SS-Hauptscharführer JOSEF LAINER

 

* 13.03.1920 in Brixen/Tirol/Österreich

+ 04.09.2002 in Wien

 

Nahkampfspange in Bronze              nicht verliehen

Nahkampfspange in Silber                nicht verliehen

Nahkampfspange in Gold                       15.10.1943

Ritterkreuz                                              08.10.1943

zuletzt zwischen 60 und 70 Nahkampftage

 

Infanteriesturmabzeichen in Silber

Verwundetenabzeichen in Gold


 

„Zweimal aus der Gefangenschaft geflohen!“

 

Josef Lainer, am 13. März 1920 in Brixen geboren und bereits in seiner Jugend stets Sepp gerufen, wuchs im bergigen Tirol als Sohn eines Eisenbahners auf und trat 1938, nach einer Bäckerlehre im Alter von 18 Jahren, als Freiwilliger in die SS-Verfügungstruppe ein.

Während des Polenfeldzuges nicht zum Einsatz gekommen, gehörte Sturmmann Lainer 1940 der 2. Kompanie des Elite-Regiments „Der Führer“ an und hatte während des Angriffes auf Holland seine Feiertaufe zu überstehen. Bereits während den ersten Bunkerkämpfen entlang der Grebbe-Linie zeigte Lainer seine Qualitäten und seinen Mut. Im Verband der 227. Infanteriedivision eingesetzt gewesen, erhielt der Österreicher im Juni 1940 seine Beförderung zum Rottenführer und das Kommando über eine MG-Gruppe seines Zuges. Es folgten Gefechtseinsätze in Belgien und Frankreich.

Mit Beginn des Jahres 1941 trug Lainer bereits die Rangabzeichen eines Unterscharführers.

 

Ab Beginn des Russlandfeldzuges im Juni 1941 im Dauereinsatz, nahm Lainer an der Spitze seiner ihm ergebenen Männer tagtäglich an harten Infanterie-Einsätzen teil und wurde am 8. Juli durch Granatsplitter erstmals verwundet. Unmittelbar darauf mit dem EK.II ausgezeichnet, erwischte es den Gruppenführer bereits Ende September erneut. Doch trotz dieser Splitterverletzung und dem Abraten des Feldarztes, blieb Lainer nicht lange am Hauptverbandsplatz, sondern kehrte schon nach wenigen Stunden zu seiner Truppe zurück. Diese führte er in Stoßtruppunternehmen, Sturmangriffen, Defensivaufgaben und Grabenkämpfen mit Bravour an. Einsatzorte der Division „Das Reich“, zu welcher das Regiment „Der Führer“ mittlerweile gehörte, waren vor allem der Jeljnja-Bogen (hier 15 Nahkampfzähler Lainers in 17 Tagen!), Baranovici, Smolensk, Kiew, Gomel und das Vorfeld von Moskau.

Berühmter Kommandeur der Division war übrigens Gruppenführer Paul Hausser, gewisser Maßen „Vater der Waffen-SS“, später Träger der 90. Schwerter zum Ritterkreuz mit Eichenlaub und zuletzt Oberbefehlshaber einer Heeresgruppe.

Während der Herbstoffensive in Richtung Moskau wurde Lainer an einem harten Gefechtstag innerhalb von nur zwei Stunden dreimal(!) verwundet – zwei Schusswunden in den Armen sowie ein komplizierter Knochenbruch zwangen den Unterscharführer erstmals zu einem wirklichen Lazarettaufenthalt. Die drohende Amputation des Armes konnte durch die Kunst der Chirurgen verhindert werden. Lainer konnte nach Monaten das Lazarett verlassen.

Nun mit dem Infanteriesturmabzeichen sowie dem silbernen Verwundetenabzeichen beliehen, wurde Lainer in eine Ausbildungskompanie in der Heimat versetzt. Erst im Frühjahr 1943 erfolgte seine Rückkehr zur „Das Reich“, welche nach einer längeren Auffrischung nun wieder in Russland lag.

Während den harten Defensivschlachten um Kiew verdiente sich Sepp Lainer in Folge das EK.I. Nur wenige Tage darauf traf eine russische Gewehrkugel erneut seinen ohnehin lädierten Arm! Trotzdem lehnte Lainer eine längere Ruhepause ab – inzwischen hatte der Oberscharführer einen eigenen Zug der 2. Kompanie übernommen und musste somit die Verantwortung eines Offiziers übernehmen. Lainers Männer vertrauten den Fähigkeiten ihres Chefs blind und schätzten ihn aufgrund seiner eindrucksvollen, persönlichen Tapferkeit.

Am 15. August 1943, die ganze Division befand sich seit Wochen im Brennpunkteinsatz um Charkow, bezog das I. Bataillon, geführt vom späteren Ritterkreuzträger Alfred Lex, in der Gegend um das kleine russische Dorf Korotich Stellung. Alsbald griffen russische Panzer die Stellungen an – als diese abgewehrt waren, trat der Zug Lainer zum schnellen Gegenstoß an. Während diesem durch Splitter einer russischen Handgranate zum mittlerweile sechstenmal verwundet, erreichte Lainer mit seinen Landsern die gegnerischen Stellungen und warf die Russen zurück. In der bald einbrechenden Nacht wurde ein Gegenangriff in Kompaniestärke abgewiesen. Doch die sowjetische Infanterie gab nicht auf – fünf Tage und Nächte lang ging es so weiter – Angriff auf Angriff wurde durch Lainer und seinem Zug teils im Nahkampf abgewehrt. Am sechsten Tag, der Oberscharführer hatte inzwischen aus eigenem Entschluss schon Teile von Nachbareinheiten als Verstärkung in seinen Zug eingegliedert, setzten die Russen alles auf eine Karte und rollten mit Panzern durch das von Kratern und Toten übersäte Niemandsland los! Als auch dieser Angriff durch ein in der Nacht gelegtes Minenfeld und durch die Nahkampferfahrung von Lainer und seinen Männern abgewehrt werden konnte, erhielt Sepp Lainer am 8. Oktober 1943 das Ritterkreuz verliehen. Hierzu ließ ihm kein geringerer als Generalfeldmarschall Erich von Manstein, Oberbefehlshaber der zuständigen Heeresgruppe, in einem Fernschreiben extra gratulieren! Insgesamt sollte das Regiment während des Krieges 18 Ritterkreuzträger hervorbringen.

Da inzwischen mit 54 Nahkampftagen einer der diesbezüglich erfolgreichsten Infanteristen des Heeres, erhielt der Österreicher weiters als 7. Soldat der Wehrmacht und zugleich 3. Unteroffizier die neue Nahkampfspange in Gold verliehen.

Alleine 31 dieser Nahkampftage hatte Lainer rückwirkend für 1941 angerechnet bekommen, womit ein ähnlicher Verstoß bezüglich der Verleihungskriterien wie bei Adolf Peichl vorliegt! Als offenkundig wurde, dass laut Verleihungsvorschriften lediglich maximal 15 Zähler hätten rückwirkend angerechnet werden dürfen, war es zu spät und niemand wagte es, den tapferen Einzelkämpfern ihre III. Stufe abzuerkennen.

Während den Gefechten bei Korotich zweimal leicht verwundet, erhielt Lainer außerdem das Verwundetenabeichen in Gold.

Nach Übergabe der hohen Auszeichnungen und viel Presseinteresse, kehrte der einfache Sepp Lainer auf eigenen Wunsch hin als Hauptscharführer (01.01.44) zur Fronttruppe zurück und erlebte bzw. überlebte auch die Schlachten bei Kamenez-Podolsk. Im Sommer mit der gesamten Division an die Westfront verlegt, führte Lainer seinen Zug auch gegen die Amerikaner und Briten mit wilder Entschlossenheit, Übersicht und zähem Totaleinsatz.

Im August, während den harten Kämpfen um Avranches, geriet der hochdekorierte Unteroffizier während heftigen Häuserkämpfen in amerikanische Gefangenschaft. Doch Lainer zog es vor, nicht im „sicheren“ US-Camp zu bleiben und floh nach drei Tagen durch eine Lücke im Stacheldraht! Nach zwei Tagen auch der Verfolgung durch französische Partisanen entkommen, erreichte der Strapazen und Entbehrungen gewöhnte Veteran sogar wieder die Hauptkampflinie, als er in letzter Sekunde erneut entdeckt wurde und nun endgültig in Gefangenschaft gehen musste.

 

1946 aus einem Lager in den USA zurückgekehrt, wurde der ehemalige Ritterkreuzträger jedoch durch die Franzosen widerrechtlich erneut verhaftet und zum gefährlichen Minenräum-Einsatz eingeteilt. Doch Lainer war auch nun nicht zu halten – Ende 1946 flüchtete er erneut und kehrte in seine Heimat zurück.

Beruflich fasste Lainer im Kraftwerkbau Fuß und wirkte als Truppführer u.a. bei der Errichtung der Speicherkraftwerke Kaprun-Moserboden und Heiligenblut mit. Zuletzt leitete der Veteran den gesamten Fuhrpark der Donaukraftwerke. Josef Lainer, Vater eines Sohnes, starb während der Zusammenarbeit mit dem Autor am 4. September 2002.

 

Quelle: „Ritterkreuzträger mit Nahkampfspange in Gold“ von Florian Berger (www.ritterkreuz.at)