Standort Oberndorf / Neckar

 

Ortsteile:  Altoberndorf, Aistaig, Boll, Bochingen, Beffendorf und Hochmössingen

 

Oberndorf am Neckar war kein Garnisonsort. Bekannt wurde der Ort durch die hier ansässigen Mauser-Werke, die hier 1872 gegründet wurden. Im Stadtteil Aistaig unterhielt die SS ein Arbeits- und Erziehungslager, in dem die Häftlinge für die Mauserwerke, für die Maschinenfabrik in Aistaig und für eine Buntweberei in Sulz arbeiten mußten.

Zum Schutz der Mauserwerke wurden zu Kriegsbeginn mehrere Flakeinheiten nach Oberndorf verlegt und unter einer eigenen Flakgruppe (Flakuntergruppe Oberndorf) beim Flugabwehrkommando Schwarzwald zusammengefaßt. Es waren dies:
Stab I. Abteilung Flak-Regiment 25    Boll
1. Batterie / Flakregiment 25              Dietingen
2. Batterie / Flakregiment 25              Beffendorf
3. Batterie / Flakregiment 25              Boll
4. Batterie / Flakregiment 25              Schramberg
5. Batterie / Flakregiment 25              Oberndorf
Kolonne I. / Flak-Regiment 25           Seedorf
9. Batterie / Flakregiment 21              Weiden
1. Batterie Reserve-Flak-Abteilung 932    Rottweil
9. Batterie Reserve-Flak-Abteilung 352    Eutingen
Fla-MG-Reservekompanie 305
Geführt wurde die Flakuntergruppe von Major Korn.

Ergänzt wurde diese Flakuntergruppe Anfang 1940 noch durch die Reserve-Luftsperrabteilung 204 (Ballonabwehr) und die 4. Batterie der Flak-Abteilung 361. Die  Reserve-Luftsperrabteilung 204 bezog folgende Stellungen:
Stab: RAD-Lager Berg
1. Batterie (24 Sperrballone): RAD-Lager Berg
2. Batterie (24 Sperrballone): Weiden
3. Batterie (24 Sperrballone): Altoberndorf
Die 4. Batterie der Flak-Abteilung 361 bezog folgende Stellungen:
1. Zug (3 x 3,7-cm Flak): Kapelle über den Mauserwerken
2. Zug (3 x 3,7-cm Flak): Höhe über den Mauserwerken
3. Zug (3 x 3,7-cm Flak) Schlatthof in Boll

Die Stäbe der einzelnen Einheiten lagen in:
Stab I. / Flak-Regiment 25: Boll (Major Müller)
1. Batterie Dietingen (Hauptmann Laquay)
2. Batterie Hochmössingen (Hauptmann Pfisterer)
3. Batterie Boll (Oberleutnant Mann)
5. Batterie Oberndorf (Hauptmann Braitmayer)
Reserve-Luftsperr-Abteilung 204 Berg b. Oberndorf (RAD-Lager) (Hauptmann Basemann)

Im RAD-Lager war zudem Luftwaffen-Bau-Bataillon 3/VII mit einer Stärke von 225 Mann untergebracht. Diese wurde in Oberndorf, aber auch in Sulgen, Alpirsbach und Biberach eingesetzt.  

Ab Oktober 1939 lag in Oberndorf zudem eine große Kraftwagen-Kolonne der Nachschubkolonnen-Abteilung 572. Diese wurde hier nach dem Polen-Feldzug materiell aufgefrischt und auf den Westfeldzug vorbereitet. Anfang März 1940 wurde die Abteilung nach Würzburg verlegt.

Am 26. April 1940 beschoß die 3. Batterie des Flak-Regiments 25 um 16.28 Uhr aus seinen Stellungen bei Boll einen französischen Aufklärer vom Typ Potez 63 in 800 m Höhe. Die Maschinen drehte nach der Feuereröffnung ab. Insgesamt wurden 33 Schuß 8,8-cm abgefeuert.
Am 30. April 1940 beschoß die 3. Batterie des Flak-Regiments 25 um 17.48 aus seinen Stellungen bei Boll zwei französische Aufklärer vom Typ Potez 63 in 550 m Höhe. Die Maschinen konnten zum Abdrehen gezwungen werden. Dabei wurden 20 Schuß 8,8-cm zu 6 Gruppen a 3 Schuß abgefeuert.

Im April 1940 wurde der 1. Zug der Flak-Abteilung 361 nach Tiengen zum Schutz des dortigen Umstellwerkes verlegt.

Am 18.-19. August 1940 warfen alliierte Bomber beim ersten Luftangriff auf Oberndorf trotz schwerer Flakabwehr Bomben auf die Mauserwerke im Bereich der Neckarbrücke, die aber an den Bauten des "Äußeren Werkes" nur geringen Schaden anrichteten. Um die Mauserwerke zu schützen, wurden am 9. Oktober 1940 über den Ort, der in einem Talkessel liegt, zwei Stahlseile gespannt, um Tieffliegerangriffe unmöglich zu machen. An den zwei Seilen hingen weitere Seile mit Gewichten beschwert.  

Gleichzeitig wurde beim "Wiesloch" eine schwach beleuchtete Scheinanlage errichtet, die prompt am 8. November 1940 bombardiert wurde, während das Neckartal vernebelt worden war. 

Am 5. Mai 1942 kam es dann zu einem weiteren Angriff auf die Fabrik, die drei abgeworfenen Bomben richteten aber keinen Schaden an. 

Anfang November 1942 wurde die gesamte schwere Flak sowie die Mannschaften der leichten und schweren Flak für den Fronteinsatz abgezogen. Die Flak-Geschütze wurden von diesem Zeitpunkt durch Schüler der HJ bedient.

Ab Dezember 1943 wurde der Ort zudem durch die leichte Heimat-Flak-Batterie 31/VII geschützt. 

Am 26. Juli 1944 wurde die Oberstadt durch einen Luftangriff getroffen, wobei erheblicher Sachschaden entstand. Außerdem gab es sechs Leichtverletzte. 

Am 2. Februar 1945 warfen acht Jagdflugzeuge Bomben und griffen den Ort mit Bordwaffen an. Dabei wurden zwei Gebäude und die Eisenbahnunterführung in Altoberndorf zerstört wurden. Außerdem fanden drei Personen den Tod, drei weitere wurden verletzt. 

Am 16. Februar 1945 wurde zwischen Aistaig und Oberndorf ein Lazarett-Zug beschossen, der Angriff kostete zwei Verwundete. Bis zu diesem Zeitpunkt hatten die Mauserwerke aber noch keine Schäden davongetragen. Erst beim Angriff am 22. Februar 1945 wurden die Mauserwerke schwer beschädigt. Sechs zweimotorige Bomber warfen um 13.20 Uhr 36 x 250 kg Bomben auf das Kraftwerk der Mauserwerke, welches vollständig zerstört wurde. Zudem wurden 3 weitere Gebäude völlig zerstört, 8 schwer, 4 mittel und etwa 130 leichte beschädigt. Zwei Bomben trafen den Südflügel des ehemaligen Oberamtsgebäudes, wobei der Südflügel mit dem Wirtschaftsamt vollständig zerstört wurde. Auch die Brauerei C. Graf wurde vollständig vernichtet, die angrenzenden Gebäude schwer beschädigt. Das Krankenhaus wurde leicht beschädigt. Um 15.15 Uhr begann der zweite Angriff durch 7 Jagdbomber mit 15 x 250 kg Bomben. Die Gleisanlagen zwischen Oberndorf und Aistaig wurden schwer beschädigt und ein vor Oberndorf stehender Urlauberzug wurde angegriffen. An diesem Tag starben in Oberndorf 21 Personen, darunter auch Zwangsarbeiter. 

Am 26. Februar erfolgte ein weiterer Angriff auf den Bahnhof sowie auf die Ausländer-Wohnbaracken. Dabei wurden drei Häuser total zerstört, 40 - 50 Personen wurden verletzt, eine getötet. 

Am 9. März 1945 fielen acht Spreng- und ca. 400 Brandbomben zum großen Teil auf freies Gelände. Zwei Personen fanden den Tod, 35 Wohnhäuser wurden beschädigt.

Am 25. März 1945 starben bei einem Angriff auf einen Personenzug in Altoberndorf eine Person, zwei Gebäude gerieten in Brand.

Am 31. März 1945 wurde ein LKW durch einen Jagdbomber angegriffen. 

 

In der Zeit zwischen 1940 bis 1945 haben in Oberndorf a.N. mindestens 12.100 Frauen und Männer unter Zwang gearbeitet. Die nationalsozialistische Rassenideologie bewertete sie je nach Herkunft sehr unterschiedlich. Entsprechend waren auch ihre Lebensbedingungen. Nord- und Westeuropäer wurden vergleichsweise besser behandelt, da sie als "artverwandt" galten. Als "rassisch minderwertig" waren die Menschen aus den slawischen Nationen eingestuft. Sie wurden von der Bevölkerung isoliert und in Lagern gefangen gehalten. Die Zwangsarbeiter waren in Oberndorf überwiegend in der Rüstungsindustrie eingesetzt. Ohne den sog. "Ausländerarbeitseinsatz" wäre die deutsche Kriegswirtschaft zusammengebrochen. Zwangsarbeiter waren in Oberndorf in anderen Gewerbebereichen tätig, im Verkehrswegebau und beim Bau von Luftschutzstollen. Einige arbeiteten in der Landwirtschaft und wohnten auf Bauernhöfen. Insgesamt 307 namentlich bekannte Zwangsarbeiter verloren in Oberndorf ihr Leben. Der 20. April 1945, der Tag, an dem französische Truppen die Stadt Oberndorf besetzten, war für Tausende von Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeitern der Tag der Befreiung.

 

Die Gefallenen der Stadt Oberndorf 1939 - 1945

 

Fronteinheiten:

I. / Flak-Regiment 25

1. Batterie Flak-Abteilung 361

Reserve-Luftsperr-Abteilung 204

leichte Heimat-Flak-Batterie 31/VII

große Kraftwagen-Kolonne der Nachschubkolonnen-Abteilung 572

 

Ersatztruppenteile:

 

Kommandobehörden / Dienststellen

Heeres-Abnahmestelle

 

Einrichtungen:

Mauser-Werke

Arbeits- und Erziehungslager der Gestapo in Aistaig (für jeweils 160 bis 200 straffällig gewordene Arbeiter. Von insgesamt 4.500 Menschen durchlaufen.)

Lager "Eiche" (für 800 bis 1.000 Zivilarbeiter, vor allem aus den Niederlanden, aber auch aus anderen Nationen.)

Kriegsgefangenen-Lager IMI (Lager für ca. 230 italienische Kriegsgefangene)

Heim "Beer" (Heim für ca. 30 ausländische Zivilarbeiter)

Augustahlheim (Heim für ausländische Arbeiterinnen)

Schützensaal (Kurzfristige Unterkunft für ausländische Arbeiter)

Lehrerwohnheim (Heim für ca. 150 tschechische Zivilarbeiterinnen

Lager "Birke" (Lager für ca. 750 polnische Zivilarbeiter)

Lager "Buche" (Lager für französische Kriegsgefangene sowie für niederländische und französische Kriegsgefangene)

Neckarheim (Heim bzw. Lager, erst für polnische Zivilarbeiter, dann für ca. 500 sowjetische Ostarbeiter und Ostarbeiterinnen.)

Lager "Linde" (Sog "Russenlager" in Altoberndorf für ca. 2000 sowjetische Zivilarbeiter und -Arbeiterinnen.)

 

"Buch der Erinnerung" mit den Namen der in Oberndorf gestorbenen Zwangsarbeitern