von Pannwitz, Hellmuth

 

* 14. Oktober 1898, Botzanowitz

† 16. Januar 1947, Moskau (hingerichtet)

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Helmuth von Pannwitz war der Sohn des Amtpächters und Leutnant a.D. Wilhelm August Bartholomäus Paul Rudolf von Pannwitz und dessen Ehefrau Hertha Marie Margarete, geborene Retter. Der militärischer Lebensweg von Helmuth von Pannwitz begann bereits 1910, als er zwölf jährig Zögling der niederschlesischen Kadettenanstalt Wahlstatt wurde, von wo er Ostern 1914 in die Hauptkadettenanstalt Lichterfelde wechselte. Als im August 1914 der Krieg ausbrach, war die Begeisterung des Jungen so stark, dass sein Vater ihm trotz seiner Jugend die Erlaubnis zum Eintritt in das Heer gab. An seinem 16. Geburtstag rückte er als Fahnenjunker zur Ersatzschwadron des Westpreußisches Ulanen-Regiment „Kaiser Alexander III. von Rußland“ Nr. 1 in Lüben bei Liegnitz ein. Wegen hervorragender Bewährung vor dem Feinde wurde Fähnrich von Pannwitz bereits im März 1915 zum Leutnant befördert. Im Anschluss an seine Teilnahme an der Sommeschlacht 1916 erhielt er im Folgejahr in den Karpaten das Eiserne Kreuz 1. Klasse und kam schließlich in die Quartiermeisterabteilung der 14. Armee. Er wurde im September 1916 auch leicht verwundet. Nach Kriegsende folgte der Einsatz in verschiedenen Freikorps zum Schutz der deutschen Ostgrenze. Im März 1920 musste er jedoch wegen einer Verwundung den Abschied als aktiver Offizier nehmen.

In der Folgezeit war von Pannwitz auf verschiedenen Gütern in Polen tätig, bis ihn die Liebe zum Offizierberuf im Sommer 1933 wieder ins Reichsgebiet zurückführte. Sein Vater war im Dezember 1931 in Schlesien gestorben. Nachdem er beim 7. (Preuß.) Reiter-Regiment in Breslau mehrere Reserveübungen geleistet hatte, wurde er 1935 als Rittmeister und Chef einer Schwadron im Reiter-Regiment 2 in Angerburg (Ostpreußen) reaktiviert. Seine weitere Laufbahn führte den am 1. April 1938 zum Major beförderten von Pannwitz im Jahr 1938 zum frisch aufgestellten Kavallerie-Regiment 11 nach Stockerau unweit Wien. Bei diesem wurde er dann zum Kommandeur der II. Abteilung des Regiments ernannt. Er hat 1938 in Königsberg auch die fast auf den Tag genau achtzehn Jahre jüngere Ingeborg Friederike Neuland, Tochter vom Bürgermeister Friedrich Wilhelm Neuland, geheiratet. Aus der Ehe entsprangen zwei Töchter (Wilfriede *1939 und Dagmar *1944) und ein Sohn (Sieghard *1942). Bei Kriegsbeginn zog er als Kommandeur der bei der Mobilmachung für den 2. Weltkrieg im Sommer 1939 neu gebildeten Divisions-Aufklärungs-Abteilung 45 nach Polen, wo er sich die Wiederholungsspangen der Eisernen Kreuze verdiente. Bereits zu Beginn des Feldzuges gegen die Sowjetunion stellte dieser schlesische Offizier abermals seine Tapferkeit und Umsicht unter Beweis, so dass ihm am 4. September 1941 das Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes verliehen wurde. Sein Führungsstil war von der Maxime geprägt, möglichst große Erfolge mit möglichst geringen Verlusten herbeizuführen. Im November 1941 musste er das Kommando über seine Vorausabteilung wegen eines Ischiasleidens abgeben, und er wurde Anfang 1942 zur Ausarbeitung von Vorschriften für die Schnelle Truppe ins OKH versetzt. Diese Zeit nutzte der im April 1942 zum Oberst beförderte von Pannwitz, um seine Idee von einer eigenständigen Kosakeneinheit in die Tat umzusetzen. Die Kosaken waren bis zum Ende des Bürgerkrieges eine Kerntruppe der zaristischen Kräfte, weswegen sie unter den Kommunisten alle Vorrechte verloren und sogar verfolgt wurden. Daher wurde der Einmarsch der deutschen Truppen in die Kosakengebiete am Don, Kuban und Terek von sehr vielen als Befreiung empfunden, und nicht wenige Kosaken waren bereit, in den Reihen der deutschen Armee gegen die bolschewistischen Unterdrücker zu kämpfen. Sie hofften, sich dadurch eine Eigenständigkeit erringen zu können. Oberst von Pannwitz, dem bereits seit seiner Jugend in Schlesien das Wesen der Kosaken vertraut war, erkannte die großen Möglichkeiten, die sich daraus ergaben. Gegen den Widerstand von Reichsführer SS Himmler, in dessen Rassenidee diese Vorstellungen nicht passten, erhielt er im September 1942 den Auftrag, sich im Kosakengebiet über die Aufstellung größerer Freiwilligenverbände zu orientieren. Unterstützung erhielt er hier von den Generalen Köstring, Zeitzier und von Kleist. Während von Pannwitz jedoch im Kaukasus umherreiste, kam es zu einem sowjetischen Vorstoß in der Kalmükensteppe, dem keine eigenen Truppen entgegenstanden, weswegen er den Auftrag erhielt, einen Kampfverband aus Etappenangehörigen aufzustellen. Mit dieser bunt zusammen gewürfelten Truppe von 1.000 Mann gelang es diesem schlesischen Führernaturell, eine gesamte feindliche Kavalleriedivision zu vernichten. Für diese außergewöhnliche und entscheidende Tat erhielt er am 23. Dezember 1942 das 167. Eichenlaub sowie eine hohe rumänische Auszeichnung. Mit dem deutschen Rückzug Anfang 1943 zogen tausende von Kosaken mit ihren Familien in Richtung Westen. Gleichzeitig wurden in der deutschen Führung Pläne zur Aufstellung einer berittenen Kosakendivision entworfen. Im März 1943 wurde in Milau mit der 1. Kosaken-Kavallerie-Division der erste kosakische Großverband aufgestellt. Zur Führung dieser Division war keiner besser geeignet als der im Juni zum Generalmajor beförderte von Pannwitz, der das Vertrauen seiner Soldaten sehr schnell gewann. Im Herbst 1943 wurde die Einheit in den Westen verlegt. Das Einsatzgebiet der Kosaken wurde Kroatien, wo sie die Tito-Partisanen bekämpften. Im Januar 1945 wurde der inzwischen zum Generalleutnant ernannte schlesische Kosakenführer vom Alikosaken-Kongreß in Slawonien zum "Obersten Feldataman aller Kosakenheere" gewählt. Die Stellung eines Atamanen aller Kosaken hatte seit 1835 stets nur der jeweilige Zarewitsch inne. Nun aber wurde mit Generalleutnant von Pannwitz ein deutscher Offizier mit dieser höchsten Würde bekleidet. Durch diese Wahl kommt die Größe der ihm von seinen Kosaken entgegengebrachten Verehrung zum Ausdruck. Seit dem 1. Februar 1945 unterstand dem derart Ausgezeichneten als Kommandierendem General das in der Aufstellung begriffenen XV. Kosaken-Kavallerie-Korps mit zwei Divisionen. Gegen Kriegsende lag die 20.000 Mann umfassende Einheit am Südufer der Drau. Da von Pannwitz wusste, was seinen Kosaken im Falle einer Gefangennahme durch die Sowjets bevorstand, versuchte er, Kärnten, das englisch besetzte Gebiet der Ostmark, zu erreichen, wo er am 9. Mai 1945 auf die 11. britische Panzerdivision traf. Zwei Tage darauf nahm er in Anwesenheit englischer Offiziere zum letzten Mal eine Parade des Donkosakenregiments ab, um schließlich offiziell die Waffen zu übergeben. In den folgenden Tagen eilte von Pannwitz von Lager zu Lager, um seinen Kosaken beizustehen und ihre Interessen bei den britischen Stellen zu vertreten. Am 24. Mai 1945 noch erhielt er von den Briten die Versicherung, dass die Kosaken nicht an die Sowjets übergeben würden. Einen Tag zuvor allerdings hatten Engländer und Sowjets ein Übereinkommen zur "Repatriierung", also zur Auslieferung, getroffen. Die englischen Bewacher begannen entgegen jeder Menschlichkeit am 27. Mai 1945 mit der Umzingelung der einzelnen Lager und dem Abtransport der Gefangenen nach Graz, wo die Verzweifelten unter Anwendung grober Gewalt den Bolschewisten übergeben wurden. Zur gleichen Zeit wurden bei Linz rund 20.000 Kosaken der Ersatzformationen und fast ebenso viele Zivilisten, die bei Kriegsende in Norditalien lagen, ausgeliefert. Auch hier spielten sich erschütternde Szenen ab. Viele der Kosaken zogen den Freitod dem ansonsten bevorstehenden Sowjetterror vor und stürzten sich zu Hunderten in die Drau. Im Sommer 1945 wurden sowohl die kosakischen als auch die deutschen Soldaten des Korps nach dem Ural und nach Workuta in Sibirien abtransportiert, wo sehr viele von ihnen umkamen. Generalleutnant Helmuth von Pannwitz wurde zusammen mit anderen Kosakengeneralen in das berüchtigte Lubjanka-Gefängnis nach Moskau verbracht. Das Militärkollegium des Obersten Gerichts der UdSSR sprach ihn und fünf Kosakengenerale (Krasnow, Schkuro, Sultan Keletsch-Girej, Krasnow jun., Domanow) der "Spionage-, Diversions- und Terrortätigkeit gegen die Sowjetunion" für schuldig und verurteilte die Angeklagten zum Tode durch den Strang. Dieses Urteil wurde am 16. Januar 1947 in den Kellern der Lubjanka vollstreckt. Seine Witwe heiratete später den Kommandeur der 2. Kosaken-Division Oberst a.D. Hans-Joachim Christoph Rudolf von Schultz. Am 23. April 1996 wurde er auf Antrag seiner Enkelin von der russischen Militärstaatsanwaltschaft rehabilitiert. Im Jahr 2001 wurde diese Rehabilitation aber widerrufen.

Er hatte noch zwei Brüder:
Sein älterer Bruder war der am 1. Janar 1897 in Botzanowitz geborene Wilhelm von Pannwitz. Dieser starb am 28. Mai 1960.
Sein jüngerer Bruder war der am 18. April 1902 in Breslau geborene Otto Manfred von Pannwitz.

 

Ritterkreuz (4. September 1941) Eichenlaub (23. Dezember 1942)

 

Literatur und Quellen:
Peter Stockert: Die Eichenlaubträger 1940 - 1945, 4 Bände, Bad Friedrichshall, 1996 / 1997
Peter Stockert: Die Eichenlaubträger 1940 - 1945, 9 Bände, 4. überarbeitete Auflage, Bad Friedrichshall 2010 / 2011