Befehlshaber der Seestreitkräfte der Ostsee (B.S.O.)
Befehlshaber der leichten Seestreitkräfte der Ostsee (B.l.O.)
Befehlshaber der Aufklärungsstreitkräfte (B.d.A.)

 

1. Einsatz und Unterstellung:

Beim Zusammenbruch des Kaiserreiches nach dem Ende des Ersten Weltkrieges bestand in der Ostsee die Dienststelle des Befehlshabers der Sicherung der Ostsee weiter. Die Dienststelle, wie auch alle im Ostseebereich befindlichen Schiffe und Fahrzeuge, unterstanden dem Chef der Marinestation der Ostsee. Durch Verfügung des Chefs der Admiralität vom 13. Februar 1920 wurde die Dienststelle in Befehlshaber der Seestreitkräfte der Ostsee (B.S.O.) umbenannt. Dem Befehlshaber wurde ein 2. Admiral zugeteilt. Am 1. April 1922 verlegte der B.S.O. seinen Hauptliegehafen von Swinemünde nach Kiel. Mit der Ernennung eines Oberbefehlshabers der Seestreitkräfte wurde die Unterstellung unter den Chef der Marinestation der Ostsee aufgehoben. Der B.S.O. wurde zum 15. Oktober 1923 zum Befehlshaber der leichten Seestreitkräfte der Ostsee (B.l.O.). Ihm unterstanden die Kreuzer und Torpedoboote im Ostseebereich. Bei der Neugliederung der Seestreitkräfte am 1. April 1925 wurden dem Befehlshaber der leichten Seestreitkräfte der Ostsee alle in der Ostsee stationierten Seestreitkräfte unterstellt. Seine neue Dienstbezeichnung lautete nun Befehlshaber der Seestreitkräfte der Ostsee, zugleich Führer des Verbandes der Aufklärungsstreitkräfte. Erneut fand am 1. Januar 1930 eine Umbenennung der Dienststelle statt, sie hieß nun Befehlshaber der Aufklärungsstreitkräfte (B.d.A.). Die Dienststelle stand zwischen dem Flottenchef und den ihm unterstellten Führern (F.d.M. und F.d.T.). Sein Aufgabenfeld umfasste:
- Durchführung der taktischen Ausbildung ihrer Verbände nach den vom Flottenkommando gegebenen Richtlinien und und Weiterentwicklung der Taktik
- Begutachtung aller Anträge auf Ausführung von kleineren Änderungen auf schiffbaulichem, maschinenbaulichen und waffentechnischem Gebiet bzw. auf dem Gebiete des Nachrichtenwesens (unmittelbarer Verkehr mit Werft, Inspektionen)
- Aufstellen der Jahresschießpläne
- Entscheidungen zu den Berichten der Kommandos
- Beschickung von Offizierslehrgängen, Personalwirtschaft, Fachschulangelegenheiten
- Verwaltungsangelegenheiten, die den Befehlshabern durch das Flottenkommando besonders zugewiesen waren.
Der Befehlshaber war "Durchgangsstelle" für Angelegenheiten der Offiziere und Beamten, Ausrüstungsfragen, Angelegenheiten des Kranken- und Gesundheitsdienstes, Havarien, artillerie-, torpedo- und sperrtechnische sowie schiffbau- und maschinenbauliche Abänderungsanträge. Der Befehlshaber war Gerichtsherr I. Instanz.
Dem Befehlshaber der Aufklärungsstreitkräfte unterstanden die Kreuzer, Torpedoboote und Minensuchboote der Reichsmarine. Die ihm unterstellten Torpedo- und Minensuchboote wurden im Herbst 1933 unter dem Führer der Torpedoboote (F.d.T.) und dem Führer der Minensuchboote (F.d.M.) zusammen gefasst. Ihm unterstanden weiterhin die im Laufe der 30er Jahre zur Flotte hinzukommenden Zerstörer direkt. Vom 1. August 1932 an war dem B.d.A. unmittelbar die 1. Schnellbootshalbflottille, ab dem 1. Oktober 1935 1. Schnellbootsflottille, nachgeordnet, bis diese zum 1. April 1937 dem Führer der Torpedoboote (F.d.T.) unterstellt wurde. Mit Kriegsausbruch schieden die Minensuchboote aus dem B.d.A.-Verband aus, die traten unter den Befehl des Befehlshabers der Sicherung der Ostsee bzw. der Nordsee. Mit Kriegsausbruch wurde der B.d.A. zugleich Seebefehlshaber Ost, wurde dann vorübergehend in die Nordsee verlegt und führte dort im englischen Küstenvorfeld im September und Oktober 1939 Minen- und sonstige Unternehmungen aus. Im Herbst 1939 wurde der Befehlsbereich des Führers der Torpedoboote (F.d.T.) aufgeteilt: Die Zerstörer kamen nun zum neu geschaffenen Führer der Zerstörer (F.d.Z.), die Torpedoboote und Schnellboote blieben beim Führer der Torpedoboote (F.d.T.).  Im April 1940 führte der B.d.A. während des Unternehmens "Weserübung" auf dem Kreuzer "Köln" die Kriegsschiffgruppe 3 mit dem Ziel Bergen. Am 1. August 1940 wurde der Befehlshaber der Aufklärungsstreitkräfte (B.d.A.) in Befehlshaber der Kreuzer (B.d.K.) umbenannt.

 

2. Befehlshaber:

1. März 1920 Konteradmiral Ernst Ewers

18. März 1920 Kapitän zur See und Kommodore Hugo von Rosenberg

23. März 1920 Kapitänleutnant Otto Hersing (m.d.W.d.G.b.)

6. April 1920 Leutnant zur See Franz Schwarz (m.d.W.d.G.b.)

31. Mai 1920 Fregattenkapitän Alexander Werth (m.d.W.d.G.b.)

17. Juli 1920 Konteradmiral Hugo von Rosenberg

1. Oktober 1923 Kapitän zur See und Kommodore Iwan Oldekop

24. September 1925 Konteradmiral Franz Wieting

16. März 1927 Konteradmiral Wilfried von Loewenfeld

15. Oktober 1928 Konteradmiral Walter Gladisch

29. September 1930 Konteradmiral Conrad Albrecht

1. Oktober 1932 Konteradmiral Hans Kolbe

25. September 1934 Vizeadmiral Hermann Boehm

2. Oktober 1937 Vizeadmiral Hermann Densch

21. Oktober 1939 Vizeadmiral Günther Lütjens

10. März 1940 Konteradmiral Hubert Schmudt

 

3. direkt unterstellte Einheiten:

Befehlshaber der Aufklärungsstreitkräfte:

Kreuzer Emden

Kreuzer Königsberg

Königsberg Karlsruhe

Kreuzer Köln

Kreuzer Leipzig

Kreuzer Nürnberg

Führer der Torpedoboote (F.d.T.)

Führer der Minensuchboote (F.d.M.)