Kempf, Franz Werner

 

* 9. März 1886, Königsberg

† 6. Januar 1964, Bad Harzburg / Niedersachsen

 

Werner Kempf war der Sohn vom Artillerieoffizier Major Franz Karl Kempf und seiner Ehefrau Elise Friederike 'Lilly', geborene Rodenburg. Sein Vater starb am 11. März 1903 als Kommandeur des II. Bataillons vom Schlesisches Fußartillerie-Regiment Nr. 6 in Neiße. Er selbst trat am 14. März 1905 nach seiner Kadettenausbildung an den Kadettenhäusern in Karlsruhe, Oranienstein und der Hauptkadettenanstalt Groß-Lichterfelde als charakterisierter Fähnrich in die Königlich Preußische Armee ein. Er wurde dabei zum 6. Westpreußisches Infanterie-Regiment Nr. 149 nach Schneidemühl überwiesen. Dort wurde er am 23. März 1905 vereidigt. Am 11. Oktober 1905 erhielt er sein Zeugnis der Reife zum Fähnrich. Am 18. November 1905 wurde er zum Fähnrich befördert. Am 21. Juli 1906 erhielt er sein Zeugnis der Reife zum Offizier. Am 18. August 1906 wurde er zum Leutnant befördert. Danach wurde er als Kompanieoffizier in der 2. Kompanie von seinem Regiment in Schneidemühl verwendet. Im Frühjar 1909 gehörte er in gleicher Funktion zur 1. Kompanie seines Regiments am gleichen Standort. Vom 1. Juni 1909 bis zum 31. August 1909 wurde er zur Ausbildung am MG zum Truppenübungsplatz Posen kommandiert. Danach wurde er vom 1. Oktober 1909 bis zum 30. September 1910 zur MG-Kompanie kommandiert. Im Frühjahr 1910 gehörte er etatmäßig als Kompanieoffizier zur 6. Kompanie vom 6. Westpreußisches Infanterie-Regiment Nr. 149 in Schneidemühl. Am 1. Oktober 1910 wurde er als Nachfolger von Leutnant Brandenburg zum Adjutant des I. Bataillons von seinem Regiment am gleichen Standort ernannt. Vom 23. Oktober 1911 bis zum 11. November 1911 wurde er zum Kursus der Gewehrfabrik Danzig zur Ausbildung im Waffeninstandsetzungsgeschäft kommandiert. Ab dem 1. März 1912 füllte er parallel auch noch die Stelle des Gerichtsoffiziers des Regiments aus. Am 30. September 1912 schied er aus dem Heer aus und wurde mit dem 1. Oktober 1912 in der Marine angestellt. Er kam dabei zum II. See-Bataillon. Sein Nachfolger als Bataillonsadjutant wurde Leutnant Hornburg. Vom 26. März 1913 bis zum 29. Mai 1913 wurde er zur infanteristischen Ausbildung der Seekadetten vom Großen Kreuzer "Vineta" an die Marineschule Mürwik kommandiert. Am 1. April 1913 wurde er zum Großen Kreuzer "Vineta" versetzt. Bereits am 26. März 1913 passierte er mit dem Schiff die Linie Dover-Calais ausreisend. Am 4. März 1914 passierte er die Linie Dover-Calais wieder heimreisend. Am 1. April 1914 wurde er wieder in das II. See-Bataillon versetzt. Bei diesem wurde er ab dem 1. Juni 1914 als Bataillonsadjutant eingesetzt, was er bis zur Mobilmachung für den 1. Weltkrieg Anfang August 1914 auch blieb. Am 3. August 1914 wurde er zum Regimentsadjutant vom 2. Marine-Infanterie-Regiment ernannt. Am 30. August 1914 zog er mit diesem Regiment ins Feld. Dort wurde er am 28. November 1914 zum Oberleutnant befördert. Am 27. Januar 1916 wurde er dort zum Hauptmann befördert. Am 24. September 1916 wurde er zum Generalkommando des Marine-Korps kommandiert. Vom 4. April 1917 bis zum 8. Mai 197 wurde er zum Stab der 2. Marine-Division kommandiert. Vom 9. Mai 1917 bis zum 6. Juni 1917 wurde er als Führer der 4. Kompanie beim Marine-Infanterie-Regiment eingesetzt. Vom 7. Juni 1917 bis zum 27. Juni 1917 führte er sogar das III. Bataillon seines Regiments. Vom 28. Juni 1917 bis zum 19. Juli 1917 wurde er als Batterieführer zum Feldartillerie-Regiment Nr. 9 kommandiert. Ab dem 20. Juli 1917 wurde er als Batterieführer zur schweren Marine-Haubitzen-Batterie kommandiert. Am 6. August 1917 wurde er unter Belasung seiner bisherigen Uniform in eine Generalstabsstelle der Armee-Abteilung B versetzt. Am 20. November 1917 wurde er unter Belasung seiner bisherigen Uniform in eine Generalstabsstelle der 21. Infanterie-Division versetzt. Am 31. Mai 1918 wurde er mit der Erlaubnis zum Tragen der Uniform des Generalstabes zur besonderem Verwendung dem Generalkommando Marine-Korps zugeteilt. Am 19. September 1918 wurde er unter Überweisung zum Generalkommando des Marine-Korps zum Generalstab der Armee versetzt. Im November 1918 erhielt er die Erlaubnis zur Verheiratung. Am 12. Dezember 1918 heiratete er die über dreieinhalb Jahre ältere Witwe Maria Magdalena Martha Sturm, geborene Sommer, Witwe vom am 18. August 1914 im Gefecht bei Diest gefallenen Oberleutnant Erich Theodor Franz Sturm, Tochter des Rittergutsbesitzers und Leutnants a.D. Friedrich August Richard Sommer, in Berlin-Friedenau. Dadurch wurde er auch Vater zweier Stiefkinder seines Regimentskameraden. Die am 12. Juni 1911 in Schneidemühl geborene Erika Gudrun Gisela Sturm und der am 8. Juli 1914 in Berlin-Friedenau geborene Ulrich Martin Günther Sturm. Nach dem 1. Weltkrieg wurde er am 1. April 1919, unter Überweisung zur 2. Garde-Infanterie-Division zur Verwendung im Generalstabsdienst, zu den Offizieren der Armee versetzt. Nach einem Einsatz beim Freikorps wurde er im Jahr 1919 als Hauptmann in das vorläufige Reichsheer übernommen. Dabei wurde er am 4. Juni 1919 zum Generalstab der Reichswehr-Brigade 26 überwiesen. Am 30. September 1919 wurde er neu vereidigt. Am 15. November 1919 wurde er als Generalstabsoffizier zur 2. Marine-Brigade versetzt. Bei der Bildung vom 200.000 Mann-Übergangsheer der Reichswehr Mitte Mai 1920 wurde er als Kompanieführer der 1. Kompanie zum Reichswehr-Infanterie-Regiment 15 versetzt. Bei der Bildung des 100.000 Mann-Heeres der Reichswehr wurde er am 27. September 1920 mit Wirkung vom 1. Oktober 1920 als Chef der 3. Kompanie in das Infanterie-Regiment 4 übernommen. Im Herbst 1921 wurde er als Hauptmann bei einem Bataillonsstab im 4. (Preuß.) Infanterie-Regiment eingesetzt. Am 21. Dezember 1921 wurde sein Sohn Erich Kempf in Falkenberg in der Mark geboren. Vom 8. Januar 1922 bis zum 20. Januar 1922 wurde er zu einem leichten MG-Kursus nach Kolberg kommandiert. Am 27. April 1922 wurde er mit Wirkung vom 1. Mai 1922 in den Generalstab vom Infanterieführer II nach Schwerin versetzt. Vom 29. September 1924 bis zum 11. Oktober 1924 war er Teilnehmer an der Wehkreisübungsreise der 2. Division der Reichswehr. Vom 28. September 1925 bis zum 10. Oktober 1925 war er erneut Teilnehmer an der Wehkreisübungsreise der 2. Division. Am 1. August 1925 starb sein Sohn Erich Kempf. Am 16. März 1926 wurde er mit Wirkung vom 1. April 1926 zur 1. (Preuß.) Sanitäts-Abteilung nach Königsberg versetzt und erhielt dabei die Uniform der 1. (Preußische) Kraftfahr-Abteilung. Am 16. Juni 1926 hat er den Militär-Kraftfahr-Führerschein der Klasse 3b erhalten. Am 16. Februar 1927 wurde er mit Wirkung vom 1. März 1927 zur 1. (Preuß.) Kraftfahr-Abteilung versetzt. Am 19. März 1927 hat er den Militär-Kraftfahr-Führerschein der Klasse 2 erhalten. Am 10. September 1928 wurde er mit Wirkung vom 1. Oktober 1928 in das Reichswehrministerium (RWM) nach Berlin kommandiert. Dort wurde er dann im Stab der Inspektion der Kraftfahrtruppen (In 6 K) eingesetzt. Dieses Kommando war einer Versetzung gleichzusetzen. Am 8. Oktober 1928 wurde er mit Wirkung vom 1. November 1928 in das RWM versetzt. Dort wurde er am 1. Februar 1929 zum Major befördert. Seine Mutter starb am 13. März 1930 in ihrer Wohnung in Berlin-Schöneberg im Alter von 70 Jahren. Er selbst wohnte damals für mehrere Jahre in der Magdeburger Straße 26 in Berlin W35 und hatte dort die Telefonnummer B1 Kurfürst 1707. Ab 1931 war er dann bei der Inspektion der Verkehrstruppen (In 6) im Einsatz. Am 11. Januar 1932 wurde er mit Wirkung vom 1. Februar 1932 als Nachfolger von Oberstleutnant Victor Krafft zum Kommandeur der 7. (Bayer.) Kraftfahr-Abteilung in München ernannt. Als solcher wurde er am 1. April 1933 zum Oberstleutnant befördert. Am 16. Juni 1934 wurde er mit Wirkung vom 1. Juli 1934 zum Chef des Stabes der Inspektion für Heeres-Motorisierung im RWM in Berlin ernannt. Sein Nachfolger als Abteilungskommandeur in München wurde Oberstleutnant Otto Stapf. Die Familie wohnte jetzt in einer Wohnung in Alt Moabit 117-118 in Berlin. Seine Stieftochter Erika Gudrun Gisela Sturm heiratete am 18. Dezember 1934 den fast vier Jahre älteren Intendantur-Assessor Dr. der Rechte Walter Wilhelm Martin Friedrich August Grohmann aus Hamburg, Sohn vom Ministerialrat Dr. jur. Walter Grolmann, in Berlin. Er selbst war bei der Hochzeit Trauzeuge. Während der Erweiterung der Reichswehr zur Wehrmacht wurde er am 20. April 1935 wurde er zum Oberst befördert. Durch die Umbenennung des Ministeriums gehörte er ab dem 21. Mai 1935 zum Reichskriegsministerium (RKM). Durch ein am 9. August 1935 rechtsgültig gewordenes Urteil vom Landgericht Berlin wurde seine Ehe geschieden. Er sebst bezog daraufhin eine Wohnung in der Eosanderstraße 1a in Berlin-Charlottenburg, wo er die Telefonnummer C0 Fraunhofer 1687 bekam. Am 12. Februar 1936 wurde er mit Wirkung vom 15. Februar 1936 mit der Wahrnehmung der Gechäfte des Inspekteurs der Kraftfahrkampftruppen und für Heeresmotorisierung beauftragt. Am 19. Juni 1936 wurde er mit Wirkung vom 1. Juli 1936 zum Inspekteur für Heeres-Motorisierung im RKM ernannt. Am 29. Juni 1936 wurde ihm für den 1. Juli 1936 das Tragen der Uniform vom RKM vorgeschrieben. Seine Telefonnumer änderte sich 1937 zur 301687. Am 12. Oktober 1937 übernahm er als Kommandeur die neue 4. Panzer-Brigade. Am 31. Dezember 1938 wurde er mit Wirkung vom 1. Januar 1939 zum Generalmajor befördert. Am 20. April 1939 erhielt er ein neues Rangdienstalter vom 1. August 1938. Bei Kriegsbeginn führte er den "Panzerverband Kempf". Bereits zum Ende des Polenfeldzuges trug er beide Spangen zu seinen Eisernen Kreuzen. Am 16. Oktober 1939 wurde er mit Wirkung vom 15. Oktober 1939 als Nachfolger von Generalmajor Friedrich Wilhelm von Loeper zum Kommandeur der 1. leichte Division ernannt. Durch deren Umbenennung am 18. Oktober 1939 wurde er zum Kommandeur der 6. Panzer-Division ernannt. Vom 10. bis zum 18. Oktober 1939 wurde er zum Stab vom Befehlshaber des Ersatzheeres im OKH kommandiert. Seine Divison führte er dann zuerst im Westfeldzug gegen Frankreich. Für die erfolgreichen Kämpfe der Division wurde ihm am 3. Juni 1940 das Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes verliehen. Am 19. Juli 1940 wurde er mit Wirkung vom 1. August 1940 zum Generalleutnant befördert. Am 6. Januar 1941 gab er sein Kommando ab. Er wurde dafür mit der Führung des XXXXVIII. Armeekorps beauftragt. Mit der Beförderung zum General der Panzertruppen am 20. April 1941 zum 1. April 1941, das Rangdienstalter blieb vorbehalten, wurde er dann auch Kommandierender General des XXXXVIII. Armeekorps. Mit diesem nahm er ab Juni 1941 am Russlandfeldzug teil. Am 24. Juni 1941 hat er den 1. Juli 1941 als Rangdienstalter als General zugewiesen bekommen. Seine private Anschrift war zu jener Zeit die Gustloffstraße 51 in Berlin-Charlottenburg, wo er die Telefonnummer 937963 hatte. Sein Stiefsohn Hauptmann Ulrich Sturm ist am 8. Dezember 1941 als Chef der 12. Kompanie vom Panzer-Regiment 23 in Jemuge durch Kopfschuß gefallen. Auch bei der Umbenennung zum XXXXVIII. Panzerkorps blieb er weiter der Kommandierende General. Für die Leistungen des Korps erhielt er am 10. August 1942 das Eichenlaub zum Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes verliehen. Am 30. Oktober 1942 musste er sein Kommando abgeben. Dafür wurde er in das Reservelazarett 101 Berlin eingeliefert. Vom 10. Januar 1943 bis zum 18. Februar 1943 wurde er als Kommandeur der Divisionsführerlehrgänge verwendet. Am 20. Februar 1943 wurde er zum Oberbefehlshaber der Armee-Abteilung Kempf ernannt, die er bei den Kämpfen um Charkow und Bjelgorod führte. Mit der Umbenennung des Stabes zur 8. Armee gab er dieses Kommando ab. Er wurde am 15. August 1943 in die Führerreserve OKH versetzt. Wirtschaftlich wurde er dem Stellvertretenden Generalkommando III. Armeekorps zugeteilt. Vom 2. Januar 1944 bis zum 19. Mai 1944 wurde er als Befehlshaber des Feldjäger-Kommandos II verwendet. Am 20. Mai 1944 erfolgte seine Ernennung zum Wehrmachtsbefehlshaber Ostland. Am 1. September 1944 wurde er dann wieder in die Führerreserve OKH versetzt. Er wurde am 26. September 1944 mit Wirkung vom 25. September 1944 als Kommandierender General vom Höheres Kommando Oberrhein vorgesehen. Am 7. Oktober 1944 wurde er mit Wirkung vom 6. Oktober 1944 zum Kommandierenden General vom Höheres Kommando Vogesen ernannt. Am 2. Dezember 1944 wurde er mit Wirkung vom 4. Dezember 1944 erneut in die Führerreserve OKH versetzt. Bis Kriegsende hat er kein neues Kommando mehr erhalten. Nach Kriegsende kam er dann in Gefangenschaft, aus der er 1947 in Allendorf bei Marburg wieder entlassen wurde. Nach seiner Entlassung wurde er vom Ehepaar Ohnesorg nach Bad Harzburg geholt. Mit dem Ehemann war er seit dem Eintritt in das Kadettenkorps eng befreundet gewesen. Er wurde an der Seite des Ehemannes auch in Bad Harzburg begraben. Der Generalmajor Siegfried Kempf war angeblich sein Vetter.

Er hatte auch eine am 4. April 1895 geborene jüngere Schwester Gisela Lily Kempf. Diese starb bereits im Alter von 12 Jahren am 21. April 1907 in Berlin-Friedenau.

 

Ritterkreuz (3. Juni 1940) Eichenlaub (10. August 1942)

 

Literatur und Quellen:
Peter Stockert: Die Eichenlaubträger 1940 - 1945, 4 Bände, Bad Friedrichshall, 1996 / 1997
Peter Stockert: Die Eichenlaubträger 1940 - 1945, 9 Bände, 4. überarbeitete Auflage, Bad Friedrichshall 2010 / 2011
Dermont Bradley, Karl-Friedrich Hildebrand: Deutschlands Generale und Admirale: Teil IV /Band 6:  Hochbaum - Klutmann