Die Truppenteile des Ersatzheeres
Im Zuge der Mobilmachung der Wehrmacht am 26. August 1939 wurden (zusätzlich
zu den bereits bestehenden aktiven Divisionen der 1. Welle) die Divisionen der
2. bis 4. Welle aufgestellt, hauptsächlich aus zuvor ausgebildeten Reservisten.
Gleichzeitig kam es auch zur Aufstellung des sogenannten Ersatzheeres, um die
weitere Ausbildung von neuen Rekruten zu ermöglichen (dies war zuvor Aufgabe der
aktiven Divisionen) und um mögliche Verluste der Feldeinheiten ersetzen zu
können. Dabei wurde für jede Division der 1. bis 4. Welle der Stab eines
Infanterie-Ersatz- bzw. Schützen-Ersatz-Regiments aufgestellt. Die
Ersatz-Regimentsstäbe trugen die Nummern
ihrer Division, die drei unterstellten Ersatz-Bataillone die Nummern der drei
Infanterie-Regimenter der Division (als Beispiel: Infanterie-Ersatz-Regiment 1
mit Infanterie-Ersatz-Bataillonen 1, 22 und 43, analog zur 1.
Infanterie-Division). Für die Artillerie stellten die Wehrkreise
Artillerie-Ersatz-Regimenter (Stäbe) und für jedes aktive Artillerie-Regiment
ihrer Bereiche leichte oder schwere Ersatz-Abteilungen auf. Die Abteilungen
hatten so viele Batterien, wie die entsprechenden aktiven Regimenter
Abteilungen. Die Regimenter der 2. bis 4. Welle stellten zunächst eine
Ersatz-Abteilungen mit jeweils drei leichten und einer schweren Batterie auf.
Für die Panzer-Divisionen wurden nach dem Vorbild der Infanterie-Divisionen
Panzer-Ersatz-Abteilungen gebildet, außerdem
Panzer-Aufklärungs-Ersatz-Abteilungen, Aufklärungs-Ersatz-Abteilungen,
Panzerabwehr-Ersatz-Abteilungen, Pionier-Ersatz-Bataillone usw. All diese
Ersatz-Formationen unterstanden zunächst dem "Kommandeur
der Ersatztruppen" des jeweiligen Wehrkreises. Nach dem Polenfeldzug zeigte
sich, dass die Masse der Ersatztruppenteile in einem Wehrkreis nicht durch einen
einzigen Stab koordiniert werden konnten, weshalb man ab Oktober 1939 einen
zweiten "Kommandeur der Ersatztruppen" (Kommandeur der Ersatztruppen 2)
aufstellte. In jedem Wehrkreis gab es damit 2 Stäbe zur Führung der
Ersatzeinheiten. Diese wurden dann am 4. November 1939 in Divisionsstäbe
umgegliedert und erhielten die Bezeichnung:
Division Nr.
Die Bezeichnung folgte dabei einer Systematik : Im WK I gab es die Div.Nr. 151
und 161, im WK II Div.Nr. 152 und 162, usw. Ab WK XI war die Bezeichnung :
Div.Nr. 171 und 181 usw. ... Nur im WK XVIII gab es nur eine einzige Div.Nr.
188.
Bereits Ende 1939 wurden zehn dieser Divisionsstäbe (Div.Nr. 161-164, 167-170,
181, 183) mit einem Teil der Ersatztruppen ihres jeweiligen Wehrkreises zur
Aufstellung der Infanterie-Divisionen der 7. Welle verwendet. Sie wurden durch
Div.Nr. Stäbe mit ähnlichen Nummern ersetzt. Die im Juni 1940 nach Dänemark
verlegte Division Nr. 160 des Wehrkreises X wurde durch die Division Nr. 190
ersetzt. Ebenfalls 1939/1940 wurde in den Wehrkreisen I-XIII, XVII und XVIII je
ein Stab Div. z.b.V. 401 - 413, 417 und 418 für die Führung der jeweiligen
Landesschützen-Einheiten aufgestellt.
Für die Vorbereitung des Westfeldzuges Anfang 1940 mussten die im Westen des
Reiches stationierten Ersatztruppenteile der Wehrkreise VI, XII und V ihre Kasernen räumen und wurden
kurzzeitig in östlicher gelegene Wehrkreise verlegt. Im September 1940 kehrten
diese in ihre Wehrkreise zurück. Gleiches geschah 1941 in
Vorbereitung des Rußlandfeldzuges, als Ersatztruppenteile der östlichen
Wehrkreise I und VIII nach Westen verlegt wurden, um ihre Kasernen für Fronttruppenteile
frei zu machen. Am 15. Dezember 1940 stellte der Wehrkreis VIII für die in
Schlesien verbliebenen motorisierten Ersatzeinheiten die Division Nr. 178 auf.
Im Mai 1942 wurden die Ersatztruppenteile der Schnellen Truppen aus den
Divisionen herausgenommen und in jedem Wehrkreis direkt einem Kommandeur der
Schnellen Truppen (ab 1. April 1943 Kommandeur der Panzertruppen) unterstellt.
Diese Dienststellen waren zum Teil aus den bisherigen Regimentsstäben der
Schützen-Ersatz-Regimenter gebildet worden. In jedem Wehrkreis (mit Ausnahme der
Wehrkreise XVIII und XX) wurde ein solcher Stab aufgestellt. In den Wehrkreisen
XVII und VI wurden "Brigadekommandeure der Schnellen Truppen" und in den
Wehrkreisen III, V und IX Divisionen Nr. ... (mot)
aufgestellt.. Im Wehrkreis VIII waren die Panzer- und motorisierten Einheiten
bereits am 15. Dezember 1940 in die Division Nr. 178 ausgegliedert worden. Sie
erhielt im April 1942 den Zusatz (mot)- Im Wehrkreis X erfolgte die
Zusammenfassung der Schnellen Truppen unter einem "Kommandeur der Panzertruppen
X" erst am 20. März 1943.
Bis 1940 waren noch alle Ersatzeinheiten (ausser der Div.Nr. 160) im
Reichsgebiet stationiert. Ab Ende 1940 trat hier eine grundsätzliche Änderung
ein und es wurde damit begonnen Ersatz-Divisionen dauerhaft in die im Westen
eroberten Gebiete zu verlegen (Die Div. Nr. 158, WK VIII, wurde ins Elsass
verlegt, die Div. Nr. 148, WK VIII nach Lothringen). 1941 erfolgte die weitere
Verlegung von Ersatztruppenteilen der Wehrkreise V, VI und XII nach Belgien,
Frankreich und Luxemburg. Diese sollten hier sowohl Ausbildung betreiben, als
auch die besetzten Gebiete sichern, worunter natürlich die Ausbildung der
Soldaten litt.
Am 1. Oktober 1942 erfolgte eine grundlegende Neugliederung des Ersatzheeres.
Die bisherigen Ersatz-Bataillone wurden in jeweils ein Ersatz-Bataillon und in ein
Ausbildungs-Bataillon geteilt. Die neuen Ersatz-Bataillone blieben an ihrem
Standort und hatten die Aufgabe,
das Gros der Verwaltungsaufgaben beider Bataillone zu übernehmen. Sie gliederten
sich in eine Stamm-Kompanie, eine oder mehrere Genesenden-Kompanien und eine
oder mehrere
Marsch-Kompanien. In der Stamm-Kompanie waren die zahlreichen Kommandierten
zusammen gefasst, sie hatte auch die Wachen zu stellen. In den Marschkompanien
wurde ausgebildete Rekruten sowie genesene Verwundete gesammelt, die dann zu
Marsch-Bataillonen oder -Kompanien zusammengestellt wurden, um den
Einheiten des Feldheeres zugeführt zu werden.
Die neu gebildeten Ausbildungs-Bataillone wurden, ab Ende September 1942
beginnend, unter ihren bisherigen Führungsstäben in die besetzten Gebiete
verlegt. (Sie sollten dort zusätzlich zur Ausbildung auch Sicherungsaufgaben
übernehmen, um dort stationierte Besatzungs-Divisionen abzulösen und diese so
für den Fronteinsatz verfügbar zu machen.) Die jetzt außerhalb der Wehrkreise
eingesetzten Ausbildungs-Einheiten erhielten die Bezeichnung "Reserve-"
vorangestellt: z.B. wurde die Division Nr. 153 ab September 1942 in die Ukraine
verlegt und hieß nun : Reserve-Division Nr. 153 mit den unterstellten
Reserve-Infanterie-Regimentern 23, 218, 257, Reserve-Artillerie-Regiment 3 und
Reserve-Pionier-Bataillon 3. Die Ausbildungs-Bataillone wurden dementsprechend
als Reserve-Infanterie-Bataillone bezeichnet. Mit der generellen Umbenennung der
Infanterie in Grenadiere am 7. November 1942 wurden dann auch die
Ausbildungs-Bataillone in Reserve-Grenadier-Bataillone und die
Reserve-Infanterie-Regimenter in Reserve-Grenadier-Regimenter umbenannt.
Damit gab es im Ersatzheer drei verschiedene
Bezeichnungen für die Divisionen:
Division Nr.: alle im Heimatkriegsgebiet, in den Wehrkreisen XX und XXI, in
Böhmen und Mähren sowie in Dänemark liegenden Divisionen
Reserve-Divisionen: alle Divisionen des Ersatzheeres im Bereich des OB West,
Ostland, Kroatien, Ukraine und Generalgouvernement
Division z.b.V.: in den Wehrkreisen mit besonderen Aufgabengebieten bestehende
Divisionskommandos
Auch bei den Schnellen Truppen fand die Teilung in Ersatz- und
Ausbildungseinheiten statt. Hier erfolgte die Verlegung in die besetzten Gebiete
jedoch erst im Sommer 1943. Im März / April 1943 waren die "Kommandeure der
Schnellen Truppen" in "Kommandeure der Panzertruppen" umbenannt worden. Am 5.
April 1943 wurden zudem die Divisionen Nr. ..(mot) in Panzer-Division Nr.
umbenannt. Die Divisionen Nr. 155, 179 und 233 wurden im Juli und August 1943 in
Reserve-Panzer-Divisionen umbenannt und nach Frankreich und Dänemark verlegt. Im
November 1943 wurde im Wehrkreis XIII die 273. Reserve-Panzer-Division
aufgestellt und nach Südwestfrankreich verlegt.
Mit den Ausbildungseinheiten waren im Oktober 1942 die meisten der bisherigen
Divisions- und Regimentsstäbe in die besetzten Gebiete abgegangen. An ihre
Stelle traten zum einen die bisherigen "Landesschützen"-Divisionen z.b.V. mit
den Nummern 401 - 405, 407 - 409 und 413, die ursprünglich die Landesschützenbataillone der
Wehrkreise zu betreuen gehabt hatten und deren Aufgaben nach Errichtung der
Wehrkreise zu betreuen gehabt hatten und deren Aufgaben nach Errichtung der
"Kommandeure der Kriegsgefangenen" in den Wehrkreisen stark zurückgegangen
waren. Zum anderen gab es neu gebildete Divisionsstäbe mit den Nummern 433 und ab 461.
Ebenfalls mussten zahlreiche Regimentsstäbe neu gebildet werden.
Da die Aufstellung immer neuer Divisionen bis 1944 das Verhältnis von
Ersatz-Bataillonen und Feld-Regimentern völlig verschoben hatte, trat am 18.
April 1944 zur Vereinfachung der Ersatzgestellung eine grundsätzliche Änderung
der Ersatzzuständigkeit für die Infanterie-Einheiten ein. Ab diesem Datum sollte
ein Grenadier-Ersatz-Bataillon der zuständige Ersatztruppenteil sein für die
Infanterie-Einheiten von einer Infanterie-Division oder von zwei bodenständigen
oder zwei Sicherungs-Divisionen. Auf die Bezeichnung des Ersatz-Bataillons und
seine frühere Zuständigkeit für ein Regiment der 1. - 4. Welle wurde keine
Rücksicht mehr genommen.
Auch bei den Ersatztruppenteilen der Schnellen Truppen ergaben sich im Frühjahr
1944 weitere Änderungen. Die beim OB West in Frankreich stationierten
Reserve-Panzer-Divisionen wurden zur Auffrischung bzw. zur Wiederaufstellung von
zerschlagenen Ostfrontdivisionen verwandt. Die Division 155 ging in der 9.
Panzer-Division auf, die Division Nr. 273 in der 11. Panzer-Division und die
179. Reserve-Panzer-Division in der neu aufgestellten 116. Panzer-Division. Die
in Schlesien stationierte Panzer-Division Nr. 178 gab im August 1944 einen Teil
ihrer Verbände an die Panzer-Division Tatra ab. Die in Dänemark stationierte
233. Reserve-Panzer-Division gab im Mai 1944 Teile zur Auffrischung der 6., 19.
und 25. Panzer-Division ab. Im Februar 1945 stellte die Division die
Panzer-Division Holstein auf und wurde durch Abgaben aus den Wehrkreisen III,
VI, XII, XIII und XVII wieder aufgefüllt. Im März / April 1945 wurde die
Division als 233. Panzer-Division in das Feldheer übernommen.
Im Rahmen der Walküre-Aufrufe im September wurden nochmals ganze Divisionen aus
dem Ersatzheer mobilisiert, was letztmalig zur Aufstellung neuer
Ersatzdivisionen führte, um die mobilgemachten Divisionen Nr. zu ersetzen : Die
Div.Nr. 176 und 526 im WK VI wurden durch die Stäbe Div.Nr. 466 und 476 ersetzt
und die Div.Nr. 180 und 190 im WK X wurden durch die Stäbe Div.Nr. 480 und 490
ersetzt.
Gliederung des Ersatzheeres:
10. August 1944