392. Infanterie-Division (kroatische)

 

1. Einsatz und Unterstellung:

Die 392. (kroat.) Infanterie-Division wurde am 17. August 1943 auf dem Truppenübungsplatz Döllersheim im WK XVII durch den Aufstellungsstab Neuhammer als dritte kroatische Division aufgestellt. Den Kader der Division bildeten Offiziere und Unteroffiziere aus Österreich und Bayern, die Mannschaften rekrutierten sich aus Angehörigen des "Unabhängigen Staates" Kroatien. Ab dem 2. Januar 1944 verlegte die Division in den Raum Agram. Aufgabe der Division war die Sicherung der Adriaküste von Kraljevica (10 km südöstlich Rijeka, Fiume) bis Karlobag (90 km südöstlich davon) einschließlich der vorgelagerten Inseln, ausschließlich Krk, gegen feindliche Landungsversuche, außerdem die Sicherung des Hinterlandes der Küste in etwa 60 km Tiefe, dabei insbesondere der wichtigsten Nachschubstraße zur Küste, der Straße Karlovac - Senj gegen jugoslawischen Partisanen. Bereits ab dem 13. Januar 1944 führte die Division ihr erstes Unternehmen durch und entsetzte bis zum 16. Januar die durch Partisanen eingeschlossene Stadt Ogulin. Anschließend stieß die Division unter anhaltenden Kämpfen auf Ostarije vor. Ab dem 22. Januar setzte die Division ihren Vormarsch an die Küste fort. Auf dem weg dorthin wurde der Kapela-Paß genommen. Am 24. Januar wurde Jasenak erobert und am 29. Januar wurde die Küste erreicht. Während das Grenadier-Regiment 847 den Auftrag erhielt, den Küstenschutz zu übernehmen, wurde das Grenadier-Regiment 846 zum Schutz der Hauptnachschubstraße der Division im Abschnitt Generalski Stol - Senj eingesetzt. Später wurde das Grenadier-Regiment 846 durch das Jäger-Reserve-Regiment 1 aus Karlovac abgelöst. Dieses übernahm den Raum Generalski Stol - Ogulin - Ostarije, unterstand längere Zeit der Division unmittelbar und machte dadurch das Grenadier-Regiment 486 frei für Unternehmungen in der Lika, in der die Division dich weiter auszubreiten gedachte. Der Divisionsgefechtsstand befand sich zu diesem Zeitpunkt in Brinje. Anfang März 1944 wurde das Grenadier-Regiment 847, unterstützt durch das Pionier-Landungs-Bataillon, zur Einnahme der vorgelagerten Inseln Rab und Pag eingesetzt. In der Folgezeit kam es immer wieder zu kleineren und größeren Unternehmungen gegen Partisanenverbände. Anfang April 1944 verlegte die Division ihren Gefechtsstand vorübergehend von Brinje nach Otocac und blieb dann bis zum 29. Mai in Brinje. Um die Jahresmitte 1944 war die Division wie folgt eingesetzt: Zur Küstenverteidigung das Grenadier-Regiment 847, dem Pionier-Bataillon 392 und 1 Artillerie-Abteilung. Zur aktiven Partisanenbekämpfung das Grenadier-Regiment 486, die Aufklärungs-Abteilung 392, 1 Artillerie-Abteilung und landeseigene Verbände. Zum Schutz größerer Orte und der Nachschubstraßen die Panzerjäger-Abteilung 392, das Feldersatz-Bataillon, Versorgungstruppen und landeseigene Verbände. Im Sommer 1944 nahmen die Kämpfe gegen die Partisanenverbände stark zu. Außerdem litt die Division unter immer häufigeren Jagdbomberangriffen. Im September 1944 tauschte die Division das Grenadier-Regiment 846, welches sich seit 8 Monaten im Partisanenkampf befand, und das Grenadier-Regiment 847, welches im Küstenschutz eingesetzt war, aus. Während der Austausch lief, griffen Teile der 8. Partisanen-Division von Plaski aus in den Raum Dabar an in diese Austauschbewegung. Unter schweren Kämpfen konnte der feindliche Vorstoß aufgefangen werden. Nach beendeter Umgruppierung lag der Stab des Grenadier-Regiments 846 in Senj, das I. Bataillon in Senj, später in Jablanica, das II. Bataillon in Novi und das III. Bataillon im Raum  Kraljevica - Hrelin. Das Grenadier-Regiment 847 übernahm die Kampfaufgaben in der Lika. Der Regiments-Gefechtsstand lag im November 1944 in Otocac. Die Bataillone hatten keine festen Unterkunftstorte, sondern befanden sich in ständigem beweglichen Einsatz. In der Zeit vom 11. bis 20. Oktober 1944 führte die Division ein Unternehmen im Raum Fuzine - Lokve - Delnice durch, um die in diesem Gebiet stehende 13. Partisanen-Division noch vor dem Wintereinbruch einzukesseln und zu vernichten. Es gelang jedoch nicht, die Partisanen einzuschließen, da diese rechtzeitig auswichen. Ende Oktober 1944 landeten starke britische Verbände auf der Insel Pag und schlossen das dort stationierte Küstenjäger-Bataillon Brandenburg in seinem Stützpunkt ein. Es gelang der Division mit Teilen des Grenadier-Regiments 846 und unterstützt durch das Pionier-Landebataillon 771, den gelandeten Fein an die Küste zurück zu werfen. Eine vollständige Vernichtung der gelandeten Verbände scheiterte jedoch an der britischen See- und Luftherrschaft. Trotzdem zogen sich die britischen Verbände wieder von der Insel zurück. Zu Beginn des Jahres 1945 nahmen die Partisanenangriffe gegen die Division stark zu. Im Februar 1945 landeten erneut starke feindliche Kräfte auf der Insel Pag, konnten aber im Gegenangriff wieder von der Insel vertrieben werden. Am 20. März 1945 wurde die Division von der jugoslawischen Frühjahrsoffensive getroffen. Am 30. 3. landeten erneut britische und jugoslawische Verbände auf Pag und nahmen die Insel ein. Am 2. April wurde das I. / Grenadier-Regiment 846 von Ramljane auf Lesce zurückgeworfen. Gospic ging an diesem Tag ebenfalls verloren. In Licki Oisk wurden drei Kompanien des III. / Grenadier-Regiment 846 eingekesselt und vernichtet. Am 4. April wurde das III. / Grenadier-Regiment 847 aus Perusic geworfen und zog sich in das Velebitgebirge zurück. Mit einer Stärke von 80 Mann erreichte es den Vratnikpaß. Am gleichen Tag mussten das I. und II. / Grenadier-Regiment Otocac aufgeben. Daraufhin wurden die Reste des Grenadier-Regiments 847 dazu eingesetzt, den Vratnikpass als wichtigste Nachschub- und Rückzugsstraße zu halten. Bei den Kämpfen an der Küste wurden der Stab und die 1. / Pionier-Bataillon 392 vernichtet, die Stadt Senj ging nach schweren Kämpfen verloren. Am 8. April begannen die Angriffe gegen den Vratnik-Pass, der am Folgetag verloren ging. Die Reste der Division setzten sich teils zur Küste und teilweise über Krivi put nordwärts ab. Der weitere Rückzug der Division vollzog sich fluchtartig und unter schweren Verlusten. Fast das gesamte Material, insbesondere die Geschütze, gingen dabei verloren. Die auf der Küstenstraße gegen Novi sich zurückziehenden Truppen lagen unter ständigem feindlichen Feuer von den nahen Berghängen her. Nachdem auch Novi geräumt worden war, erreichten die Reste der Division in Auflösung eine Auffangstellung bei Crkvenica. Hier wurden die Reste neu gegliedert und teilweise aufgefrischt. Das vorher vernichtete Grenadier-Regiment 846 wurde hier mit zwei Bataillonen neu aufgestellt. Von Crkvenica wich die Division weiter nordwärts zurück, hielt drei Tage lang Stellungen in der Gegend Grizane - Belgrad - Podsopalj, dann in der Gegend der Bahnschleife östlich von Kraljevica. Zwischen dem 15. und 17. April wurde eine Stellung am Paß von Cavle gehalten und dann auf Jelenje zurück gegangen. Anschließend ging es weiter nordwestwärts über die Recina bis in die Clana zurück. Hier wurde die Division zur Sicherung der Stadt Fiume eingesetzt. Ende April 1945 wurden die kroatischen Soldaten aus dem Dienst entlassen. Das deutsche Rahmenpersonal bildete das "Regiment Oehler" mit einer Stärke von 170 Mann und wurde bei der Verteidigung der Stadt Fiume eingesetzt. Am 1. Mai 1945 erhielten die sich in Fiume eingeigelten deutschen Truppen des LXXXXVII. Armeekorps den Befehl, sich über Laibach nach Klagenfurt durchzuschlagen. Am 7. Mai kapitulierten die deutschen Verbände nördlich von Fiume vor den jugoslawischen Truppen unter der Voraussetzung des freien Geleites nach Deutschland. Doch am 12. Mai wurde diese Vereinbarung von den Jugoslawen für Nichtig erklärt. Die verbliebenen deutschen Soldaten gerieten in Gefangenschaft.

 

1943

Datum Armeekorps Armee Heeresgruppe Ort
November in Aufstellung     Döllersheim

 

1944

Datum Armeekorps Armee Heeresgruppe Ort
Januar in Aufstellung     Agram
April XV 2. Panzerarmee F Senj, Inseln Rab und Pag, Knin

 

1945

Datum Armeekorps Armee Heeresgruppe Ort
Januar XV   F Bihac
April (Reste) XV   E Dalmatinische Küste
Mai (Reste) LXXXXVII   Südost Fiume

 

2. Divisionskommandeure:

17. August 1943: Generalleutnant Hans Mickl

 

3. Gliederung:

Grenadier-Regiment 846 (kroat.)

Grenadier-Regiment 847 (kroat.)

Artillerie-Regiment 392 (kroat.)

Feldersatz-Bataillon 392 (kroat.)

Pionier-Bataillon 392 (kroat.)

Panzerjäger-Abteilung 392 (kroat.)

Aufklärungs-Abteilung 392 (kroat.)

Infanterie-Divisions-Nachrichten-Abteilung 392 (kroat.)

Infanterie-Divisions-Nachschubführer 392 (kroat.)

 

4. Literatur und Quellen:

Georg Tessin: Verbände und Truppen der deutschen Wehrmacht und Waffen-SS im Zweiten Weltkrieg 1939 - 1945, Band 10: Die Landstreitkräfte 371 - 500, Biblio-Verlag
Roland Kaltenegger: Operationszone "Adriatisches Küstenland" - Der Kampf um Triest, Istrien und Fiume 1944 / 45, Leopold-Stocker-Verlag 1993
Wolf Keilig: Das Deutsche Heer 1939 - 1945, Band II, Podzun-Verlag, 1956