Kampf- und Sturmpistolen

 

Die eigentliche Leuchtpistole wurde 1928 bei der Wehrmacht eingeführt. Sie wog 1,3 kg und wurde bei der Firma Walther gefertigt. Sie wurde durch eine nur 0,78 kg wiegende Leichtmetallausführung ersetzt. Nun wurde der Wunsch laut, mit der Leuchtpistole auch Sondermunition verschießen zu können, also Spreng- oder Brandmunition. Die nun neu entwickelte Kampfpistole war 245 mm lang und hatte einen 155 mm langen Lauf. Der gezogene Lauf hatte ein Kaliber von 26,7 mm. Verschossen werden konnte die 125 mm lange Sprg.LP., dessen 30 g Sprengstoff im Kopf eine zu geringe Wirkung zeigte. Ein neues Projekt war der Kopf der normalen Stielhandgranate, unter den man einen Stiel passend zur Kampfpistole schraubte. Diese neue Munition wurde nun Wurfkörper (W.K.) 358 LP genannt. Diese Lösung war allerdings zu schwer, was eine unzureichende Reichweite bedeutete. Als nächstes nahm man nun die normale Eierhandgranate, schraubte den schon bekannten Stiel daran und nannte das ganze nun Wurfkörper 361 LP. Bei dieser Lösung traten aber Schwierigkeiten mit dem Geschoß nach dem Abschuß auf. Bei der nächsten Lösung fiel der Stiel nach dem Verschuß vom Kopf ab, wobei der Wurfkörper durch ein dünnes Stahlrohr recht gut stabilisiert wurde. Der 0,325 kg schwere Wurfkörper erreichte bei einer Anfangsgeschwindigkeit von 40 m/Sek. immerhin eine Reichweite von 85 m. Später wurde das Stahlrohr durch einen leichteren Plastikstiel ersetzt, die Reichweite stieg auf fast 100 m.

Eine weitere Munition war die 0,115 kg schwere Wurfgranatpatrone 326 LP. Es war eine aufwendige Konstruktion, die im Flug durch ein 4-Flächen-Leitwerk stabilisiert wurde. Bei einer v0 von 72 m/Sek. wurde zwar eine Schußweite von 400 m erreicht, die Wirkung der 12 g Sprengstoff war aber viel zu gering. Aus diesem Körper wurde nunmehr die 326 HL/LP abgeleitet, eine 0,18 g schwere Patrone, die mit einer v0 von 60 m/Sek. bis zu 300 m weit verschossen werden konnte. Die 22 g Hexogensprengstoff, als Hohlladung ausgebildet, durchschlugen 50-mm-Panzerung. Bei der großen Schußweite litt aber die Treffgenauigkeit erheblich, und man entschloß sich zur Entwicklung einer Munition, die auf kürzere Entfernungen größere Durchschlagsleistungen bringen sollte.

Der erste Versuch einer Neuentwicklung war die Wurfmine H 62 LP, die in etwa der Gewehrpatrone 61 entsprach, an die ein Stiel mit großem Ringleitwerk angebracht wurde. Diese Lösung war aber nicht nur zu schwer, sie war durch das Leitwerk auch sehr unhandlich. Als nächstes wurde der Panzerwurfkörper 42 LP entwickelt, der mit seiner Hohlladung von 0,6 kg Gewicht eine Panzerung von 80 mm durchschlagen konnte. Um aber auf die geforderte Schußweite von 75 m zu kommen, war eine stärkere Ladung notwendig, was den Rückstoß erheblich verstärkte. Als Lösung dieses Problem wurde eine zusammenklappbare Schulterstütze an der Kampfpistole befestigt, was zur Sturmpistole führte. Sie besaß einen 180 mm langen Lauf, war ausgeklappt 585 mm lang und 2,45 kg schwer.

Für Panzerfahrzeuge wurde die Sondermunition Nah-Brennzünder-Granate entwickelt. Damit sollten feindliche Panzer-Nahkämpfer abgewehrt werden. Die Sprenggranate sollte aus dem Innern des Panzers abgefeuert werden und in 1-2 m Höhe detonieren. Dabei sollte der tote Bereich, der von der Besatzung nicht eingesehen werden konnte, mit Splittern abgedeckt werden.

Von den bis Ende Februar 1945 im Zweiten Weltkrieg gefertigten 417.255 Leuchtpistolen 42 hat das Heer 278.845 Stück erhalten - wie viele davon in die Kampf- oder Sturmpistole umgewandelt wurden, läßt sich heute nicht mehr feststellen.

Die Kampfpistole hatte jedoch einen entscheidenden Nachteil: Durch den kurzen Lauf hatte sie eine erhebliche Streuung von 4 x 3 m auf 70 m. Daraufhin wurde die Sturmbüchse entwickelt, eine dreiläufige Schrotflinte, aus deren glatten Läufen die Wurfkörper 361 LP mit verlängertem Stiel verschossen wurde. Die Streuung war bei der maximalen Schußweite von 200 m aber immer noch zu groß, so daß das Projekt nach ein paar Versuchen im Frühjahr 1944 eingestellt wurde.

Eine Sonderentwicklung der SS war die Kampfpistole »Gerloff«, welche die ebenfalls von der SS entwickelte Gewehr-Panzergranate 46 und 61 verschoß. Kompetenzstreitigkeiten zwischen Wehrmacht und SS verhinderten eine Beschaffung in größeren Mengen.

Die Produktion der in größeren Stückzahlen gefertigten Wurfkörper:

  1940 1941 1942 1943
Wurfgranatpatrone 326 LP - 106.789 295.804 -
Wurfkörper 361 LP - 202.591 59.197 -

Über die Bestände dieser Wurfkörper zum Ende des Krieges liegen keine Zahlen vor, es ist aber anzunehmen, daß sie so gut wie aufgebraucht wurden. Interessant ist hier vielleicht die Bestandszahl der verschiedenen Leucht- und Signalpatronen für diese Pistolen zum 1. März 1945 - summa summarum waren davon noch 32.352.500 Stück vorhanden.