Minen und Hohlladungen

 

Minen kann man allgemein in drei Klassen einteilen: Anti-Personen-Minen, die heutzutage von der UNO geächtet sind, Anti-Fahrzeug-Minen (Panzer-Minen) und Minen, die im Wasser verlegt werden, um Flußläufe zu sperren oder Küstenabschnitte zu sichern. Minen sind immer dazu da, das Vordringen des Gegners zu verlangsamen oder vorübergehend ganze Kampfräume abzuriegeln. Sie können aber auch offensiv eingesetzt werden, indem man Minen vor oder in gegnerischen Stellungen verlegte.

Die Schrapnellmine 35 oder auch S.Mi., war eine Spring-Mine. In den Boden eingegraben, sprang sie nach der Zündung bis zu 1,5 m hoch (je nach Bodenbeschaffenheit) und explodierte 0,5 Sekunden später. Bei dieser Explosion zerlegte sich die Mine in 365 kleine Stahlkugeln und Splitter, die sich in einem Radius von 100 m verteilten, wobei ein Mensch im Abstand von 25 m sicher getötet wurde. Die Mine war eine 130 mm hohe Büchse im einem Durchmesser von 122 mm. Sie wog 3,9 kg und wurde durch den im Deckel sitzenden S.Mi.-Zünder 35 ausgelöst, mit dem die Mine 236 mm hoch war. Bereits ab einem Druck von 3 kg löste die Mine aus, eine 2 g große Pulverladung schleuderte die Mine in die Luft und zerlegte sie. Zusätzlich gab es für diese Mine einen Zug-Zünder, der es erlaubte, die Mine auch als  Stolperdrahtmine, Schleudermine oder Fußschlingenmine zu verwenden. Gleichzeitig war auch eine Kombination aus Druck- und Zugzündern möglich. Die Mine wurde erst ab August 1938 ausgeliefert. Bei Kriegsausbruch waren 706.000 Minen bei der Truppe. Der Typ wurde in England, den USA und Frankreich kopiert. Die französischen Minen erhielten als Beute die Bezeichnung S.Mi. 422(f) und wurde im Atlantikwall eingesetzt.

Eine Entwicklung der Firma Hagenuk-Kiel war die S.Mi 40, an der sie seit 1939 arbeitete. Die neue Mine sollte etwas leichter und wasserdicht sein. Bis April 1942 wurden 80 Stück erprobt, die Leistungen konnten jedoch nicht überzeugen. Das Projekt wurde fallengelassen.

Eine Verbesserung stellte die Schrapnellmine 44 dar. Sie wurde ab 1944 hergestellt. Sie entsprach in etwa der Schrapnellmine 35, hatte aber nur einen Durchmesser von 102 mm. Zu unterscheiden waren die beiden Minen dadurch, daß das Standrohr mit Verschlußschraube bei der S.Mi. 44 nicht in der Mitte, sondern außen angeordnet war.

Da die S.Mi. 44 jedoch zu teuer und in der Fertigung zu kompliziert war, regte das Waffenamt im November 1944 die Entwicklung der S.Mi. 45 an.  Bei einem Durchmesser von 102 mm war die neue Mine 90 mm hoch. Der Minenkörper war aus imprägnierter Pappe gefertigt worden, die Füllung bestand aus 0,1 kg Sprengstoff (die Bohrpatrone 28) und war dann mit Beton und Stahlschrott ausgegossen worden. Die Mine wurde im Februar 1945 als Standardmine eingeführt.

Die 7,6-cm-Springmine war 150 mm hoch und ebenfalls mit der Bohrpatrone 28, Beton und Stahlschrott gefüllt. Sie sollte mit einem Berührungszünder ausgestattet werden und von einfachen Werfern mittels einer Gewehrkartusche verschossen werden, ein Einsatz ist nicht bekannt.

Ein Provisorium stellte die Schützenmine 42 dar, deren Körper aus einem 13 x 10 cm großen Sperrholzkasten bestand, um das Aufspüren der Minen durch den Gegner zu erschweren. Die Minen waren 5 cm hoch und mit dem 0,2 kg schweren Sprengkörper 28 gefüllt. Zum Auslösen der Mine genügte ein Druck von 2,5 kg auf den Klappdeckel. Insgesamt wog die Mine 0,5 kg. Das Aufnehmen einmal verlegter Schützenminen 42 war verboten.

Die große Schützenmine, auch als Schü.Mi. 400 bezeichnet, enthielt zwei Sprengkörper 28 und damit 0,4 kg Sprengstoff. Außerdem hatte die 11,5 x 22 cm große Mine eine bessere Zündvorrichtung, was ein Verlegen der Minen erleichterte.

Aus Materialknappheit entwickelte man verschiedene Lösungen aus Holzfaser, bei denen der Kasten aus gepreßten Holzabfällen bestand. Auch die Flaschenmine 4921 war eine solche Sparlösung. E wurden jedoch keine nennenswerten Stückzahlen gebaut.

Die Schützen-Dosenminen waren ebenfalls Notlösungen und in zwei Varianten gebaut: Die große Ausführung bestand aus einer 75 mm hohen und 200 mm im Durchmesser breiten Blechschachtel, die mit 0,15 kg Sprengstoff gefüllt war. Die angeschraubte Druckplatte löste ab einem Gewicht von 20 kg aus, außerdem gab es noch den Zugzünder 42. Die kleine Variante hatte eine Höhe von 70 mm und einen Durchmesser von 45 mm. Sie war einer englischen Mine nachgebaut worden. Bei einer Belastung von 12 kg wurden die 70 g Sprengstoff zur Detonation gebracht.

Zu den Behelfs-Schützenminen zählte die A 200. Die wegen ihrer Farbe auch "Senftopf" genannte Mine stammte aus Lagern in Frankreich, hatte einen Durchmesser von 75 mm und war 50 mm hoch: Die Minen waren mit einem neuen, chemischen Zünder ausgestattet, dessen Glasampulle bei einem Druck von 6 kg ansprach. Dabei vermischte sich Kaliumpermanganat mit Schwefelsäure und löste so die Detonation aus. Die Mine wog 0,4 kg und trug 0,15 kg Sprengstoff.

Die S 150 war ähnlich gebaut wie die A 200, der Durchmesser war aber mit 60 mm geringer. Der Zünder war der gleiche.

Die W-1 hatte ebenfalls den chemischen Zünder, er war in erbeutete, 0,435 kg schwere 5-cm-Werfergranaten des französischen Granatwerfers 37 eingesetzt.

Die E-5 war ein einfacher Blechkasten, in den man fünf erbeutete französische Handgranaten gelegt hatte. Die mittlere Granate trug den chemischen Zünder.

Die Stockmine 44 war ein Betonkopf mit einem Durchmesser von 72 mm und einer Länge von 155 mm. Dieser Kopf wurde an das Ende eines Holzstabes aufgegossen. In seinem Inneren trug der Kopf die Bohrpatrone 28 und eine Mischung aus 0,6 kg Beton und 0,2 kg Splitt sowie 1,2 kg Metallschrott. Als Zünder wurde der Zugzünder 42 verwendet. Die Mine war insgesamt 2,5 kg schwer und wurde meistens in 100 mm Höhe über dem Boden angebracht und durch einen Stolperdraht ausgelöst. Dabei konnte sie, neben dem Aufsetzen auf einem Stock, auch an einen Baum gebunden werden. Sie war in einem Umkreis von 60 m tödlich.

Eine nicht nur für den Gegner gefährliche Mine war die Entlastungsmine. Sie war aus Holz gefertigt, der 16 x 11 cm große Sperrholzkasten von 3,5 cm Höhe war mit einem 0,2 kg schweren Sprengkörper 28 und einem Zugzünder 42 ausgestattet. Die Mine löste aus, wenn der Klappdeckel durch eine Feder nach oben gedrückt wurde. Die Mine wurde deshalb durch einen Stein, einen starken Ast oder einen anderen schweren Gegenstand belastet. Wurde dieser Gegenstand dann mit Absicht oder unabsichtlich zur Seite gestoßen, zerknallte die Mine. Die ersten 100 dieser Mine wurden im Januar 1945 ausgeliefert.

Durch verfeinerte Spürgeräte war der Gegner 1944/45 auch in der Lage, die Holzminen zu orten. Daher wurde auf deutscher Seite versucht, Minen aus Keramik herzustellen. Da die Fabrikation von Glas jedoch einfacher war, entstand die Glasmine 43, die aber erst ab April 1944 an die Truppe abgegeben wurde. Diese Mine bestand aus einem Glastopf von 145 mm Durchmesser und 80 mm Höhe, in dem unter einem Zwischenboden ein 0,2 kg schwerer Sprengkörper 28 eingelegt war. Im oberen Teil war die Zündvorrichtung untergebracht, der dann von einem Deckel mit 150 mm Durchmesser abgedeckt wurde. Dieser Deckel, als Scherplatte ausgebildet, brach bei einer Belastung von 10 kg, und die Mine zerknallte.

Da sich die erste Ausführung, die den metallenen Hebelzünder SM 4 trug, immer noch orten ließ, wurde nach Übergangslösungen mit dem Druckzünder SF 6 und dem chemischen Druck-Zünder dann nur noch der ortungssichere Glaszünder SF 14 verwendet. Im Einsatz zeigte sich, daß sprödes Material nicht ohne Gefahr zu verlegen war. Es sind deshalb von den über 11 Millionen produzierten Glasminen bei Kriegsende fast 9,7 Millionen Stück in den Beständen verblieben.

Eine Variante war hier die Glasmine 43(W), bei der das Glasgefäß auf einer größeren Bodenplatte befestigt war. Sie sollte an Küsten im flachen Wasser verlegt werden, deshalb das »(W)« für Wattenmeermine.

Die letzte Entwicklung auf diesem Gebiet war die SD.Mine 4931; hier war man trotz der möglichen Ortung wieder auf eine Splitterwirkung aus Gußeisen übergegangen. Von französischer Munition ausgehend, die bei der Luftwaffe unter der Bezeichnung SD 1 (frz.) als Splitterbombe im Einsatz war, gab es bei der im Oktober 1944 gefertigten Versuchsserie dieser Splittermine zahlreiche Varianten.

Die erste gegen Fahrzeuge einsetzbare Mine war die schon bei der Reichswehr eingeführte Tellermine 29, auch T.Mi. 29. Sie hatte einen Durchmesser von 255 mm, einen Sprengstoffanteil von 4 kg und ein Gesamtgewicht von 6 kg. Bei der Wehrmacht wurden die noch vorhandenen Bestände nur noch zur Ausbildung eingesetzt und im Sommer 1937 ausgesondert.

Eine Verbesserung stellte die T.Mi. 35 dar, die ab dem 3. Dezember 1935 eingeführt wurde. Sie hatten den Vorteil der wesentlich einfacheren Handhabung. Sie hatte einen Sprengstoffanteil von 5 kg bei einem Gesamtgewicht von 9,4 kg. Der Durchmesser betrug 320 mm, die Höhe mit Zünder 110 mm. Die Mine detonierte ab einem Auslösedruck von 90 kg, was sich als viel zu gering herausstellte. Der Großteil der Explosionsenergie verpuffte einfach, da die Detonation bereits erfolgte, wenn ein Fahrzeug die Mine erst berührte.

Verbessert wurde die T.Mi. 35 durch die T.Mi. 35 St, was für "Stahl" stand. Die Mine hatte statt eines Leichtmetall-Druckdeckels einen strahlförmig gerippten Druckdeckel mit eingeschraubter Kappe. Als Zünder kam der T-Minenzünder 42 zur Anwendung. Es war ein Auslösedruck von 210 kg notwendig, um diese Mine auszulösen. Die Mine hatte gegenüber der T-Mine 35 einen kleineren Druckdeckel, wodurch die volle Wirksamkeit der Mine beim Zerknall unter einer Panzerkette zuverlässig sichergestellt wurde. Die Mine wurde ab Ende 1942 ausgeliefert.

Ab August 1942 ging die Tellermine 42 in Produktion. Diese Mine hatte einen Durchmesser von 313 mm und eine Höhe mit Zünder von 91 mm. Der Sprengstoffanteil betrug 5 kg, das Gesamtgewicht 9,8 kg. Der Auslösedruck betrug auch hier 210 kg. Dadurch wurde gewährleistet, daß die Panzerkette ganz auf der Mine stand, wenn diese explodierte.

Um ein Räumen der verlegten Minen zu erschweren, wurden vom General der Pioniere Holzausführungen der  T-Mine verlangt. Die bei  der Firma Schuppke in Berlin entwickelten Muster von 10 und 12,5 kg Gewicht hatten einen Sprengstoffanteil von 7,5 und 10 kg. Die Versuche wurden aber nach zahlreichen Unfällen mit Holzminen abgebrochen.

Die im März 1943 eingeführte T.Mi. 43, auch "Pilz" genannt, war eine vereinfachte Konstruktion der T-Mine 42 ohne gefederte Druckplatte. Die gestufte Zündplatte wurde beim Auffahren einfach eingedrückt und löste dabei den Zünder aus.

Alle T-Minen besaßen weitere Einbaumöglichkeiten für zusätzliche Zünder, um die Minen gegen Räumen zu sichern.

Die leichte Panzermine oder l.Pz.Mi. war speziell für die Fallschirmjäger entwickelt worden. Sie hatte einen Durchmesser von 263 mm und eine Höhe von 90 mm. Bei einem Sprengstoffanteil von 2 kg wog die Mine 4 kg. Der Druckzünder reagierte bei einer Belastung von 250 kg. Der erste Einsatz der l.Pz.Mi. erfolgte bei der Luftlandung auf Kreta, dem Unternehmen "Merkur". Die Produktion wurde bereits im April 1942 wider eingestellt.

Die schwere Panzermine hatte einen Sprengstoffanteil von 10 kg und war beim Auftreten der neuen schweren sowjetischen Panzer vom Typ »Stalin II« entwickelt worden. Da dieser Panzer aber die Ketten seines Vorgängers trug, waren die alten Minen wirksam genug, so daß man die Produktion nach einigen tausend Stück wieder einstellte.

Auch die bei AEG aus dem selben Grund entwickelte magnetische Abwehrmine mit 10 kg Sprengstoffanteil wurde nur in wenigen Exemplaren gebaut.

In der Entwicklung befand sich die fast vollkommen aus Keramik hergestellte Schall-Magnetmine, die nach ihrem Zündsystem benannt wurde. Der Sprengstoffanteil betrug hier 7,5 kg. Schwierigkeiten mit dem akustischen Teil des Zündersystems verzögerten aber den Abschluß dieser Entwicklung.

Die Holzmine 42 war in einem Kasten von 32,5 x 31 cm und 12 cm Höhe untergebracht. Bei einem Gewicht von ca. 8 kg betrug der Sprengstoffanteil 5,4 bis 5,6 kg. Durch die Fertigung aus Holz sollten ein Orten der Minen erschwert werden. Die Mine explodierte bei einem Druck von 220 kg. Die aus Holz gefertigten Minen waren sehr unsichere Waffen; durch Feuchtigkeit verquoll das Holz, Leimkanten rissen ab.

Die Panzer-Schnellmine A bestand ebenfalls aus einem Holzkasten, diesmal mit den Maßen 58 x 31 x 16 cm. Durch den Zugzünder 42 wurden die 5 kg Sprengstoff zur Explosion gebracht. Die Panzer-Schnellmine B hatte einen chemischen Zünder.

Der Sprengriegel, später auch Riegelmine 43 genannt, war ein Nachbau der italienischen Riegelmine B-2. Die Entwicklung dieser Mine ging auf die Notwendigkeit zurück, für das Anfertigen von Panzersperren eine entsprechende Mine gegen Panzerfahrzeuge zu entwickeln, da sich der Einsatz von Tellerminen wegen deren zu geringen Auflagefläche und zu geringen Sprengladung als nicht zweckmäßig erwiesen hatte. In einem 800 x 80 x 97 mm großen Blechkasten befanden sich 4 kg Sprengstoff, die bei einem Druck von 200 kg an einer Seite und 400 kg in der Mitte auf den als Druckplatte wirkenden Deckel explodierten. Die gesamte Mine wog 9,3 kg. Nachteilig wirkten sich die geringen Tarnungsmöglichkeiten der Mine aus, auch explodierte sie oft schon, wenn die Kette des Fahrzeugs noch nicht ganz auf der Mine stand. Ein großer Vorteil war jedoch, daß man wesentlich weniger Minen benötigte, um einen Geländestreifen zu sperren. Benötigte man bei 100 m Strecke etwa 200 T-Minen, die 100 Pioniere in 25 Minuten verlegen konnten, waren es bei der Riegelmine nur 50 Stück, die von 25 Mann in 20 Minuten gelegt werden konnten. Zu Beginn des Einsatzes gab es mehrere schwer Unfälle mit dem Minentyp, da diese Mine als einzige Mine verlegungsfertig, also mit eingesetzten Zündern an die Truppe ausgegeben wurde, da ein Einsetzen der Zünder am Einsatzort nicht möglich war. Abhilfe schuf man mit der Riegelmine 43 B, bei der man an der Stirnseite einen Schalter anbrachte, um so den Auslösemechanismus zu blockieren. Die Minen waren zusätzlich mit zwei Zündkanälen an der Längs-Seite und einem Zündkanal an der Oberseite versehen, um zusätzliche Zünder einzuschrauben, um die Mine z.B. mit Stolperdrähten zu versehen.

Die Riegelmine 44 war eine Verbesserung der Riegelmine 43, deren Zugzünder 42 zu empfindlich war, was zu schweren Unfällen führte. Bei der neuen Riegelmine 44 wurde der T-Minenzünder 43 verwendet.

Einen Entwicklungsauftrag für eine ähnliche Mine, Zündriegel genannt, hatte die Firma Beißbarth in Nürnberg erhalten. Mit 1.500 mm Länge und 14 kg Gewicht war sie aber ziemlich unhandlich. Ob außer den 300 Mustern, die das Waffenamt bis zum Sommer 1942 erhielt, weitere Lieferungen erfolgt sind, ist nicht mehr bekannt.

Die Topfmine 4531 hatte ein Gehäuse von 140 mm Höhe und 317 mm im Durchmesser. Die metallfreie Mine bestand aus Preßstoff (Holzmehl und eine Teermischung), die Zünderteile bestanden aus Glas. Die Druckplatte mit einem Durchmesser von 150 mm zerbrach bei einer Belastung von 150 kg und zerdrückte die beiden Glasampullen des chemischen Zünders SF-1.Die Mine wurde ab März 1944 gefertigt.

Die Topfmine 4531 Ausführung A hatte ein Gehäuse aus Lignit (Braunkohle-Bitumen-Gemisch), was sie wasserdicht machte und so für den Küstenschutz verwendungsfähig.

Die Viskonit-Mine, benannt nach der Hersteller-Firma Viskonit-Werke in Zittau, war eine Ableitung der Topfmine 4531 A, bei der das Gehäuse aus Preßstoff hergestellt wurde, was der Mine eine stabilere Form gab. Die Minen wogen 10 kg und waren mit 6 kg Sprengstoff gefüllt. Ende 1944 kamen nur noch wenige Stück zur Truppe.

Eine außergewöhnlich empfindliche Mine war die von der HASAG entwickelte Druckbügel-Mine, die bei 9,5 kg Gewicht 5 kg Sprengstoff enthielt. Durch eine komplizierte Zünder -und Aufnahmesicherung war sie praktisch nicht zu entschärfen, und dieser in der Entwicklungsforderung enthaltene Punkt führte letztlich zur Ablehnung - die eigenen Truppen konnten sie selbst nicht räumen. Der Musterbau wurde im Herbst 1942 wieder eingestellt.

Um aber nicht nur die Ketten von Panzerfahrzeugen zu zerstören, entwickelte man die Hohlladungs-Spring-Mine 4672, auch HL.Sp.Mi. 4672. Bei dieser Mine wurde der Kopf einer Panzerfaust in eine auf einem Brett montierte Dose mit einem Durchmesser von 159 mm eingesetzt. Ausgelöst wurde die 285 mm hohe Mine durch den Kombinations-Knick/Kipp-Zünder 43. Der Panzerfaustkopf mit seiner 1,6 kg schweren Sprengladung konnte alle feindlichen Panzerwannen durchschlagen. Die Fertigung erfolgte ab August 1944, Lieferschwierigkeiten machten einen Einsatz dieser Minen vor 1945 aber zunichte.

Als Ersatz entwickelte man die Panzer-Stabmine 43, bei der man einen Kopf mit einem Durchmesser von 125 mm mit einer 1,6 kg schweren Hohlladung füllte. Dieser Kopf wurde auf einen angespitzten Holzstab montiert. Ausgelöst wurde diese Mine durch den Kombinations-Knick/Kipp-Zünder 43. Die Mine mußte verhältnismäßig hoch plaziert werden, um die Wanne zu durchschlagen, was ihre Verlegung nur im hohen Gras oder im Schnee ermöglichte.

Die Finschen-Eismine bestand aus einer 270 mm hohen Glasflasche mit einem Durchmesser von 102 mm. Diese Flasche wurde mit 1 kg Donarit-Gelatine befüllt und mit der Sprengkapsel Nr. 8 versehen. Die Minen wurden in gefrorenen Gewässern verlegt, um später durch Sprengungen für den Feind Hindernisse zu schaffen. Im allgemeinen reichte es, wenn eine mit einem Glühzünder 28 versehene Mine elektrisch gezündet wurde, durch die Druckwelle detonierten dann die anderen Minen ebenfalls.

Mit Beton umgossen fanden die Flaschen auch als Behelfsminen Verwendung. Vom April bis September 1944 hat man auf diese Art 425.000 Stück verbraucht. Diese Mine hatte den großen Nachteil, daß die Donarit-Gelatine nicht lange lagerfähig war.

Die leichte Ankertau-Mine wog 25 kg und hatte einen Sprengstoffanteil von 5 kg. Die Mine sollte in Flüssen treibend sich an Brücken verfangen, die im feindlichen Hinterland lagen, um diese dann zu sprengen.

Die Treibmine 39 von 1932 wog 37,7 kg und hatte einen Sprengstoffanteil von 20,5 kg. Da die Zündeinrichtung nicht zufriedenstellend funktionierte, wurde die Produktion nach 270 Stück wieder eingestellt.

Die Abkürzung K.Tr.Mi. 41 stand für Kugeltreibmine. Diese 35 kg schwere Mine enthielt 12 kg Sprengstoff. Mit dem Bodenkasten war diese Mine 485 mm hoch; aus dem kugelförmigen Oberteil von 380 mm Durchmesser wurde eine 1,4 m lange Antenne teleskopartig ausgefahren. Im Wasser löste sich ein Salzstück auf, die dadurch frei werdende Feder schob diese Zünderstange aus.

Bei der Firma Rinker in Neubrandenburg hatte man 1942 schon 5000 Stück bestellt. Eine größere Stückzahl wurde aber erst im Herbst 1944 produziert. Gegen Boote, mit denen der Gegner seine Truppen über Gewässer setzte, gab es die wirkungsvollere Ankertau-Mine R; mit einem Sprengstoffanteil von 20 kg wog sie 137,5 kg.

Von den zum Küstenschutz gedachten Minen gab es die verschiedenen Kombinationen mit T-Minen.

Die einfachsten waren der Kastenbehälter, ein Betonklotz von etwa 4 cm Wandstärke mit einer T-Mine, und der Betonminenbehälter von 465-mm-Durchmesser, unter dessen Bruchdeckel eine T-Mine lag.

Dann gab es wenigstens drei verschiedene »Nußknacker«-Minen, die ein bis zwei T-Minen trugen und in etwa 4,5 m Tiefe verlegt wurden. Weitere Unterwasserminen waren die Dreispitzmine mit T-Minen und die Winkelmine. Bei der letzteren Ausführung drückte das im Wasser schwimmende Fahrzeug den Winkelarm mit der T-Mine selbst gegen seinen Boden.

Die Küstenschutzmine bestand aus 30 kg Sprengstoff, die von Beton umgossen waren. Ab Herbst 1943 wurde sie an den Kanalinseln und der französischen Küste verlegt.

Sprengmittel, die ebenfalls als Minen oder zumindest als Einsatz in oder zu den Minen verwendet wurden, waren die 0,1 kg schwere Bohrpatrone 28 von 100 mm Länge und 30 mm Durchmesser. Den 0,2 kg schweren Sprengkörper 28 finden wir in verschiedenen Holzminen.

Dann gab es die sogenannte Geballte Ladung mit 1 kg Gewicht. Das war die Sprengbüchse 24, die eine Größe von 200 x 75 x 55 mm besaß. Die Ladung von 3 kg hatte eine Größe von 195 x 164 x 76 mm.

Zum Sprengen von Draht- und anderen Hindernissen gab es verschiedene Rohrladungen. Die 1-kg-Ladung war 28 cm lang, die 3-kg-Ladung 1 m und die zu 6 kg sogar 1,5 m. Eine weitere Pionierwaffe war die Gestreckte Ladung, ein Rohr von 5 cm Durchmesser und 2,2 m Länge, das mit Sprengstoff gefüllt war.

Erwähnenswert ist hier auch die Entwicklung neuartiger Sprengmittel, mit denen Gassen in feindliche Minenfelder geschlagen werden sollten. Seit Herbst 1940 hatte das Waffenamt Versuche durchgeführt, mit einem aus Knallzündschnur geknüpften Netz Panzerminen zu sprengen. Als beste Lösung erwies sich eine Größe von 2,5 x 10 m mit einer Maschenweite von 10 cm. Dieser 12,5 kg schwere »Teppich« sollte mittels Ankern, so wie sie von dem bei der Handelsmarine bekannten Leinenwurfgerät verwendet wurden, über das Minenfeld gezogen werden. Da die vom Pionier-Lehrbataillon 2 durchgeführten Erprobungen eine restlose Zerstörung von Minenfeldern aus deutschen T-Minen und französischen Kampfwagenminen gezeigt hatten, wurde 3.200 Stück dieser Knallzündschnur-Teppiche bestellt. Beim erweiterten Truppenversuch zeigte sich aber dann überraschend, daß gegen T-Minen und ähnliche Schützenminen wegen der mangelnden Übertragung beim Zerknall überhaupt keine Wirkung erzielt wurde. Beim Waffenprüfamt 5 begann man nun erneut mit Versuchen, diesmal wurden maschenlose Sprengstoffbahnen verwendet. Baumwolltücher, die mit Nitrogelatine getränkt waren, erwiesen sich als wirkungslos, sie detonierten fast nie. Man strich nun die Tücher zusätzlich dünn mit plastischem Sprengstoff aus, jetzt wurden die Stoffbahnen aber zu schwer und rissen leicht bei unebenem Boden. Bei bewachsenem Gelände war ein Verlegen fast unmöglich. Übrigens detonierten diese Stoffbahnen bei Treffern durch Granatsplitter sofort, Gewehrschüsse blieben aber wirkungslos. Wegen der angeführten Mängel wurde diese Entwicklung Ende 1941 wieder eingestellt.

Es sollen noch zwei kleine Ladungen erwähnt werden, die eigentlich nicht als Waffe gedacht waren. Das waren die Hohlringladungen, die bei der Artillerie zur Selbstzerstörung von Rohren kleineren Kalibers vorgesehen waren. Die kleinere Ladung von 1,2 kg hatte einen Außendurchmesser von 180 mm. Der Innendurchmesser betrug 100 mm. Die große, 3,2 kg schwere Ladung paßte auf Rohre mit max. 170 mm Durchmesser, das Außenmaß betrug hier 275 mm. Mit diesen Hohlringladungen haben Einzelkämpfer hin und wieder Rohre von feindlichen Panzern abgesprengt.

Zum Einsatz gegen Festungswerke gab es die H 12,5, eine knapp 13 kg schwere Hohlladung, die aber nur 120 mm Stahl durchschlug. Nachdem man herausfand, daß eine »aufgelegte« Ladung weniger Wirkung hatte, ersetzte man diese Waffe durch die H 13,5 mit 9,5 kg Sprengstoff, die mit den drei Abstandsfüßen aufgesetzt 300 mm durchschlug.

Noch bessere Wirkung zeigte die Hohlladung 15, eine glockenförmige Hohlladung von 340 mm Durchmesser und 260 mm Höhe. Durch drei ausziehbare Füße wurde der Abstand zur durchzuschlagenden Fläche auf 580 mm vergrößert, deshalb auch die bei der Truppe verwendete Bezeichnung Abstandsladung. Diese 15 kg schwere Ladung trug 10 kg Sprengstoff und konnte 400 mm Panzerstahl oder 1.200 mm Stahlbeton durchschlagen.

Eine größere Ladung, die zwar nur 250 mm Panzerung, aber mit einer wesentlich größeren Öffnung durchschlug, war die aus Transportgründen zweiteilig ausgeführte H 50. Diese 50 kg schwere Ladung hatte einen Durchmesser von 520 mm und eine Höhe von 260 mm. Eine Abwandlung der Hohlladungen waren die sogenannten »Flachen Schalen«. Hier wollte man durch konkav geformte Sprengladungen die Detonation in eine Richtung konzentrieren - die Grabenminen waren ein Beispiel dieser Arbeiten.

Ein völlig neues Pioniergerät zur Sprengung fester Anlagen war unter der Bezeichnung »Schlaganfall« entwickelt worden. Hier wurde ein Gasgemisch in die Festungswerke eingeblasen und dann zur Detonation gebracht. Man ging von den im Bergbau gefürchteten »Schlagenden Wettern« aus und erprobte zuerst Gemische auf der Methan- bzw. Wasserstoffbasis. Es war aber hier schwierig, eine kontrollierbare Zündung zu erreichen. Versuche mit dem aus Kalziumkarbid gewonnenen Acetylen führten ebenfalls in zahlreichen Fällen zur Selbstzündung. Die beste Wirkung zeigte eine Mischung aus 80 Prozent Kohleoxyd mit 20 Prozent Äthylen. Beim Einsatz wurde das Gas in Flaschen in die Nähe des zu sprengenden Festungswerkes gefahren, mittels einer kleinen Hohlladung ein Loch in die Panzerung gesprengt und das Gas eingeblasen. Die Zündung erfolgte dann elektrisch durch eine mit einer Sonde eingeführten Glühkerze.

1942 wurde die erste Pioniereinheit mit dieser, nun Taifun genannten Waffe ausgerüstet; sie verfügte über 500 derartiger Gasflaschen. Ein Einsatz gegen die untereinander verbundenen Kellerräume in der Innenstadt von Charkow mißlang, es konnte nicht die erforderliche hohe Konzentration erzielt werden. Im Herbst 1943 erfolgten einige Einsätze auf der Halbinsel Kertsch mit mäßigem Erfolg. Der Gegner betrachtete die Verwendung dieser Waffe als einen Kampfstoffeinsatz. Generaloberst Jaenecke, damals der Oberbefehlshaber der 17. Armee, wurde deshalb von den Russen zum Tode verurteilt. Er wurde aber später begnadigt und im Oktober 1955 aus der Gefangenschaft entlassen. Im März 1945 gab es noch eine Sondereinheit mit Taifun-Geräten bei der Heeres-Sturmpionier-Brigade 46.

Etwas Ähnliches war die Ende 1940 von der Firma Griesogen-Frankfurt entwickelte Sauerstoff-Stoßtruppwaffe, mit nur 25 kg ein sehr handliches Gerät. Wie aus dem Namen bereits ersichtlich, sollte hier Sauerstoff zum Durchschmelzen von Panzerungen Verwendung finden - die erreichte Leistung lag bei 400 mm. Die WaPrüf 5 gelieferten 100 Geräte wurden in Kummersdorf auf dem Versuchsplatz gelagert, zum Einsatz ist diese Waffe nie gekommen. Von der gleichen Firma wurde eine sogenannte »Sauerstoff-Lanze« geliefert. Mit diesem von sechs Mann zu bedienenden 200 kg schweren Gerät konnte durch unter hohem Druck stehenden Sauerstoff über einen von der Firma Hagenuk-Kiel entwickelten Thermit-Zündkopf Eisenbeton der Festungswerke bis zu 4 m Stärke geschmolzen werden. Bei einem 60-mm-Loch wurden 5 mm je Sekunde zerlegt. Obwohl man schräg aufwärts schmolz, blieb der sich immer wieder erhärtende Schlackenabfluß ein Problem. Außerdem war der Sauerstoffverbrauch viel zu hoch. Von den gelieferten 60 Geräten wurde keines eingesetzt; auch die Versuche, diese Geräte unterirdisch einzusetzen, wurden wieder aufgegeben.

Zu den Pioniersprengmitteln zählen die verschiedenen Sprengpatronen, zylindrische Blechkörper, deren Kennzahl dem Durchmesser in Millimeter entsprach. Bei den vier größten dieser Körper war ein Ende konisch ausgebildet, zur leichteren Handhabung waren hier zwei Griffe angebracht. Die Patronen Z 150 und Z 200 wurden ohne Griffe geliefert, die kleineren Patronen mit Ausnahme der Z 34 besaßen einen abklappbaren Stiel. In dem Sprengstoff Nr.96, es war eine Mischung aus Füllpulver 02 und Hexogen zu gleichen Teilen, war als Detonator immer eine Bohrpatrone 28 mit dem Sprengkapselzünder 100 eingesetzt, der ab der Z 150 durch den mit der Nr.150 ersetzt wurde. Die folgende Aufstellung zeigt die Daten der 12 Sprengpatronen:

Sprengpatrone Z

Länge in mm Gewicht in kg Sprengstoff in kg
34 301 0,6 0,35
48 300 1,0 0,6
72 300 2,3 1,6
85 400 4,2 3,2
102 500 7,9 5,75
120 320 7,0 5,2
150 500 16,4 12,4
200 500 29 23
270 400 41 31
310 450 52 37,5
370 450 58 39
500 450 90 56

 

Die nächste Tabelle zeigt die Produktion der verschiedenen Minen während des 2. Weltkriegs bis zum März 1945 in 1.000 Stück. Zu beachten ist bei der Produktion von 1941 der starke Rückgang gegenüber 1940 - fast 25 Prozent.

  1939 1940 1941 1942 1943 1944 1945
Schrapnellmine 35 345,0 797,8 353,6 1.625,7 2.966,2 3.232,8 193,0
Schützenmine 42 - - - 45,9 1.892,1 16.144,2 2.605,0
Stockmine 44 - - - 563,4 2.657,0 2.589,0 -
Glasmine. 43 - - - - - 9.887,0 1.125,0
Sd.Mi. 4931 - - - - - 40,0 90,0
Tellermine 35 188,0 502,5 605,0 2.180,3 743,1 - -
Tellermine 35 St - - - 345,6 1.855,1 - -
Tellermine 42 - - - 522,8 4.807,6 4.344,6 160,0
Tellermine 43 Pilz - - - - 2.241,8 1.381,1 -
leichte Panzermine - - 22,9 8,8 - - -
Holzmine 42 - - - 1.534,5 2.450,8 1.317,3 -
Topfmine 4531 - - - - - 628,9 158,0
Riegelmine 43 - - - - 25,4 2.886,0 140,0
HL.Sp.Mi. 4672 - - - - - 30,0 29,0
Flaschen-Eismine - - - - 246,5 528,7 -
Kugeltreibmine 41 - - - - - 1,2 -