Henschel Hs 123

 

In den 1930er Jahren wurden in den USA erfolgreiche Entwicklungen und Versuche zu Sturzkampfflugzeugen durchgeführt. Diese Entwicklungen fanden auch beim Technischen Amt des Reichsluftfahrtministeriums großes Interesse. Der Chef der Entwicklungsabteilung, Wolfram von Richthofen, lehnte das Konzept des Sturzkampfflugzeugs jedoch kategorisch ab. Ernst Udet konnte in den frühen 1930er Jahren in den USA der Vorführung der sturzflugfähigen Curtiss Hawk II beiwohnen und erreichte, dass die Luftwaffe ihm den Erwerb zweier Exemplare für den privaten Gebrauch unter der Bedingung finanzierte, dass diese nach der Lieferung eingehend studiert werden durften. Ohne offizielle Ausschreibung begann man bei Henschel im Februar 1934 mit der Entwicklung der Hs 123 als Jagd- und Sturzkampfflugzeug. Im Juni 1934 war der Attrappenbau beendet und am 1. April 1935 war die erste Maschine, die Hs 123 V-1 flugklar. Inzwischen hatten sich die  Ansichten des Reichsluftfahrtministeriums zur Sturzflugidee aufgrund der anhaltend schlechten Trefferergebnisse der Horizontalbomber und des unablässigen Drängen von Ernst Udet geändert, und die Luftwaffe forderte einen modernen, zweisitzigen Sturzkampfbomber. Aus der Ausschreibung ging schließlich die Junkers Ju 87 hervor.

Henschel Hs 123 V1

Die Henschel Hs 123 V1 war am 1. April 1935 startklar. Die Maschine war ein Anderthalbdecker mit festem Fahrwerk, offenem Cockpit und Normalleitwerk in Ganzmetallbauweise, einem in Schalenbauweise ausgeführten Rumpf und dem BMW 132 Stern-Motor mit 752 PS. Das weit nach hinten gerückte Cockpit bot gute Sicht nach unten und oben. Die zweiteilige, teilweise nach unten stoffbespannte Tragfläche war mit einer breiten I-Strebe mit dem kleinen Unterflügel verbunden und verfügte über ausgeglichene Querruder, die untere Tragfläche über Spreiz-Landeklappen. Auch die Ruder waren alle stoffbespannt. Besonders auffällig war auch die aerodynamisch günstig glatt verkleidete, überdimensionale NACA-Motorhaube. Am 2. Juni 1935 wurde die Maschine an die Erprobungsstelle nach Rechlin überführt und dort bis Januar 1936 ausgiebig getestet. Durch das Fehlen einer Motorbremse kam der Motor bei steilen Sturzflügen auf Übertouren und überdrehte, so dass eine Sturzwinkelbegrenzung auf 70° festgelegt wurde. Außerdem erwies sich, dass die Abgase durch die Schlitze der Steuerzüge zum Leitwerk ins Pilotencockpit eintraten.

Henschel Hs 123 V2

Der zweite Prototyp, die Hs 123 V2, war am 15. Juni 1935 startklar und wurde einer ausführlichen Werkserprobung unterzogen. Diese Maschine war mit einem Wright Cyclone GR-1820-F52-Sternmotor mit 770 PS und der markanten neue NACA-Haube mit Dellen für die Zylinderköpfe ausgestattet. Im Herbst 1936 überschlug sich der Prototyp bei einer Landung und wurde schwer beschädigt. Im Zuge der Reparatur wurde die Maschine mit einem BMW 132-Triebwerk ausgerüstet und fortan unter der Bezeichnung Hs 123 V8 geführt.

Henschel Hs 123 V3

Die Hs 123 V 3 war im Mai 1935 startklar und wurde bis August 1936 ebenfalls in Rechlin erprobt. Die Maschine war mit einem Revi C/12A-Visier für den Abwurf der unter den Tragflächen montierten vier 50-kg-Bomben Im Juni 1936 wurde das Flugzeug bei einer Außenlandung schwer beschädigt, anschließend zerlegt und in Rechlin repariert. Am 1. April 1937 stürzte mit diesem Flugzeug ein Testpilot infolge des Brechens der Baldachin-Streben und dem Verlust der oberen Tragfläche tödlich ab.

Henschel Hs 123 V4

Die Hs 123 V4 war die Mustermaschine für die Serienfertigung. Ausgerüstet mit einem BMW 132A-Motor, erhielt die Maschine eine So II-Anlage, bestehend aus zehn Bombenmagazinen, welche senkrecht im Flugzeugrumpf installiert waren und SC 10 Splitterbomben aufnehmen können. Die Bombenmagazine haben sich jedoch nicht bewährt. Daraufhin wurde die So III-Anlage eingebaut, bei der paarweise zwei 50-ck Bomben unter den Tragflächen aufgehängt werden konnten. Nach der Erprobung der Maschine wurde diese im September 1936 an eine Luftwaffeneinheit übergeben.

Henschel Hs 123 V5

Die Hs 123 V5 war eigentlich eine Hs 123 A-1. Die Maschine wurde aus der Serienfertigung entnommen und sollte versuchsweise mit einem Junkers Jumo 210 C-Reihenmotor ausgerüstet werden. Schließlich wurde jedoch der BMW 132-G-Motor eingebaut. Außerdem erhielt die Maschine einen Ölkühler mit 4m² großer Kühlfläche (statt der üblichen 1,3m²) sowie einen Junkers-Hamilton Dreiblatt-Verstellpropeller. Im August 1937 wurde die Maschine auf einen BMW 132 K V 109 Motor umgerüstet, der 960 PS entwickelte. Im Januar 1939 wurde die Maschine nach ausführlichen Tests an die Luftwaffe übergeben.

Henschel Hs 123 V6

Die Henschel Hs 123 V6 war war ebenfalls eine Serienmaschine der Reihe A-1. Sie wurde ursprünglich mit einem Jumo 210C- und dann mit einem BMW 132F-Motor angetrieben werden. Doch genau wie bei der V5 wurde entschieden, die Maschine mit einem BMW 132K-Motor mit Zusatzeinspritzung anzutreiben. Die Maschine hatte einen Dreiblatt-Verstellpropeller von VDM. Mit dieser Maschine wurden diverse Bombenlasten und ein größerer Rumpftank getestet. Außerdem war das Cockpit mit einer Kabinenhaube versehen. Getestet wurde zudem eine Bewaffnung mit zwei MG 17 am Unterflügel. Die Erprobungen waren im Januar 1939 beendet.

Henschel Hs 123 V7

Für die Erprobung des BMW 132K-Sternmotors wurde vom Reichsluftfahrtministerium die Fertigung eines siebten Prototyps gefordert. Auch diese Maschine war mit zwei MG 17 bewaffnet. Im Frühling 1938 erhielt die Maschine dann einen BMW 132 K V 110-Sternmotor eingebaut. Im September 1938 wurde die Maschine nach ausführlichen Tests von der Luftwaffe übernommen.

Henschel Hs 123 V8

Ehemals Hs 123 V2, jetzt mit BMW 132A-3-Motor als Vorläufer der A-1-Serie. Die Maschine erhielt eine Standard-Motorhaube mit den typischen Beulen für die Zylinder. Die Maschine wurde im August 1937 an die Luftwaffe übergeben.

Henschel Hs A-Reihe

Henschel Hs 123 A-0

Auf der Grundlage der Henschel Hs 123 V4 wurde bei Henschel ab März 1935 mit den Arbeiten an der A-0-Serie begonnen. Insgesamt wurden 16 Exemplare gebaut, die zwischen Juli 1936 und Januar 1937 in Berlin-Schönefeld gefertigt wurden. Die Maschinen gingen anschließend in die Truppenerprobung.

Henschel Hs 123 A-1

Die Serienproduktion der Henschel Hs 123 A-1 begann im Januar 1936 und im September 1936 wurden die ersten Maschinen dieses Typs an die Luftwaffe ausgeliefert. Aufgrund der Überbeanspruchung der Zellen beim Sturzflug mussten alle bis im April 1937 ausgelieferten Maschinen zurück zum Hersteller, wo die Maschinen entsprechend verstärkt wurden. Zwölf der produzierten 229 Maschinen wurden an China verkauft.

Typ: einmotoriger Sturzkampfbomber

Triebwerk: Ein BMW 132 Dc Sternmotor mit 880 PS

Leistungen: 340 km/h Höchstgeschwindigkeit, Reichweite 855 km (mit 150-l-Zusatztank), Dienstgipfelhöhe 9.000 m

Gewicht: 1.500 kg leer, 2-215 Fluggewicht

Dimensionen: 10,50 m Spannweite (oben), 8,33 m lang, 3,20 m hoch.

Bewaffnung: zwei MG 17, bis zu 450 kg Bomben

Als erste Einheit der Luftwaffe wurde die I. / Stuka-Geschwader 162 mit der Hs 123 A-1 ausgerüstet. Im März 1935 wurden die beiden Schlachtfliegergruppen der Luftwaffe, die Schlachtfliegergruppe 10 und die Schlachtfliegergruppe 50, mit der Hs 123A-a ausgerüstet. Insgesamt wurden fünf Schlachtfliegergruppen der Luftwaffe mit der Hs 123 A ausgerüstet. Bis zum Beginn des Polenfeldzuges blieb nur die II. / Lehrgeschwader 2 übrig. Die restlichen Maschinen waren an Schulungseinheiten abgegeben worden. Die Maschinen haben sich in den ersten Kriegsjahren als Schlachtflugzeuge an der Front bewährt.

Henschel Hs C-Reihe

Diese Version der Hs 123 basierend auf dem Prototypen V6 mit dem BMW 132J-Sternmotor und einer Cockpithaube kam nicht mehr zur Fertigung.