Grenadier-Regiment 576

 

Das Grenadier-Regiment 576 entstand am 15. Oktober 1942 durch die Umbenennung des Infanterie-Regiments 576 und war der 305. Infanterie-Division unterstellt. Zum Zeitpunkt der Umbenennung stand das Regiment in schweren Kämpfen im Nordteil Stalingrads auf dem Gelände des Traktorenwerkes. Am 16. Oktober starteten die Kämpfe um die Geschütz-Fabrik "Barrikaden". Die Kampfstärke der 305. Infanterie-Division sank in der Zeit vom 12. auf den 19. Oktober 1942 auf 9 schwache (300–400 Mann) Infanterie-Bataillone und ein schwaches (200–300) Pionier-Bataillon. Im Zuge der Offensive auf das Stahlwerk „Roter Oktober“ am 23. Oktober 1942 sollten weiter nördlich die Infanterie-Regimenter 578, 576 und 577 mit Kampfgruppen in Kompanie- bzw. Bataillonsstärke ihre Ziele mit der Einnahme des östlichen Teils der Geschützfabrik und dem Wolgaufer in ihrem Sektor weiter verfolgen. Am 26. Oktober 1942 wurde die Kampfstärke der 305. Infanterie-Division mit fünf Infanterie-Bataillonen schwach (300–400 Mann) und vier völlig erschöpft und abgekämpft (weniger als 300) angegeben, Pionier-Bataillon 305 ebenfalls abgekämpft (weniger als 200). Für das anstehende "Unternehmen Hubertus", der Versuch, den letzten Widerstand der Roten Armee am Westufer der Wolga in Stalingrad zu brechen und die damit verbundene Beseitigung der letzten sowjetischen Brückenköpfe am westlichen Wolgaufer im November 1942, erhielt die Division nach Verstärkung durch Sturmpionier-Bataillone den Auftrag, den Bereich von der Fabrik „Barrikaden“ bis zum Wolgaufer zu erobern. Dazu erhielt die 305. Infanterie-Division zwei Pionier-Bataillone, eine Sturmgeschütz-Abteilung und eine Panzerschwadron der 24. Panzer-Division für die Operation am 11. November 1942. Am 10. November 1942 war die gesamte Geschützfabrik „Barrikaden“ von den deutschen Grenadieren freigekämpft, nur im Abschnitt hinter der Fabrik und am Wolgaufer befanden sich noch russische Befestigungen. Am 11. November 1942 ging die 305. Infanterie-Division für ihren letzten Angriff in Stalingrad vor, wobei die Sturmpioniere die Vorhut bildeten. Unter schweren eigenen Verlusten wurde der Angriff der Division durch russische Einheiten abgewehrt. Am 19. November 1942 begann die russische "Operation Uranus", die innerhalb von fünf Tagen zur Einkesselung der deutschen Verbände in Stalingrad führte. Bis Anfang Februar 1943 wurde das Infanterie-Regiment 576 in Stalingrad vernichtet.

Bereits am 1. April 1943 wurde das Grenadier-Regiment 576 gem. Verfügung vom 17. Februar 1943 in der Bretagne aus dem verstärkten Grenadier-Regiment 879 neu aufgestellt. Am 9. Mai 1943 wurde das III. Bataillon an das Grenadier-Regiment 754 abgegeben und anschließend nicht neu aufgestellt. Ab dem 27. Juli 1943 wurde das Regiment per Bahn an die südfranzösische Riviera verlegt. Zwischen dem 12. und 30. August verlegte das Regiment dann in den Raum La Spezia. In der Nacht auf den 9. September 1943 begann der "Fall Achse". Nach der bedingungslosen Kapitulation Italiens entwaffnete die Division die im Raum La Spezia liegenden italienischen Verbände. Das verstärkte Grenadier-Regiment 576, das La Spezia in der Nacht durchschritten hatte, machte mit dem III. / Infanterie-Regiment 577 und der I. / Artillerie-Regiment 305 kehrt, entwaffnete die italienischen Truppen in La Spezia und besetzte anschließend Stadt und Hafen. Die Entwaffnungsaktion war noch am 9. September beendet.  Ab dem 12. September übernahm die 305. Infanterie-Division die Küstensicherung von der Magramündung bis Viareggio. Ab dem 2. Oktober 1943 wurde das Regiment durch Teile der 90. Panzergrenadier-Division abgelöst und ab dem 4. Oktober zum OB Süd verlegt. Es bezog eine Stellung in der "Bernhard-Linie" im Sangrotal. Ab dem 20. November kam es Kämpfen mit britischen Einheiten. Die 305. Infanterie-Division bildete Mitte Dezember, als "Korpsgruppe Hauck" dem AOK 10 unmittelbar unterstellt, das Bindeglied zwischen dem XIV. Panzerkorps im Süden und dem LXXVI. Panzerkorps im Norden. Ihre Stellungen lehnten sich beiderseits an das schwer zugängliche Gebirge an. Sie sperrte die zwischen den Bergen nach Norden verlaufenden Straßen, die Sangrotalstraße mit dem Grenadier-Regiment 576 sowie die Straße von Castel di Sangro über den Paß von Roccaraso auf Sulmona mit dem Grenadier-Regiment 577, das nördlich an das Grenadier-Regiment 676 anschloss. Den Rest der bisherigen Stellungen der 1. Fallschirmjäger-Division bis in die Höhe von Ateleta (am Sangro) besetzte das Grenadier-Regiment 578 mit seinem geschwächten II. Bataillon, da das I. Bataillon beim Grenadier-Regiment 576 stand. Anfang Mai wurde das Regiment, zusammen mit der II. Abteilung des Artillerie-Regiments 305, als "Gruppe Bode" an den Gari (die Fortsetzung des Rapido südlich Cassino) hart südlich des Zusammenflusses von Gari und Liri zum Garigliano verlegt. Am 11. Mai 1944 wurde das Regiment von der alliierten Schlussoffensive um Cassino voll getroffen. Bis zum 19. Mai wich das Regiment unter schweren Verlusten entlang des Liri auf den Sengerriegel bei Pontecorvo aus. Die "Gruppe Bode" war zwischenzeitlich mit Resten dreier Gebirgsjäger-Kompanien, dem Feldausbildungs-Bataillon 44, Pionieren der 90. Panzergrenadier-Division und der 334. Infanterie-Division verstärkt worden, bildete aber nur noch eine Ansammlung von schwer angeschlagenen Truppenteilen. Am 23. Mai setzten die Alliierten ihre Angriffe fort. Dabei wurde das Regiment innerhalb kürzester Zeit zerschlagen. Die Reste wurden als "Kampfgruppe II. / 576" der 90. Panzergrenadier-Division zugeführt. Nur die II. / Artillerie-Regiment 305 kehrte als geschlossener Verband zur Division zurück. Mitte Juni 1944 kehrten die Reste des Regiments (6 Offiziere, 24 Unteroffiziere und 88 Mann) wieder zur Division zurück. Die 305. Infanterie-Division wurde mit Masse in schweren Abwehrkämpfen bis zum 27. Mai auf den Fluß Sacco zurück geworfen. Auf dem Südufer des Sacco angekommen, löste die 305. Infanterie-Division Teile der 94. Infanterie-Division in einer Widerstandslinie südlich von Ceccano ab und richtete sich für die Verteidigung ein. Nach schweren Kämpfen ging das Regiment in der Nacht auf den 30. Mai in eine neue Linie nördlich des Sacco, 3 km nordwestlich Ceccano zurück. Es setzte seinen Rückzug weiter fort und stand in der Nacht auf den 1. Juni rittlings des Sacco. Unter schweren Verlusten marschierte das Regiment, zu einer Kampfgruppe zusammen geschmolzen, nach Norden über Olévano, Affile auf Subiaco zu und von dort aus bis Perugia, das am 20. Juni erreicht wurde und wo eine neue Widerstandslinie aufgebaut wurde. Am 16. Juni hatte das Regiment noch eine Stärke von 118 Mann. Es wurde nun durch die Reste des Grenadier-Regiments 276 aufgefrischt und mit zwei Bataillonen neu aufgestellt. Unter schweren Verlusten marschierte das Regiment, zu einer Kampfgruppe zusammen geschmolzen, nach Norden über Olévano, Affile auf Subiaco zu und von dort aus bis Perugia, das am 20. Juni erreicht wurde und wo eine neue Widerstandslinie aufgebaut wurde. Anfang Juli wurde die Kampfgruppe der 305. Infanterie-Division an den Tasmanischen See nördlich von Perugia verlegt. In schweren Abwehrkämpfen wurde das Regiment vom 2. bis 4. Juli in den Raum Arezzo zurückgedrängt. Die Kämpfe im Raum Arezzo dauerten bis Mitte Juli 1944. Ab dem 17. Juli verteidigte das Regiment die Höhen nördlich und ostwärts von Arezzo. Am 4. August 1944 begann der Angriff des britischen X. Armeekorps gegen die Frontlinie der Division zwischen Tiber und Arno. Das Füsilier-Bataillon 305 stand westlich, das II. / Grenadier-Regiment 578 stand östlich des Arno, anschließend das Grenadier-Regiment 577 in den nach Osten zur Alpe di Catenaia ansteigenden Bergen und das Grenadier-Regiment 576 südlich der Monte Filetto, des Monte Altuccio und des Monte Il Castello. Das Pionier-Bataillon 305 diente als Divisionsreserve. Das Grenadier-Regiment 577 konnte den alliierten Angriff abwehren, während Teile einer indischen Division beim Grenadier-Regiment 576 den Monte Filetto nehmen und do sie Frontlinie des Regiments durchbrechen konnte. Das Grenadier-Regiment 577 wurde zersprengt. Bis zum Abend wurde auch der Monte Altuccio und der Monte Il Castello von indischen Einheiten genommen. Während des 4. August trafen auch der Stab und das I. Bataillon des Grenadier-Regiments 578 aus Ravenna bei der Division ab und lösten das Füsilier-Bataillon 305 aus seinen Stellungen. Dieses marschierte in der Nacht auf den 5. August hinter das Grenadier-Regiment 577 und stabilisierte dessen Frontlinie. Am 5. Mai gelang es, in Zusammenwirken mit der 44. Infanterie-Division, die feindliche Einbruchsstelle abzuriegeln. Die 305. Infanterie-Division wich in den drei Nächten vom 18. - 21. August auf die Grünlinie II aus. Die neue Stellung erstreckte sich in gerader Linie von nordwestlich Marradi bis südostwärts S. Sofia und sperrte die Straßen nach Faenza und Forli. Den ganzen Oktober 1944 stand das Regimentin schweren Abwehrkämpfen im Frontbogen südlich Faenza und ging im November 1944 auf den Lamone bei Faenza zurück. Am 17. Dezember 1944 wurde das Regiment aus der Front gezogen und zur Auffrischung in den Raum westlich von Bologna verlegt.  Anschließend kam es wieder im Raum Faenza zum Einsatz. Es bezog Stellungen auf den Höhen südwestlich von Faenza am Lamone. Im Dezember kam es hier erneut zu schweren Abwehrkämpfen. Am 10. Dezember wurde die abgekämpfte 305. Infanterie-Division durch die 90. Panzergrenadier-Division abgelöst und in den Raum Imola verlegt. Auf den Höhen zwischen Pidéura und dem Senio verblieben das I. / GR 578, das II. / GR 577 sowie das I. / GR 576 unter dem Stab des Grenadier-Regiments 578 mit Regimentstruppen. Am 14. Dezember wurden diese Teile von einem erneuten alliierten Angriff getroffen und mussten in der Nacht auf den 16. Dezember hinter den Senio zurück gehen. In der Nacht auf den 19. Dezember wurden die eingesetzten Teile der Division durch das Panzergrenadier-Regiment 200 abgelöst. Am 22. Dezember wurde die 305. Infanterie-Division Heeresgruppenreserve und verlegte in einen Unterkunftsraum 20 km westlich von Bologna. Anfang Januar 1945 wurde das Regiment wieder in die Frontlinie eingegliedert und bezog eine Stellung unmittelbar südostwärts Bologna südlich der Via Emilia. Rechter Nachbar der Division war die 65. Infanterie-Division, rechter die 1. Fallschirmjäger-Division. Hier verblieb das Regiment bis Anfang April, wobei es immer wieder zu alliierten Aufklärungsvorstößen kam. Am 9. April 1945 begann die alliierte Frühjahrsoffensive gegen die deutschen Stellungen am Senio. Nachdem die Stellungen des I. Fallschirmkorps dort durchbrochen worden waren, musste sich die 305. Infanterie-Division ab dem 18. April auf Bologna zurückziehen. Am 19. April wich die Division hinter die Savena zurück und in der Nacht auf den 21. April in die Ebene nördlich der Via Emilia östlich um den Stadtkern von Bologna herum. Zusammen mit der 65. Infanterie-Division setzte die Division ihren Rückzug zum Po fort und wurde dabei bis zum 24. April 1945 vollständig zerschlagen. Nur Restteile konnten sich über den Po absetzen, die Masse inkl. des Stabes gingen in Gefangenschaft.

 

 

 

Literatur und Quellen:

Friedrich Wilhelm Hauck, Eine deutsche Division in Russland und Italien – 305. Infanteriedivision 1941–1945, Podzun, Dorheim 1975

Georg Tessin: Verbände und Truppen der deutschen Wehrmacht und Waffen-SS im Zweiten Weltkrieg 1939–1945. Band 9. Die Landstreitkräfte 281 – 370. Biblio-Verlag, Bissendorf 1974