Standort Šiauliai

 

Šiauliai (deutsch Schaulen) ist eine Großstadt im Norden Litauens. Im August 1939 schlossen Hitler und Stalin den Hitler-Stalin-Pakt und ein geheimes Zusatzprotokoll, in dem sie ihre Interessensphären voneinander abgrenzten. Am 28. September 1939 – Polen war militärisch praktisch besiegt – änderten sie im Deutsch-Sowjetischen Grenz- und Freundschaftsvertrag diese Sphären. Dabei wurde unter anderem Litauen der sowjetischen Interessensphäre zugeteilt. Kurz darauf begann die Sowjetunion, Druck auf Litauen auszuüben; ab dem 10. Oktober 1939 besetzte sie es. Nach dem deutschen Überfall auf die Sowjetunion und auch auf Litauen ab dem 22. Juni 1941 flohen etwa 1.000 Juden ins Innere der Sowjetunion. Am 26. Juni wurde die Stadt von Truppen der Wehrmacht besetzt, für die Bevölkerung der Beginn einer Terrorherrschaft. Bei antijüdischen Ausschreitungen ermordeten in den folgenden zwei Wochen Deutsche und Litauer 1.000 jüdische Einwohner. Danach wurde eine Zivilverwaltung unter dem Reichsministerium für die besetzten Ostgebiete eingerichtet. Als dessen Vertreter wurde ein Gebietskommissar – vergleichbar einem deutschen Landrat – für Schaulen ernannt, in diesem Falle Hans Gewecke. Unter seiner Ägide begann am 25. Juli 1941 die Einrichtung eines Ghettos in den Stadtbezirken Kaukazas und Trakai. Während 1.000 jüdische Einwohner nach Žagarė verschleppt wurden, flüchteten etwa die gleiche Anzahl aus den umliegenden Städten und Ortschaften in das Ghetto der Stadt, so dass Ende 1941 rund 4.500 bis 5.000 Menschen im Ghetto lebten. Bis September 1943 musste die Ghettobevölkerung für die Deutschen Zwangsarbeit leisten, unter anderem beim Bau des Flughafens von Zokniai. Ab September 1943 wurde das Ghetto in ein Konzentrationslager umgewandelt. Am 5. November 1943 fand eine „Säuberungsaktion“ statt, bei der 574 Kinder sowie alte und behinderte Ghettobewohner in ein Vernichtungslager deportiert und dort ermordet wurden. Am 22. Juni 1944 begann die Rote Armee die Operation Bagration. Diese Operation führte zu großen Geländegewinnen der Roten Armee, die Wehrmacht konnte den Vorstoß erst Ende August 1944 an der Weichsel, an den Grenzen Ostpreußens und bei Riga vorläufig aufhalten. Als sich im Juli 1944 die Rote Armee Šiauliai näherte, wurden die restlichen Bewohner des Ghettos in das KZ Stutthof gebracht, wo die meisten von ihnen ermordet wurden. Etwa 500 jüdische Einwohner von Šiauliai, weniger als 10 % der jüdischen Vorkriegsbevölkerung, überlebten. Während des Krieges wurde Šiauliai zu achtzig Prozent zerstört. In der Stadt bestand das sowjetische Kriegsgefangenenlager 294 für deutsche Kriegsgefangene des Zweiten Weltkriegs. Nach 1945 erfolgte der Wiederaufbau als moderne Stadt. Šiauliai ist heute ein wichtiges Verwaltungszentrum.

 

Fronttruppenteile

1. und 2. Regiment Schaulen

Kraftfahr-Kompanie Schaulen

Sicherungs-Regiment 51

Landesschützen-Bataillon 307

Landesschützen-Bataillon 875

Stab, I., II.  und IIII. / Kampfgeschwader 53

II. / Schlachtgeschwader 3

Luftwaffen-Bau-Bataillon 118/XI (K)

Luftwaffen-Bau-Bataillon 227/XI (Hiwi)

 

 

Ersatztruppenteile

 

Kommandobehörden / Dienststellen

Wehrmachts-Kommandantur Schaulen

Orts-Kommandantur Schaulen

Orts-Kommandantur (I) 404 Schaulen

Kampfkommandant Schaulen

Feldkommandantur 819

Feld-Kommandantur 822

Frontleitstelle 4

 

Einrichtungen

Außenkommando KL Kauen

Stalag 336

Stalag 361

Heeres-Verpflegungs-Magazin Kauen Zweigstelle Schaulen

 

Quellen

Georg Tessin: Verbände und Truppen der deutschen Wehrmacht und Waffen-SS im Zweiten Weltkrieg 1939 - 1945 Band 16 Teil 3
http://de.wikipedia.org/wiki/Šiauliai