170. Infanterie-Division

 

1. Einsatz und Unterstellung:

Die 170. Infanterie-Division wurde am 1. Dezember 1939 in Munsterlager im WK X als Division 7. Welle aus Ersatzeinheiten des Wehrkreises X aufgestellt. Im Januar 1940 wurden der Division die Feldersatz-Bataillone 28 und 30 zugeführt und die Division so auf volle Stärke gebracht. Mitte Februar 1940 verlegte die Division in den Raum Bremen - Nienburg - Oldenburg, um als Teil des Höheren Kommandos XXI an der Besetzung Dänemarks im Rahmen des Unternehmens "Weserübung" bereit zu stehen. Am 8. und 9. September 1940 marschierte die Division ohne nennenswerte Zwischenfälle in Dänemark ein und besetzte die ihr zugewiesenen Orte in Jütland. Zwischen dem 25. und 29. Mai 1940 wurde die Division aus Dänemark abtransportiert. Die Division verlegte in den holländischen Maastricht-Zipfel. Von hier aus stieß sie aus dem Raum Charleroi, Laon, Soissons bis St. Denis bei Paris vor. Zu Feindberührungen kam es dabei nicht. Ab Oktober 1940 wurde die Division zum Küstenschutz zwischen der Mündungen von Seine und Orne eingesetzt.  Mitte Februar 1941 verlegte die Division in den Raum Einbeck, wo sie bis April 1941 verblieb. In der zweiten Monatshälfte des April 1941 marschierte die Division nach Rumänien und fungierte hier als Lehrtruppe. Ab dem 22. Juni 1941 nahm die Division am Rußlandfeldzug teil. Am 29. Juni wurde sie im Raum nördlich Jassi bereit gestellt und griff am 30. Juni bei Tutora mit Stoßrichtung Balti an. Am 2. Juli überschritt sie den Pruht und am 18. Juli den Dnjestr bei Kosauti-Jampol. Zwischen dem 23. und 26. August war die Division Armeereserve. Sie überschritt den Bug und bildete bei Berislawl einen Brückenkopf über den Dnjepr. Zusammen mit der 1. Gebirgs-Division konnte die Division zwischen dem 7. und 9. September russische Einheiten bei Antonowka einkesseln. Am 18. September erreichte die Division Wesjoloje. Ab dem 24. September kämpfte sie auf der Landenge von Perekop. Nach zweitägigem harten Kampf gelang es, den Tartarengraben zu überwinden und Perekop zu besetzen. Am 17. Oktober 1941 begann der deutsche Angriff auf die Krim, bis zum 25. Oktober wurde der Durchbruch zur Krim geschafft. Anschließend stieß die Division mit der 46. Infanterie-Division und der 73. Infanterie-Division zum Angriff in Richtung Feodosia-Kertsch vor. Der Angriff nach Osten führte über Feodosia bis zur Halbinsel Kertsch. Am 3. November nahm die Division Stadt und Hafen Feodosia. In harten Kämpfen brachen die 46. Infanterie-Division und die 170. Infanterie-Division durch die Enge von Parpatsch. Während der folgenden Monate war die Division auf der Krim eingesetzt. Ende Februar 1942 verlegte sie in den Nordteil der Parpatsch-Front auf der Landenge von Kertsch. Am 7. und 8. Mai konnte die Division die Parpatsch-Stellung durchbrechen und und am 16. Mai wurde Kertsch erreicht, das am 20. Mai erobert wurde. Nach der Einnahme der Stadt wurde die Division Ende Mai nach Westen zum Angriff auf die Festung Sewastopol verlegt. Nördlich Balaklawa ging die Division Anfang Juni 1942 in Bereitstellung. Am 11. Juni begann der Angriff der Division auf die Festung. Die Kämpfe dauerten bis Anfang Juli und endeten mit der Einnahme der Festung am 5. Juli 1942. Nach dem Ende der Kämpfe verblieb die Division noch einige Zeit auf der Krim und verlegte dann ab Mitte September 1941 in den Raum Leningrad. Mit 66 Zügen wurde sie innerhalb von vier Wochen in den Raum Tossno - Uschaki südlich von Leningrad verlegt und dort frontnah aufgefüllt. Beim Eintreffen der Division wurde diese sogleich gegen die begonnene russische Offensive südlich von Leningrad eingesetzt. Es kam zu schweren Kämpfen im Raum Ästelski und Ssinjawino sowie nordöstlich von Mga. Es folgten schwere Kämpfe um den Dudrowka-Brückenkopf und den Newa-Abschnitt südlich von Schlüsselburg. Die Division verblieb in den Folgemonaten im Raum südlich von Schlüsselburg und Gorodok. Im Januar 1943 verlegte die Division in den Raum Ssablino und im März / April 1943 in den Raum Puschkin-Duderhof-Urizk. Die Division verblieb in den folgenden Monaten im Bereich südlich von Leningrad. Die russische Großoffensive zur Befreiung Leningrads ab dem 15. Januar 1944 zwang auch die 170. Infanterie-Division zum Rückzug. Ab Februar kämpfte sie an der Ostgrenze Estlands am Fluss Narwa und hielt dort im Zusammenwirken mit Heeres- und Waffen-SS-Verbänden im Verband der Armeeabteilung Narwa den weiteren Vormarsch der Roten Armee monatelang auf. Am 3. Februar 1944 wurde die 9. und 10. Luftwaffen-Feld-Division eingegliedert, die Division wurde in eine Division neuer Art 44 umgegliedert. Am 28. Juni 1944, während im Zuge der sowjetischen Offensive Operation Bagration der Großteil der Heeresgruppe Mitte in Weißrussland zerschlagen wurde und der Roten Armee der Vorstoß bis an die Ostsee möglich wurde, verlegte die 170. Infanterie-Division im Bahntransport nach Molodetschno und wurde dort zusammen mit der 5. Panzer-Division der „Kampfgruppe von Saucken“ (später Neuaufstellung des XXXIX. Panzerkorps) unterstellt. Molodetschno konnte gegen die Übermacht der Roten Armee nicht verteidigt werden, ohne die Einkesselung und Zerschlagung der „Kampfgruppe von Saucken“ in Kauf zu nehmen. Der weitere kämpfend und geordnet durchgeführte Rückzug führte die 170. Infanteriedivision im Juli 1944 unter erheblichen Verlusten über Wilna und Lida an die ehemalige deutsche Grenze von Ostpreußen. Dort bezog die 170. Infanterie-Division bis August 1944 Verteidigungsstellungen westlich der Stadt Suwalki. Die folgenden Monate bis zum Beginn der sowjetischen Winteroffensive 1945 brachten vor allem im September und Oktober einerseits neue Kämpfe, aber auch ein letztes Mal Zeit zur Auffrischung und zum Stellungsausbau. Am 10.Oktober 1944 wurden das Grenadier-Regiment 1065 und das Kampf-Marsch-Bataillon 1034 eingegliedert. Während des sowjetischen Angriffs ab dem 14. Januar 1945 wurde die 170. Infanterie-Division im Verband des XXXXI. Panzerkorps  in neue, sehr verlustreiche Abwehrkämpfe verwickelt. Ab 21. Januar musste die Division ihre Stellungen aufgeben und sich in Richtung Königsberg zurückziehen, wo sie mit weiteren Einheiten der 4. Armee in einem Kessel eingeschlossen wurde. Die 170. Infanterie-Division hatte ab dem 26. Januar im Verband der 4. Armee zusammen mit anderen Divisionen den Durchbruch der in Ostpreußen stehenden Einheiten nach Westpreußen erzwingen, um auf diese Weise wieder Anschluss an die deutsche Hauptfront zu erhalten. Diese Ausbruchsoperation schlug nach anfänglichen Erfolgen fehl. Deswegen geriet die Division in den Kessel von Heiligenbeil. Dort wurde sie zusammen mit weiteren Einheiten der 4. Armee, später der „Armee Ostpreußen“ bis April 1945 zerschlagen. Die Mehrheit der überlebenden Soldaten geriet in sowjetische Kriegsgefangenschaft.

 

1939

Datum Armeekorps Armee Heeresgruppe Ort
Dezember in Aufstellung     Munsterlager

1940

Datum Armeekorps Armee Heeresgruppe Ort
Januar in Aufstellung     Munsterlager
Juni z. Vfg. OKH     Dänemark
Juli XXXII 16. Armee A Lille
August XXXII 9. Armee A Nordfrankreich
November XXXXIII 9. Armee A Nordfrankreich

1941

Datum Armeekorps Armee Heeresgruppe Ort
Januar XXXXIII 9. Armee A Nordfrankreich
Februar z. Vfg. 9. Armee A Nordfrankreich
März LII 11. Armee C  
Mai OKH Heeresmission   Ploesti
Juni LIV 11. Armee Süd Pruth, Jassy (Lagekarte)
Juli XXX 11. Armee Süd Odessa (Lagekarte) (Lagekarte)
September z. Vfg. 11. Armee Süd Berislaw (Lagekarte)
Oktober 3. rum. Armee 11. Armee Süd Perekop (Lagekarte)
November XXXXII 11. Armee Süd Krim (Lagekarte) (Lagekarte)

1942

Datum Armeekorps Armee Heeresgruppe Ort
Januar XXXXII 11. Armee Süd Krim (Lagekarte)
Februar XXX 11. Armee Süd Sewastopol (Lagekarte) (Lagekarte) (Lagekarte) (Lagekarte) (Lagekarte)
August z. Vfg.   Nord Leningrad
September XXVI 18. Armee Nord Leningrad
Oktober XXVI 11. Armee   Leningrad
November XXX 18. Armee Nord Leningrad
Dezember LIV 18. Armee Nord Leningrad (Lagekarte)

1943

Datum Armeekorps Armee Heeresgruppe Ort
Januar XXVI 18. Armee Nord Leningrad (Lagekarte) (Lagekarte)
März L 18. Armee Nord Leningrad (Lagekarte) (Lagekarte) (Lagekarte) (Lagekarte) (Lagekarte) (Lagekarte) (Lagekarte) (Lagekarte) (Lagekarte)

1944

Datum Armeekorps Armee Heeresgruppe Ort
Januar L 18. Armee Nord Leningrad (Lagekarte)
Februar LIV 18. Armee Nord Leningrad
März z. Vfg. Narwa Nord Narwa
Mai (Kgr.) XXXXIII Narwa Nord Narwa (Lagekarte)
Juni XXVI Narwa Nord Peipussee (Lagekarte)
Juli XXXIX 4. Armee Mitte Wilna
August XXXXI 4. Armee Mitte Suwalki (Lagekarte) (Lagekarte) (Lagekarte)
November VI 4. Armee Mitte Suwalki (Lagekarte)

1945

Datum Armeekorps Armee Heeresgruppe Ort
Januar VI 4.Armee Mitte Suwalki (Lagekarte)
Februar (Kgr.) XXXXI 4. Armee Nord Ostpreußen (Lagekarte) (Lagekarte)
April VI Ostpreußen   Hela

 

2. Divisionskommandeure:

1. Dezember 1939 Generalleutnant Walter Wittke

8. Januar 1942 Generalleutnant Erwin Sander

15. Februar 1943 Generalleutnant Walther Krause

15. Februar 1944 Generalmajor Franz Griesbach

16. Februar 1944 Generalleutnant Siegfried Haß

 

3.Gliederung:

170. Infanterie-Division 1939:

Infanterie-Regiment 391

Infanterie-Regiment 399

leichte Artillerie-Abteilung 240

 

170. Infanterie-Division 1940:

Infanterie-Regiment 391

Infanterie-Regiment 399

Infanterie-Regiment 401

Artillerie-Regiment 240

Pionier-Bataillon 240

Panzerabwehr-Abteilung 240

Infanterie-Divisions-Nachrichten-Abteilung 240

Infanterie-Divisions-Nachschubführer 240

 

170. Infanterie-Division 1944:

Grenadier-Regiment 391

Grenadier-Regiment 399

Grenadier-Regiment 401

Divisions-Füsilier-Bataillon 170

Artillerie-Regiment 240

Pionier-Bataillon 240

Feldersatz-Bataillon 240

Panzerabwehr-Abteilung 240

Infanterie-Divisions-Nachrichten-Abteilung 240

Infanterie-Divisions-Nachschubführer 240

 

4. Literatur und Quellen:

Hennecke Kardel: Die Geschichte der 170. Infanterie-Division, Podzun, Bad Nauheim 1953

Martin Blanken: Geschichte des Artillerie-Regiments 240 in der 170. Infanterie-Division 1939 – 1945, Hrsg. vom Kameradenkreis d. ehemaligen A.R. 240, Hamburg 1987

Den Kameraden - AR 240, Selbstverlag der Kameradschaft

Georg Tessin: Verbände und Truppen der deutschen Wehrmacht und Waffen SS im Zweiten Weltkrieg 1939-1945, Band 7: Die Landstreitkräfte Nr. 131 - 200, 2. Auflage, Osnabrück 1979