Mauser-Werke Oberndorf am Neckar
Franz Andreas Mauser kam 1805 als Schuhmacher in einer Handwerkerkompanie zur
württembergischen Armee nach Ludwigsburg, 1812 wurde diese Kompanie in die kurz
zuvor gegründete Königlich Württembergische Gewehrfabrik auf Vorschlag von
Oberst von Kerner nach
Oberndorf am Neckar verlegt. Die Fabrik wurde vorerst im vorhandenen
Augustiner-Kloster untergebracht. In das Erdgeschoss kamen die meisten
Werkstätten, so die der Schloßmacher, Säbelmacher, Bajonettschmiede, Schäfter,
Dreher. In einem Maschinensaal wurden die zur Gewehrfertigung nötigen
Hilfsmaschinen aufgestellt, die durch ein Wasserrad betrieben wurden. Ein
weiteres Wasserrad trieb das Gebläse, das den Wind für die Schmiede lieferte. Im
ersten Stock wurden die Wohnungen des Fabrikverwalters, des Obermeisters und
mehrerer Arbeiter sowie einige Kassen- und Kanzleiräume eingerichtet. Im zweiten
Stock befanden sich weitere Wohnungen für Arbeiter und im Dachgeschoß wurden
Vorratskammern eingerichtet. Die an der Nordseite angebaute Klosterkirche wurde
vor allem als Magazin für Eisen, Stahl und Kohle verwendet. Das gegenüber dem
Hauptgebäude stehende Wirtschaftsgebäude wurde als sogenanntes Laborantenhaus
Wohngebäude für den Hüttenschreiber und eine größere Zahl von Fabrikarbeiter.
Oberhalb der Fabrik wurde im Neckar ein Wehr eingebaut, um einen Teil des
Wassers durch einen Zulaufkanal zur Fabrik zu leiten. An diesem Kanal wurden das
Hammerwerk und die Rohrhammerschmiede errichtet. Zwischen beiden wurde eine
Räderstube erbaut. Hier waren die Wasserräder zur Bewegung der Hämmer, des
Schleifwerkes, der Dreherei und der Rohrbohrerei sowie der Drehscheibe und
des Gebläses untergebracht.
1814 wurde die in Richtung Sulz am Sulzbach liegende Mühle zu einem Schleifwerk
umgebaut. Außerdem entstanden weitere kleinere Nebengebäude, u.a. im
Klostergarten.
1812 wurde mit der Aufnahme des Betriebes begonnen, am 6. November 1812 waren
die Arbeiten so weit fortgeschritten, dass das ganze Unternehmen in Betrieb
gesetzt werden konnte. Ausgelegt war die Fabrik für eine Jahresproduktion von
2.400 Gewehren im Frieden und 4.800 Gewehren in Kriegszeiten.
Als Arbeiter kamen in den ersten Jahren Angehörige der "Ouvrier-Compagnie" aus
Ludwigsburg zum Einsatz, also Soldaten, die einen bestimmten fachlichen beruf
gelernt hatten. Erst 1818 wurde diese Einheit aufgelöst und zivile Arbeiter
eingestellt, die einen Stundenlohn erhielten. Unter diesen Arbeitern, die
ehemals der "Ouvrier-Compagnie" angehörten, befand sich auch Franz Andreas
Mauser. Im Dezember 1819 waren in der Fabrik 81 Männer beschäftigt. In der
Fabrik wurden zu dieser Zeit vor allem Schützengewehre und Artilleriegewehre,
aber auch Lanzen, Reitersäbel, Streitbeile und Sporen für das königliche Arsenal
gefertigt. Im Jahr 1822/23 wurde erstmals eine Lieferung für das Ausland
bearbeitet. 500 Karabiner gingen nach Hessen. Auch die Schweiz trat vereinzelt
als Käufer in Erscheinung. Bereits 1929 begann man in Oberndorf dann mit der
Fertigung von Perkussionsgewehren.
Im August 1838 ging die Fabrik von der Verantwortung des Kriegsministeriums an
das Finanzministerium über. Doch auch unter der neuen Leitung gelang es nicht,
die von Anfang an auf Zuschüsse angewiesene Fabrik in die schwarzen Zahlen zu
führen. Dies kam vor allem daher, das das württembergische Heer relativ klein
war und dessen Bedarf an Gewehren bald gedeckt war. Der Auslastungsgrad der
Fabrik war also gegebener maßen äußerst gering. Erst die politischen Unruhen im
Jahr 1848 brachten mehr Bestellungen nach Oberndorf. Und so entschloß man sich,
die Fabrikanlagen zu erweitern. Es wurde eine neue Mühle mit einem Rohrhammer
errichtet und eine zweite Bajonettschmiedeesse erbaut. Am 15. August 1850
erhielt die Oberndorfer Gewehrfabrik den ersten Auftrag über ein Gewehr mit
gezogenem Lauf. Für das badische Zeughaus in Karlsruhe sollten 500 Karabiner mit
gezogenem Lauf hergestellt werden. Ein Jahr später wurden 1.200 Kolbenpistolen
für die badische Reiterei nach dem System Minié bestellt. Doch bereits im Jahr
1856 war es mit den Mehrbestellungen vorbei und es mußten wieder Arbeiter
entlassen werden, da die Fabrik erneut nicht ausgelastet war. Im Jahr 1856 wurde
die Aufstellung des 8. Korps der deutschen Bundesarmee beschlossen. Beteiligt
daran waren Württemberg, Baden und Hessen-Darmstadt. Die Oberndorfer
Gewehrfabrik erhielt daraufhin den Auftrag, jeweils 5.000 Gewehre für Hessen und
Württemberg zu fertigen. Erneut wurde die Fabrik erweitert, die Auslastung
stieg. Um vom Wasserstand des Sulzbaches und des Neckars unabhängig zu sein,
wurden zwei Dampfmaschinen errichtet, ausserdem wurde ein neues Schleifwerk beim
sogenannten unteren Werk gebaut. Die Arbeiterzahl stieg von 72 im uni 1856 auf
151 im Juni 1861. Wie bisher gingen die Gewehre meistens in das Arsenal in
Ludwigsburg, nach Hessen und in die Schweiz.
Nachdem sich die Überlegenheit des preußischen Hinterladergewehres gegenüber den
Vorderladern gezeigt hatte, erhielt die Fabrik in den 60er Jahren Aufträge zur
Umänderung von gezogenen Vorderladern in Hinterlader und größere Aufträge zur
Lieferung von Zündnadelgewehren. Die sehr angespannte politische Lage nach dem
preußisch-österreichischen Krieg verlangte eine möglichst schnelle Neubewaffnung
der mit Preußen verbündeten süddeutschen Truppen. Zur Durchführung dieser
Arbeiten waren viele Einrichtungen der Oberndorfer Fabrik unzureichend. Es
mußten daher zahlreiche neue Hilfsmaschinen beschafft werden. Zur Aufstellung
der neuen Maschinen mußten auch neue Fabrikräume bereitgestellt werden, weshalb
einige Wohnungen des Fabrikhauptgebäudes in Arbeitsräume umgewandelt wurden.
Außerdem wurden weitere Arbeiter eingestellt. Doch auch dieser Auftrag lief
irgend wann aus. Als die deutsche Armee nach dem deutsch-französischen Krieg
1870/71 auf das Chassepotgewehr umgerüstet wurde, hatte die Oberndorfer
Gewehrfabrik kein eigenes Produkt anzubieten, weshalb die Beschäftigung abermals
stark zurück ging und die Verluste erneut stiegen. Die Fabrik wurde daher am 20.
Februar 1874 an die Gebrüder Mauser verkauft.
Seit Anfang der 60er Jahre beschäftigten sich die Brüder Wilhelm Mauser und Paul
Mauser, die bei der Oberndorfer Gewehrfabrik angestellt waren, (außerhalb ihrer
Arbeitszeit in der Gewehrfabrik) mit der Entwicklung einer
Hinterlader-Konstruktion. Ein erstes Modell fand im Jahre 1867 nur wenig
Beachtung. Der Remington-Agent Samuel Norris veranlasste die Brüder, mit ihm
nach Lüttich zu kommen und dort für ihn zu arbeiten. In Lüttich entwickelten sie
ein Patent, nach dem das französische Chassepotgewehr für die Verwendung einer
Metallpatrone abgeändert werden konnte (1868). Ein Mauser-Norris-Versuchsgewehr
der Infanterieschießschule Spandau-Ruhleben, das das württembergische
Infanteriegewehr von 1857 für Hinterladung geeignet machen sollte, hat sich bis
heute erhalten. 1870 kehrten die Brüder nach Oberndorf zurück, um hier eine
eigene Waffenfabrik aufzubauen. 1874 kauften sie vom württembergischen Staat die
Oberndorfer Gewehrfabrik und benannten diese in Mauser-Werke um. Die
Firma bestand jetzt aus drei Teilen: Das mittlere Werk, das aus dem ehemaligen
Augustinerkloster (heute Rathaus und Polizeiwache) bestand, das untere Werk, das
1848 gekauft worden war (heute immer noch Mauser-Werke bzw.. Rheinmetall Defence)
und das obere Werk, das im Jahr 1872 von den Gebrüdern Mauser gegründet worden
ist (heute Gymnasium und Gebiet der Realschule). In allen drei Werken waren rund
350 Werkzeugmaschinen aufgestellt, so dass die Fertigung des neuen
Infanterie-Gewehrs Modell 71 und der Visiere sehr bald im großen Maßstab
aufgenommen werden konnte. Am 20. August 1874 brach im oberen Werk ein Feuer
aus, welches das Gebäude bis auf das Erdgeschoss vernichtete. Das Erdgeschoss
mit den wertvollen Maschinen konnte jedoch von der Oberndorfer Feuerwehr
gerettet werden. Die Fertigung wurde dadurch nur geringfügig eingeschränkt.
Insgesamt 100.000 Stück des Gewehrs 71 würden für das Land Württemberg
gefertigt. Die Fertigungszahl wuchs auf 120 Stück im Monat an. Bayern bestellte
gleich 250.000 Stück dieser Waffe. Im Jahr 1878 waren diese Aufträge
abgearbeitet, mit weiteren Großaufträgen war erst einmal nicht zu rechnen.
Zwischenzeitlich hatte man bei Mauser einen Revolver entwickelt. Man versuchte
nun, diese Waffe entweder bei der deutschen oder bei einer ausländischen Armee
als Standardwaffe unterzubringen, was jedoch nicht gelang. Die Lage der Firma
wurde dadurch immer schlechter. Mit kleineren Aufträgen hielt man sich über
Wasser. Seit der Erledigung des württembergischen Gewehrauftrages im Jahr 1878
arbeitete man mit Verlust, der von Jahr zu Jahr größer wurde. Nach monatelangen
Versuchen mit verschiedenen Gewehrsystemen und nach der Überwindung von
zahlreichen Intriegen und Hindernissen unterzeichnete die serbische Regierung am
14. Februar 1881 den Kaufvertrag für 120.000 Infanterie-Gewehre. Dieser Auftrag
rettete die Firma Mauser vor dem Konkurs.
Am 13. Januar 1882 verstarb Wilhelm Mauser im Alter von 48 Jahren nach einer
schweren Krankheit. Paul Mauser führte die Geschäfte nun alleine weiter. Alle
Kräfte des Betriebes waren damals auf die pünktliche Fertigung der serbischen
Waffen gerichtet, wogegen die Versuchswerkstatt vor allem mit der Entwicklung
des Mehrladegewehrs beschäftigt war. 1882 wurde versuchsweise vier Bataillone
mit dem neuen Mausergewehr ausgerüstet. Nachdem im Herbst 1883 die
Kriegsbrauchbarkeit durch die Versuche erwiesen war, wurde das Gewehr unter der
Bezeichnung "Infanteriegewehr M/71.84" am 31. Januar 1884 in der deutschen Armee
eingeführt. Aus Geheimhaltungsgründen wurde die Bezeichnung Mehrlader oder
Repetiergewehr vermieden. Obwohl die Konstruktion des neuen Gewehres wesentlich
von Mauser stammte, erhielten die Mauserwerke auch dieses mal keinen Auftrag der
preußischen Heeresverwaltung zur Herstellung der Waffe. Dafür erhielten die
Mauser-Werke eine Lizenzgebühr von 3 Mark je Stück für die ersten 100.000 Waffen
und 1 Mark je Stück für alle weiteren Gewehre.
Die Annahme des Gewehr M/71.84 fiel ungefähr mit der Beendigung der Lieferung
der serbischen Gewehre durch die Mauser-Werke zusammen. Anschließend daran
fertigten die Werke noch 8.000 Repetiergewehre und -karabiner für Serbien, dann
6.000 Einzelladegewehre für China sowie 1500 Revolver und 19.000 Repetiergewehre
Modell 71.84 für Württemberg.
1884 wurde aus der Kommanditgesellschaft Gebrüder Mauser & Cie in eine
Kommanditgesellschaft auf Aktien umgewandelt. 1886 beabsichtigte die Türkei eine
vollkommene Neubewaffnung ihrer Streitkräfte und führte einen Wettbewerb durch.
Am 2. Mai 1886 beschloß Paul Mauser mit Ludwig und Isidor Loewe, den beiden
Gesellschaftern der Berliner Firma Ludw. Loewe & Co ein gemeinsames Vorgehen in
der Türkei. Es gelang, den Wettbewerb zu Gewinnen, an den sich eine Bestellung
von 500.000 Repetiergewehren und 50.000 Karabiner anschloß. Der Auftrag
bedeutete für Mauser die Fertigung von 270.000 Gewehren und 25.000 Karabinern.
Zum Zweck der pünktlichen Lieferung mußte das Werk erneut erweitert werden. Im
Jahr 1889 gewann Mauser zudem die Ausschreibung für die Neubewaffnung der
belgischen Armee mit dem weiterentwickelten Gewehr Modell 90. Da der belgische
Staat die Produkton außerhalb des Landes jedoch nicht gestattete, wurde in
Belgien eine eigene Firma für die Produktion des Modells 90 errichtet. Die Firma
"Fabriqua Nationale d'Armes de Guerre" produzierte in Lizenz die neue Waffe. Und
auch die Türkei war wieder neugierig geworden. Nach bereits 280.000 produzierten
Gewehren Modell 87 wurden nochmals 280.000 Stück des Modells 90 bestellt und
gefertigt. Außerdem wurden Waffen nach Spanien und Schweden geliefert.
Als 1894 ein Kontrakt mit Schweden über die Lieferung von Karabinern für die
schwedische Armee im neuen Kaliber 6,5x55 geschlossen wurde, erweiterte der
sogenannte „Schwedenbau“, in dem sich heute das Heimat- und Waffen-Museum sowie
die Bücherei befindet, die Mauser-Fabrikanlage. Bis zum Jahre 1900
einschließlich lieferte Mauser dann noch etwa 60.000 Infanteriegewehre in diesem
Kaliber, bis Schweden schließlich die Produktion ganz übernahm.
Mit dem Ende des Jahres 1896 waren alle vorliegenden Gewehraufträge erledigt,
neue Bestellungen lagen nicht vor. Es mußten daher größere Arbeiterentlassungen
vorgenommen werden. Die Ruhezeit wurde genutzt, die stark in Anspruch genommenen
Werkhallen zu renovieren. Im Januar 1895 bestellte die deutsche Armeeverwaltung
2.000 Gewehre für die Truppenerprobung. Die sehr eingehend vorgenommenen
Truppenversuche mit dem neuen Gewehr führte im Jahr 1898 zu einem befriedigenden
Abschluß, so daß das Gewehr am 5. April 1898 als "Gewehr 98" angenommen wurde.
Am 23. April 1897 war die Firma Mauser in eine Aktiengesellschaft umgewandelt
worden. Das Akteinkapital betrug 2 Millionen Mark, die Deutschen Waffen- und
Munitionsfabriken übernahmen 1.980 der 2.000 Aktien. Paul Mauser wurde erster
Direktor der neuen AG und Vorstandsvorsitzender.
Das Modell 98 wurde zu einem riesigen Erfolg. Es wurde für mittel- und
südamerikanische Staaten, für Persien und Serbien und andere Staaten
hergestellt. Im Jahr 1896 hatte Mauser auch seine Selbstladepistole Kaliber 7,63
mm ausgearbeitet. Auch diese Waffe wurde ein Erfolg, bis 1908 wurde diese 70.000
mal gefertigt.
Am 29. Mai 1914 verstarb plötzlich Paul Mauser an einer Lungenembolie.
Mit Ausbruch des I. Weltkrieges im August 1914 wurde die Produktion bei Mauser
voll auf das Gewehr 98 umgestellt. Die Nachfrage überstieg bereits nach wenigen
Monaten die Produktion. 1917 hatte die Produktion ihren Höhepunkt erreicht. Um
die erhöhte Nachfrage zu befriedigen, wurde das Werk erneut ausgebaut. Der
Neckar wurde in ein neues Flußbett verlegt. Im Zusammenhang mit diesen
Erweiterungsbauten errichtete die Firma rechts des Neckars eine große
werkseigene Siedlung für die Angestellten und Mitarbeiter.
Am 27. November 1917 erhielt die Firma Mauser den Auftrag zur Fertigung eines
Tankabwehrgewehres. Im Mai 1918 ist die Waffe fertig gestellt, die
Massenfertigung begann.
Nach dem Ersten Weltkrieg durften die Mauserwerke gemäß den Bestimmungen des
Versailler Vertrages keine Militärwaffen mehr herstellen. Die Produktion musste
vollständig auf Jagdwaffen umgestellt werden. Außerdem wurden Spezialwerkzeuge,
Einspur- und Kleinautos und Nähmaschinen gefertigt. Die Fertigung von Kleinautos
wurde jedoch 1927 wieder eingestellt. Auf Vermittlung eines italienischen
Mitglieds der Kontrollkommission konnten jedoch die gesamten
Produktionsmaschinen des Gewehrs 98 an die Československá zbrojovka in Brünn
verkauft und stattdessen Maschinen für die Herstellung von Jagdwaffen
angeschafft werden. In Brünn entstanden dann auf den Mauser-Maschinen die
Gewehre 98 bzw. der Karabiner Vz 24 für die von Schah Reza Pahlavi neu
aufgebaute iranische Armee.
Im Jahr 1929 übernahm die Firma Mauser die Konstruktion und die
Fabrikationseinrichtung der Rechenmaschinenfirma Ruthardt & Co. GmbH in
Stuttgart und begann den eigenen Rechenmaschinenbau.
Ab 1934 war auch die Firma Mauser in die (zunächst noch heimliche) Aufrüstung
Deutschlands integriert. Nun wurden wieder Militärwaffen produziert, und zwar
der berühmte Karabiner 98k (K98k), der 1935 zur deutschen Ordonnanzwaffe
angenommen wurde. Ebenfalls 1934 wurde in Berlin eine neue Fertigungsstelle für
Waffen errichtet.
Da die Produktion zunächst unbemerkt von den Alliierten geschehen sollte, wurde
jetzt nicht mehr die volle Namensbezeichnung des Werkes auf die Systemhülse
gestempelt, sondern eine wechselnde Codebezeichnung, die die Identifizierung
erschweren oder unmöglich machen sollte. Für die Waffenfabrik Mauser/Oberndorf
waren dies die Codes S/42 K, S/42 G, S/42, 42, byf und svw.
1945 wurden die Mauserwerke demontiert und konnten erst 1956 ihre Tätigkeit
wieder aufnehmen.
1966 wurde von Mauser mit dem M66 ein spezielles Repetiersystem für Jagdwaffen
eingeführt. Das M66 bestand aus zwei Teilen: der Drehkammer, ähnlich der im G98
verwendeten, und einem zusätzlichen Schlitten auf einer Führungssschiene. Beim
Öffnen bewegten sich Kammer und Schlitten zunächst gemeinsam nach hinten. Dann
blieb der Schlitten stehen, und die Kammer glitt weiter heraus, bis der
Verschluss vollständig geöffnet war. Diese Teleskopbauweise aus zwei
nacheinander heraus- und hereinfahrenden Verschlussteilen erlaubte bei gleicher
Munitionsart eine um ca. 6 cm kürzere Bauweise als beim M98. 1970 entwickelte
Mauser die Bordkanone BK 27 für den Tornado und den Alpha-Jet. Die Waffe
wurde am 1983 für Schweden produziert. 1995 wurde das Gesellschaftskapital von
der Rheinmetall-Gruppe erworben. Die Firma hieß nun "Mauser-Werke Oberndorf
Waffensysteme GmbH". 1996 wurde mit dem M96 ein Geradezugrepetierer eingeführt,
bei dem für den Repetiervorgang der Kammerstengel nicht mehr angehoben werden
musste. Ein einfacher Zug nach hinten reichte aus, eine neue Patrone in das
Patronenlager zu repetieren. Die Waffe setzte sich aber gegenüber den
Konkurrenzprodukten, allen vorweg dem Geradezugrepetierer R93 der Firma Blaser,
nicht durch.
2003 folgte schließlich das M03-System, welches die Vorteile des M98 in einer
modernen Konstruktion in die heutige Zeit mit übernahm. Vorteilhaft des M03 ist
insbesondere, dass der Waffenbesitzer verschiedene Läufe in verschiedenen
Kalibern nutzen kann, und beim System nur den Verschlusskopf auf der Kammer
auswechseln muss.
Im Militärbereich konnte Mauser nach dem Zweiten Weltkrieg keine
Infanteriewaffen mehr an die Bundeswehr liefern, diese Rolle hatte längst
Heckler und Koch übernommen. Dafür konnte Mauser Aufträge für Bordkanonen von
Kampfflugzeugen bekommen, zum Beispiel für den Eurofighter.
2004 gingen die Mauser Werke in der neu gegründeten Rheinmetall Waffe Munition
GmbH auf, existieren als Marke aber weiter.
Die Jagdgewehre wurden bis 1999 in den Mauserwerken in Oberndorf am Neckar
produziert. Die Markenrechte für Mauser Jagdwaffen wurden 2000 an die
Unternehmer Michael Lüke und Thomas Ortmeier veräußert. Heute werden Mauser
Jagdwaffen im Blaser Werk Isny im Allgäu hergestellt. Hinter Mauser Jagdwaffen,
den Mitbewerbern Blaser Jagdwaffen und der Firma J. P. Sauer & Sohn GmbH, sowie
bis ins Jahr 2006 auch dem Handelsunternehmen für "Jagd und Natur", der Kettner
International GmbH, stehen die gleichen Eigentümer.
Das mittlere Werk um das Jahr 1910. Im Mittelpunkt das ehemalige
Augustinerkloster (1), rechts der Schwedenbau (2). Hinter dem Schwedenbau kommt
die Eisenbahnlinie nach Rottweil und weiter nach Singen zum Vorschein, in die
Gegenrichtung geht es nach Stuttgart. Der Neckar ist hier noch nicht all zu
breit, er ist links der Bahnlinie an der Baum- und Sträucherlinie zu erkennen.
Zur Orientierung: Das Gebäude ganz rechts unten ist heute das
Bekleidungsgeschäft Hoffmeyer. Dem Tal folgend im Hintergrund der Ortsteil
Altoberndorf. Das ganze Tal ist heute fast vollständig bebaut.