Henschel Hs 129

 

Aufgrund der Erfahrungen im spanischen Bürgerkrieg entschloß sich das Reichsluftfahrtministerium 1937, eine Ausschreibung für ein kleines schwer gepanzertes und stark bewaffnetes Schlachtflugzeug an die Firmen Henschel, Blohm & Voss, Focke-Wulf und die Gothaer Waggonfabrik vergeben. Gefordert war ein zweimotoriges Flugzeug zur Luftnahunterstützung mit mindestens zwei 20-mm-Kanonen und einer starken Panzerung zum Schutz der Besatzung. Ende 1937 wurden die Firmen Henschel und Focke-Wulf damit beauftragt, einen entsprechenden Prototypen zu bauen. Focke-Wulf legte daraufhin eine modifizierte Version der Fw 189 vor, Henschel die neu entwickelte Hs 129. Beide Prototypen schnitten bei den Versuchen extrem schlecht ab, was vor allem an ihrer Untermotorisierung lag. Letztendlich fiel die Entscheidung für den Entwurf von Henschel, weil die Produktionskosten nur zwei Drittel der Kosten der Focke-Wulf betrugen.
Von der Henschel Hs 129 wurden drei Prototypen gebaut. Die Hs 129 V-1 wurde durch zwei Argus As 410-A-0 V12-Motoren mit jeweils 430 PS angetrieben. Die gleichen Motoren besaß die Hs 129 V-2, die aber bereits am 5. Januar 1940 zu Bruch ging. Die Hs 129 V-3 war mit den verbesserten Argus As 410-A-1 Motoren angetrieben, die jeweils 465 PS Leistung erbrachten. Die Erprobung der Hs 129 war bei Kriegsbeginn noch nicht abgeschlossen.

 

A-Serie

Hs 129 A-0

Obwohl die Erprobung mit den Prototypen der Hs 129 noch nicht abgeschlossen war, wurde an die Firma Henschel ein Produktionsauftrag für die Fertigung von 20 Vorserienmaschinen erteilt. Die Maschinen mit der Bezeichnung Hs 129 A-0 wurden im Spätsommer 1940 an die Luftwaffe ausgeliefert und in die Truppenerprobung gegeben. Ein halbes Jahr später gab die Luftwaffe die Maschinen mit einem vernichtenden Erprobungsergebnis an Henschel zurück. Besonders bemängelt wurde die zu schwache Flugleistung und die zu enge Kabine. Die Kabine war zudem so konstruiert, dass die Sichtverhältnisse des Piloten derart eingeschränkt waren, dass effektive Tieffliegerangriffe nur sehr schwer bis gar nicht durchführbar waren.

Hs 129 A-1

Die Maschinen der Reihe A-1 waren mit dem Argus As-410-A-1 stärker motorisiert, wiesen aber die gleichen Schwächen auf wie die Version A-0. Bewaffnet waren die Maschinen mit zwei MG/FF und zwei MG 17. Auch hier konnten die Flugleistungen wieder nicht überzeugen. Einige der Maschinen wurden später an Rumänien abgegeben,

 

B-1-Serie

Während des Frankreichfeldzuges wurden große Mengen an Gnôme et Rhône-14M-4/5-Sternmotoren erbeutet. Diese 700 PS starken Motoren wurden als Antrieb für die verbesserte Version der Hs 129, die Version B-1 verwandt. Zusätzlich wurde die Panzerkabine neu konstruiert und mit größeren Fenstern versehen. Die Serienfertigung begann im Dezember 1941. Bewaffnet waren die Maschinen mit zwei MG 17 und zwei MG 151/20 bewaffnet. Die Maschinen hatten eine Spannweite von 14,2 m, eine Länge von 9,75 m und ein Gewicht von 4.100 kg. Die Höchstgeschwindigkeit lag bei 355 km/h. Die Maschinen litten jedoch an der Störanfälligkeit der verbauten Motoren. Sie konnten mit verschiedenen Rüstsätzen versehen werden:

Rüstsatz R1: zwei 50-kg Bomben oder zwei Sätze mit jeweils 48 SD2-Splitterbomben
Rüstsatz R2: 30-mm Maschinenkanone MK 101 mit 30 Schuss unter dem Rumpf
Rüstsatz R3: vier unverkleidet am Rumpf angebrachte Mg 17 mit jeweils 250 Schuss
Rüstsatz R4: 96 Splitterbomben SD 2/XII oder SD 4 HL Hohlladungsbomben in vier ETC 50/VIId
Rüstsatz R5: Reihenbildgerät Rb20/30 oder Reihenbildgerät Rb 50/30 für Aufklärungseinsätze

 

B-2-Serie

Hs 129 B-2/Wa

Die Henschel Hs 129 B-2/Wa wurde serienmäßig mit der Maschinenkanone MK 103 zur Panzerbekämpfung ausgerüstet. Die Durchschlagskraft übertraf die der Maschinenkanone MK 101 aus dem Rüstsatz R2 deutlich. Der Zusatz "Wa" stand für Waffenträger.

 

Hs 129 B-3/Wa

Bei dieser Version der Hs 129 wurde unter dem Rumpf eine modifizierte 7,5-cm Pak 40 mit größerer Mündungsbremse verbaut. Die insgesamt 26 Schuss wurden elektro-pneumatisch nachgeladen. Die Waffe hatte eine Kadenz von 40 Schuss in der Minute. Etwa 25 Hs 129 B-2 wurden ab Herbst 1944 zur B-3/Wa umgebaut. Der Rückstoß der 7,5-cm Pak 40 führte zu teils unkontrollierten Flugzuständen. Daher war es möglich, die Waffe im Notfall abzuwerfen. Die Maschinen hatten eine Leergewicht von 4.063 kg und ein max. Startgewicht von 5.230 kg. Die Höchstgeschwindigkeit betrug 400 km/h, die Reichweite 780 kg.

 

C-Serie

Diese Version der Hs 129 wurde nicht bis zur Serienreife entwickelt. Es existierten Pläne, die Hs 129 mit italienischen V12-Motorden Isotta Fraschini-Delta-IV mit 840 PS auszurüsten. Als weitere Modifikation sollten die Maschinen einen Geschützstand unter dem Rumpf erhalten, der eine vom Piloten eingeschränkt seitlich ausrichtbare Zwillings-MK-103 enthalten sollte. Da die italienischen Motoren jedoch nicht verfügbar waren, scheiterte das Projekt.

 

D-Serie

Auch diese Version existierte nur als Projekt. Bei diesem war der Einbau von Junkers Jumo-211-Triebwerke mit jeweils 1.100 PS oder BMW 801-Doppelsternmotoren vorgesehen. 

 

Literatur und Quellen:

Heinz J Nowarra: Flugzeugtypen Henschel – Messerschmitt. In: Die deutsche Luftrüstung 1933–1945. Neuausgabe Auflage. Band 3. Bernard & Graefe, Koblenz 1993

Herbert Ringlstetter: Der "fliegende Büchsenöffner" Henschel Hs 129. In: Flugzeug Classic Nr. 5, 2008