von Tschammer und Osten, Eckart Hans

 

* 5. Dezember 1885, Dresden

† 29. Januar 1946, Kiew (hingerichtet)

 

 

Eckart von Tschammer und Osten war Anfang des 20. Jahrhunderts als Seekadett bei der Kaiserlichen Marine. Am 9. März 1906 wurde er nach dem Ausscheiden aus der Marine mit dem Charakter als Fähnrich in die Königlich Sächsische Armee übernommen. Der Sohn eines Oberstleutnant a.D. kam dabei zum 1. Königlich Sächsisches (Leib-) Grenadier-Regiment Nr. 100. Am 21. Juni 1906 wurde er dann zum Fähnrich befördert. Nach dem Besuch der Kriegsschule wurde er am 16. April 1907 zum Leutnant befördert. Am 19. August 1913 hat er Margarete Camp von Schönberg geheiratet. Auch kurz vor Beginn vom Ersten Weltkrieg gehörte er noch zum 1. Königlich Sächsisches (Leib-) Grenadier-Regiment Nr. 100. Bei Beginn des 1. Weltkrieges wurde er als Zugführer an der Front eingesetzt. Kurze Zeit später wurde er als Führer der Festungsmaschinengewehrabteilung 1 eingesetzt. Am 10. Oktober 1914 wurde er als Führer eines MG-Zuges eingesetzt. In dieser Funktion wurde er am 15. Oktober 1914 zum Oberleutnant befördert. Am 7. August 1915 übernahm er als Führer eine MG-Kompanie. Ab dem 27. Juni 1916 wurde er als Bataillonsführer verwendet. Am 1. Oktober 1916 wurde er als MG-Offizier im Stab vom Reserve-Infanterie-Regiment Nr. 244 eingesetzt. Am 16. November 1916 wurde er dann dort zum Hauptmann befördert. Ab dem 8. März 1917 wurde er als Leiter vom MG-Lehrkurs verwendet. Im September 1917 wurde er als stellvertretender Bataillonsführer verwendet. Am 17. Oktober 1917 wurde er sogar zum stellvertretenden Regimentsführer ernannt. Ab dem 9. Mai 1918 wurde er als Kompanieführer eingesetzt. Ende 1918 war er dann als Führer eines Sturmbataillons im Einsatz. Im Ersten Weltkrieg wurde er nicht nur verwundet, was sich in der Verleihung des Verwundetenabzeichens in Schwarz widerspiegelte. Außerdem wurden ihm neben beiden Eisernen Kreuzen noch einige andere Auszeichnungen verliehen. Nach dem Krieg wurde er dann im Oktober 1919 als Hauptmann mit seinem alten Rangdienstalter in das Reichsheer übernommen. Dabei wurde er jetzt im Reichswehr-Infanterie-Regiment 24 eingesetzt. Diesem gehörte er auch beim 200.000 Mann-Übergangsheer im Mai 1920 an. Bei der Bildung des 100.000 Mann-Heeres der Reichswehr wurde er dann in das 10. (Sächs.) Infanterie-Regiment übernommen. Bei diesem wurde er jetzt die nächsten Jahre als Kompaniechef der 16. Kompanie des Ausbildungs-Bataillons verwendet. Am 1. Juli 1922 hat er den 5. Oktober 1916 als neues Rangdienstalter zugewiesen bekommen. Am 1. Oktober 1923 wurde er dann zum Regimentsstab vom 16. Reiter-Regiment nach Kassel versetzt. Von dort wurde er für drei Jahre als Leiter des Lehrganges für Leibesübungen zur Militärturnanstalt Wünsdorf kommandiert. Etatmäßig wurde er am 1. Oktober 1925 zur 1. (Preuß.) Eskadron vom 16. Reiter-Regiment ebenfalls in Kassel versetzt. Am 1. Oktober 1926 wurde er zum Stab des II. Bataillons vom 17. Infanterie-Regiment nach Göttingen versetzt. Am 1. Januar 1927 wurde er dann zum Chef der 5. Kompanie vom 17. Infanterie-Regiment in Göttingen ernannt. 1928/29 wurde er dann zum Stab des II. (Preuß.) Bataillons vom 17. Infanterie-Regiment ebenfalls in Göttingen versetzt. Am 1. Oktober 1929 wurde er dort zum Major befördert. Am 1. Oktober 1932 wurde er dann zum Stab des III. Bataillons vom 10. (Sächs.) Infanterie-Regiment versetzt. Am 13. Februar 1933 wurde er dann mit der Wahrung der Geschäfte als Kommandant vom Truppenübungsplatz Königsbrück beauftragt. Am 1. Dezember 1933 wurde er dann unter gleichzeitiger Beförderung zum Oberstleutnant zum Kommandant vom Truppenübungsplatz Königsbrück ernannt. Bei der Erweiterung der Reichswehr zur Wehrmacht am 1. Oktober 1934 gab er sein Kommando ab. Er wurde dafür jetzt zum Kommandeur des II. Bataillons vom Infanterie-Regiment Plauen ernannt. Am 1. Oktober 1935 wurde er zum Oberst befördert. Bei der Enttarnung der Verbände wurde er am 15. Oktober 1935 zum Kommandeur des III. Bataillons vom Infanterie-Regiment 102 in Glauchau ernannt. Am 1. September 1936 wurde er dann zu den Ergänzungsoffizieren versetzt. Dabei wurde er jetzt als Oberst (E) zum Ausbildungsleiter in Dortmund ernannt. Nach dem Anschluss Österreichs wurde er am 1. April 1938 zum Ausbildungsleiter in Linz an der Donau ernannt. Am 1. April 1939 wurde er zum Ausbildungsleiter Krems ernannt. Bei der Mobilmachung für den 2. Weltkrieg wurde er dann im Sommer 1939 zum Kommandeur vom Infanterie-Ersatz-Regiment 45 in Linz ernannt. Am 1. Februar 1940 wurde er dann zum Kommandeur vom neuen Infanterie-Ersatz-Regiment 130 ernannt. Am 14. Juni 1940 wurde er zum Kommandeur vom Infanterie-Regiment 548 ernannt, und sollte sein Kommando dafür an Oberstleutnant Herrmann abgeben. Diese Versetzungen wurden aber nicht wirksam. Am 5. Oktober 1940 wurde er zum Kommandeur vom neuen Infanterie-Regiment 447 auf dem Truppenübungsplatz Döllersheim ernannt. Am 23. Dezember 1940 wurde er zum Kommandant von Kolmar ernannt. Als solcher wurde er am 30. Dezember 1940 zum Generalmajor befördert. Sein Rangdienstalter wurde dabei auf den 1. Dezember 1942 festgelegt. Am 17. Juni 1941 wurde er dann zum Kommandeur der neuen Brigade 202 in Mannheim ernannt. Am nächsten Tag wurde er dann durch die Umbenennung seines Stabes zum Kommandeur der Ersatz-Brigade 202 ernannt. Im Juli 1941 wurde er dann mit seinem Stab als Besatzungstruppe in das Generalgouvernement verlegt. Ende 1941 verlegte er mit seinem Stab nach Weißruthenien. Dort wurde sein Stab Ende Dezember 1941 zum Kommandeur der Sicherungs-Brigade 202 ernannt. Durch die erneute Umbenennung seines Stabes auf Befehl vom 27. April 1942 wurde er am 10. Mai 1942 zum Kommandant der Oberfeldkommandantur 392 (OFK 392) in Minsk ernannt. Er trug jetzt beide Spangen zu seinen Eisernen Kreuzen. Am 1. Oktober 1942 gab er sein Kommando über die OFK 392 ab und wurde dafür in die Führerreserve OKH versetzt und dabei dem Wehrkreis XVII zugeteilt. Vom 7. Dezember 1942 bis zum 16. Dezember 1942 wurde er zum Lehrgang im Kriegsgefangenenwesen kommandiert. Er wurde dann am 13. März 1943 zum Kommandant der Feldkommandantur 531 (FK 531) in Chalons sur Marne ernannt. Im Frühjahr 1943 wurde er dann wegen Differenzen mit der deutschen Zivilverwaltung abgelöst und zum Kommandant vom Truppenübungsplatz Grafenwöhr ernannt. Mitte Juni 1944 gab er sein Kommando ab und wurde dafür erneut in die Führerreserve OKH versetzt und dabei dem Wehrkreis XVII zugeteilt. Am 1. Juli 1944 wurde er zum Stab vom Kommandant des rückwärtigen Armeegebiets 558 (Korück 558) bei der 8. Armee kommandiert. Am 16. Juli 1944 wurde er zum Festen Platz Constanza kommandiert. Am 20. August 1944 wurde er zum Kommandant der Feldkommandantur 853 (FK 853) in Rumänien ernannt. Ende August 1944 soll er dann auch noch die Führung einer Division übernommen haben, bevor er bei Cernavoda in rumänische Gefangenschaft geriet. Er wurde dann später an die Rote Armee ausgeliefert und von dieser in die Sowjetunion verschleppt. Ihm wurde die Ermordung von 75.000 Zivilisten und die Deportation von 25.000 sowjetischen Frauen vorgeworfen. Wegen dieser Kriegsverbrechen wurde er dann am 29. Januar 1946 von einem sowjetischen Gericht in Kiew zum Tode verurteilt und am gleichen Tag ebenfalls in Kiew hingerichtet. Sein jüngerer Bruder, der Reichssportführer SA-Obergruppenführer Hans von Tschammer und Osten, war bereits im Frühjahr 1943 gestorben.

 

Literatur und Quellen:
Gerlach, Christian: Kalkulierte Morde, Die deutsche Wirtschafts- und Vernichtungspolitik in Weißrussland 1941 bis 1944. Hamburger Edition HIS Verlagsges.mbH, Hamburg 1999
BArch, MSG 109/4919 : Krug, Ottomar: Deutsche Generale 1867-1945
Dienstaltersliste der Offiziere der königlich Preußischen Armee und des XIII. (königlich  Württembergischen) Armeekorps 1917, Mittler und Sohn 1917
Dienstaltersliste der Offiziere der bisherigen Preußischen Armee und des XIII. (bisherigen Württembergischen) Armeekorps 1919, Mittler und Sohn 1919
Stellenbesetzung im Reichsheer 16. Mai 1920, Biblio-Verlag 1968
Stellenbesetzung im Reichsheer 1. Oktober 1920, Biblio-Verlag 1968
Stellenbesetzung im Reichsheer 1. Oktober 1921, Biblio-Verlag 1968
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. April 1923, Berlin, Mittler und Sohn 1923
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. April 1924, Berlin, Mittler und Sohn 1924
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. Mai 1925, Berlin, Mittler und Sohn 1925
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. Mai 1926, Berlin, Mittler und Sohn 1926
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. Mai 1927, Berlin, Mittler und Sohn 1927
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. Mai 1928, Berlin, Mittler und Sohn 1928
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. Mai 1929, Berlin, Mittler und Sohn 1929
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. Mai 1930, Berlin, Mittler und Sohn 1930
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. Mai 1931, Berlin, Mittler und Sohn 1931
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. Mai 1932, Berlin, Mittler und Sohn 1932
Podzun, H. H. (Hg.): Das Deutsche Heer 1939. Gliederung, Standorte, Stellenbesetzung und Verzeichnis sämtlicher Offiziere am 3. Januar 1939, Bad Nauheim, Podzun 1953
Wolfgang Keilig: Rangliste des deutschen Heeres 1944/1945, Podzun-Verlag 1955 
Wolfgang Keilig: Die Generale des Heeres und die Sanitätsoffiziere im Generalsrang, Podzun-Verlag 1983