme von Feodosia und die Eroberung der Halbinsel Kertsch. Im Januar 1942 wurde das Infanterie-Regiment 213 an die 111. Infanterie-Division abgegeben, während der Rest der Division zur 1. Panzerarmee an die Mius-Front verlegt wurde. Hier kämpfte die Division bis Juni 1942 vor allem im Raum zwischen Troizkoje und Pokrowskoje. Ab Juli 1942 nahm die Division dann an der Offensive in den Kaukasus teil, kämpfte sich durch das Kuban-Gebiet nach Süden bis an die Küste bei Noworossisk. Die folgenden schweren Kämpfe im Kubangebiet dauerten bis September 1943 und brachten der Division schwere Verluste. Ende September 1943 begann der deutsche Rückzug aus dem Kaukasus. Nach der am 2. Oktober 1943 befohlenen Umgliederung der Division in eine Division neuer Art 44 wurden die 3. Bataillone der Grenadier-Regimenter aufgelöst. Schließlich erreichte die Division das Gebiet um Melitopol. Im März 1944 verteidigte die Division die Halbinsel Kertsch und nahm dann an den schweren Rückzugskämpfen auf der Krim bis Sewastopol teil. Hier wurde die Division bis zum 8. Mai 1944 vernichtet.

Neu aufgestellt wurde die Division am 16. Juni 1944 beim OB Südost in Ostungarn. Bereits im September 1944 wurde die Division in den Raum Praga / Warschau verlegt und hier im gleichen Monat bis auf Reste vernichtet. Die Heeresgruppe Mitte beantragte am 18. September die Auflösung "wegen Versagens", was aber abgelehnt wurde. Als Kampfgruppe nahm die Division im Winter 1944/45 am Rückzug nach Westpreußen teil. Am 13. Januar 1945 wurde die Division im Dreieck zwischen Weichsel und Narew ostwärts von Modlin  von starken russischen Verbänden mit Panzerunterstützung überrant worden, hatte dabei schwere Verluste erlitten und auch Geschütze verloren. Der darauf folgende Rückzug entlang der Weichsel brachte die Division mehrfach in schwerste Krisenlagen. Am 25. Januar 1945 erhielt die Division den Befehl, in die Festung Thorn zurück zu gehen, um für die Verteidigung der Festung eingesetzt zu werden. Die "Festung" Thorn war mit feldmäßigen Mitteln ausgebaut worden. Der äußere Verteidigungsring, der aus einem System aus Feldstellungen und Panzerhindernissen bestand, war eigentlich für eine Besatzung von 14 Divisionen ausgelegt. Aus Mangel an Truppen musste er schon vor dem Beginn der Kämpfe um die Festung aufgegeben werden. Der innere Verteidigungsring wurde durch due aus der Zeit des Ersten Weltkrieges stammenden Forts bestimmt, die mit Feldstellungen und Drahthindernissen miteinander verbunden waren. Der innere Verteidigungsring fiel im allgemeinen mit der Liste des Stadtrandes zusammen. Für die Verteidigung des Rings standen die 31. Volksgrenadier-Division sowie die 73. Infanterie-Division und eine Anzahl von Festungstruppen, darunter einige Bataillone aus Magenkranken und die Kriegsschule Thorn. Die Division übernahm die Verteidigung der nördlich der Weichsel gelegenen Stadtteile. Die Festung Thorn wurde bis Ende Januar 1945 von der Roten Armee umgangen und durch einen Sperr-Ring abgeriegelt. Da durch die Festung keine nennenswerten feindlichen Truppenteile gebunden wurden, erhielt die Besatzung die Erlaubnis, in Richtung Kulm - Schwednitz auszubrechen. Der Ausbruch sollte eigentlich bei Einbruch der Dunkelheit am 30. Januar beginnen. Der Befehl der 2. Armee, der den Ausbruch freigab, verzögerte sich jedoch, so dass der Ausbruch erst um 24 Uhr beginnen konnte.  Für den Ausbruch waren vorgesehen: 71. Infanterie-Division rechts aus dem Nordwestteil der Stadt in Richtung auf Schloß Birglau und 31. Volksgrenadier-Division mit der Masse der Festungstruppen weiter links aus dem Westteil der Stadt entlang der großen Straße nach Fordon. Hierzu hatte die 31. Volksgrenadier-Division die Südhälfte der Stadt bereits geräumt. Das den Angriff führende verstärkte Grenadier-Regiment 170 stieß in der Dunkelheit auf zähen Widerstand. Es gelang den eingesetzten Grenadier-Regimentern 70 und 170 bis zum frühen Morgen, den Einschließungsring zu durchbrechen und nach Nordwesten weiter vorzudringen.  Im Laufe des 31. Januar gestaltete sich der Ausbruch entgegen aller Erwartungen zu einem Vormarsch ohne Feindwiderstand. Verluste traten durch die russische Luftwaffe und die schlechten Wege auf. Bis zum Abend erreichte das Grenadier-Regiment 170 Cichoradez, das Grenadier-Regiment 70 Birglau und das Grenadier-Regiment 186 Schl. Birglau. Am 1. Februar 1945 setzte die Division ihren Ausbruch in Richtung Norden fort, stieß jedoch schon bald auf heftigen Widerstand. Angriffe auf Siemon und Dabrowa Chelmmska  schlugen fehl. Zwischenzeitlich hatten sich große Teile der Division in dem Ort Cichoradez versammelt. Bis zum Abend gelang es dem verstärkten Grenadier-Regiment 170, die russische Sperrlinie zu durchbrechen und nach Norden vorzustoßen. Bis zum frühen Morgen des 2. Februar 1945 erreichte die Division die Orte Wilhelmsbruch und Friedrichsbruch. Hier igelte sich die Division für den Tag über ein. Während des Tages spitzte sich die Lage nördlich der Division weiter zu. Es musste versucht werden, die noch in deutscher Hand befindliche Stadt Schwetz zu erreichen. Bei Einbruch der Dunkelheit trat die Division nach Norden an. Bei Fliederhof überquerte die Division am 3. Februar die Weichsel und stieß weiter auf Schwetz vor. Gegen Mittag wurden die eigenen Linien erreicht. Die Lage bei Schwetz hatte sich zwischenzeitlich zugespitzt, da es der Roten Armee gelungen war, ostnordostwärts von Schwetz einen Brückenkopf über die Weichsel zu bilden. Daraufhin wurden die Reste der Division am 4. Februar gegen diesen Brückenkopf angesetzt. In schweren Kämpfen gelang es, den Brückenkopf einzuengen, eine vollständige Vernichtung des brückenkopfes scheiterte jedoch.

Im Kampf um Danzig wurde die Division 1945 abermals völlig zerschlagen. Der zur Verwendung im Reich verschiffte Divisions-Stab ging am 17. April 1945 auf dem Dampfer Goya unter.

 

1939

Datum Armeekorps Armee Heeresgruppe Ort
September z. Vfg.   Nord Polen (Lagekarte)
Oktober XII 1. Armee C Saarpfalz
Dezember z. Vfg. OKH   Saarpfalz

1940

Datum Armeekorps Armee Heeresgruppe Ort
Januar z. Vfg. OKH   Saarpfalz
Mai z. Vfg. 16. Armee A Luxemburg (Lagekarte) (Lagekarte) (Lagekarte)
Juni XXIII 12. Armee A Frankreich (Lagekarte) (Lagekarte)
Juli XXXIII 12. Armee C Frankreich
28. Juli XXV 12. Armee C Frankreich
September XXV 1. Armee C Frankreich
November LX 1. Armee D Frankreich
Dezember XI 1. Armee D Frankreich

1941

Datum Armeekorps Armee Heeresgruppe Ort
Januar XI 1. Armee D Frankreich
15. Februar XXX 12. Armee   Rumänien
26. März z. Vfg. 12. Armee   Rumänien
31. März XXXX 12. Armee   Griechenland
23. April z. Vfg. 12. Armee   Jugoslawien
9. Juni z. Vfg. 11. Armee   Jugoslawien / Jassy
21. Juli LIV 11. Armee Süd Jassy / Nikolajew (Lagekarte) (Lagekarte) (Lagekarte)
31. Oktober XXXXII 11. Armee Süd Krim (Lagekarte) (Lagekarte)
11. Dezember z. Vfg. 11. Armee Süd Krim
21. Dezember z. Vfg. 1. Panzerarmee Süd Mius
26. Dezember z. Vfg.   Süd Mius
28. Dezember z. Vfg. 1. Panzerarmee Süd Mius

1942

Datum Armeekorps Armee Heeresgruppe Ort
1. Januar z. Vfg. 1. Panzerarmee Süd Mius
14. Januar XI 1. Panzerarmee Süd Mius
24. Januar z. Vfg. 1. Panzerarmee Süd Mius
25. Januar III. Pz. 1. Panzerarmee Süd Mius
18. März XIV. Pz. 1. Panzerarmee Süd Mius (Lagekarte) (Lagekarte)
7. Juli XIV (Gruppe v. Wietersheim)   Süd Mius
8. Juli V (Gruppe Wetzel)   Süd Mius
20. Juli LVII (Gruppe Kirchner)   Süd Mius
21. Juli XXXXIX (Geb) 17. Armee A Kaukasus (Lagekarte)
6. August V 17. Armee A Novorossisk (Lagekarte) (Lagekarte) (Lagekarte) (Lagekarte)

1943

Datum Armeekorps Armee Heeresgruppe Ort
1. Januar V 17. Armee A Novorossisk (Lagekarte) (Lagekarte) (Lagekarte) (Lagekarte) (Lagekarte) (Lagekarte) (Lagekarte) (Lagekarte) (Lagekarte)
Oktober XXIX 6. Armee A Melitopol
November XXXXIV 6. Armee A Melitopol (Lagekarte) (Lagekarte)

1944

Datum Armeekorps Armee Heeresgruppe Ort
Januar XXXXIV 3. rumänische Armee A Melitopol (Lagekarte)
März V 17. Armee A Krim (Kretsch) (Lagekarte)
April V 17. Armee Südukraine Sewastopol (Lagekarte) (Lagekarte)
Mai (Reste)   z. Vfg. Südukraine Rumänien
Juni in Aufstellung   Südost Debreczen
August IV. SS 9. Armee Mitte Praga, Warschau
September (Reste) IV. SS 9. Armee Mitte Praga, Warschau (Lagekarte)
Oktober XXXXVI 9. Armee Mitte Warscheu, Modlin
Dezember XXXXVI 9.Armee A Warschau, Modlin

1945

Datum Armeekorps Armee Heeresgruppe Ort
Januar XXXXVI 9. Armee A Warschau, Modlin
Februar (Kgr.) XXVII 2. Armee Weichsel Westpreußen (Lagekarte)
April (Kgr) z. Vfg. OKH   Danzig

 

2. Divisionskommandeure und Stellenbesetzungen:

26. August 1939 General der Artillerie Friedrich von Rabenau

29. September 1939 General der Infanterie Bruno Bieler

1. November 1941 Generalleutnant Rudolf von Bünau

13. Mai 1943 Oberst Erich Gruner (m.d.F.b.)

3. Juni 1943 Generalleutnant Rudolf von Bünau

7. September 1943 Generalmajor Hermann Böhme

September 1943 Oberst Hans Bruhn (m.d.F.b.)

September 1943 Generalmajor Hermann Böhme

20. November 1943 Oberst Alfred Reinhardt (m.d.F.b.)

1. Dezember 1943 Generalmajor Johannes Nedtwig

1. Januar 1944 Generalmajor Hermann Böhme

13. Mai 1944 unbekannt

2. Juni 1944 Generalmajor Franz Schlieper

26. Juni 1944 Generalleutnant Dr. Fritz Franek

30. Juli 1944 Oberst Kurt Hähling (m.d.F.b.)

7. September 1944 Generalmajor Franz Schlieper

weitere Stellenbesetzungen

 

3. Gliederung:

73. Infanterie-Division 1939:

Infanterie-Regiment 170

Infanterie-Regiment 186

Infanterie-Regiment 213

Artillerie-Regiment 173

Pionier-Bataillon 173

Aufklärungs-Abteilung 173

Panzerabwehr-Abteilung 173

Infanterie-Divisions-Nachrichten-Abteilung 173

Infanterie-Divisions-Nachschubführer 173

 

73. Infanterie-Division 1. Oktober 1943

 

73. Infanterie-Division 1944:

Grenadier-Regiment 70

Grenadier-Regiment 170

Grenadier-Regiment 186

Divisions-Füsilier-Bataillon 73

Artillerie-Regiment 173

Pionier-Bataillon 173

Panzerjäger-Abteilung 173

Infanterie-Divisions-Nachrichten-Abteilung 173

Kommandeur der Infanterie-Divisions-Nachschubtruppen 173

 

4. Literatur und Quellen:

Der Südostfeldzug einer fränkischen Infanterie-Division, Herausgegeben von der Dienststelle FP Nr. 23578 - Abt. Ic, ca. 1941/42

 

Franz Kurowski: Fränkische Infanterie - Die Geschichte des I.R. 55 (17. I.D.), I.R. 170 (73. I.D.), I.R. 251 (521. I.D.), San.Kp. 2./173 (73. I.D.), Heinrich Pöppinghaus Verlag, Bochum 1970

 

Anton Gruber: Das Infanterie-Regiment 213 (Grenadier-Regiment 70) 1939 - 1945, Selbstverlag der Kameradschaft des ehemaligen IR 213, 1963


Georg Tessin: Verbände und Truppen der deutschen Wehrmacht und Waffen SS im Zweiten Weltkrieg 1939-1945, Band 6: Die Landstreitkräfte. Nr. 71-130. 2. Auflage. Osnabrück 1979


Werner Haupt: Die deutschen Infanterie-Divisionen, 3 Bände, Podzun-Verlag


Schematische Kriegsgliederungen 1939 - 1945 BA/MA RH 2/348 bis RH 2/355; RH 2/356K und R 2/769
Kriegstagebücher und sonstige Unterlagen BA/MA RH 26-73/
Kriegsgliederungen der 12. Armee RH 20-12/
Kriegsgliederungen der 9. Armee RH 20-9/

 

Wehrkunde - Zeitschrift für alle Wehrfragen - Organ der Gesellschaft für Wehrkunde, IX. Jahrgang, Heft 11