Gotha Go 229
Horten Ho IX
Ende 1943 beschlossen die Gebrüder Horten, aus privaten Geldern einen Nurflügler zu konstruieren, nachdem sie bereits intensive Erfahrungen auf diesem Gebiet gemacht hatten. Als Kombination mit einem Strahlentriebwerk sollte so ein Hochgeschwindigkeitsjäger entstehen. Der Prototyp wurde beim Luftwaffen-Sonderkommando 9 in Göppingen gebaut.
Horten Ho IX A-Reihe
Nachdem der Prototyp bereits halb fertig gestellt war, erregte er er Anfang
1944 das Interesse des RLM. Die Zelle wurde noch im Frühjahr 1944 fertig, wobei
die BMW 003-Strahlenturbiene noch nicht zur Verfügung stand. Daher ging die
Maschine als Gleitflugzeug in die Erprobung und absolvierte mit Heinz
Scheidhauber am 1. März 1944 seinen Jungfernflug. Die Lufteintrittslöcher
wurden versiegelt und das Fahrwerk fixiert. Gleichzeitig wurden bei der
Versuchsstelle für Höhenflüge in Oranienburg die Waffenversuche
durchgeführt. Reimar Horten machte nach dem Krieg die Aussage, dass die Ho IX
mit einer Mischung aus Kohlenstaub und Leim bestrichen werden sollte, um so die
Radarstrahlen abzulenken. Diese Aussage konnte nicht bestätigt werden.
Bei den Versuchen in Oranienburg ging die V-1 zu Bruch. Sie wurde durch die V-2
ersetzt, die mit zwei Jumo 004-Strahlturbinen und ein einziehbares Fahrgestell
besaß. Der geänderte Antrieb entsprang aus den nicht verfügbaren
BMW-Agregaten. Die V-2 absolvierte am 2. Februar 1945 mit Erwin Ziller in
Oranienbaum ihren Jungfernflug. Im März 1945 wurde die Maschine Hermann Göring
vorgeführt, der von ihr begeistert war. Um eine sofortige Serienproduktion zu
erreichen, wurde die Weiterentwicklung an die Gothaer Waggonfabrik übergeben,
wo sie die Bezeichnung Go 229 erhielt. Die V-2 selbst ging am 18. Februar 1945
beim Landeanflug nach einem 45-minütigen Testflug zu Bruch, wobei der Testpilot
Erwin Zeller zu Tode kam. Absturzursache war wahrscheinlich der Ausfall des
rechten Triebwerkes. Nach diesem Unfall löste sich das Sonder-Kommando 9 auf.
Die V-2 bei der Erprobung.
Gotha Go 229 V-3
Der dritte Prototyp wurde daher von der Gothaer Waggonfabrik gebaut, er
entsprach weitestgehend der V-2. Bei Kriegsende war der Prototyp war der
Prototyp fast fertiggestellt. Er wurde in den Fabrikhallen von den Amerikanern
erbeutet und in die USA verschifft. Dort steht er heute im Garber Restauration
Facility der NASM. Der Prototyp hatte folgende Daten:
Zweistrahliger, freitragender Nurflügel-Jagdeinsitzer aus geschweißten
Stahlrohren und Sperrholzbeplankung, nur die hinteren Turbinenaustritte waren
mit Stahlblech abgedeckt. Die Maschine besaß kein Leitwerk, die gesamten
Steuerorgane waren im Flügel untergebracht. Die Maschine war mit einem
Bremsfallschirm im Auslaufheck des Flügelmittelteiles ausgestattet und besaß
ein einziehbares Dreiradfahrgestell. Angetrieben wurde die Maschine durch zwei
Jumo 004 B-Strahlturbinen mit 2 x 890 kp Standschub. Der Pilot saß in einer
nicht druckbelüfteten Kabine in der Nase der Maschine, wobei er einen
Spezial-Druckanzug tragen mußte. Die Bewaffnung bestand aus vier MK 108 im
Flügelmittelstück.
Vom RLM waren bei der Gothaer Waggonfabrik 20 Maschinen bestellt worden, denen
eine Serienfertigung folgen sollte.
Bei Kriegsende befanden sich weitere Versionen in der Entwicklung:
Gotha Go 229 V-4
Zweisitziger Nachtjäger mit einer Bugnase zur Aufnahme einer Radar-Ausrüstung
Gotha Go 229 V-5
Zweisitziger Jagdbomber mit bis zu 2.000 Bombenlast
Gotha Go 229 V-6
Zweisitziger Jagdbomber mit bis zu 2.000 Bombenlast
Horten Ho IX B-Reihe
Im März 1945 erhielten die Gebrüder Horten von Hermann Göring die Aufgabe, einen Schnell-Jagdbomber zu entwickeln. Die Maschine sollte zwei Mann Besatzung haben und durch zwei Jumo 004-Strahlturbinen angetrieben werden. Die Bewaffnung bestand aus vier MK 108 und bis zu 2.000 kg Bomben. Die Maschine kam über das Entwurfsstadium nicht hinaus.