Messerschmitt Bf 110

 

Im Jahr 1934 wurde bei der Reichswehr das Konzept des sog. "Rüstungsflugzeug III" entwickelt. Dieser Flugzeugtyp, der von der Luftwaffe die Bezeichnung "Zerstörer" erhielt, sollte ein zweimotoriger Begleitjäger mit beweglich eingebauter Kanonenbewaffnung sein, der ein nach vorne und aufwärts ausgerichtetes Schussfeld haben sollte. Aufgabe des Zerstörers sollte der Begleitschutz für Bomber durch die Bekämpfung feindlicher Abfangjäger sein. Da ein schwerer Jäger mit großer Reichweite nicht mit einem leichten Abfangjäger in Bezug auf Wendigkeit und Steigleistung mithalten konnte, sollte durch die bewegliche Bewaffnung dieser Nachteil wettgemacht werden. Gefordert wurden vom Reichsluftfahrtministerium im Einzelnen:
- Geschwindigkeit von 400 km/h in 6.000 m
- Reichweite von 200 km
- Steigleistung von 6.000 m in 15 Minuten
- gute Wendigkeit
- Antrieb durch zwei DB 600-Triebwerke
Mit der Entwicklung des neuen Flugzeugtyps wurden mehrere Flugzeugfirmen beauftragt, u.a. Messerschmitt, Focke-Wulf und Henschel. Henschel entwickelte daraufhin die Hs 124, Focke-Wulf die Fw 57 und Messerschmitt die Bf 110, die Bf 161 und Bf 162. Im November 1936 entschied sich das RLM schließlich für die Beschaffung der Messerschmitt Bf 110 als Zerstörer und stellte die Weiterentwicklung der Focke-Wulf- und Henschel-Entwürfe sowie der Messerschmitt Bf 161 und Bf 162 ein. Im Juli 1937 erschien die Messerschmitt Bf 110 nicht mehr als Zerstörer, sondern als schwerer Jäger auf dem Lieferplan der Luftwaffe. Außerdem wurde der Einsatz des Flugzeugtyps als Jagdbomber in Erwägung gezogen.
Die Bf 110 wurde als freitragender, zweimotoriger Tiefdecker in Ganzmetallbauweise aus plattiertem Duralblech mit Einziehfahrwerk und doppeltem Seitenleitwerk entwickelt. Die gesamte Rumpf-, Tragflächen- und Leitwerksbeplankung war versenkt aufgenietet. Die Ausführung mit einem doppelten Seitenleitwerk wurde gewählt, um für den Heckschützen ein freies Schussfeld zu schaffen. Auf den ursprünglich geforderten kanonenbestückten Drehturm wurde zu Gunsten der Wendigkeit verzichtet. Der in Schalenbauweise ausgeführte Rumpf hatte einen elliptischen Querschnitt aus zwei Halbschalen. Der Rumpf bestand aus Rumpfspitze, Führerraum, Beobachterraum und Rumpfende. Die zwei Mann Besatzung saßen unter einer fünfteiligen, verglasten Kabinenhaube, von der im Notfall drei Teile abgeworfen werden konnten. Das freitragende Tragwerk bestand aus zwei einholmigen, trapezförmigen Tragflächen mit geraden Endstücken. Zwischen den Motorgondeln und dem Rumpf waren vier selbstdichtende Treibstofftanks für insgesamt 1.270 Liter untergebracht. Da der geplante DB 601 Motor zu Beginn nicht verfügbar war, fand der Jumo 210 mit einer Startleistung von 680 PS Verwendung. Die Bewaffnung bestand zunächst aus vier nach vorne gerichteten 7,92-mm MG 17 und für den Bordfunker ein nach hinten feuerndes 7,92-mm MG 15.
Am 12. mai 1936 hatte die Bf 110 V1 ihren Erstflug. Die Maschine war mit zwei DB 600 A-Motoren ausgerüstet und erreichte in 3.300 m eine Geschwindigkeit von 502 km/h. Die Bf 110 V2 hatte ihren Erstflug am 24. Oktober 1936. Die V3, deren Erstflug am 24. Dezember 1936 stattfand, hatte als erste Maschine die Bewaffnung von vier nach vorne feuernden MG 17 eingebaut. Die Maschine erhielt außerdem VDM Dreiblatt-Luftschrauben sowie neue Fahrwerksklappen, die das Fahrwerk vollständig abdichteten.  Im Januar 1937 waren die Werkserprobungen der drei Prototypen bei Messerschmitt abgeschlossen und die Maschinen gingen an die Erprobungsstelle nach Rechlin. Nachdem die dortigen Erprobungen erfolgreich waren und sich die Bf 110 der Hs 124 als Überlegen zeigte, wurde vom Technischen Amt er Auftrag zur Fertigung der Bf 110 A-0-Serie erteilt.

Fertigungszahlen aller Serien:

  1939 1940 1941 1942 1943 1944 1945
Jäger 156 1.008 594 501 1.420 1.525 54
Aufklärer   75 190 79 150 0 0

Messerschmitt Bf 110 A-Reihe

Bf 110 A-0

Nach der Auftragserteilung des Technischen Amtes wurden zwischen August 1937 und März 1938 vier bewaffnete Maschinen der 0-Serie in Augsburg gebaut und in die laufende Flugerprobung mit einbezogen. Die Maschinen hatten noch nicht die vorgesehenen DB-601-Triebwerke, da diese noch nicht lieferbar waren. Statt dessen wurden die Maschinen durch jeweils zwei Jumo 210 B-Motoren mit jeweils 730 PS angetrieben. Durch den Einbau dieser Motoren sank die Höchstgeschwindigkeit auf 430 km/h in 3.800 m Höhe. Bewaffnet waren die Maschinen mit vier 7,92 mm MG 17 im Bug und einem 7,92 mm MG 15 für den Bordfunker. An Funkgeräten waren ein FuG III a U, ein Peil G V, ein FuBl 1 und ein Ei V 4 eingebaut. Der Treibstoffvorrat in den Tragflächen betrug 1.220 Liter. Damit hatten die Maschinen eine Reichweite von 1.200 - 1.400 km. Die Bewertung der Maschinen in der Flugzeugerprobung fiel aufgrund der Untermotorisierung sehr schlecht aus, so dass auf eine Serienfertigung verzichtet wurde.

 

Messerschmitt Bf 110 B-Reihe

Die Maschinen dieser Reihe hatten gegenüber der A-Reihe einen etwas verlängerten Rumpf und eine stärkere Bewaffnung sowie eine aerodynamisch verbesserte Nase. Angetrieben wurden sie durch den Jum0 210 Ga. Von dieser Version wurden 88 Maschinen gebaut.

Bf 110 B-0

Zwei Vorserienmaschinen Jumo 210 Ga-Triebwerken und einem Kühler unter den Tragflächen. Die Bewaffnung der Maschinen bestand aus vier MG 17 in der unteren Rumpfnase und einem MG 15 im B-Stand.

Bf 110 B-1

Kleine Serie, der Bf 110 B-0 entsprechend. Auch diese als Zerstörer gebauten Maschinen wurden durch zwei Jumo 210 Ga-Motoren angetrieben. Die Maschinen wurden sowohl bei GWF in Gotha und bei BFW in Augsburg gebaut. Die Bewaffnung bestand nun aus vier MG 17 und zwei MG FF im Rumpf sowie einem MG 15 für den Heckschützen / Funker. Das Startgewicht betrug 5.650 kg, die Höchstgeschwindigkeit 455 km/h in 4.000 m. Die Spannweite maß 16,9 m, die Länge 12,8 m und die Höhe 4,12 m. Die Dienstgipfelhöhe betrug 8.000 m und die Reichweite 1.700 km. Im Juli 1938 wurden die ersten Maschinen dieses Typs an die Luftwaffe ausgeliefert und der I.(Z) / Lehrgeschwader 1 in Barth zugeteilt. Anschließend erhielt die I. / ZG 76 die neuen Maschinen.

Bf 110 B-2

Bei der Bf 110 B-2 handelte es sich um eine Aufklärer-Version mit Kameraausstattung anstatt der MG FF in der Rumpfnase. Ob die Version tatsächlich gebaut wurde, ist nicht bekannt.

Bf 110 B-3

Bei der Bf 110 B-3 soll es sich um eine unbewaffnete Version der Bf 110 B für die Ausbildung an den Zerstörerschulen gehandelt haben. Auch die Existenz dieser Version ist unklar.

 

Messerschmitt Bf 110 C-Reihe

Nachdem Daimler-Benz seinen DB 600 zu Gunsten des neuen DB 601 gestrichen hatte, wurde auch die Bf 110 mit diesen Triebwerken ausgestattet. Gleichzeitig wurden die mit der B-Reihe gemachten Erfahrungen in diese Serie mit übernommen. Der Bauchkühler unter den Triebwerken wurde nach außen verschoben und abgeflacht, das Leitwerk und das Rumpfheck wurde wegen Flattergefahr verstärkt und die Flächen mit flachen Enden ausgestattet, was die Spannweite auf 16,20 m vergrößerte. Außerdem waren für die Maschinen Dreiblatt-Verstell-Schrauben von VDM vorgesehen. Die Rumpflänge wurde auf 12,30 m verkürzt. In den Tragflächen konnten nun 1.270 Liter untergebracht werden. Die Funkausrüstung bestand aus einem FuG IIIaU, einem Peilgerät Peil G V un deiner Eigenverständigung EiV 4. Für den Blindflug stand das FuBl 1 zur Verfügung. Das gewicht der Maschinen stieg auf 6.750 kg, die Höchstgeschwindigkeit betrug 510 km/h bei 5.000 m und die Dienstgipfelhöhe 10.000 m.

Bf 110 C-0

Versuchsmuster der C-Serie mit Db 601 A-Einspritzmotoren mit jeweils 1.000 PS. Es wurden 10 Maschinen gebaut und bei der I.(Z) / Lehrgeschwader 1 in Barth getestet.

Bf 110 C-1

Erstes Serien-Einsatzmuster mit zwei DB 601 A-Triebwerken, bei denen die Leistung auf 1.100 PS gesteigert werden konnte. Die Maschinen kamen ab Mitte 1939 zur Auslieferung und waren mit vier MG 17, zwei MG/FF und einem MG 15 bewaffnet. Von dieser Version wurden 195 Maschinen gebaut.

Bf 110 C-2

wie C-1, aber mit einer verbesserten Funkausrüstung in Form eines Lorenz FuG X (FuG 10) anstatt des FuG IIIa. Von dieser Version wurden ab Ende 1939 358 Maschinen gebaut.

Bf 110 C-2/U-1

Bei den Maschinen dieses Typs wurde eine nach hinten feuernde, ferngesteuerter Abwehrbewaffnung erprobt.

Bf 110 C-3

Abwandlung der Bf 110 C-l mit zwei MG FF/M statt der MG/FF. Es handelte sich dabei nicht um neu produzierte, sondern um umgebaute Maschinen.

Bf 110 C-4

Bei der Bf 110 C-4 wurden die MG/FF ebenfalls durch zwei MG FF/M ersetzt. Für den Piloten wurde eine zusätzliche 9 mm starke Panzerung eingebaut. Von dieser Version wurden 155 Maschinen gebaut.

Typ: Zweimotoriger Zerstörer

Triebwerk: Zwei DB 601 A-1-Triebwerke

Leistungen: 560 km/h Höchstgeschwindigkeit, Reichweite 1.095 km, Dienstgipfelhöhe 10.000 m, stieg in zehn Minuten 12 Sekunden auf 6.000 m Höhe.

Gewicht: 5150 kg leer, 6750 kg maximales Abfluggewicht.

Dimensionen: 16,20 m Spannweite, 12,10 m lang, 4,13 m hoch.

Bewaffnung: vier MG 17, zwei MG FF/M und ein MG 15

Bf 110 C-4/B

Die Maschinen dieses Typs waren als Jagdbomber mit zwei ETC 250 unter dem Rumpf ausgerüstet. Angetrieben wurden sie durch zwei DB 601 Ba-Motoren mit jeweils 1.175 PS.

Bf 110 C-5

wie C-2, aber als Aufklärer mit einem Rb 50/30 im Raum zwischen den beiden Besatzungsmitgliedern. Hierfür entfielen die MG/FF. Von dieser Version wurden 100 Maschinen gebaut, die ab 1940 zum Einsatz kamen.

Bf 110 C-5/N

wie die Bf 110 C-5 eine Aufklärer-Variante, aber mit dem DB 601 N-1-Motor.

Bf 110 C-6

Version als schwerer Jäger bzw. Bomber-Zerstörer. Bei dieser Version wurden die beiden MG FF/M durch zwei Rheinmetall 30 mm MK 101-Kanonen mit jeweils 100 Schuss ersetzt. Die vier MG 17 im Bug und das MG 15 für den Funker blieben unverändert. Von dieser Version wurden 12 Maschinen gebaut.

Bf 110 C-6/N

Wie die Bf 110 C-6, jedoch mit den stärkeren DB 601 N-Triebwerken.

Bf 110 C-7

Schnellbomber, entsprechend der C-4, aber mit zusätzlich zwei ETC 500 unter dem Rumpf und einem verstärkten Hauptfahrwerk und Spornrad. Einige Maschinen erhielten DB 601 N-Triebwerke. Von dieser Version wurden 39 Maschinen gebaut.

Messerschmitt Bf 110 D-Reihe

Die Messerschmitt Bf 110 D wurde als Zerstörer mit großer Reichweite entworfen. Produziert wurde diese Serie ab März 1940, teilweise noch parallel mit der Messerschmitt Bf 110 C. Die D-Serie unterschied sich von der C-Serie durch folgende Merkmale:
- Zusatz-Kraftstoff- und Schmierstoffanlage (Reichweitenvergrößerung)
- Schlauchbootanlage
- 110 Prozent Motorleistung
- verstärkte Bereifung der Laufräder und vergrößerter Sporn mit großem Spornreifen

Bf 110 D-0

Vorserienmuster, bei dem die Bewaffnung um die zwei MG/FF verringert wurde. Gleichzeitig hatten die Maschinen neben den 1.270 Litern Innentanks noch einen Zusatzbehälter mit 1.050 Litern unter dem Bauch (sog. "Dackelbauch") und zwei abwerfbaren Zusatztanks mit je 900 Litern unter den Flügeln. Der "Dackelbauch" hat sich jedoch nicht bewährt. Durch das erhöhte Gewicht der Maschine war eine Verstärkung der Fahrwerksbereifung und eine Vergrößerung der Spornbereifung notwendig. Von dieser Version wurden 83 Maschinen gebaut.

Bf 110 D-1

Serienmodell, wie D-0, aber ohne "Dackelbauch". Die Zusatzbehälter unter den Flügeln konnten jeweils zwischen 300 und 900 Liter Treibstoff fassen. Bewaffnet waren die Maschinen mit vier 7,92-mm MG 17 mit 1.000 Schuss Munition und zwei 20-mm MG FF/M mit jeweils 180 Schuss Munition. Als Rückwärtsbewaffnung führten die Maschinen ein MG 15 mit 750 Schuss Munition. Von dieser Version wurden 21 Maschinen gebaut.

Bf 110 D-l/R1

Der Rüstzustand "R 1" bestand aus dem oben beschriebenen, 1.050 Liter fassenden Innentank, der auch als "Dackelbauch" bezeichnet wurde. Die Maschinen kamen u.a. bei der I. / Zerstörergeschwader 26 und beim Zerstörergeschwader 76 in Norwegen zum Einsatz.

Bf 110 D-l/R2

Der Rüstzustand "R 2" bestand statt aus dem "Dackelbauch" aus jeweils einem 900-Liter-Außentank unter jeder Tragfläche und einem 75-Liter Schmierstoffzusatzbehälter unter dem Rumpf. Die so ausgerüsteten Maschinen hatten ein Treibstoffvolumen von 4.120 Litern.

Bf 110 D-1/U1

Erste Nachtjagdversion der Messerschmitt Bf 110. Ausgerüstet mit den Ultrarot-Ortungsgeräten "Spanner I". Diese bestanden aus einem Sensor im Bug und einem Sichtgerät für den Piloten. Der Sensor reagierte auf die warmen Abgase des voraus fliegenden feindlichen Flugzeuges. Das Sichtgerät zeigte dem Piloten dann die Position des feindlichen Flugzeuges an. Die Maschinen kamen ab Sommer 1940 beim Nachtjagdgeschwader 1 zum Einsatz.

Bf 110 D-2

Die Maschinen der Version Bf 110 D-2 wurden aus der Bf 110 D-0 umgebaut und waren als Langstreckenjagdbomber ausgelegt. Hierzu erhielten sie zwei ETC-Träger unter dem Rumpf für eine Bombenlast von max. 1.000 kg. Außerdem bestand die Möglichkeit, unter den Tragflächen zwei 300 Liter Zusatztanks zu montieren. Von dieser Version wurden 52 Maschinen gebaut.

Bf 110 D-2/N

Wie die Version Bf 110 D-2, allerdings waren diese Maschinen mit den leistungsstarken DB 601 N-Motoren ausgerüstet. Von dieser Version wurden 21 Maschinen gebaut.

Bf 110 D-2 trop

wie D-2, aber mit Tropenausrüstung, bestehend aus Sandabscheider vor den Luftansaugkanälen, vergrößerten Kühlern und Waffenlaufabdeckungen für die MGs und Kanonen.

Bf 110 D-3

Diese Version der D-Serie war für die Mitnahme von zwei Abwurftanks mit jeweils 300 Liter oder 900 Liter ausgerüstet. Außerdem wurde das Heck etwas verlängert, so dass hier ein Zwei-Mann-Schlauboot untergebracht werden konnte. Die Maschinen wurden bei der III. / Zerstörergeschwader 26 im Mittelmeerraum eingesetzt. Von dieser Version wurden 253 Maschinen gebaut.

Bf 110 D-4

Geplante Version eines Nachtjägers. Die Serienfertigung wurde jedoch nicht verwirklicht, und so erhielt diese Bezeichnung eine Langstrecken-Aufklärerversion, die mit einer Reihenbildkamera Rb 50/30 ausgerüstet war. Die Maschinen konnten wahlweise den Zusatzbehälter mit 1.050 Litern unter dem Bauch (sog. "Dackelbauch") oder den beiden 900 Liter-Tanks unter den Tragflächen ausgerüstet werden. Von dieser Version wurden 6 Maschinen gebaut.

 

Messerschmitt Bf 110 E-Reihe

Bei der E-Reihe der Messerschmitt Bf 110 sollte die Reichweite der Maschinen nochmals gesteigert werden, ohne auf externe Zusatztanks zurückgreifen zu müssen. Dabei unterschieden sich die Maschinen der E-Reihe äußerlich wenig von denen der C- und D-Reihe. Auffällig war der kleine rechteckige Lufteinlass für die Frischluftzuführung der Führerraumheizung am Bug und die Verlegung des Staurohres von der rechten auf die linke Tragfläche. Das Hauptfahrwerk wurde mit größeren Reifen ausgestattet und auch das Spornrad wurde vergrößert. Die Lafette des MG 15 im Heckstand wurde mit einem Kreuzgelenk versehen, so dass es nun auch bei geschlossener Kabinenabdeckung bedient werden konnte. Serienmäßig erhielten die Maschinen der E-Reihe eine Abwurfanlage, bestehend aus vier ETC 50 unter den Außenflügeln und zwei ETC 500/IXb unter dem Rumpf. Damit waren diverse Bombenzuladungen von der SD 2 bis zur SD 1000 möglich. Zum Zielen stand das Revi C/12 d zur Verfügung. Die Bomben konnten bis zu einem Bahnneigungswinkel von 45° geworfen werden. Die übrige Bewaffnung bestand aus vier MG 17, zwei MG/FF und einem MG 15. Gefertigt wurde diese Variante ab dem Frühjahr 1941.

Bf 110 E-0

Vorserienmuster mit zwei DB 601 A-Triebwerken, ansonsten wie oben beschrieben.

Bf 110 E-1

Serienmuster, das sich von der Bf 110 E-0 nur durch eine etwas verbesserte Ausrüstung wie der Kurssteuerung K 4 ü unterschied. Als Antrieb kam weiterhin der DB 601 A zum Einbau, später der DB 601 N-1 mit bis zu 1.275 PS. Außerdem wurde die Panzerung der Maschinen verbessert. Von dieser Version wurden 320 Maschinen gebaut.

Bf 110 E-1 / trop

wie E-1, aber mit Tropenausrüstung, bestehend aus Sandabscheider vor den Luftansaugkanälen, vergrößerten Kühlern und Waffenlaufabdeckungen für die MGs und Kanonen. 

Bf 110 E-l/U 1

Nachtjäger-Version mit dem FuG 202 Lichtenstein B/C. Die Maschinen waren Umbauten aus E-1-Maschinen, aber ohne ETC. Das Lichtenstein-Radar wurde von der Firma Telefunken entwickelt und war das erste Bordradar der Luftwaffe. Es hatte eine Reichweite von max. 4 km und einen Öffnungswinkel von 30°.

Bf 110 E-1/U2

Serie von Führungsflugzeugen, die bei den Zerstörerverbänden und dem Schnellkampfgeschwader 210 eingesetzt waren. Die Maschinen hatten drei Mann Besatzung, der dritte Mann war der Leitoffizier.

Bf 110 E-1/R2

Die Maschinen mit dem Rüstzustand "R 2" waren mit einem Transportbehälter "DOBBAS" ausgerüstet. Dieser Transportbehälter entstand aus dem Wunsch, bei Verlegungen von Frontgeschwadern auch sperrige Lasten transportieren zu können, um so noch beweglicher zu werden. Die Behälter waren nicht zur Versorgung von Heerestruppen o.ä. gedacht, sondern wurden von den Verbänden selbst genutzt. In den Behältern konnte eine maximale Last von 1.600 kg transportiert werden.

Bf 110 E-2

Langstrecken-Jagdbomber, ähnlich der E-l, jedoch mit dem DB 601 N-1-Motor serienmäßig. Der Einbau der neuen Triebwerke ermöglichte es, an einem ETC 500 zwei 1.000 kg-Bomben unter dem Rumpf und vier 50-kg-Bomben unter den Tragflächen mitzuführen. Wie bei der Bf 110 D-3 wurde auch hier das Rumpfheck vergrößert, um ein 2-Mann-Schlacuboot unter zu bringen. Von dieser Version wurden 335 Maschinen gebaut.

Bf 110 E-3

Fernaufklärer, ausgerüstet sowohl mit DB 601 Als auch DB 601 N-Triebwerken. Ausgestattet waren die Maschinen mit einer Reihenbildkamera Rb 50/30. Hierfür entfielen die beiden 20-mm MG/FF und die ETC unter dem Rumpf. Unter den Tragflächen waren jeweils zwei ETC 50 montiert. Zusätzlich wurden im Rumpfheck zwei nach hinten feuernde MG 17 eingebaut. Der Flugzeugführer zielte über das Rückblickfernrohr RF 1 A. Von dieser Version wurden 223 Maschinen gebaut.

 

Messerschmitt Bf 110 F-Reihe

Die Produktion der Messerschmitt Bf 110 sollte im Herbst 1941 zugunsten der Messerschmitt Me 210 auslaufen. Die Produktion wurde schrittweise herunter gefahren, die freien Kapazitäten sollten dann für die Messerschmitt Me 210 genutzt werden. Ende September 1941 fiel dann die Entscheidung, dass bei der Gothaer Waggonfabrik und den Luther Werken noch monatlich 30 Flugzeuge gebaut werden sollten, 22 als Nachtjäger und 8 als Zerstörter. Die Erprobung und die Auslieferung der Messerschmitt Me 210 verlief jedoch mit vielen Problemen, so dass im März 1942 das gesamte Bauprogramm eingestellt wurde. Daraufhin sollte die Fertigung der Messerschmitt Bf 110 wieder aufgenommen und die Produktion auf 250 Maschinen im Monat gesteigert werden. Gleichzeitig wurde das Flugzeug überarbeitet. Wichtigste Neuerung war der Einbau der DB 601 F-Triebwerke mit bis zu 1.350 PS, wozu auch die Motorenverkleidung überarbeitet werden musste. Die Ölkühler erhielten eine eckige Form und die Maschinen bekamen VDM-Luftschrauben mit Drehzahlautomatik und größeren Propellerhauben. Das Kabinendach wurde mit einem Überschlagschutz versehen und die Frontscheibe der Führerraumverglasung erhielt eine zusätzliche 57-mm dicke Panzerscheibe. Der Funker erhielt einen seitlichen Einstieg.

Bf 110 F-0

Vorserienversion der Messerschmitt Bf 110 F, identisch mit der Bf 110 E-0, nur mit den neuen DB 601 F-Motoren.

Bf 110 F-l

Schwerer Jagdbomber, bewaffnet mit vier 7,92-mm MG 17, zwei 20-mm MG FF/M und dem MG 15 für den Funker. Die MG 17 im Rumpfbug waren durch Schutzrohre ummantelt. Die Maschinen waren mit zwei DB 601 F-Motoren ausgestattet. An dem unter dem Rumpf montierten ETC-500-Bombenträger konnten entweder zwei SC-250 Bomben oder zwei SC-500 Bomben mitführen. Unter den Tragflächen konnten vier ETC-50-Bombenträger für jeweils eine SC 50 oder eine SD 50-Bombe montiert werden. Von dieser Version wurden nur wenige Maschinen gebaut.

Bf 110 F-2

Die Maschinen der Version F-2 konnten wahlweise als Zerstörer oder als Jagdbomber eingesetzt werden. Die Maschinen entsprachen weitgehend der Version F-1. Die Maschinen hatten eine Höchstgeschwindigkeit von 565 km/h, erreichten eine Dienstgipfelhöhe von 10.900 m und hatten eine Reichweite von 1.200 km. Die Maschinen wogen leer 5.600 kg, das maximale Abfluggewicht betrug 7.200 kg. Die Spannweite betrug 16,2 m, die Länge 12,1 m und die Höhe 4,13 m. Ab 1943 wurden die Maschinen dieses Typs mit vier 21-cm Werfergeschossen unter den Außenflügeln ausgerüstet und bei Tageinsätzen gegen alliierte Bomberverbände eingesetzt. Die Verluste bei diesen Einsätzen waren dabei sehr hoch. Von dieser Version wurden 169 Maschinen gebaut.

Bf 110 F-3

Fernaufklärer-Version mit Rb 50/30-Kameras und DB 601 F-Motoren. Bei Bedarf konnten unter den Tragflächen zwei 300-Liter-Zusatztanks mitgeführt werden. Von dieser Version wurden 50 Maschinen gebaut.

Bf 110 F-4

Nachtjäger-Version, ausgestattet mit zwei DB 601 F-Motoren. Die Bewaffnung bestand aus vier MG 17, zwei MG/FF und zwei MG 151/20 in einer Waffenwanne unter dem Rumpf. Alternativ zu den MG 151/20 konnten auch zwei MK 108 in der Waffenwanne mitgeführt werden. Die Besatzung wurde auf drei Mann erhöht, unter den Flächen waren serienmäßig zwei 300-Liter-Abwurfbehälter vorgesehen. Ausgestattet waren die Maschinen mit dem FuG 202 Lichtenstein BC von Telefunken. Serienmäßig war auch die Mitnahme von zwei 300-Liter-Tanks unter den Tragflächen möglich. Angetrieben wurden die Maschinen durch DB 601 F-1-Motoren. Von dieser Version wurden 283 Maschinen gebaut.

Bf 110 F-4/U 1

Nachtjäger-Version, ähnlich der F-4, aber mit einer Bewaffnung aus vier MG 17, zwei MG/FF und zwei MK 108 ("schräge Musik"). Die Zusatzbewaffnung wurde im hinteren Bereich des Führerstandes (B-Stand) untergebracht. Dafür musste jedoch die Waffenwanne unter dem Bug und das nach hinten feuernde MG 15 entfallen.

Bf 110 F-4a

Nachtjäger-Version, ähnlich der F-4, gebaut ab Sommer 1942 bei der Gothaer Waggonfabrik und der MIAG in Braunschweig. Die Maschinen waren standardmäßig mit dem Nachtjagd-Sichtgerät FuG 202 Lichtenstein BC in der Rumpfspitze ausgerüstet. Die Bewaffnung bestand aus vier MG 17 und zwei MG 151/20 sowie dem MG 15 für den Bordfunker. Die Maschinen hatten ein maximales Startgewicht von 9.260 kg und erreichte bei einer Höhe von 5.100 m eine Geschwindigkeit von 510 km/h.

 

Messerschmitt Bf 110 G-Reihe

Die Messerschmitt Bf 110 G-Serie war eine Weiterentwicklung der F-Reihe. Sie war mit dem DB 605-Triebwerk ausgerüstet und wurde bis Kriegsende, hauptsächlich als Nachtjäger, produziert.

 

Bf 110 G-0

Vorserienmuster mit neuen Triebwerken aber der alten Bewaffnung aus vier MG 17, zwei MG/FF und einem MG 15. Die Maschinen wurden als schwere Jäger oder Jagdbomber eingesetzt. Von dieser Version wurden 32 Maschinen gebaut.

Bf 110 G-1

Serienmuster, analog zur Me 110 G-0. Die Auslieferung an die Truppe begann im Frühjahr 1943. Durch die Bf 110 G-2 ersetzt.

Bf 110 G-2

Schwerer Jäger, Jagdbomber oder Schnellbomber, analog zur Me 110 G-1, jedoch mit einer verbesserten Bewaffnung, bestehend aus zwei MG 151/20, vier MG 17 und einem MG 81 Z. Von dieser Version wurden 510 Maschinen gebaut.

Typ: Zweimotoriger Zerstörer

Flügel: Freitragender Tiefdecker. Zweiteiliger, einholmiger Ganzmetallflügel. Hydraulisch betätigte Schlitzlandeklappen zwischen Schlitzquerruder und Rumpf. Querruder mit Massenausgleich sinken automatisch beim Ausschlagen der Klappen mit ab. Klappenbetätigung bis 250 km/h. Automatische Handley-Page-Vorflügel im Querruderbereich.

Rumpf: Ganzmetallschale mit ovalem Querschnitt, bestehend aus zwei Halbschalen.

Leitwerk: Freitragendes Höhenleitwerk mit doppeltem Seitenleitwerk als Endscheiben. Aufbau aus Ganzmetall, Flossen glattblechbeplankt, Ruder stoffbespannt. Sämtliche Ruder mit Trimmklappen.

Fahrwerk: Einziehbares Normalfahrgestell. Haupträder an Einbeinfederstreben hydraulisch nach hinten in die Motorengondeln hoch-fahrbar. Starres Spornrad.

Triebwerk: Zwei Daimler-Benz DB 605 B flüssigkeitsgekühlte Zwölfzylinder-A-Motoren. Flüssigkeitskühler neben den Motorengondeln unter den Außenflügeln, ausgerüstet mit elektrisch betätigten Regelklappen. Ölkühler mit manuell betätigten Regelklappen unter den Motorengondeln. VDM-Dreiblatt-Verstelluftschrauben mit 3,40 m Durchmesser. Kraftstoffkapazität in vier Behältern des Mittelflügels, insgesamt 1.270 Liter.

Besatzung: 2 Mann, bestehend aus Pilot und Beobachter/Funker/Heckschütze, hintereinander unter langer Abdeckhaube.

Militärische Ausrüstung: Bewaffnung bestehend aus zwei MG 151/20 im unteren Teil des Rumpfbugs, vier MG 17 im oberen Teil des Rumpfbugs, alle starr, und einem MG 81 Z beweglich im hinteren Teil der Kabinenabdeckung. Gehänge für 2 x 500 kg Bomben unter dem Rumpf.

Bf 110 G-2/R 1

Spezialversion zur Panzerbekämpfung, wie G-2, aber an Stelle der MG151/20 eine 3,7-cm-Flak 18-Kanone (BK 3,7) mit 72 Schuß Munition. Von dieser Version wurden 32 Maschinen gebaut.

Bf 110 G-2/R 3

wie G-2/R 1, aber mit GM-1 Ladedruck-System. Von dieser Version wurden 80 Maschinen gebaut.

Bf 110 G-2/R 4

wie G-2/R 1, aber mit zwei MK 108 an Stelle der vier MG 17

Bf 110 G-2/R 5

wie G-2/R 4, aber mit GM-1 Ladedruck-System. Von dieser Version wurden 16 Maschinen gebaut.

Bf 110 G-3

Langstrecken-Aufklärer mit einer Bewaffnung aus zwei MG 151/20, vier MG 17 und einem MG 81 Z. Zusätzlich ein Reihenbildgerät Rb 50/30 und ein Rb 75/30. Von dieser Version wurden 179 Maschinen gebaut.

Bf 110 G-3/R 3

Jagdaufklärer mit einer Bewaffnung aus einer 3,7-cm-Flak 18-Kanone (BK 3,7), zwei MK 108 und einem MG 81 Z. Zusätzlich ein Reihenbildgerät Rb 50/30 und ein Rb 75/30.

Bf 110 G-4

Nachtjäger-Version, die durch das Auftreten der britischen Nachtbomberverbände über dem Reichsgebiet notwendig wurde. Die erste Version der G-4 ohne Radargerät brachte wenig Erfolge, die Maschinen wurden der Tagjagd übergeben. Die sonst der G-Reihe entsprechenden Maschinen waren mit vier MG 151/20 und vier MG 17 im Rumpfbug sowie einem MG 81 Z im B-Stand bewaffnet. Zusätzlich hatten die Maschinen eine GM. Von dieser Version wurden 679 Maschinen gebaut.

Bf 110 G-4/U 1

Nachtjäger, ähnlich der G-4, aber ohne Waffenwanne MK 108, dafür »Schräge Musik«, ohne MG 81 Z.

Bf 110 G-4/U5

Nachtjäger, ähnlich der G-4, aber mit vier MG 17, zwei MG 151 und einem MG 81 Z. Außerdem ein FuG 212 "Liechtenstein" C 1. Es wurden nur wenige Versuchsmaschinen gebaut.

Bf 110 G-4/U 6

wie G-4/U 5, zusätzlich FuG 221 a.

Bf 110 G-4a/R 1

Ähnlich G-4/U 7, aber »großes Hirschgeweih«, zusätzlich zwei ETC 500 und vier ETC 50, Serienbau 1943/44.

Bf 110 G-4 a/R 2

wie G-4 a/R 1, jedoch ohne MG 81 Z. GM-l, zwei ETC 500, zwei Zusatzbehälter mit je 300 Liter.

Bf 110 G-4 b/R 1

wie G-4 a/R 1, jedoch "Liechtenstein" C 1 und SN 2, kleines und »großes Hirschgeweih«.

Bf 110 G-4 b/R 2

ähnlich G-4/R 3, jedoch Funkanlage wie G-4 b/R 1

Bf 110 G-4b/R3

ähnlich G-4/R3, jedoch Funkanlage wie G-4 b/R 1. Waffenwanne MG 151 Z und Zusatzbehälteranlage gegen ETC 500/ETC 50 austauschbar.

Bf 110 G-4b/R7

ähnlich G-4/R6, jedoch ohne GM-1 und ETC 500, 1944.

Bf 110 G-4c/R 3

ähnlich G-4b/R3, jedoch nur FuG 220 "Liechtenstein" SN 2.Bewaffnet mit zwei MK 108, zwei MG 151 und einem MG 81 Z. Außerdem zwei ETC 500, zwei 300-Liter-Zusatzbehältcr. Serie 1944

Bf 110 G-4c/R 4

wie G-4c/R3, jedoch nur vier MG 151/20, kleine Serie 1944.

Bf 110 G-4c/R 6

ähnlich G-4/R6, jedoch Funkmeßanlage wie G-4c/R3, GM-l.

Bf 110 G-4c/R 7

ähnlich G-4c/R6, jedoch ohne GM-1 und ETC. 1944.

Bf 110 G-4d/R 3

ähnlich G-4c/R3, nur Antennengerüst vereinfacht.