359. Infanterie-Division

 

Feldpostnummer des Divisionskommandos: 00382

 

1. Einsatz und Unterstellung:

Die 359. Infanterie-Division wurde am 11. November 1943 als Division der 21. Welle auf dem Truppenübungsplatz Radom im Generalgouvernement aus dem Stab und dem Rahmen der aufgelösten 293. Infanterie-Division, aus Teilen des Ersatzheeres (159.Reserve-Division) und in der Masse mit Rekruten des Jahrgangs 1926 aufgestellt. Der erste Einsatz erfolgte am 9.März 1944 beim XXXXVIII.Panzerkorps mit Ausladung im Raum Jezierna bei Tarnopol, wobei das Grenadier-Regiment 949, die IV./ Artillerieregiments 359 und die 2.Kompanie des Pionierbataillons 359 an den Kommandanten Fester Platz Tarnopol abgegeben werden mussten. Diese Einheiten wurden im belagerten Tarnopol vernichtet und ab Mai 1944 wieder neu aufgestellt. Die beim ersten Einsatz durch Angriff der Division südwestlich Tarnopol vom 10. März bis zum 23.März 1944 errungenen Geländegewinne waren mit Beginn der russischen Großoffensive wieder verloren. Nur mit letzter Kraft gelang es den Divisionsteilen, sich einer feindlichen Einschließung zu entziehen und am 24. März hinter den Flüssen Strypa und Wosluszka (ca 20km westlich Tarnopol) eine neue Frontlinie zu beziehen und diese bis zur Einstellung der russischen Angriffe Ende April zu halten. Dabei musste die Division neben einer „Ostfront“ zwischen den Orten Kozlow und Denysow auch eine „Südfront“ verteidigen, die entlang der einzigen für die Division benutzbaren Versorgungsstraße Tarnopol – Brzezany verlief. Von Ende April bis zum Beginn der russischen Großoffensive gegen die Heeresgruppe Nordukraine am 14. Juli 1944 folgten Stellungs- und Abwehrkämpfe in diesem Frontabschnitt. Beim russischen Großangriff lag die Division nicht in der Hauptrichtung des feindlichen Angriffs, hatte aber Teile an benachbarte Einheiten abzugeben oder diese abzulösen. Diese abgestellten Einheiten (Grenadier-Regiment 949  neu, Divisions-Füsilier-Bataillon, Teile Grenadier-Regiment 948 sowie Feldersatz-Bataillon 359) kämpften bei Chorobrow und Chorosciec sowie bei Josefowka und Augustowka. Am 20.Juli 1944 wurde auch die Divisionsfront bei Cecowa durchbrochen und es gelang eine Absetzbewegung mit Überqueren mehrerer Flüsse in den Raum Molotow – Zalesce. Dabei wurden Teile der Division eingekesselt und konnten sich dem nur durch Zurücklassen der schweren Waffen entziehen. Die Division meldete am 22. Juli noch eine Grabenstärke von 600 Mann. Nach Bildung und Verteidigung eines Brückenkopfs bei Zalesce sowie erfolgreicher Abwehrkämpfe bei Ruda und Mlyniska gelang ein nächtliches Übersetzen ohne Verluste über den Dnjestr. Nach Sammeln der Division nordostwärts der Stadt Stryj an der Bahnlinie Stanislaus – Lemberg setzte sich die Division in Unterstellung zur „Gruppe Balck“ (= XXIV. und XXXXVIII. Panzerkorps) über Zyrawa – Oblaznica – Daszaza – Stryj – Lubience – Synowodzko in den Raum von Skole ab. Hier konnte die Division zur Sicherung der Karparthen innerhalb der Hunyadi-Stellung beiderseits der Paßstraße ohne nennenswerte Feindberührung einige ruhige Tage mit Auffrischung verbringen.
Ab dem 19.August erfolgte dann die Verlegung der Division vom Bahnhof Lawoczne (ca 45 km südl. Skole) über Ungarn und die Slowakei in den Raum beiderseits der Straße Tarnow-Debica westlich der Wisloka und östlich der Dunajew zum LIX. Armeekorps. Hier erfolgte per Befehl vom 11. September 1944 die Aufteilung der Grenadier-Brigade 1134 auf die Division. Bis kurz vor Beginn des russischen Großangriffs aus dem Baranow-Brückenkopf am 12. Januar 1945 war die Division hier weiterhin im Stellungs- und Grabenkampf mit gewaltsamer Aufklärung auf beiden Seiten in der Frontlinie Radgoszcz (östlich) – Zarówka – Stara Jastrzabka – Borowa eingesetzt. Die Ist-Stärke der Division betrug am 1. Januar 1945  10.081 Mann. Im Vorfeld des erwarteten russischen Großangriffs aus dem Baranow-Brückenkopf am 12. Januar 1945 wurden Teile der Division aus der Front vorsorglich herausgezogen und das Grenadier-Regiment 947 als Reserve dem XXXXVIII. Panzerkorps unterstellt. Die Division selbst wurde bis zum 17. Januar 1945 an der Front von 371. Infanterie-Division und 544.Volksgrenadier-Division abgelöst und sollte den nach Westen stürmenden russischen Armeen von Süden aus noch östlich der Nida in die Flanke stoßen und gleichzeitig die eigene linke Flanke des LIX. Armeekorps sichern. Nach Eilmarsch der Division durch Dabrowa Tarnowska gelang das Überschreiten der Weichsel bei Opatowiec und Nowy Korczyn. Nachhuten der Division waren bei Jastrzabka and Zarówka in Kämpfe mit bis zu bataillonsstarken Gegner verwickelt. Es gelang der Division trotz erster Angriffserfolge nicht, die russischen Brückenköpfe an der Nida zu beseitigen, wie sich auch insgesamt eine Beeinflussung des gegnerischen Vormarsches auf Grund seiner zahlenmäßigen Übermacht nicht erzielen ließ. Die Besetzung der A1-Verteidigungslinie konnte die im Fußmarsch verlegende Division ohnehin zeitlich nicht schaffen. Um einer drohenden Festsetzung und Zerschlagung durch zwei russische Armeen (59. und 60.) am nördlichen Ufer der Weichsel zu entgehen, musste sich die Division nach schweren Kämpfen bei Opatowiec und Nowy Korczyn sowie Kasimirca Wlk, Proszowice und Koscyce am 17. Januar 1945 weiter nach Westen in den Raum nordöstlich Krakau zurückziehen, um dort in der A2-Stellung und westlich davon erfolgreich zu verteidigen.
Diese Verteidigungsstellung wurde dann am 18. Januar 1945 befehlsgemäß aufgegeben und die Division zog sich nach Überqueren der Weichsel bei Mogila und Niepolomice kämpfend bis zum südlichen Stadtrand von Krakau zurück um sich dann im Raum Wieliczka am 20. Januar 1945 zu sammeln. Es folgten Abwehrkämpfe bei Skawina, Zator und Kalvaria, für die die Division im Wehrmachtsbericht vom 22. Januar 1945 erwähnt wurde. Ebenfalls für diese Abwehrleistungen erhielt der DivKdr GL Arndt das Eichenlaub zum Ritterkreuz sowie der Kommandeur des Grenadier-Regiments 948 Oberst Albrecht das Ritterkreuz.
Bis zum 26. Januar 1945 zog sich die Division dann kämpfend auf die allgemeine Linie Andrichau – 10km nördl. Kenty zurück. In einer Notiz der Operationsabteilung I/M wird in Bezug auf ein Fernschreiben der HGr Mitte die Kampfstärke der Regimenter bei der Division im Abschnitt LIX. Armeekorps (17. Armee) an diesem Tage mit je 70 – 100 Mann gemeldet. Bis zum 30. Januar kämpft sich die Division – nur noch als Kampfgruppe geführt – auf die Linie Linie Dziedzitz – Gottschalkowitz – Pless zurück, die bis zum 10. Februar gehalten wird. Der an diesem Tag hier erfolgte russische Großangriff zwingt auch die 359. Infanterie-Division am 17. Februar auf die Linie Skoczau – Schwarzwasser zurück.
Ende Februar/Anfang März erfolgte dann die Verlegung der Division per Bahn aus dem Raum Schwarzwasser nach Schweidnitz und weiter per Fußmarsch in den Raum Strehlen – Zobten. Hier übernahm die Division in Unterstellung zum XVII. Armeekorps bei der 17.Armee dann nach Abschluss der Verlegung und kurzfristiger Unterstellung unter die 19.Panzer-Division deren Frontabschnitt südl. Imgramsdorf-Krähenberg, sw Groß-Mohnau, Floriansdorf u.a. Die Artillerie-Stellungen befanden sich nördlich des Zobten mit Blick auf Breslau. Vom 10. -14. März bestand die Division dann mit Unterstützung von Teilen der 20. Panzer-Division schwere Abwehrkämpfe. Die Frontlinie von Süden kommend Ost- und Nordrand Jordansmühl – Steinberg – Silinghain - NO Rand Stadt Zobten – Lauf des Schwarzwassers – NO Ausgang Strehlitz – Nordausgang Frauenhain – Galgenberg – NO Rand Domanze – Freudenthal – Konradswaldau – Saarau konnte dabei gehalten werden und veränderte sich bis Kriegsende nicht mehr. Am 22. April 1945 verließ der Divisionskommandeur Generalleutnant Arndt – Spitzname „Knochen-Karl“- die Division, um am 25.April die Führung des XXXIX. Panzerkorps in der Altmark und an der Elbe zu übernehmen. Die Führung der Division übernahm der Regimentskommandeur des Grenadier-Regiments 948 Oberst Kurt Albrecht. Dieser führt die Division ab dem 7. Mai bei Nachod über die tschechische Grenze bis nach Hauptmannsdorf bei Braunau (Böhmen) und gab dort den Kapitulationsbefehl bekannt. Nach Niederlegung bzw. Zerstörung aller Waffen ging dann dort die Division bis auf wenige Ausnahmen in russische Gefangenschaft.

 

1943

Datum Armeekorps Armee Heeresgruppe Ort
11. November in Aufstellung     Radom

1944

Datum Armeekorps Armee Heeresgruppe Ort
1. Januar in Aufstellung     Radom
10. März XXXXVIII. Pz.Korps 4. Panzerarmee Süd Tarnopol
4. April XXXXVIII. Pz.Korps 4. Panzerarmee Nordukraine Tarnopol
1. Juni XXXXVIII. Pz.Korps 1. Panzerarmee Nordukraine Beskiden
24. Juli XXIV. Pz.Korps 1. Panzerarmee Nordukraine Debica
August XXXXVIII. Pz.Korps 1. Panzerarmee Nordukraine Debica
August LIX 17. Armee A Debica, Tarnow (Lagekarte) (Lagekarte)

1945

Datum Armeekorps Armee Heeresgruppe Ort
1. Januar LIX 17. Armee A Debica, Tarnow (Lagekarte)
Januar XXXXVIII. Pz.Korps 4. Panzerarmee A Oberschlesien
14. Januar XXXXVIII. Pz.Korps 17. Armee A Oberschlesien
15. Januar XI 17. Armee A Oberschlesien
23. Januar LIX 17. Armee A Oberschlesien
25. Januar LIX 17. Armee Mitte Oberschlesien
29. Januar (Kgr.) LIX 1. Panzerarmee Mitte Oberschlesien (Lagekarte)
1. März (Kgr.) XVII 17. Armee Mitte Zobten, westl. Breslau
April XVII 17. Armee Mitte Eulengebirge

 

2. Divisionskommandeure:

20. November 1943 Generalleutnant Karl Arndt

 

3. Gliederung:

Grenadier-Regiment 947

Grenadier-Regiment 948

Grenadier-Regiment 949

Divisions-Füsilier-Bataillon 359

Artillerie-Regiment 359

Pionier-Bataillon 359

Feldersatz-Bataillon 359

Panzerjäger-Abteilung 359

Divisions-Nachrichten-Abteilung 359

Divisions-Nachschubführer 359

 

4. Literatur und Quellen:

MA Freiburg RH 26 – 359


NARA T314 R 1186 u.a.


Sammlung Millmann: Zeitzeugenberichte, DRK-Gutachten, Regimentsmitteilung u.a.

 

Georg Tessin: Verbände und Truppen der Deutschen Wehrmacht und Waffen-SS im Zweiten Weltkrieg 1939–1945. Band 9. Die Landstreitkräfte 281 – 370, Biblio-Verlag, Bissendorf 1974

 

Divisionsschicksale - Deutsches Rotes Kreuz - Erarbeitet vom Suchdienst des DRK München, München 1958 - 1960, Band 1 und 2

 

G. Fricke: „Fester Platz Tarnopol“, Verlag Rombach , Freiburg i. Breisgau, 1969


R. Hinze: „Rückzugskämpfe in der Ukraine 1943/44“, Selbstverlag, Meerbusch 1991


K. Mehner „Die geheimen Tagesberichte der deutschen Wehrmachtsführung“ Bd 10, 11, 12


R. Hinze: „Mit dem Mut der Verzweiflung“, Verlag Hinze, Meerbusch 1993


H. Magenheimer: „Abwehrschlacht an der Weichsel“, Rombach Verlag Freiburg i.B.


R. Hinze: „Letztes Aufgebot zur Verteidigung des Reiches“, Verlag Hinze, Meerbusch 1995


v. Ahlfen : „Der Kampf um Schlesien“


H.W. Gleiss: „Breslauer Apokalypse“, Band 4, 5


H. StaDczyk: „Operacja krakowska 1945“


S. Blinov: “Ot Visly do Odiera”, Moscow 1962