Fliegerhorst Reichenbach / Bad Schussenried
Im September 1938 wurde im heutigen Ortsteil von
Bad Schussenried, in
Reichenbach, mit dem Bau eines Flughafens begonnen. Aus Geheimhaltungsgründen
wurde den Einwohnern erzählt, es werde ein ein Staats-Landgut errichtet. Erst
1939 wurde die wahre Bestimmung der Flächen bekannt. Ende August 1939 war der
Platz eingeschränkt anfliegbar. Es war ein Gleisanschluß und ein unterirdisches
Tanklager errichtet worden. Zum 24. August 1939 wurde die Fliegerhorstkompanie
Reichenbach von Hawangen her kommend auf dem Horst stationiert. Die
Unterbringung der Kompanie erfolgte in Privatquartieren in Schussenried. Auch
die nachfolgende 7. Feld-Betriebskompanie des Kampfgeschwaders 51 wurde in
Privatquartieren in Schussenried untergebracht. Bis Mai 1940 waren die Baracken
auf dem Horst fertig gestellt, so dass das Flugplatzpersonal auf den Horst
umziehen konnte. Ab November 1939 wurden von Reichenbach aus Propagandaeinsätze
der II. / Kampfgeschwaders 51 nach Frankreich geflogen, wobei die Gruppe
den Platz Reichenbach nur als Absprunghorst nutzte. Auch einzelne Maschinen der
I. 7 Kampfgeschwader 27 nutzten den Platz als Absprungplatz. Auch nach
Kriegsbeginn wurde am Ausbau des Platzes gearbeitet. 25 Baracken und 3 Hallen
sollten errichtet werden, dazu betonierte Flakstellungen und ein Schießstand am
Schorrenwald. Ebenso wurde östlich von Reichenbach bei Reute ein Scheinflugplatz
angelegt.
Am 15. Mai 1940 verlegte die II. / Kampfgeschwader 27 für einige Tage auf den
Platz. Am 19. Mai kehrte die Gruppe nach einigen Angriffen auf Ziele in
Frankreich nach Achmer zurück. Die 7. Feld-Betriebskompanie des Kampfgeschwaders
51 folgte am 12. Juni. Am 25. Juli 1940 wurde die Fliegerhorstkommandantur nach
Romorantin verlegt. Bis Februar 1941 gab es in Reichenbach keinen Flugverkehr
mehr. In diesem Monat bekam die Flugzeugführerschule A/B 23 in Kaufbeuren den
Platz Reichenbach als Arbeitsplatz zugewiesen. Im Sommer 1941 bekam die
Flugzeugführerschule A/B 116 Reichenbach ebenfalls als Arbeitsplatz zugewiesen.
Die Flugzeugführerschule A/B 116 schulte vornehmlich mit Segelflugzeugen,
anschließend mit Motormaschinen. Im Frühjahr 1944 beendete die FFS A/B 116 ihren
Dienst in Reichenbach. Nach einigen Monaten Ruhe verlegte der Stab sowie die 2.
und 3. Staffel des Jagdgeschwaders 106 auf den Platz. Diese Schuleinheit schulte
bis Frühjahr 1945. Zu diesem Zeitpunkt war der Treibstoff bei der Luftwaffe so
knapp, daß eine weitere Schulung nicht mehr möglich war. Am 1. Dezember 1944
wurde die Werftabteilung 142/XII nach Reichenbach verlegt. Zur Unterstützung des
Werftpersonals wurden rund 100 Fliegerhelferinnen eingezogen und auf dem Horst
eingesetzt. Am 6. November 1944 wurde der I. Zug der leichten Heimatflakbatterie
6/VII und der III. Zug der Heimatflakbatterie 45/VII auf den Horst eingesetzt.
Am 1. Dezember 1944 wurden 12 Nachtjäger Me 110 der Luftflottenreserve am
Platzrand abgestellt und streng bewacht. Das JG 106 wurde im März 1945
aufgelöst, das Personal an Fronteinheiten und zum Erdeinsatz herangezogen. Am 2.
April1 945 verlegte die IV. / Jagdgeschwader 53 nach Reichenbach verlegt und bis
zum 22. April 1945 von hier aus eingesetzt. Am 18. April 1945 wurde der Platz
Reichenbach von der US-Luftwaffe angegriffen. Dabei wurde das Rollfeld voll
getroffen. Eine zweite Bombenserie traf den angrenzenden Wald und zerstörte
mehrere Flugzeuge, darunter auch die 12 Nachtjäger Me 110 der
Luftflottenreserve. Die Me 109 der IV. / JG 53 blieben jedoch unbeschädigt. Am
23. April 1945 zogen die letzten Soldaten vom Fliegerhorst ab. Nach Kriegsende
nahmen die Landwirte den Platz wieder in Besitz.