Junkers Ju 188

 

 

Bereits im Sommer 1939 wurde vom Reichsluftfahrtministerium die Entwicklung eines neuen mittleren Bombers gefordert. Diese Entwicklung führte zur Junkers Ju 288. Da diese jedoch nicht im geplanten Zeitraum zur Serienreife entwickelt werden konnte, plante man bei Junkers die Weiterentwicklung der Junkers Ju 88. 1941/42 wurde daher auf der Grundlage der Junkers Ju 88 ein Übergangsmodell entwickelt, welches schließlich die Bezeichnung Junkers Ju 188 erhielt. Die Junkers Ju 88 V44 wurde dabei nachträglich zur Junkers Ku 188 V1. Sie erhielt einen sphärischen Vollsicht-Kampfkopf, der aus dem Rumpf der Junkers Ju  88 B und E entwickelt wurde. Die Besatzung hatte dadurch sehr viel mehr Platz in der Maschine. Die Spannweite wurde durch spitze Endteile vergrößert, das Seitenleitwerk wurde wie bei der Junkers Ju  88 G abgeändert und vergrößert. Durch den Einbau stärkerer Triebwerke konnten Fluggewicht und Bombenladung erhöht werden. Die komplette Zelle des freitragenden Mitteldeckers wurde in Ganzmetall-Schalenbauweise gefertigt. Die zweiholmigen Flächen mit Warmluftenteisung wiesen über die Hinterkante verlaufende, hydraulisch betätigte Landeklappen auf, denen sich zweigeteilte Querruder mit je zwei Trimmklappen in den Innenseiten anschlossen. Die Junkers Ju 188 war wie die Junkers Ju 88 sturzflugfähig ausgelegt. Die hierfür notwendigen gitterartigen Sturzflugbremsen waren im Bereich des Vorderholmes montiert. Als Antrieb sollten ursprünglich flüssigkeitsgekühlte Junkers Jumo 213-V-12-Reihenmotoren versendet werden. Bis zu dessen Serienreife musste jedoch der luftgekühlte BMW-801-Doppelsternmotor eingebaut werden.

Zwischen 1942 und 1945 wurden 1.234 Serienmaschinen gebaut:

Version Junkers ATG Siebel Summe Produktionszeitraum
E-1 263 0 0 263 02 / 1943 - 05 / 1944
F-1 222 0 0 222 04 / 1943 - 07 / 1944
A-2 70 72 140 283 09 / 1943 - 09 / 1944
A-3 0 0 62 62 07 / 1944 - 09 / 1944
D-2 45 139 220 404 02 / 1944 - 02 / 1945
Summe 601 211 422 1.234 02 / 1943 - 02 / 1945

 

Junkers Ju 188 A-Reihe

Junkers Ju 188A-1

wurde nie gebaut

Ju 188A-2

Serienmaschinen, gebaut bei Junkers und ATG ab Sommer 1943

Typ: Zweimotoriger mittlerer Horizontal- und Sturzflugbomber. Flügel: Freitragender Tiefdecker, zweimotoriger Ganzmetallflügel. Gesamte Hinterkante als Klappen ausgebildet, außen als zweigeteilte Querruder mit je zwei Trimmklappen in den Innenteilen, innen als Landeklappen. Gitterförmige Sturzflugbremsen in den Außenflügeln unter dem Vorderholm. Warmluft-Flügelnasenenteisung.

Rumpf: Ganzmetall-Schalenrumpf mit ovalem Querschnitt. Rumpfbug komplett als vollsichtverglaster Kampfkopf

Leitwerk: Freitragendes Normalleitwerk in Ganzmetall mit blechbeplankten Flossen, Ruder stoffbespannt. Trimmklappen in allen Rudern, beim Seitenruder über die gesamte Hinterkante reichend

Fahrwerk: Einziehbares Normalfahrgestell analog dem der Ju 88 A-4

Triebwerk: Zwei Junkers Jumo 213 A flüssigkeitsgekühlte Achtzylinder-A-Motoren mit 2 x 1.750 PS Startleistung. Mit Wasser-Methanol-Einspritzung erreichten die Triebwerke kurzzeitig jeweils 2.240 PS. Ringkühler-Verkleidung. Dreiblatt-Verstell-Luftschrauben

Besatzung: 4 Mann als Arbeitseinheit im Kampfkopf. Anordnung wie bei der Ju 88 A-4

Bewaffnung: 1 x MG 151/20 handbetätigt im Bug als A-Stand, 1 x MG 151/20 in kraftgesteuertem Drehturm auf der Kanzeloberseite als B-l-Stand, 1 x MG 131 handbetätigt dahinter als B-2-Stand und 1 x MG 131 oder 2 x MG 81 Z handbetätigt im C-Stand. Bombenzuladung 3.000 kg. Bombenraum für Innenlasten wie bei der Ju 88 A-4, nur hinten. Vier Bombengehänge für Außenlasten unter dem Mittelflügel

Ju 188 A-3

Torpedobomber ähnlich A-2. Die Maschinen konnten an zwei Außenträgern links und rechts zwischen Rumpf und Motor zwei Lufttorpedos LT 1B mit je 800 oder LT F5B mit jeweils 765 mitführen. Für deren Lenkmechanismus befand sich im rechten Rumpfbug ein Steuergerät. Die Maschinen waren außerdem mit dem Suchradar FuG 200 "Hohentwiel" im Bug ausgestattet.

 

Junkers Ju 188 C-Reihe

Nur Versuchsmuster C-01. Die Maschine hatte einen manuellen und ferngesteuerten Heckstand.

 

Junkers Ju 188 D-Reihe

Ju 188 D-1

Fernaufklärer, wie A-2. Die Maschinen hatten keine Lastenträger und zwei Reihenbildgeräte RB 50 / 30 oder RB 75 / 30 für den Tageinsatz bzw. zwei NRb 40 / 25 oder 50 / 25 für den Nachteinsatz an Bord. Angetrieben wurden die Maschinen durch zwei Junkers Jumo 213 A flüssigkeitsgekühlte Achtzylinder-A-Motoren mit 2 x 1.750 PS Startleistung. Die vordere Bewaffnung wurde ausgebaut. Für eine größere Reichweite wurden zusätzliche Tanks im Bombenraum sowie zwei 300 Liter fassende Zusatztanks in Außenbehältern mitgeführt, wodurch sich die Reichweite auf 3.400 km erhöhte.

Ju 188 D-2

wie D-1, aber als Seeaufklärer mit Funkgerät FuG 200 "Hohentwiel" an Bord.

 

Junkers Ju 188 E-Reihe

Junkers Ju 188 E-0

Vorserienversion der E-Serie, ab Februar 1943 gebaut. Angetrieben durch zwei BMW 801 G-2 14-Zylinder Doppelsternmotoren.

Ju 188 E-1

Erste Serienausführung mit den neuen BMW 801 G-2 14-Zylinder Doppelsternmotor. Gebaut ab Frühjahr 1942.

Typ: Zweimotoriger mittlerer Horizontal- und Sturzflugbomber. Flügel: Freitragender Tiefdecker, zweimotoriger Ganzmetallflügel. Gesamte Hinterkante als Klappen ausgebildet, außen als zweigeteilte Querruder mit je zwei Trimmklappen in den Innenteilen, innen als Landeklappen. Gitterförmige Sturzflugbremsen in den Außenflügeln unter dem Vorderholm. Warmluft-Flügelnasenenteisung.

Rumpf: Ganzmetall-Schalenrumpf mit ovalem Querschnitt. Rumpfbug komplett als vollsichtverglaster Kampfkopf

Leitwerk: Freitragendes Normalleitwerk in Ganzmetall mit blechbeplankten Flossen, Ruder stoffbespannt. Trimmklappen in allen Rudern, beim Seitenruder über die gesamte Hinterkante reichend

Fahrwerk: Einziehbares Normalfahrgestell

Triebwerk: Zwei luftgekühlte BMW 801 G-2 14-Zylinder Doppelsternmotorent 2 x 1.730 PS Startleistung. Ringkühler-Verkleidung. Dreiblatt-Verstell-Luftschrauben

Besatzung: 4 Mann als Arbeitseinheit im Kampfkopf. Anordnung wie bei der Ju 88 A-4

Bewaffnung: 1 x MG 151/20 handbetätigt im Bug als A-Stand, 1 x MG 131 in Linsenlafette als B-l-Stand, 1 x MG 131 handbetätigt dahinter als B-2-Stand und 1 x MG 81 Z handbetätigt im C-Stand. Bombenzuladung 3.000 kg. Bombenraum für Innenlasten wie bei der Ju 88 A-4, nur hinten. Vier Bombengehänge für Außenlasten unter dem Mittelflügel

Junkers Ju 188 E-2

Torpedobomber ähnlich E-1. Die Maschinen konnten an zwei Außenträgern links und rechts zwischen Rumpf und Motor zwei Lufttorpedos LT 1B mit je 800 oder LT F5B mit jeweils 765 mitführen. Für deren Lenkmechanismus befand sich im rechten Rumpfbug ein Steuergerät. Die Maschinen waren außerdem mit dem Suchradar FuG 200 "Hohentwiel" im Bug ausgestattet.

Junkers Ju 188 F-Reihe

Ju 188 F-1

Fernaufklärer, wie E-1

Ju 188 F-2

wie F-1, aber mit BMW 801 G-2-Triebwerken.

 

Junkers Ju 188 G-Reihe

Die G-Reihe der Junkers Ju 188 sollte einen erweiterten Bombenraum erhalten, was durch den Anbau einer Bodenwanne und einer entsprechenden Bombenabwurfanlage erreicht werden sollte. Für den horizontalen Bombenwurf wurde das Lotfe 7 als Zieleinrichtung genutzt werden. Um den toten Winkel hinter dem Heck der Ju 188 zu schließen, war für die G-Reihe als zusätzliche Defensivbewaffnung ein Heckstand vorgesehen. Dieser bestand aus zwei ferngesteuerten MG 131. Die Fernsteuerung konnte jedoch nicht zur Serienreife entwickelt werden. Als Alternative wurde ein bemannter Heckstand geplant. In diesem hätte nur ein sehr klein gewachsener Schütze überhaupt Platz gefunden. An ein Schnelles Verlassen des Heckstandes im Falle eine Absturzes war dabei nicht zu  denken. Die Version wurde auf Grund der technischen Schwierigkeiten nicht gebaut.

 

Junkers Ju 188 H-Reihe

Geplante Fernaufklärerversion mit einem geänderten Rumpfheck und einem ferngesteuerten Drehturm, der dem der Ju 188 C entsprach. Ansonsten entsprach die Maschine der Ju 188 D. Die errechnete Geschwindigkeit betrug 525 km/h in 6.200 m Höhe, die Reichweite 3.130 km.

 

Junkers Ju 188 J-Reihe

Höhenzerstörer- und Nachtjäger-Version, angetrieben von zwei BMW 801 J- oder zwei Jumo 213-A-Motoren. Die Planungen resultierten schließlich in der Junkers Ju 388 J.

 

Junkers Ju 188 K-Reihe

Höhenbomber-Version. Die Planungen resultierten schließlich in der Junkers Ju 388 K.

 

Junkers Ju 188 L-Reihe

Höhenfernaufklärer-Version für den Einsatz als Tag- und Nachtaufklärer. Die Planungen resultierten schließlich in der Junkers Ju 388 L.

 

Junkers Ju 188 R-Reihe

Nachtjäger-Version, angetrieben von zwei BMW 801-Motoren. Die Maschinen hatten Funkmesstechnik und mehrere, starr nach vorne gerichtete MG 151/20 sowie eine schräg nach vorne oben feuernde Zusatzbewaffnung von ein bis zwei MG 151/20. Von dieser Reihe wurden max. drei Prototypen gebaut, die jedoch in einem Vergleichfliegen der Heinkel He 219 unterlagen. Eine Serienfertigung erfolgte daher nicht.

 

Junkers Ju 188 S-Reihe

Schnellbomber mit Druckkabine, aber ohne Abwehrbewaffnung. Angetrieben durch zwei Jumo 213 C oder E war dieser Typ für den Einsatz in großen Höhen konzipiert. Die Bombenmenge sank auf 800 kg. In 9.500 m Höhe sollte eine Geschwindigkeit von 680 km/h erreicht werden. Von dieser Version wurde nur wenige Maschinen gebaut. Die Ende 1944 noch nicht ausgelieferten Maschinen wurden zu einer Panzerjäger-Version (Ju 188 S-1/U1) umgebaut. Die Maschinen erhielten unterhalb des Rumpfes eine Wanne mit einer 50-mm-Kanone BK 5 sowie eine umfangreiche zusätzliche Panzerung im Bereich der Kabine und der Motoren. Die Druckkabine und die GM-a-Anlage entfielen. Die Besatzung bestand nur noch aus zwei Mann.

 

Junkers Ju 188 T-Reihe

Höhenaufklärer, ausgerüstet mit drei Reihenbildkameras. Die unbewaffneten Maschinen erreichten in 11.500 m Höhe eine Geschwindigkeit von fast 700 km/h. Es ist fraglich, ob von dieser Version überhaupt Exemplare gebaut wurden.