Schwerer Kreuzer »Blücher«

 

Kreuzertyp:
Der schwere Kreuzer "Blücher" gehörte zur "Admiral-Hipper"-Klasse

Namensgebung:
Der schwere Kreuzer wurde nach dem preußischen Generalfeldmarschall Gebhard Leberecht von Blücher, Fürst von Wahlstatt benannt. Seiner offensiven Truppenführung verdankte er den populären Beinamen "Marschall Vorwärts".

 

Schiffsdaten:

Kiellegung: 15. August 1935

Stapellauf: 8. Juni 1937

Indienststellung: 20. September 1939

Bauwerft: Deutsche Werke, Kiel

Besatzung: 1.600 Mann

Baukosten: 87,855 Millionen Reichsmark

Verdrängung: 10.000 ts offiziell, 14.680 ts tatsächlich, 18.750 ts maximal

Länge über alles: 212,5 m

Breite: 21,3 m

Tiefgang: 7,7 m maximal

Maschinenanlage: 3 Satz Getriebeturbinen von Blohm & Voß, 12 ölgefeuerte Hochdruckkessel

Anzahl der Wellen: 3

Leistung an den Wellen: 44.000 PSw

Höchstgeschwindigkeit: 32,5 kn

Fahrbereich: 8.000 sm bei 20 kn

Bennstoffvorrat: 4.320 t

Bewaffnung:

Seeziel-Artillerie: 8 x 20,3-cm-Sk L/60 Modell C 34 in Drehscheibenlafette LC 34 (4 Doppeltürme)

Flak: 12 x 10,5-cm Flak L 65 Modell C 33 in Doppellafette 8,8-cm Modell C 31, 12 x 3,7-cm L/83 Modell C 30 in Doppellafetten C 30, 8 x 2-cm Flak L/65 Modell C 30 in Lafette C 30

Torpedos: 12 x 53,3-cm Torpedorohre in vier Drillingssätzen

Wasserbomben: Zwei Ablauframpen im Heck

Minen: max. 96 Minen

Flugzeuge: Drei Arado Ar 196-Flugzeuge

Ortungsgeräte: 1 GHG (Gruppen-Horchgerät), 1 FuMO 27

 

Kommandanten:

Kapitän zur See Heinrich Woldag, September 1940 - 04.1940

Fregattenkapitän Erich Heymann, 5. Februar 1940  i.V.

Korvettenkapitän Hugo Förster, 11. Februar 1940  i.V.

Fregattenkapitän Hugo Förster, 16. Februar 1940  i.V.

Korvettenkapitän Kurt-Eduard Engelmann, 20. Februar 1940  i.V.
 

Beschreibung des Bootes:

Bei den Kreuzern der "Admiral-Hipper"-Klasse handelte es sich um sog. "Washington"-Kreuzer. Für diesen Schiffstyp galt eine Tonnagebeschränkung von 10.000 t und eine maximale Bewaffnung mit 20,3-cm Geschützen. Auf Grund dieser Einschränkungen wurde nach dem Londoner Flottenabkommen 1935 in Deutschland mit der Planung und dem Bau solcher Kreuzer begonnen. Schnell wurde jedoch klar, dass die genannten Einschränkungen mit den geforderten Parametern nicht in Einklang zu bringen waren. Daher wurde schon recht früh bei der Planung dazu übergegangen, die Tonnagebeschränkung zu überschreiten. Heraus kamen Kreuzer, die um 40% größer waren, als sie es eigentlich hätten sein dürfen. Offiziell wurde ihre Tonnage jedoch bis Kriegsbeginn immer mit 10.000 t angegeben.
Die Panzerung der Kreuzer bestand aus einem Gürtelpanzer, der 3,8 m tief und 70 mm dick war. Im Bereich der Zitadelle betrug die Dicke des Gürtelpanzers 80 mm und verjüngte sich nach voraus auf 40 mm. Das gepanzerte Oberdeck reichte von der achternen schweren Artillerie über die Antriebsanlage bis zur vorderen schweren Artillerie. Die Stärke der Panzerung im Bereich der 20,3-cm Türme betrug 12 mm und dazwischen 30 mm. Das Panzerdeck hatte eine Dicke von 50 mm. Die Panzerung war eigentlich recht ordentlich, war aber zu schwach, vor allem gegen steil auftreffende Geschosse auf dem Oberdeck.
Die schwere Artillerie des Kreuzers bestand aus acht 20,3-cm
-Sk L/60 Modell C 34 in Drehscheibenlafette LC 34, untergebracht in vier Doppellafetten. Die Geschütze hatten eine Mündungsgeschwindigkeit von 925 m/sek und wogen mit Verschluß, Mantelrohr, freitragendem Seelenrohr 20,7 t. Ein kompletter Turm wog 248 t. Jedes Geschützrohr hatte Lebensdauer von etwa 600 Schuß. Die maximale Reichweite betrug 33.540 m, bei neuen Rohren 36.440 m. Bei einer Schußweite von 30.000 m war ein Geschoß 69 Sekunden lang unterwegs, bei 10.000 m waren es noch 13,6 Sekunden. Die beste Gefechtsentfernung betrug 25.000 m, die geringste Gefechtsentfernung mit Kopfzündern betrug 1.000 m. Nach vorne konnte die Artilleie unter 5.000 m nicht wirken. Die Türme ließen sich um jeweils 290° drehen ( 145° zu jeder Seite). 
Die Waffenleitung erfolgte durch je ein 7-m Basisgerät im Vormars, im achternen Kommandostand und in den 20,3-cm Türmen B und C. Ein 6-m Basisgerät befand sich im vorderen Kommandostand. Mit Hilfe dieser Basisgeräte wurde das Feuer der schweren Artillerie geleitet. Dazu gehörten zwei Artillerierechenstellen und zwei Artillerieschaltstellen. Je zwei Flak-Leitstände befanden sich beiderseits des Turmmastes und dem Schornstein mit je einem 4-m Basisgerät. Dazu gehörten zwei Flak-Schaltstellen, die wie die Artillerierechen- und -Schaltstellen.

 

Werdegang

Am 8. Juni 1937 lief der schwere Kreuzer "Blücher" in Kiel vom Stapel.  Die Probefahrt fand am 6. September, die Abnahmefahrt am 18. September. Am 20. September 1939 wurde der Kreuzer in Dienst gestellt. Anschließend absolvierte der Kreuzer seine Erprobungs- und Ausbildungsfahrten. Am 30. März 1940 wurde das Erprobungsverhältnis abgebrochen. Der schwere Kreuzer wurde für das Unternehmen "Weserübung", die Besetzung Norwegens gebraucht. Am 5. April war das Schiff seeklar, auch wenn noch kein einziges Schießen durchgeführt worden war und die Ausbildung der Besatzung noch nicht abgeschlossen war. Der schwere Kreuzer verließ Kiel und verlegte in die Strander Bucht. Der Kreuzer war Führungsschiff der Kriegsschiffgruppe 5, bestehend aus dem schweren Kreuzer "Lützow", dem leichten Kreuzer "Emden", den Torpedobooten "Möwe", "Kondor" und "Albatros", acht Minenräumbooten sowie den Hilfsschiffen "RAU VII" und "RAU VIII". Ziel der Kriegsschiffgruppe war Bergen. Am 6. April 1940 lief die "Blücher" in Swinemünde ein, um Einheiten des Heeres an Bord zu nehmen:

- Teile des Stabes der 163. Infanteriedivision
- ein Vorauskommando des Stabes Falkenhorst, dem spätren Wehrmachtsbefehlshaber Norwegen
- Teile des Stabes der XXI Armeekorps
- Stab und Musikkorps des Infanterieregiments 307
- II. Bataillon des Infanterieregiment 307
- Postpersonal und Rundfunktechniker für den Sender Oslo
- PK-Kompanien von Heer und Marine

Am 7. April 1940 verließ die "Blücher" zusammen mit der "Emden" und den drei Torpedobooten "Kondor", "Albatros" und "Möwe" Swinemünde und fuhr nach Westen. Auf der Fahrt wurde aus allen 20,3-cm Rohren je ein Schuß zu Übungszwecken abgegeben, die ersten scharfen Schüsse aus diesen Waffen. Gegen Mittag stieß noch der schwere Kreuzer "Lützow" und die 1. R-Flottille sowie die Walfangboote "Rau 7" und "Rau 8" zum Verband, der nun die Kriegsschiffgruppe 5 bildete.. Gegen Abend wurde in der Kieler Förde geankert. Am 8. April 1940 wurde gegen 3.00 Uhr der Marsch nach Norden angetreten. Im Kattegatt wurde der Verband vom britischen U-Boot "Trident" angegriffen. Dessen 10 abgefeuerten Torpedos gingen jedoch alle fehl. Ohne weitere Zwischenfäller erreichte der Verband schließlich den Oslofjord. Am 9. April um 01.00 Uhr fuhr der Verband dann in den Fjord ein, in dem alle Seezeichen gelöscht worden waren. Querab des norwegischen Marinehafens Horten wurde die "Blücher" mit einem Scheinwerfer angestrahlt und erhielt von einer Küstenbatterie einen Schuß vor den Bug. Da die Norweger jedoch nicht weiter schossen, obwohl der Verband die Fahrt fortsetzte, wird dies von der Verbandsführung als positives Zeichen gewertet. Auf der Weiterfahrt wurde "Blücher" vom norwegischen Vorpostenboot "Pol III" angemorst und nach Name und Herkunft gefragt. Das Schiff antwortete jedoch nicht und fuhr weiter. Ebenso verfuhr das Torpedoboot "Albatros", welches daraufhin von dem Norweger gerammt wurde. Etwas später trennten sich die ersten Boote vom Verband. Die Räumboote "R 23" und "R 24" sollten die Insel Bolärne, "R 24" und "R 22" die Insel Rauöy und die Torpedoboote "Kondor" und "Albatros" sowie "R 17", "R 21" und das Walfangboot "RAU 7" den Kriegshafen Horten im Handstreich nehmen. Um 05.17 Uhr erreichte die "Blücher" Dröbak-Enge, in der die Norweger eine Lichtsperre legten und die  "Blücher" wurde von allen Seiten hell angestrahlt. Die Scheinwerfer des Schiffes leuchteten dagegen, um ihrerseits die Norweger zu blenden. Um 05.19 Uhr gaben die 28 cm Geschütze der Festung zwei Schüsse auf "Blücher" ab. Ein Schuß schlug im Haupt-Fla-Gefechtsstand ein und tötete den II. AO, Kapitänleutnant Pochhammer und mehrere Seeleute. Der zweite Schuß traf die Flugzeughalle, die durch das dort befindlich Flugzeugbenzin sofort in Brand geriet. "Blücher" erwiderte das Feuer. Die Trefferwahrscheinlichkeit war allerdings sehr gering, da aufgrund der Scheinwerferblendung keine genauen Ziele erfaßt werden konnten. Trotzdem feuerten die Geschütze in Richtung des visuell wahrgenommenen Mündungsfeuers sowie auf ein norwegisches Vorpostenboot, welches seinerseits den Schweren Kreuzer mit MG-Feuer beschoß. Bald darauf wurde das Feuer wieder eingestellt. "Blücher" lag wie auf dem Präsentierteller mitten in dem engen Fahrwasser. Der Kommandant befahl sofort "Volle Kraft" voraus, um das Schiff so schnell wie möglich aus der Gefahrenzone zu bringen. Durch einen Defekt, der durch die norwegischen Treffer verursacht worden war, fiel die Ruderanlage des Schiffes aus und Kapitän Woldag mußte "Blücher" mit den Maschinen auf Kurs halten. Das hatte natürlich zur Folge, daß "Blücher" noch langsamer wurde und nur schwer zu manövrieren war, ein weiterer Nachteil in dem so schon engen Fahrwasser. Die an Steuerbord in ca. 600 Meter Entfernung befindliche norwegische Küstenbatterie "Kopas", feuerte in schneller Folge 25 Schuß mit ihren 15-cm Geschützen auf die "Blücher" ab ,von deren ca. 20 im Mittschiffsbereich einschlugen. Diese Treffer verstärkten das Feuer an Bord des Schweren Kreuzers, welches noch durch hochgehende Heeresmunition verstärkt wurde. Das Feuer konnte bis zum Untergang des Schiffes, trotz verzweifelter Bemühungen der Besatzung nicht mehr gelöscht werden. Der nachfolgende Schwere Kreuzer "Lützow" sowie "Emden" eröffneten ebenfalls das Feuer auf die norwegischen Batterien. "Blücher" gelang es, sich dem feindlichen Feuer durch die Weiterfahrt in den Fjord zu entziehen, da die feindlichen Batterien nicht fjordeinwärts feuern konnten. Unmittelbar darauf wurde die "Blücher" jedoch durch zwei Torpedos einer norwegischen Torpedobatterie auf Nord-Kaholmen getroffen. Die Ruderanlage fiel erneut aus, so dass die Kapitän Woldag entschloß, vor Anker zu gehen, um einerseits nicht auf die Felsen zu laufen und andererseits das Feuer zu löschen, um dann die Weiterfahrt anzutreten. Doch das Schiff war nicht mehr zu retten und bekam immer mehr Schlagseite. Der Befehlshaber des Verbandes, Admiral Kummetz, übergab die Befehlsgewalt an Kapitän zur See Thiele, den Kommandanten der "Lützow". Gegen 07.30 Uhr kenterte die "Blücher" und riß 125 Marinesoldaten und 195 Heeressoldaten in den Tod.

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Stapellauf der »Blücher« Die Blücher auf einer Postkarte.