Messerschmitt Me 210

 

Bereits 1937 wurden vom Reichsluftfahrtministerium die Anforderungen für die Me 110 und die Ju 87 neu definiert. Als Ergebnis wurde ein Flugzeug in Auftrag gegeben, das die beiden Maschinen ablösen sollte. Die neue Maschine sollte klein und wendig sein, Ziele am Boden mit Bomben und feindliche Flugzeuge mit Bordwaffen bekämpfen können. Da die neue Maschine langsamer als feindliche Jäger werden würde, wurde eine verstärkte Abwehrbewaffnung gefordert. Im Reichsluftfahrtministerium ging man davon aus, daß die neue Maschine eine Weiterentwicklung der Me 110 werden würde. Daher bestellte man die Maschine gleich in großer Zahl. Allerdings kam man bei der Firma Messerschmitt zu dem Schluß, daß die geforderten Eigenschaften am besten durch eine komplette Neukonstruktion erfüllt werden würden. Man konzipierte ein Flugzeug mit relativ kleinen Abmessungen in Leichtbauweise. Im relativ kleinen Bombenraum sollten acht 50-kg-Bomben oder zwei 250-kg-Bomben Platz finden. Wegen der ferngesteuerten rückwärts gerichteten Abwehrbewaffnung waren die Maschinen mit einem zentralen Seitenruder ausgestattet. Die Maschinen sollten die gleichen Motoren erhalten, die bei der damaligen C-Version der Me 110 Verwendung fanden, die DB 601-Triebwerke.Sie hatten Hochleistungs-Flügelprofile für günstigere Geschwindigkeitsbereiche und eine an den Rumpfbug verlegten Führerkabine mit starker Verglasung. Der erste Prototyp, die Me 210 V-1, absolvierte ihren Erstflug am 2. September 1939. Die Maschine war unbewaffnet und besaß noch ein doppeltes Seitenleitwerk und Spreizklappen zwischen Querruder und Rumpf. Die Me 210 V-2 war bereits voll bewaffnet, was auch die zwei in den Rumpfseitenwänden ferngesteuert nach hinten schießende MG anbelangte. Zur Erlangung eines besseren Schußfeldes wurde auf das doppelte Seitenleitwerk verzichtet. Ein einfaches Seitenleitwerk mit großer Seitenflosse war vorgesehen. Unbefriedigend blieben aber auch bei der Me 210 die Flugeigenschaften, der kurze Rumpf in Verbindung mit den verwendeten Vorflügeln führte leicht zu einem gefürchteten Flachtrudeln. Das Fahrwerk war zu schwach ausgelegt und die Abwehrbewaffnung funktionierte unzuverlässig. Die meisten dieser Mängel waren schon vor Beginn der Serienfertigung bekannt und sollten möglichst schnell und ohne Terminverschiebungen geändert werden. Da die Maschine aber von der Luftwaffe in Rußland dringend benötigt wurde, wurden die Mängel in der Anfangsserie toleriert. Erst die Nachfolgeserie sollte automatisch ausfahrbare Vorflügel und einen längeren Rumpf bekommen. Als die ersten Maschinen jedoch an die Schulen kamen, führten die Mängel zu schweren Unfällen, so daß die Maschine von der Luftwaffe abgelehnt wurde, Göring stoppte am 10. März 1942 die Produktion. 354 Maschinen waren bis zu diesem Zeitpunkt gebaut worden. Es zeigte sich jedoch, daß die gebauten Maschinen umgebaut werden konnten. Sie erhielten einen verlängerten Rumpf, Vorflügel und verstärkte Fahrwerke sowie eine zuverlässigere Abwehrbewaffnung. Beide Arten wurden als Me 210 A-1 bezeichnet. Da sich der Motor aber recht bald als zu schwach herausstellte, wurde als Ersatz der DB 603 A verwendet. Die neuen Maschinen wurden als Me 410 bezeichnet.

Produktionszahlen:

  1941 1942 1943 1944
Menge 94 95 89 74

In den Produktionsziffern von 1941 und 1942 sind je 2 Aufklärervarianten enthalten, alle anderen Modelle wurden als Zerstörer ausgelegt.

Versuchsflugzeuge

Me 210 V-1 D-AABF 1. Flug 5. September 1939

CE+BY Doppel-Leitwerk, nach Umbau: 23. September 1939 Einfach-Leitwerk

Me 210 V-2 WL-ABEO 1. Flug 10. Oktober 1939. Umbau wie V-l

CE+BZ Einzelleitwerk und Änderung Außenflügel

Me 210 V-3 CF+BA ähnlich V-l, Doppelleitwerk beibehalten

Me 210 V-4 CF+BB Zentralleitwerk, Sturzflugerprobung. Nach Ausbau der Sturzflugbremsen Überführung nach Rechlin

Me 210 V-5 ND+VX Triebwerk: DB 601 Bf. November 1940 nach Rechlin

Me 210 V-6 ND+VY In Erprobung ab Ende November 1940

Me 210 V-7 ND+VZ Enteisungsversuche

Me 210 V-8 NF+LA Fahrwerkserprobung und Belastungsversuche

Me 210 V-9 NF+LB Leitwerksversuche mit Änderungen. Ende November 1940 nach Rechlin

Me 210 V-10 GI+SN Erprobung im Werk ab Anfang Dezember 1940

Me 210 V-11 GI+SO 1. Flug 1. November 1940

Me 210 V-12 GI+SP Sturz- und Abwurfversuche

Me 210 V-13 GI+SQ 1. Flug 17. April 1941, vierblättrige Verstellschrauben

Me 210 V-14 GI+SR Trudel- und Bremsschirm-Untersuchungen

Me 210 V-15 GI+SS Versuchsträger für Funkgeräte-Einbau

Me 210 V-16 GI+ST Erste Maschine der A-0-Vorserie

Me 210 V-17 NE+BH Me 210 A-0, 1. Flug 3. Oktober 1941, Rumpfverlängerung 14. März 1942 durch-geführt, Musterflugzeug für C-l-Serie, 1. Flug 14. März 1942, nochmaliger Umbau zum Aufklärer 11. November 1942 beendet.

Me 210 V-27 Versuchsmaschine mit neuem DB 605-Motor

Messerschmitt Me 210 A-Reihe

Version als sturzkampffähiger Zerstörer mit Daimler-Benz DB 601-Motoren.

Me 210 A-1

Einzige Variante der A-Reihe und einziges Modell der Me 210, welches in nennenswerten Stückzahlen erschien (348 Stück).

Typ: Zweimotoriger Zerstörer, schwerer Jäger, Jagdbomber oder Stuka.

Flügel: Freitragender Tiefdecker. Dreiteiliger einholmiger Ganzmetallflügel. Holm des Mittelstücks durch den Rumpf durchlaufend.

Zweiteilige, hydraulisch betätigte Landeklappen im Mittelstück. Kühler mit Kühlerklappen an den Anschlußstellen in den Außenflügeln, weiterhin Querruder mit Trimmklappen und Vorflügel. Hydraulisch betätigte, nach oben und unten ausfahrbare Sturzflugbremsen ebenfalls in den Außenflügeln.

Rumpf: Ganzmetallschale mit ovalem Querschnitt, Aufbau in zwei Hauptgruppen, von denen die vordere die Kabine einschließt, während die hintere aus zwei Halbschalen gebildet wird.

Leitwerk: Freitragend, normal. Aufbau aus Ganzmetall. Sämtliche Ruder aerodynamisch und gewichtlich ausgeglichen.

Fahrwerk: Einziehbares Normalfahrgestell. Hydraulische Betätigung. Haupträder bei gleichzeitiger Schwenkung der Räder um 90° nach hinten in die Motorengondeln, Bugrad ebenfalls nach hinten in das Rumpfheck einfahrbar.

Triebwerk: Zwei Daimler-Benz DB 601 F flüssigkeitsgekühlte Zwölfzylinder-A-Motoren mit 2 x 1.350 PS Startleistung. VDM-Dreiblatt-Verstelluftschrauben von 3,40 m Durchmesser. Kraftstoffkapazität 2.546 Liter in 6 Flächentanks.

Besatzung: 2 Mann hintereinander Rücken an Rücken unter langgezogener Kabinenabdeckung im Rumpfbug. Pilot und Beobachter mit gesonderter Sauerstoffanlage. Kabine mit kühlwasserversorgter Frischluftheizung, Versorgung des Führerraums vom rechten, des Beobachterraums vom linken Triebwerk.

Militärische Ausrüstung: Bewaffnung bestehend aus zwei MG l51/20 und zwei MG l7 starr im Rumpfbug sowie zwei MG 131 in beweglichen Gondeln an den Rumpfseitenwänden, durch den Beobachter ferngesteuert nach hinten schießend. Bombenraum im Rumpfbug unter dem Führersitz. Maximale Bombenzuladung 2000 kg. Maximale Kapazität des Bombenraumes: 8 x 50 kg, 2 x 250 kg, 2 x 500 kg oder 2 x 1000 kg Bomben.

Messerschmitt Me 210 B-Reihe

Version als Aufklärer ebenfalls mit DB 601-Motoren ausgerüstet. Insgesamt wurden nur vier Maschinen der Baureihe Me 210 B-1 in den Jahren 1941 und 1942 gefertigt.

Me 210 B-1

Ausführung als Aufklärer mit zwei Reihenbildgeräten im Bombenraum und einer um die beiden MG 17 im Rumpfbug verringerten Bewaffnung. Ebenfalls im Bombenraum untergebracht, konnten noch Leuchtbomben mitgeführt werden.

Messerschmitt Me 210 C-Reihe

Zerstörer-Version ähnlich Me 120 A-1, jedoch mit zwei DB 605 ausgerüstet und mit der Belademöglichkeit einer 1 x 1.800 kg Bombe am Zwischenträger unter dem Bombenraum versehen. Diese Version ging zugunsten der Me 410 nicht mehr in Serie.