Niemack, Robert-Theodor Heinrich Ernst 'Horst'

 

* 10. März 1909, Hannover

† 7. April 1992, Celle-Groß Hehlen

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Horst Niemack war der Sohn vom am 20. März 1909 gestorbenen Großkaufmann Karl Heinrich Theodor Niemack und dessen Ehefrau Molly Minna Marie Elsa Hilma Auguste, geborene Haarstick. Seine Mutter heiratete nach dem Tod des Vaters den Oberstabsveterinär Dr. Georg Immendorf. Er selbst trat nach seinem Abitur am Humanistischen Realgymnasium in Hannover am 7. Juni 1927 als Offiziersanwärter in das 100.000 Mann-Heer der Reichswehr ein. Er gab seinen Namen mit Horst Niemack-Immendorff an und kam dabei zur 6. (Preußische) Fahr-Abteilung in Hannover. Am 1. Juli 1928 wurde er als Fahnenjunker in das 18. Reiter-Regiment nach Stuttgart-Cannstatt versetzt. Am 1. September 1929 wurde er in diesem zum Fähnrich befördert. Am 18. August 1930 wurde er mit einem Rangdienstalter vom 1. August 1930 zum Oberfähnrich befördert. Am 1. Februar 1931 wurde er zum Leutnant ohne Patent befördert. Zum 1. April 1932 hat er sein Patent als Leutnant erhalten. Als solcher wurde er als Eskadronoffizier in der (Württembergischen) Ausbildungs-Eskadron vom 18. Reiter-Regiment in Stuttgart-Cannstatt eingesetzt. Am1. Oktober 1933 wurde er zur Turnier- und Rennabteilung der Kavallerieschule nach Hannover versetzt. Er nahm bereits seit vielen Jahren erfolgreich an vielen Reiterturnieren der damaligen Zeit teil. Zum 1. Februar 1934 wurde er zum Oberleutnant befördert. Bereits 1934 hatten ihm seine Siege im Reitsport die höchste Auszeichnung, das Goldene Reiterabzeichen eingetragen. 1934 wohnte er in der Roberthstraße 24 und hatte die Telefonnummer 60024. Auch während der Erweiterung der Reichswehr zur Wehrmacht wurde er an der Kavallerieschule in Hannover eingesetzt. Am 15. Oktober 1935 wurde er wieder in das Reiter-Regiment 18 nach Stuttgart-Cannstatt versetzt. Am 7. Februar 1936 starb seine Mutter. Im März 1936 fiel im Personamt auf, dass sein Name komplett nicht korrekt war. Ob dies im Zuge des Todes seiner Mutter oder beim Ariernachweises passierte ist unklar. Er gab an, dass es der Wunsch seiner Mutter gewesen sein, dass er Horst hieß und sie auch den Namen ihres zweiten Mannes Immendorf dem Nachnamen hinzugefügt hatte. Während er auf den Namen Immendorf verzichtete, durfte er gemäß Beschluss des Amtsgerichts II in Bad Cannstatt vom 15. April 1936 den Vornamen Horst führen. Im Jahr 1936 wurde er zur Sonderabteilung der Kavallerieschule nach Hannover versetzt. Dort wurde er zum letzten Mal in der Rangliste als Niemack-Immendorff verzeichnet. Er wurde auf der Kavallerieschule als Lehrer der dorthin kommandierten Kavallerie- und Artillerieoffiziere eingesetzt. Am 1. September 1937 heiratete er die geschiedene Anne-Marie, geborene Lipkow, Tochter vom Rittergutsbesitzer Franz Lipkow. Am 12. Oktober 1937 gehörte er zur Reitschule (Abteilung II) der Kavallerieschule in Hannover. Dort wurde er zum 1. März 1938 zum Rittmeister befördert. Am 12. September 1938 wurde er zum Master und Leiter des Jagdstalles der Reitschule (Abteilung II) der Kavallerieschule ernannt. Ab dem 24. November 1938 wurde er als Leiter des Jagdstalles in der Turnier- und Rennabteilung (Abteilung III) der Heeresreit- und Fahrschule verwendet. Bei Kriegsausbruch wurde er Lehroffizier der Offiziersanwärter an der Kavallerieschule in Potsdam-Krampnitz. Am 24. Oktober 1939 kam er zur Kavallerie-Ersatz-Abteilung 18. Am 4. April 1940 wurde er zum Kommandeur der Aufklärungs-Abteilung 5 ernannt. Mit dieser wurde er im Mai 1940 im Westfeldzug eingesetzt. Am 17. Mai 1940 wurde ihm das Eiserne Kreuz 2. Klasse verliehen. Er stieß er am 11. Juni 1940 im Verband der 5. Infanterie-Division als erste deutsche Einheit bis an die Marne vor. An diesem Tag fiel er dem Gegner bei Damery in den Rücken und durch diese Umfassung gelang es stärkere feindliche Verbände abzuschneiden. Für diese Tat wurde er am 12. Juni 1940 mit dem Eisernen Kreuz 1. Klasse ausgezeichnet. Außerdem wurde ihm am 13. Juli 1940 das Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes verliehen. Er war der einzige Rittmeister im Frankreichfeldzug, der damit ausgezeichnet wurde. Im Jahr 1940 erhielt er auch den 1. April 1937 als neues Rangdienstalter zugewiesen. Zum Sommerbeginn des Jahres 1941 führte er seine Abteilung im Divisionsverband in den Ostfeldzug. Gleich zu Beginn ging die als Vorausabteilung verstärkte Aufklärungs-Abteilung 5 am 22. Juni 1941 in Richtung Njemen vor. Rittmeister Niemack, wie immer vorn bei seinen Männern dabei. Weiter ging es nach Orla. Der Gegner wurde nach verlustreichen Kämpfen geworfen. Als Niemack ihn mit der Reiterschwadron verfolgte, erreichte er die Hauptstraße des gegnerischen Rückzugs. Kurz entschlossen versperrte er den Russen den Weg, zog PAK und Artilleriezug nach, blieb trotz schwerer Verwundung bei seinen Männer und hielt fünf Tage allen gegnerischen Angriffen stand. Am 6. Juli 1941 wurde Horst Niemack im Wehrmachtsbericht erwähnt und erhält dafür am 10. August 1941 als 30. Soldat das Eichenlaub zum Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes. Am 29. Juni 1941 wurde er am Oberschenkel verwundet, blieb aber bei der Truppe. Anfang September 1941 wurde er, noch nicht wieder ganz genesen, Kommandeur der Kavallerielehrgruppe an der Schule für schnelle Truppen in Potsdam-Krampnitz. Zum 1. Dezember 1941 wurde er in dieser Funktion zum Major befördert. Seine Tochter Brigitte Niemack wurde am 5. Februar 1943 geboren. Am 15. Februar 1943 übernahm er als Kommandeur das Panzer-Grenadier-Regiment 26, das nach seiner Vernichtung in Stalingrad, in Frankreich neu aufgestellt wurde. Am 18. Februar 1943 erhielt er anläßlich seiner Versetzung folgende Beurteilung von Oberst Gustav Feller, Leiter OA-Lehrgang für Schnelle Truppen III: "Geschlossene, repräsentative Persönlichkeit mit ausgesprochener soldatischer Ausrichtung. Seine Leistungen als Lehrgruppen-Kommandeur waren in jeder Beziehung ausgezeichnet. Klare nationalsozialistische Haltung. Sehr schwungvoll, begeisterungsfähig, überzeugender, mitreißender Führer. Bewertung: Über Durchschnitt. Empfehlung: Regimentskommandeur bei Schnellen Truppen." Dazu ergänzte Generalmajor Dietrich von Saucken, Kdr. der Schule für Schnelle Truppen: "Einverstanden. Willensstarker Führer von innerer und äußerer Straffheit, umsichtiger, fürsorglicher, überzeugender Vorgesetzter." Am 20. April 1943 wurde er zum Oberstleutnant befördert. Sein Rangdienstalter wurde dabei auf den 1. März 1943 festgelegt. Am 15. Oktober 1943 übernahm er als Kommandeur das Füsilier-Regiment Großdeutschland. Mit diesem wurde er anfangs im Raum Kriwoi Rog im Verband der Panzer-Grenadier-Division Großdeutschland eingesetzt. Dort erlebte er die schwersten Kämpfe seiner soldatischen Laufbahn. Mit Nahkampfmitteln und Panzerfäusten ging das Füsilierregiment immer wieder gegen feindliche Panzer vor und er war immer einer der ersten, die aus dem Graben stürmten und der seine Männer mitriss und sie so zu immer neuen Leistungen anspornte. Am 1. November 1943 erhielt er folgende Beurteilung von Generalleutnant Maximilian Freiherr von Edelsheim, Kdr. der 24. Panzer-Division: "Klare, feste Persönlichkeit. Ruhig im Wesen, aber frisch im Handeln. Praktischer Lehrmeister seines Regiments, daß er zu grossem Schwung erzogen. Auch taktisch gut veranlagt und fleißig in der Übertragung seiner Kenntnisse auf die Truppe. Er versteht es, seine Truppe vorbildlich zusammenzuschweissen und auf seine Person auszurichten. Geistig und körperlich allen Anforderungen gewachsen. Überzeugender, mitreissender Führer. Bewertung: Offizier weit über Durchschnitt. Ein hervorragender Panzergrenadier-Regiments-Kommandeur und Mensch." Zum 1. Januar 1944 wurde er zum Oberst befördert. Am 1. März 1944 erhielt er folgende Beurteilung von Generalleutnant Hasso von Manteuffel, Kdr. der Panzer-Grenadier-Division "Großdeutschland": "Eine klare, frische, bestechende Persönlichkeit. Hatte sein Regiment in kürzester Zeit fest in der Hand und übt einen starken erzieherischen Einfluss auf sein Offizierskorps aus. Persönlich vorbildlich tapfer im Gefecht, kühn in der Führung seines Regiments. Hat trotz geringer Gefechtsstärken grosse Erfolge erzielt. Besondere Führeranlagen. Bewertung: Über Durchschnitt. Nationalsozialist. Steht auf der Beförderungsliste. Empfehlung: Wird sich mit Sicherheit die Eignung zum Kommandeur einer Panzer-Division erwerben. Belassung." Im März 1944 wurde er auch von der Heeresgruppe Süd auf die Eignungsliste zum Divisionskommandeur gesetzt. Am 4. Juni 1944 erhielt Oberst Horst Niemack als 69. Soldat die Schwerter zum Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes mit Eichenlaub. Am 24. August 1944 wurde der Führungs-SPW mit Horst Niemack schwer getroffen, er wurde von seinen Männern in letzter Sekunde aus dem brennenden Wrack geborgen und vom Hauptverbandsplatz direkt nach Berlin geflogen. Nur in einer mehrstündigen Operation konnte Professor Sauerbruch an der Charite verhindern, das der linke Arm amputiert werden musste. Er wurde am 20. September 1944 in die Führerreserve OKH versetzt. Seinen Dienst regelte der Wehrkreis III. Vom 21. November 1944 bis zum 20. Dezember 1944 wurde er zum 16. Divisionsführerlehrgang kommandiert. Am 22. November 1944 wurde folgender ärztlicher Befund beim 16. DFL bekundet: "Infolge Verwundung z.Zt. noch erhebliche Einschränkung im Gebrauch der linken Hand und des linken Unterarmes. Sonst fühlt sich Oberst Niemack voll einsatz- und verwendungsfähig." Am 19. Dezember 1944 erhielt er folgende Beurteilung von General der Infanterie Kurt Brennecke, Leiter vom 16. DFL: "Soldatenpersönlichkeit bester Prägung. Bescheiden, taktvoll, von beispielgebender persönlicher Haltung. Klar im Denken. Treffsicher im taktischen Urteil. Sehr guter Blick für die Praxis. Besonders geeignet zum Divisionskommandeur." Vom 20. Dezember 1944 bis zum 22. Dezember 1944 wurde er zu einem Kurzlehrgang für Offiziere der Panzertruppe kommandiert. Am 20. Januar 1945 übernahm er von Generalleutnant Bayerlein die Führung der Panzer-Lehr-Division. Am 10. März 1945 ging es über den Rhein, Ziel war es den Ruhrkessel zu sprengen. Dieser letzte Einsatz scheiterte an der gewaltigen Überlegenheit des Gegners. Am 7. April 1945 wurde er zum Generalmajor befördert. Damit wurde er jetzt auch zum Kommandeur der Panzer-Lehr-Division ernannt. Bereits am 3. April 1945 wurde er bei Winterberg erneut schwer verwundet. Auf Befehl von Generalfeldmarschall Model wird er direkt auf dem Luftweg zu einem Lazarett bei Potsdam verlegt. Seine Kommando übernimmt dafür Oberst Paul von Hauser. Er erhielt am 7. April 1945 das goldene Verwundetenabzeichen. Bei Kriegsende folgt die Flucht vor der Roten Armee nach Schleswig-Holstein. Dort geriet er im Lazarett Eutin in britische Gefangenschaft. Am 24. Juni 1947 folgte seine Entlassung aus dem Generalslager Munsterlager. Nach dem Krieg widmete er sich wieder seiner Leidenschaft, den Pferden und war ab 1952 Vorsitzender im deutschen Olympischen Komitee für Reiterei. Im Jahre 1953 erhielt er für seine Verdienste für die deutsch-spanische Reiterfreundschaft von Generalissimus Franco das Großkreuz des spanischen Militärverdienstordens. Ab 1954 war er Präsident der Ordensgemeinschaft der Ritterkreuzträger. Bei der Wiederbewaffnung der Bundesrepublik trat Niemack als Generalmajor der Panzertruppen der Bundeswehr bei. 1959 war er Brigadegeneral der Reserve. Am 12. Juni 1969 erhielt Horst Niemack, vom Bundespräsidenten Lübke, das Große Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. Er starb am 7. April 1992 in Celle-Groß Hehlen, wo er schon mindestens seit den 60iger Jahren im Alter Celler Weg 7 lebte.

Seine ältere Schwester war die am 14. März 1906 in Hannover geborene Eleonore Wilhelma Karola Irmgard Niemack. Sein älterer Bruder war der am 26. Februar 1908 in Hanover geborene Ernst Ferdinand Heinz Robert Niemack.

 

Ritterkreuz (13. Juli 1940),  Eichenlaub (10. August 1941) Schwerter (4. Juni 1944)

 

Text: Dirk Müller Quelle: Verzeichnis der Ritterkreuzträger, Buch: Eichenlaub und Schwerter, Panzermuseum Munster