SS-Hauptsturmführer HANS JUCHEM
* 04.06.1917 in
Köln/Nordrhein-Westfalen
+ 13.08.1943 nahe Isjum/Ostfront
Nahkampfspange in Bronze
nicht verliehen
Nahkampfspange in Silber
07.08.1943
Nahkampfspange in Gold
10.08.1943
Ritterkreuz
12.09.1943
zuletzt 56 Nahkampftage
Infanteriesturmabzeichen in Silber
Deutsches Kreuz in Gold
Verwundetenabzeichen in Silber
Zweiter Träger der
Nahkampfspange in Gold
Während des Ersten Weltkrieges, am 4. Juni 1917, in Köln als Sohn eines nun im Feld stehenden ehemaligen Kaufmannes geboren, wanderte die Familie des jungen Hans Juchem nach dem Zusammenbruch des Kaiserreiches in die Schweiz aus und kehrte erst 1933 in die Heimat zurück.
Hier trat Juchem im Alter von erst 17 Jahren als Freiwilliger in die SS-Verfügungstruppe ein und wurde im Regiment Deutschland unter dem später legendären Felix Steiner Offiziersanwärter. 1938 zum Untersturmführer befördert, erlebte Juchem die Kämpfe in Polen als Zugführer und überstand an der Spitze seiner Männer Einsätze bei Mlawa und Modelin. Während des Westfeldzuges im Sommer 1940 durch ein Infanteriegeschoss verwundet, übernahm Juchem nach Bewährungsproben bei Vlissingen (Holland), Cassel, der Marne und vor Orleans (Frankreich) als Obersturmführer (09.11.40) die 5. Kompanie des Regiments Germania. Diese führte er im Juni 1941 als Stoßkeil der neuen SS-Division Wiking kommandiert von seinem alten Kommandeur Brigadeführer Steiner in den Russlandfeldzug. Im Verband der Heeresgruppe Süd in der Ukraine erfolgreich, erlebte Juchem harte Infanterieeinsätze, Häuserkämpfe und Kesselschlachten bei Lemberg, Tarnopol, Rkiwira, Ignatiewka sowie am Mius. Bereits mit beiden Klassen des Eisernen Kreuzes ausgezeichnet schon das EK.I wurde unter 19 Mio. Soldaten der Wehrmacht bis Kriegsende lediglich 300.000mal vergeben (!) - diente Juchem inzwischen unter dem Bataillonskommandeur Hans Dorr. Dieser aus Schwaben stammende Vollblutsoldat galt als aggressivster Kampfgruppenführer der Division und verlangte von sich, seinen Offizieren und den Mannschaften äußersten Einsatz. Besonders auszeichnen sollte sich das I. Bataillon während den Gefechten um Rostow sowie der bevorstehenden Offensive in den Kaukasus.
Während diesem Vorstoß in das Erdölgebiet der Sowjetunion führte Obersturmführer Juchem seine Kompanie stets mit großer Übersicht und Initiative. Durch unzählige Einsätze zum Stoßtruppspezialist geworden, war der junge Offizier ein Mann nach Dorrs Geschmack und wurde immer wieder zu Brennpunkteinsätzen herangezogen.
Am Mius stürmte die 5. Kompanie Grabenlinien, wich überlegenen Angriffen zurück und setzte zum Gegenangriff an. Im Nahkampf mit MP, Handgranaten und Spaten wechselten so einzelne Gräben, Ortschaften und Wälder in wenigen Stunden mehrmals den Besitzer.
Als Sturmbannführer Dorr im September 1942 für die Erfolge seiner Landser im Kaukasus mit dem Ritterkreuz beliehen wurde, erhielten Hans Juchem und mehrere weitere bewährte Haudegen des Bataillons das Deutsche Kreuz in Gold.
Der
Kompaniechef, indes schon mehrmals verwundet, kämpfte sich mit seiner Kompanie an der
Spitze des Germania bis nach Tuapse vor, ehe der Rückzugsbefehl
gegeben und der hart erkämpfte Kaukasus wieder geräumt werden musste.
Die
Division Wiking konnte hierbei mehrere Divisionen des Heeres beim
Rückzug absichern und sich in Folge auch im Abwehrriegel am Kuban auszeichnen. Am 30.
Jänner 1943 im Alter von erst 24 Jahren zum Hauptsturmführer befördert, rückte Hans
Juchem zum Kommandeur des II. Bataillons auf Kommandeur des Regiments war mit
Standartenführer Jürgen Wagner ein sehr erfahrener Mann und späterer Eichenlaubträger.
Wie alle Einheiten der Division Wiking bestand auch das Bataillon Juchem aus einem bunt gemischten Haufen verschiedener Nationalitäten. Neben Deutschen kämpften hier auch niederländische, dänische und norwegische Freiwillige der Waffen-SS.
Im Kuban-Brückenkopf führte Juchem erneut immer wieder persönlich Stoßtrupps an, wobei er einmal mitten in eine feindliche Bereitstellung eindrang und mehrere Pak-Geschütze vernichtete. Ein anderes Mal schnitt seine Kompanie eine Nachschubstraße des Gegners ab und verminte sie unbemerkt.
In den Abwehr- und Angriffsschlachten von Kiew und Charkow verdienten sich viele von Juchems Landsern das Eiserne Kreuz oder die Nahkampfspange. Der Bataillonskommandeur selbst stand monatelang im ununterbrochenen Dauereinsatz als er während eines Gegenangriffes bei Barabaschewka mitten in einen gleichzeitig eingeleiteten russischen Angriff hineingeriet, igelten sich die deutschen Landser auf einer eingenommenen Höhe ein, wehrten wilde Angriffe des Gegners ab und sicherten somit die deutsche HKL.
In der folgenden Nacht führte Hauptsturmführer Juchem einen seiner berühmten Stoßtruppangriffe durch, besetzte die nahe gelegene Ortschaft und warf den Feind aus der Stellung. Wenig später führte er persönlich eine Kompanie gegen die Höhe 186,9 und versperrte einem zurückweichenden Feindbataillon den Rückzug.
Da der junge Offizier durch seinen unermüdlichen und im Gegensatz zu anderen Frontveteranen gut dokumentierten Einsatz im Osten inzwischen bereits 56 anerkannte Nahkampftage erreicht hatte, erreichte ihm in Anwesenheit seines alten Lehrmeisters Hans Dorr am 10. August die Nachricht über die Verleihung der Nahkampfspange in Gold, nur Tage nach der amtlichen Bekanntgabe der II. Stufe.
Obwohl die Goldvariante damals noch weitgehend unbekannt und deren Stellenwert bei weitem unter dem berühmten Ritterkreuz lag, ging die Nachricht wie ein Eilfeuer durch die Gräben, Stellungen und Unterkünfte: ein Wikinger trug als zweiter Soldat das höchste Kampfabzeichen der Infanterie! Juchem war lediglich von Oberleutnant Gerhard Konopka, Kompaniechef in der Elite-Division Großdeutschland geschlagen worden.
Leider fiel Hauptsturmführer Hans Juchem nur drei Tage später bei Abwehrkämpfen gegen einen russischen Donez-Brückenkopf nahe Isjum...
Für seine Erfolge bei der Höhe 186,9 erhielt er postum das Ritterkreuz verliehen.
Quelle: Ritterkreuzträger mit Nahkampfspange in Gold von Florian Berger (www.ritterkreuz.at)