Der Kaukasische Waffen-Verband der SS

 

Über die Aufstellung eines „Kaukasischen Waffen-Verbandes der SS“ ist bisher noch weniger bekannt geworden. Sie soll nur teilweise erfolgt sein, obwohl bis Ende Februar 1945 unter anderem 2 000 armenische Freiwillige zur Verfügung standen und , wie oben erwähnt, die aserbeidschanische Waffengruppe des Osttürkischen Waffenverbandes zugeführt werden sollte. (1)

Das SS-Führungshauptamt befahl am 30.12.1944, SS-FHA, Amt II OrgAbt Ia/II, TgbNr. 5248/44 gKdos vom 30.12.1944, die Aufstellung des Kaukasischen Waffen-Verbandes der SS
1.) Auf Befehl des Reichsführers-SS ist der Kaukasische Waffen-Verband der SS aufzustellen
2.) Der Kaukasische Waffen-Verband der SS dient der Zusammenfassung sämtlicher verfügbaren Kaukasier (Georgier, Aserbeidschaner, Armenier usw.), deren militärischer und politischer Ausbildung und Führung, ihrer Gliederung zu zweckmäßigen Kampfverbänden, sowie Durchführung aller kulturellen und propagandistischen Aufgaben.
3.) Der Kommandeur des Kaukasischen Waffen-Verbandes der SS wird durch den Reichsführer-SS ernannt.
4.) Gliederung:
A)        a)         Stab Kaukasischer Waffen-Verband der SS
            b)         Stab Waffen-Gruppe „Georgien“
                        Stab Waffen-Gruppe „Aserbeidjan“
                        Stab Waffen-Gruppe „Armenien“
                        Stab Waffen-Gruppe „Nordkaukasus“
c)         Kampfeinheiten der Waffen-Gruppe wie b) (zu Reiter-Abteilungen gegliedert)
B)         Im Rahmen des zur Verfügung stehenden Personals sind mit Wirkung vom 15.12.1944 als erste Verbände auszustellen und zu gliedern:
Stab Kauk.Waffen-Verband d.SS
Stäbe für die Waffen-Gruppen „Georgien“, „Aserbeidjan“ u. „Nordkaukausus“

Der Kaukasische.Waffen-Verband der SS entsprach einem Divisionsverband mit 4 Regimentern zu je 2 Reiter-Abteilungen. Im Organisationskalender des OKH 1945 und in der schematischen Kriegsgliederung nicht enthalten. (2)

Die Aufstellung eines „Kaukasischen Waffen-Verbandes der SS“ erfolgte bei Klagenfurt (als Reiterverband, da die Waffengruppen Kavallerie-Schwadronen hatten (?,s.a.Tessin) mit:

SS-Waffengruppe „Armenien“ I.Abt, 1.-4., II.Abt, 5.-8.(Schwadron)

Zuletzt Klagenfurt

SS-Waffengruppe“Aserbeidschan“      I.Abt, 1.-4., II.Abt, 5.-8. (Schwadron)

Stab in Udine, beide Abteilungen in Klagenfurt.

SS-Waffengruppe „Georgien“  I.Abt, 1.-4., II.Abt, 5.-8.(Schwadron)

Zuletzt Klagenfurt

SS-Waffengrppe „Nordkaukasus“       I.Abt, 1.-4., II.Abt, 5.-8. (Schwadron)

Zuletzt Klagenfurt (3)

Gespräch mit SS-Ostuf. Josef Werner,  Nachrichtenführer des Kaukasischen Waffen-Verbandes der SS                                                                                         (aus DF 3/2006, S. 14-15)

In der Ausgabe November 2005 berichtete DER FREIWILLIGE über den Kaukasischen Waffen-Verband der SS. Darauf erhielten wir einige Zuschriften unserer Leserschaft, woraus wir entnehmen konnten, dass die Existenz dieses Verbandes nur wenigen bekannt war.

Aufgrund unserer Berichterstattung kamen wir in Verbindung mit dem Nachrichtenführer des Kaukasischen Waffen-Verbandes der SS, den damaligen SS-Obersturmführer Josef Werner.

Wir befragten ihn zu der Einheit, wodurch wir noch einige Details als Nachtrag zur Kriegsgeschichte des Kaukasischen Waffen-Verbandes hier veröffentlichen können.

Frage von DER FREIWILLIGE: „In welchen Einheiten waren Sie, bis Sie zum Kaukasischen Waffen-Verband der SS kamen?“

Antwort: „SS-Nachrichtensturmbann SS-Verfügungstruppe Berlin-Adlershof. 1. September 1940 Junkerschule Tölz, Juni 1941 SS-Standarte „Nordwest“, Debica. September 1941 Freiwilligen Legion Niederlande, Arys/Ostpreußen, Nachrichtenführer und 1. Ordonnanzoffizier bei SS-Oberführer Reich, dann bei SS-Standartenführer Theuermann. Januar 1943 Heeresschule für Hunde- und Brieftaubenwesen Sperenberg/Mark. März 1943 Lettische Freiwilligen-Brigade, Nachrichtenführer und 1. Ordonnanzoffizier, September 1943 SS-Führungs-Nachrichtenregiment 500 (Fuchsbau) und Chef 7./SS-F-Nachr.Rgt. 500.“

Frage von DER FREIWILLIGE: „Wer holte Sie zum Kaukasischen Waffen-Verband der SS?“ Antwort: „SS-Standartenführer Theuermann.“

Frage von DER FREIWILLIGE: „Was wußten Sie von dieser Einheit, als Sie dort eintrafen?“

Antwort: „So gut wie nichts, ich erfuhr von SS-Standartenführer Theuermann lediglich vom Auftrag zur Aufstellung des Verbandes.“

Frage von DER FREIWILLIGE: „Wie war Ihr Eindruck von der Truppe, nachdem Sie dort eintrafen?“

Antwort. „Ich hatte zunächst kaum Kontakte mit der Truppe, bereits nach den ersten Wochen war ich dann bei Kommandeursbesprechungen und Inspektionen der einzige Begleiter und Zeuge.“

Frage von DER FREIWILLIGE: „Was war Ihr Aufgabenbereich im Kaukasischen Waffen-Verband der SS?“

Antwort: „Die Aufgabe entsprach der eines Divisions-Nachrichtenführers.“

Frage von DER FREIWILLIGE: „Wie empfanden Sie Ihr Verhältnis zu den kaukasischen Kameraden?“ Antwort: „Ausgezeichnet.“

Frage von DER FREIWILLIGE: „Fühlte man sich als Deutscher dort wohl?“

Antwort: „Ebenfalls ja, trotz teilweise erheblicher Sprachschwierigkeiten.“

Frage von DER FREIWILLIGE: „Drängten die Kaukasier wirklich zum Fronteinsatz?“ Antwort: „Im Prinzip ja. Hierzu muß man sich im Näheren befassen mit den ethnischen Zusammensetzungen, den einzelnen Mentalitäten und jahrgangsmäßigen Unterscheidungen. Z.B. der Anteil der Männer, der bereits Emigrant im Westen lebte und dem Teil, der beim Rückzug sich den deutschen Truppen anschloß. In jedem Fall aber hätte sich der Kaukasische Waffen-Verband der SS in der Gesamtheit nie gegen uns gestellt, wie z.B. die Wlassow-Einheiten.

Himmler hätte den Kaukasischen Waffen-Verband der SS jederzeit als Leibgarde einsetzen können. Ein Fronteinsatz war bereits gegeben, Partisanenabwehr - Sicherung der Nachschubstraße Udine – Plöckenpaß. Die Disziplin wurde auch in den letzten Wochen vor der Kapitulation, die eindeutig abzusehen war, aufrecht erhalten.

Die in Italien stehenden Einheiten gingen in alliierte Gefangenschaft nach Rimini und wurden nicht an die Russen ausgeliefert. Dieses Schicksal erfuhren jedoch alle anderen Teile, auch anderer Formationen, die sich im Großraum Klagenfurt befanden.

Allen Personen/Einheiten in Österreich wurde freigestellt, sich in Gefangenschaft zu begeben oder nicht. Ich hatte mich mit 12 Mann gegen Gefangenschaft entschieden.“

Frage von DER FREIWILLIGE: „Trugen die kaukasischen Soldaten alle die Uniform der Waffen-SS? Die normalen Spiegel oder Spiegel ohne Runen, also blanke?“

Antwort: „Geplant war wohl, daß der rechte Spiegel blank sein sollte. Mit der Uniformierung wurde es nicht so ernst genommen, wie wir es gewohnt waren.  Die einen waren so bekleidet, die anderen anders.“
 

Stellenbesetzung des Kaukasischen Waffen-Verbandes der SS

Kommandeur:
SS-Standartenführer Arved Theuermann                                     00.12.44 – 00.00.45
(* 4.  8.1892 Zabela/Rußland, SS-Nr.273 804, 4.2.42 Ostubaf.u.Leiter Oberquartiermeister-Abt Kdo-stab RFSS bis 16.2.42, gleichzeitig (?) Kdr.Stabsquartier, 16.2.42 Stubaf.u.Kdr. Begleit-Btl RFSS bis 1. 4.42, 4.42 Staf.u. Kdr.Frw.Leg."Nederland", 10.43 Staf. i. 15.Waffen-Gren.Div (unbek. Dienstst.bis 1.11.43), 2.45 Staf.u.Kdr.Kaukas.Waffenverb,s.a. Mehner, S.154-155,229, 265,278,279)

O 1
SS-Hstuf. Diether Nierhaus                                                                   (00.03.45) – 00.00.45
(
* 20.12.1916 , Sept. 1944 im V. SS-Geb.Korps, Photo in DF 3/2006, S. 14)

Nachrichtenführer
SS-Ostuf. Josef Werner                                                                        (00.01.45) – 00.00.45
(
* 14.10.1919 Katscher/OS., Photo in DF 3/2006, S. 14)

Stab Waffen-Gruppe „Georgien“

Stab Waffen-Gruppe „Aserbeidjan“

Stab Waffen-Gruppe „Armenien“ 

Stab Waffen-Gruppe „Nordkaukasus“

II./Waffengruppe „Nordkaukasus“/Kaukasischer Waffenverband der SS

Waffen-Standartenführer der SS Kutchuk (Kuchuk) Ulagay

(* 25.1.1893 Bsebai aus: Landwehr, Siegrunen 57, S. 40)

Unbekannte Dienststellung:

W.-Standartenführer Muhamed Bey                                                       (00.12.44) – 00.00.45
(
* 5.7.1892 Kars, zuvor im SS-Pz.Gren.A.und Ers. Btl. 1)

SS-Ostubaf. Hubert Ritter von Aichinger                                     (00.01.45) – (00.05.45)
(
* 11.5.1890, kam vom Stab/Befehlshaber der W-SS Ungarn)

Bataillonsführer
W.-Hstuf. Heronimus Mamaladse                                                          (00.01.45) – 00.05.45
(
* 5.9.1894 Gori/Georgien, 11.44 in der SS-Kav.Ausb. u. Ers. Abt.)

W.-Hstuf. Murat Tuajew                                                                                    (00.12.44) – 00.00.45
(
* 21.1.1895)
 
Kompanieführer
SS-Ostuf. Hans Büst                                                                           (00.01.45) – 28.4.1945 gef.
(
* 22.2.1912 Stendal, 7.44 in der Waffen-Geb.Brig. der SS (tatar.), 1.45 Kauks.Waffenverb.d.SS,  + 28.4.1945 Italien)

SS-Ostuf. Herbert Dillmann                                                                   (00.02.45) – 00.00.45
(
* 31.10.1913)

SS-Hstuf. Emanuel Jaskiewitz                                                              (00.03.45) – 00.00.45
(* 14.8.1902 Triest, 6.44 O3, II. SS-Pz.Korps

SS-Ustuf. Roland Brandt                                                                      00.00.00 – (00.02.45) 
(* 7.  4.1896, SS-Nr. ?, 2.45 Ustuf.i.Kauk.Waffenverb)

SS-Ustuf. Johann Gaberle                                                                    (00.02.45) – 00.00.45
(
* 25.4.1904)
W-Ustuf. Georg Hasimoff                                                                      (00.12.44) – 00.00.45
(* 5.5.1920)
W.-Ustuf. David Kobachidse                                                                 (00.01.45) – 00.00.45
(
* 1.12.1904)
W.-Ustuf. Gorge Kordsachin                                                                 (00.12.44) – 00.00.45
(
* 22.8.1913)
W.-Ustuf. Abdulasel Mamedow                                                             (00.01.45) – 00.05.45
(
* 15.9.1922 Nucha/Aserbaidschan, 1.45 im SS-Pz.Gren.A.und Ers. Btl. 1)
 

Anmerkungen und Quellen:
(1) Neulen, An deutscher Seite, S.332
(2) Mehner, S.265
(3) G.Tessin, Band 14

Dieser Artikel wurde durch Roland Pfeiffer am 30. März 2007 zur Verfügung gestellt.