Standort Hanstholm

 

Hanstholm ist ein Fischerdorf an der Nordseeküste nördlich von Thisted. Ende 1940 beschloss das Oberkommando der Kriegsmarine, in Hanstholm eine schwere Küstenbatterie zu errichten, welche die Ostseeeingänge am Skagerrak zu sperren hatte. Am 9. Oktober 1940 wurden die Erkundungsarbeiten in Hanstholm aufgenommen und noch im November 1940 wurde mit den Bauarbeiten begonnen. Der endgültige Ausbau der Festungsanlage war bereits 1943 abgeschlossen. Im Gegensatz zu ihrer  Schwesteranlage in Kristiansand, der Batterie „Vara“, war die Festungsanlage Hanstholm nicht nur eine einzelne Batterie, sondern eine Kombination aus Batterien. Die Reichweite, vor allem der beiden schweren Batterien, war zwar beachtlich, jedoch nicht ausreichend, um die 120 km große Spanne des Skagerrak an dieser Stelle zu überbrücken. Die entstandene Lücke wurde durch ausgedehnte Minenfelder geschlossen. Beide Batterien blieben bis 1945 in den Händen der Wehrmacht. Als die Alliierten die Festung übernahmen, lagerten dort noch 1900 Schuss im Kaliber 38 cm zuzüglich der dazugehörigen Treibladungen und mehrere tausend Schuss für die kleineren Kaliber. Dies veranschaulicht die mögliche Kampfkraft der Festung Hanstholm, die sie jedoch nie unter Beweis zu stellen brauchte. Allgemein bestand die Festung allerdings nicht nur aus Schiffsgeschützen. Neben mehreren Funkmessgeräten (Radar) wurde Hanstholm auch mit mehreren Batterien leichter, mittlerer und schwerer Flugabwehrgeschütze ausgerüstet und war so Teil des deutschen Luftverteidigungssystems, vor allem für den norddeutschen Raum.
Die schweren Batterien im Einzelnen:
I. Batterie = vier alte 17-cm-Schnelladekanone L/40, fertiggestellt 1940, südlich von Hanstholm
II. Batterie = vier 38-cm-Schnelladekanone C/34, fertiggestellt 1942, in Hanstholm selbst auf einer Anhöhe
III.–VI. Batterie = je vier 10,5-cm-Schnelladekanonen, fertiggestellt 1943, westlich und südlich von Hanstholm zur Flugabwehr
Dazu mehr als zehn Batterien der leichten, mittleren und schweren Flak in wechselnder Stärke, mindestens eine Batterie Flakscheinwerfer (im Zuge der Operation Gomorrha, den schweren Luftangriffen auf Hamburg, wurden zeitweise bis zu fünf Scheinwerferbatterien in Hanstholm stationiert), zwei Radarstellungen (Typ Würzburg-Riese und Typ Freya) zur Feuerleitung der Artillerie und als Leitstand für Nachtjäger.
Das Kernstück der Festungsanlage Hanstholm war die II. Batterie. Sie bestand aus vier 38-cm-Schiffsgeschützen SKC 34 der Firma Krupp. Diese Geschütze wurden auf den Schlachtschiffen Tirpitz und Bismarck verwendet. Eigentlich sollten die acht Geschütze der Festungsanlage Hanstholm und der Batterie „Vara“ die Hauptartillerie der Schlachtschiffe Gneisenau und Scharnhorst ersetzen, aber dazu kam es nicht. 1940 begann der Bau der II. Batterie. Die Bunkeranlage eines einzelnen Geschützes maß 3000 m². Zum Bau wurden 6.560 m³ Stahlbeton verwendet. Jedes Geschütz konnte unabhängig von den anderen operieren. So war gewährleistet, dass bei einem Ausfall zum Beispiel der Feuerleitung die Batterie weiter agieren konnte, da jedes Geschütz seinen eigenen Leitstand besaß. Die Bunker verfügten über alles, was der normale Gefechtsbetrieb erforderte. Neben Wohnräumen, Sanitäranlagen und Depots auch über eine Feuerleitanlage, Munitionsbunker und Maschinenräume. Die Munition der Geschütze wurde hauptsächlich, vor allem aus Sicherheitsgründen, in einem separaten Bunker gelagert. Im eigentlichen Geschützbunker verblieben lediglich 65 Schuss sowie die dazugehörigen Treibladungen. Die Munition wurde, falls benötigt, mittels einer Feldbahn vom Munitionsbunker zum Geschütz transportiert, ebenso die Treibladungen. Die größte Treibladung, die genutzt wurde, wog 172 kg. Kombiniert mit der 800 kg schweren Standardgranate konnte eine Reichweite von 43.000 m erzielt werden. Speziell für diese Geschütze wurde das sogenannte „Siegfried“-Geschoss entwickelt. Es war „nur“ 500 kg schwer, erreichte aber mit der entsprechenden Treibladung die beachtliche Reichweite von 55.000 m. Um das Geschütz zu laden, wurden die Granaten und Treibladungen aus dem Magazin mittels eines Aufzuges zum Geschützturm gebracht. Der verwendete Ladestock maß 15 m und wurde von zwölf Mann bedient. Zuerst wurde die Granate eingeführt, schließlich die Treibladung. Die kleinste Treibladung wog 92 kg, die größte 172 kg. Das Pulver der Treibladungen wurde in Leinensäcken transportiert. Diese kamen in Stahlkartuschen. Beim Abschuss verbrannte der Leinensack und die Stahlkartusche blieb als einziger „Abfall“ zurück. Es war auch möglich, mehrere Treibladungen zu kombinieren. Dadurch wurde das Rohr aber zu stark abgenutzt. Überschritt die Treibladung 180 kg Pulver, mussten die Züge des Geschützrohres erneuert werden.
Zur Nahverteidigung bei etwaigen Landungen war jede Batterie mit einer Vielzahl von Bunkern, Stellungen und Stützpunkten umgeben, die jeden direkten Angriff auf die Festung durch landende Truppen unmöglich machen sollten. Diese Bunker existieren auch heute noch.

 

Fronttruppenteile

Marine-Artillerie-Abteilung 309

1., 2., 3., 4. und 7. / Marine-Artillerie-Abteilung 118

 

Ersatztruppenteile

 

Kommandobehörden

 

Einrichtungen