Truppenübungsplatz Hohenfels

 

Der Truppenübungsplatz Hohenfels liegt heute verkehrsgünstig zwischen Regensburg, Amberg und Neumarkt. Bei der Auswahl des Gebietes im Jahr 1937 war die dünne Besiedlung, die Kargheit des Bodens, die weite Entfernung von den neuen Verkehrswegen und die Not und Armut des Hohenfelser Landes ausschlaggebend. Der Truppenübungsplatz war für das VII. Armeekorps geplant. Im Sommer 1937 begannen Korps und Wehrkreisverwaltung VII München, das Heeresbauamt Ingolstadt und die Reichsumsiedlungsgesellschaft mit den Vorarbeiten. Am 8. März 1938 erteilt das Oberkommando des Heeres den Befehl zur Ablösung des benötigten Landes bis Oktober 1940. Im Herbst 1938 legte dann das Oberkommando des Heeres in Zusammenarbeit mit den zivilen Länder- und Reichsbehörden und in Anwesenheit des Oberbefehlshabers, Generaloberst von Brauchitsch, die endgültigen Platzgrenzen fest. Von 1938 bis 1940 wurden 60 Ortschaften ausgesiedelt. 544 Anwesen und Bauernhöfe wurden abgelöst und umgesiedelt. Die Gesamtfläche betrug ca.11.000 Hektar auf denen 1.622 Menschen lebten. Der Ausbruch des zweiten Weltkrieges verhinderte nahezu alle endgültigen Baumassnahmen. Geplant war eigentlich das gesamte Projekt in massiver Bauweise durchzuführen. Dabei sollte das Lager Nainhof zur Unterbringung der Kommandantur, der Heeresstandortverwaltung und des Heeresforstamtes dienen. Ein großes Truppenlager im Raum Albersthof, ein Verpflegungslager mit Gleisanschluss im Steiner-Tal, nordwestlich Albertshof, eine Munitionsniederlage bei Oberödenhart, ein Standortlazarett am Südhang des Haidelbergs, ein Feldflugplatz auf der Anhöhe zwischen Unterödenhart und Mehlhaube, eine Flakschießanlage zwischen Hohenburg und Martinsberg, eine Strasse durch den Platz und Wegeverbindungen zwischen den verschiedenen Einrichtungen  sowie Ver- und Entsorgungsanlagen sollten entstehen. Gebaut wurde schließlich ein 1.000 Mann Arbeiter-Baracken-Lager in Nainhof, nach Abzug der Arbeiter wurde es mit Truppen belegt. Ebenso entstand das Barackenlager Unterödenhart für die Aufnahme eines Gebirgsjäger-Regiments. Nach kurzer Benutzung diente es bis Kriegsende als Kriegsgefangenenlager. Auch die Barackenlager Pöllnricht, für die Aufnahme eines Infanterieregiments, und Oberlinder entstanden. Letzteres wurde jedoch nur als Geräte- und Verpflegungslager, nicht als Truppenlager verwendet. Dazu gab es da noch das Barackenlager Albertshof für eine Belegung mit 11.000 Mann. An diesem Lager aus Arbeitsdienstbaracken wurde noch bis Kriegsende weitergebaut. Ebenso entstanden Forstdienstgebäude in Schmidmühlen und Hohenburg, sowie Wasserversorgungs-, Entwässerungs- und andere Ver- und Entsorgeeinrichtungen.

Die Möglichkeiten und Grenzen des Truppenübungsplatzes für die militärische Nutzung waren durch seinen Mittelgebirgscharakter und die räumliche Enge vorgegeben. War das Gelände einerseits für die Ausbildung der Gebirgstruppe, der Infanterie und der Pioniere besonders gut geeignet, ließ es andererseits Schießübungen der Artillerie mit weitreichenden Waffen nicht zu. Bei gelegentlichen Schießübungen musste von Außenfeuerstellungen in den Platz geschossen werden. Die Beübung des Platzes und die damit verbundene Belegung der meist halbfertigen Unterkünfte begann im April 1939 mit der Ankunft einer Sanitätskompanie, gefolgt von den Jägerregimentern der 1. Gebirgs-Division. Neben der planmäßigen Verlegung von Ausbildungseinheiten wirkte sich der 2. Weltkrieg durch Auffrischung und Nachrüstung von Fronteinheiten zunehmend auf das Platzgeschehen aus. Nach dem Polenfeldzug wurden rückkehrende Einheiten in Hohenfels umgruppiert.  Ab 1942 übten hier aufgestellte Infanterie- und Pioniereinheiten an der Verteidigungslinie bei Albertshof - Großbissendorf die Bekämpfung und Einnahme von massiven Sperren. Gegen Ende des Jahres 1944 wurden mehrere tausend ungarische Soldaten in das Lager Albertshof zur Neuaufstellung verlegt. In den letzten Kriegsmonaten, von Februar bis April 1945 hielt sich das rund 300 Mann starke "Freikorps Adolf Hitler" im Lager auf. Es unterstand nicht der militärischen sondern der politischen Führung. Teile davon kamen bei der 12. Armee zum Einsatz. 

Während des Krieges wurden auf dem Truppenübungsplatz auch folgende Kriegsgefangenenlager unterhalten:

Oflag 78 (VII E) September 1941 - Juni 1942; Oflag (III C) September 1942 - Juni 1943; Stalag 383 Dezember 1943 - Dezember 1944.

Das Lager Unterödenhart diente von September 1939 bis April 1945 der Unterbringung von Kriegsgefangenen. Als erste kamen im Spätherbst 1939 3.000 polnische Soldaten. Ihnen folgten während des Frankreichfeldzuges rund 500 französische Mannschaften, die bei der Kommandantur und der Standortverwaltung zum Arbeitseinsatz kamen, und mehrere Tausend belgische Offiziere und Mannschaften. Vom Herbst 1941 bis Frühjahr 1942 befanden sich 3.000 jugoslawische Offiziere im Lager. Die ersten russischen Gefangenen kamen im März 1942 nach Hohenfels. Seit Herbst 1943 waren auch bis zu 300 gefangene Amerikaner in Rohrbach untergebracht. Gegen Kriegsende waren in einem Teil des Lagers englische Kriegsgefangene untergebracht. 

In der ersten Aprilhälfte 1945 befahl die amerikanische Dritte Armee dem III., XII. und XX. Korps vom Raum Bamberg - Bayreuth aus den Angriff über Regensburg nach Süden vorzutragen. Das XX. Korps setzte dazu die 65. und 71. Infanterie-Division in Marsch. Am 21. April 1945 wurden die beiden Divisionen auf der Linie Hahnbach - Neumarkt angehalten um das aus dem Raum Nürnberg nachrückende III. Korps aufschließen zu lassen. Das Koprs befahl unterdessen der dritten Cavalery Group bis zur Donau vorzustoßen, um die Brücken zu sichern. Zu dieser Zeit befanden sich im Lager Hohenfels keine größeren Verbände mehr. Die 17. SS-Panzergrenadier-Division "Götz von Berlichingen", die bei Neumarkt stand, hatte sich nach Süden zurückgezogen. Die Reste des "Freikorps Adolf Hitler" verschwanden in der Nacht zum 22. April 1945 aus dem Lager. Es waren außer den Kriegsgefangenen nur noch Teile ungarischer Einheiten und das Stammpersonal vorhanden. Zwischen 13 und 14 Uhr erreichten die ersten Panzer der 3. Cavalery Group das Lager und den Markt Hohenfels. Die noch im Lager befindlichen Soldaten wurden gefangengenommen und die Kriegsgefangenen wurden befreit.  

Nach dem Zusammenbruch im Jahre 1945 diente das Lager als Auffangstelle für deportierte Ausländer, hauptsächlich Polen, die hier auf ihren Heimtransport warteten. Es waren aber auch Häftlinge des Konzentrationslagers Flossenbürg und seines Außenlagers Hersbruck. Die Bezeichnung der Leute war "Displaced Persons". Für einen Teil dieser Deportierten war das ehemalige Truppenlager Ausgangspunkt für ausgedehnte Raubzüge in die nähere und weitere Umgebung von Hohenfels, wobei nicht nur Hab und Gut, sondern auch Menschenleben nicht geschont wurden. Nach dem Heimtransport der Ausländer wurde der Truppenübungsplatz 1948 zur Besiedlung für Flüchtlinge und Heimatvertriebene freigegeben. Endgültig leer war das DP-Camp im Frühjahr 1949. Überall wurde das brachliegende Ackerland umgebrochen und die Ruinen der z. T. stark zerschossenen Bauernhäuser in den Dorfstellen notdürftig bewohnbar gemacht. Mit unendlich viel Mühe und Fleiß kam wieder neues Lebens in das verödete Land. Alle Neusiedler wurden in der Gemeinde "Hohenfels - Nainhof" zusammengefasst, die dadurch zu einer der größten Landgemeinde in Bayern wurde. Im Jahre 1951 wurde das Gebiet des Truppenübungsplatzes von den Amerikanern erneut als Übungsplatz beansprucht und eine Erweiterung nach Westen verlangt. Die in kürzester Zeit durchgeführte Ablösung des alten und neuen Gebietes löste überall eine hektische Betriebsamkeit aus. Holzhändler aus ganz Deutschland gaben sich in Hohenfels ein Stelldichein, um den von etwa 200 ha zu schlagenden Wald aufzukaufen und abzutransportieren. Nach Übernahme durch die Amerikaner setzte eine rege Bautätigkeit ein, denn der gesamte Übungsplatz wurde reorganisiert, vor allem an Stelle des alten Holzbarackenlagers für die Truppenunterkünfte entstand ein völlig neues, wesentlich größeres Lager mit massiven Steinbauten, Verwaltungsgebäuden, Aufenthaltsräumen, Kino, Kaufhaus und Kirche.

Bilder vom Truppenübungsplatz Hohenfels

Kommandanten des Übungsplatzes:

Generalmajor Gustav Geiger 1. März 1944 - April 1945

Leiter des Heeresforstamts Hohenfels:

Heeresforstmeister Reuther 1938 - 1941

Heeresforstmeister Wohltag 1942 - 1945