Truppenübungsplatz Altengrabow
Truppenübungsplatz Alten-G
rabow

 

Der Truppenübungsplatz Altengrabow im Jerichower Land entstand im Jahr 1893. Damals suchte man für das III. und das IV. Armeekorps, sowie das Gardekorps einen Schießplatz. In der Fluchtlinie der beiden Jerichower Städtchen Loburg und Ziesar wurde man fündig. Bereits am 24. Oktober 1806 stand Bernadottes Heeresgruppe in Stärke von 24.000 Mann in und um Gloine. Der Marschall hatte die Elbe an der Saalemündung überschritten und marschierte auf Berlin. Besonders schlimm wurden die Monate Oktober 1807 bis Juli 1808 für die Bürger von Gloine. Ein starkes Kavallerie-Kommando nahm im Dorf Gloine sein Quartier. Am 7. März 1813 kamen erste Bärenfellmützen mit Wittgensteins russischen Kosaken nach Gloine um den Untergang der Grande Armee zu vollenden. Im Dorf lagerten dann vom 4. zum 5. April 1813 die Truppen des Generals Borstell. Bereits 1891 wurden in der Gegend um den späteren Truppenübungsplatz vom Gardekorps die Herbstübungen abgehalten. Im Frühjahr 1893 erschien die erste Militärmission aus Berlin zur Geländeorientierung. Am 22. Juli 1894 fand ganz in der Nähe Gloines die erste Artillerie-Schießübung der Burger Artillerie statt. Zur Errichtung des Schießplatzes wurden einige Güter und Orte vom Militär aufgekauft. Der Räumungstermin für Gloine war auf den 1. Dezember 1894 festgelegt. Bis zum 1. April 1895 wurde der Ort Altengrabow an das Militär übergeben. Dazu gehörte auch das Gut Thümermark, dessen 310 Morgen Land am 2. April 1896 vom Militär übernommen wurden. Auch das Rittergut Briesenthal in der Nordostecke des Platzes wurde mit seinen 1.085 Morgen Land vom Militär übernommen. Es beherbergte ab 1896 die Zentralschlächterei, bevor es 1903 abgebrochen wurde. Schnurgerade südlich von Briesenthal befand sich in der südöstlichen Ecke des Platzes das kümmerliche Vorwerk Niemeck, zu welchem im Jahr 1795 nur 90,5 Morgen Land gehörten. Nach dem ersten Plan sollten die Ortschaften und Siedlungen Altengrabow, Briesenthal, Gloine mit Gloiner Mühle, Hohenlobbese, Klitsche und Thümermark abgebrochen werden. Am Ende sind es Gloine, Klitsche, Mühlengut Altengrabow, Rittergut Briesenthal, Vorwerk Niemeck und das Freigut Thümermark. Insgesamt 4.801 Hektar (48 Quadratkilometer, 19.200 Morgen, 6/7 Quadratmeilen) befinden sich damit in der Hand des Militärs. Davon sind etwa zwei Drittel freies Gelände, 28 Prozent Wald, 3 Prozent Acker und 2 Prozent Wiese. Bis auf eine Einbuchtung im Nordosten war das Gelände fast ein Quadrat. Insgesamt mußten für den Ankauf des Areals und seine Umformung 4.940.000 Reichsmark ausgegeben werden. Die erste Belegung des Schießplatzes erfolgte im Juli 1895. Wegen fehlender Unterkünfte werden die Soldaten in Spitzzelten rund um den Ort Gloine untergebracht. Ab März 1896 werden 16 massive Gebäude und 19 Wellblechbaracken als Lager für ständige und übende Truppen errichtet. Ende Mai 1896 beziehen die Infanterie-Regimenter Nr. 26 und Nr. 66, das Husaren-Regiment Nr. 12 und das Kürassier-Regiment Nr. 7 im Raum Gloine ein Zeltlager. Im August 1896 wird der Bahnhof Altengrabow eröffnet. 1898 wird der Ausbau des Barackenlagers am Mühlengut Altengrabow abgeschlossen. Damit wird die gleichzeitige Unterbringung von je einer Infanterie- und Kavallerie-Brigade möglich. 1899 werden Artilleriebeobachtungstürme erbaut. Am 22. August 1899 fand der erste Altengrabower Kaisertag statt. Das war eine Besichtigung der jährlichen Truppenübungen unter Teilnahme des Kaisers Wilhelm II. Der Kaiser besuchte den Truppenübungsplatz insgesamt 9 Mal. 

Seit den Anfangszeiten gab es ein eigenes Lied zu der Gegend des Truppenübungplatzes:
Altengrabow tief im Sande, scheint die Sonne glühend heiß,
wo so manchem jungen Krieger, von der Stirn rann der Schweiß.
Und des Morgens in der Frühe geht es schon bergauf, bergab.
Und es ruft der strenge Hauptmann "Marschrichtung der Gloinebach!"
Gloine selbst ist längst zerschossen; traurig steh'n noch Reste da.
Und das Kirchlein mit dem Kreuze steht noch zur Erinn'rung da.
Dort in Gloine, die alte Mühle, wo so manches Korn gemahl'n,
Wo so mancher junger Krieger oft hat seinen ersten Schuß getan.
Und von Gloine bis nach Klitsche und von dort nach Briesenthal,
Mußten wir mit vollem Affen Laufschritt machen manchesmal.
Und des Mittags in der Küche hat man dann an uns gedacht,
Denn es wurde uns zur Stärkung Dörrgemüse zurechtemacht.

Im Jahr 1900 wird der Barackenbestand wegen des Boxeraufstandes in China veringert. Am 13. August 1900 besucht der Kaiser zum 2. Mal Altengrabow. 1903 wird eine Wasserleitung mit Windmotorpumpe eingebaut. 1908 wird die Wasserversorgung durch den Bau der Pumpstationen I-IV weiter verbessert. 1910 wird eine Offiziersbadeanstalt eröffnet. In der Zeit von 1914 bis 1918 verändert sich das Bild des Truppenübungsplatzes schlagartig. Ersatzreserven, Kriegsfreiwillige, Soldaten aller Waffengattungen nehmen Besitz von Platz und Lager. Frontfähige Kampfdivisionen werden in Altengrabow zusammengestellt. Auf dem Gelände werden neue Waffen, Angriffs- und Abwehrtechniken erprobt. Schon kurz nach Kriegsbeginn entsteht außerhalb der Lagergrenze in Richtung Dörnitz das Kriegsgefangenlager Altenrabow. Etwa 12.000 Gefangene vieler verschiedener Nationalitäten werden dort bis zum Ende des Krieges untergebracht. 1919 wird das Gefangenenlager aufgelöst. Die stationierten Verbände werden demobilisiert. Der Platz diente dann bis 1920 als Handelsplatz für Heeresgut. Zwischen 1920 und 1922 werden die Unterkünfte als Flüchtlingslager für Vertriebene aus den Ostprovinzen genutzt. 1921 werden zwei Bataillone der Baltikumtruppen auf dem Platz untergebracht. Zwischen 1921 und 1935 benutzt die Reichswehr den Paltz wieder als Übungsplatz. 1926 wird ein neues Wasserwerk fertiggestellt. 1928 wird ein Schwimm- und Sportbad eröffnet. 1933 und 1934 ist eine SA-Sportschule auf dem Übungsplatz untergebracht. In den Jahren 1936 bis 1939 setzt wieder eine große Bautätigkeit ein. 1936 wird auf dem Übungsplatz ein Wehrertüchtigungslager und in Rosenkrug ein HJ-Ausbildungslager eingerichtet. Kavallerie-, bespannte Artillerie und Pioniere werden auf Altengrabow stationiert. Es findet 1936 auch eine große Truppenübung unter Leitung des Generalfeldmarschalls von Blomberg statt. Ab 1936 entsteht auch das Nordlager mit seinen zweistöckigen Kasernen, den dazugehörigen Kantinen und Nebengebäuden. Außerdem werden die neue Kommandantur und das Heeresbauamt mit Heeresforstamt errichtet. In der Kommandantur werden unter anderem die Platzkommandantur, die Standortverwaltung und die Telefonzentrale untergebracht. In der Nähe des Berghotels werden drei große Silos und ein Verwaltungsgebäude für das Heeresverpflegungsamt errichtet. Umfangreiche Bauarbeiten werden zur Erweiterung der Munitionsfabrik durchgeführt. 1939 wird eine Sanitätsstaffel der Sanitäts-Abteilung 31 ständig auf dem Platz untergebracht. 

Gleich nach Kriegsbeginn werden die Kriegsgefangenenlager eingerichtet. Als Unterkünfte für die Gefangenen dienen hauptsächlich die Pferdeställe aus der Kaiserzeit. Soweit bekannt, befanden sich auf dem Gelände des Platzes das Hauptlager und ein Lager für russische und polnische Gefangene. Ein weiteres Lager befand sich an der Eisenbahnstrecke in Richtung Lübars. Außerdem befand sich ein Lager für Ukrainer an der Straße nach Dörnitz. Dort waren überwiegend Frauen und junge Mädchen aus Polen und der Ukraine untergebracht. Diese mußten in der Munitionsfabrik arbeiten. 1943 wird auf dem Platz eine Panzerhalle zur Ausrüstung und Instandsetzung von Sturmgeschützen errichtet. Seit dieser Zeit wird in Altengrabow auch vermehrt mit Panzern geschossen. Im April 1945 werden die Kriegsgefangenen der Alliierten durch amerikanische Truppen befreit. Im Mai 1945 besetzt die Rote Armee den Platz. Zu diesem Zeitpunkt sind nur noch polnische und russische Kriegsgefangene in den Lagern. Der letzte deutsche Kommandant verläßt den Truppenübungsplatz am 3. oder 4. Mai 1945 und begibt sich zur 12. Armee. Sein kurzfristig eingesetzter Vertreter kommt beim Einmarsch der Roten Armee ums Leben. 

Die Unterkünfte auf dem Truppenübungsplatz werden als Sammel- und Durchgangslager für zurückzuführende sowjetische Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter verwendet. Im August 1945 übernimmt die Rote Armee den Platz offiziell für die Durchführung von Pak- und Stalinorgel-Schießen. 1946 wird der Truppenübungsplatz Garnison für sowjetische Artillerie-, Infanterie- und Flaktruppen. Ab Ende der 50er Jahre wird in drei Bauetappen das Objekt Rosenkrug errichtet. Dort werden Raketen, ein Panzerregiment und ein Panzerlehr-Regiment stationiert. 1970 werden aus dem Raum Cottbus weitere Truppenteile in Altengrabow stationiert. 1974 wird die 36. Raketenbrigade nach Altengrabow verlegt. 1981 wird die 10. Garde-Panzerdivision der 3. Stoßarmee auf dem Truppenübungsplatz stationiert. In den 80 Jahren, bis zum Beginn des Abzuges im Jahre 1991 waren folgende Einheiten auf dem Truppenübungsplatz stationiert: 
10. Rotbanner-Garde-Panzer-Division, 
61. Rotbanner-Panzer-Regiment, 
62. Rotbanner-Garde-Panzer-Regiment, 
63. Rotbanner-Garde-Panzer-Regiment, 
744. Garde-Sfl-Artillerie-Regiment, 
359. Garde-Fla-Raketen-Regiment, 
36. Raketenbrigade und 
303. Zweifach-Rotbanner-Garde-Kanonen-Artilleriebrigade. 
Das bedeutet, daß der Platz zeitweise mit 50.000 bis 60.000 Mann belegt war. Diese Zahl beinhaltet aber gleichzeitig die Zivilbeschäftigten und die Familienangehörigen. 1991 wird auf Grund des deutsch-sowjetischen Abkommens zuerst die 36. Raketenbrigade in die Heimat verlegt. Im Juni 1994 hat der letzte sowjetische Soldat den Truppenübungsplatz verlassen.

Im Juli 1994 hat die Bundeswehr den Platz offiziell übernommen.

Kommandanten des Übungsplatzes:

Oberstleutnant Kluck mit Wahrnehmung der Geschäfte beauftragt 1895 - 1895

Oberst von Kalkstein 1895 - 1895

General Witte 1895 - 1898

General von Kracht 1898 - 1903

General Damrath 1903 - 1907

General von der Wiese und Kaiserwaldau 1907 - 1911

General von der Decken 1911 - August 1914

General Herwarth von Bittenfeld August 1914 - April 1917

General von der Decken April 1917 - September 1918

Oberst Pagenstecher Sept. 1918 - Januar 1919

Oberst Freiherr von Rosen 1. April 1919 - Mai 1920

Oberst Borchardt 1. Mai 1920 - April 1921

Oberst von dem Hagen April 1921 - 30. Oktober 1923

Oberst Engelin 1. November 1923 - 31. Januar 1927

Oberst Zimmermann 1. Februar 1927 - 1. Dezember 1928

Oberst von Westrem zum Gutacker 1. Januar 1929 - 30. September 1930

Oberst Wilhelm Drogant (d) 1. Oktober 1930 - 31. März 1932

Oberstleutnant Roth 1. April 1932 - 1939

Oberst Bielefeld 1939 - 31. Oktober 1939

Generalmajor Konrad von Czettritz und Neuhauss 1. November 1939 - 3. Mai 1945 (gestorben am 5. Februar 1946 in belgischer Kriegsgefangenschaft)

Oberst von dem Hagen 3. Mai 1945 - Mai 1945 (wurde erschossen beim Einmarsch der Roten Armee)

 

Bilder zum Truppenübungsplatz Altengrabow Seite 1

Bilder zum Truppenübungsplatz Altengrabow Seite 2

Stalag XI Altengrabow:

Die Anzahl der Verstorbenen im Stalag XI A im 2. Weltkrieg wird vom Kreis mit 455 angegeben. Davon kamen aus England 11, aus Frankreich 69, aus Belgien 7, aus den Niederlanden 5, aus Serbien/Jugoslawien 33, aus Italien 267, aus Polen 53, aus der UdSSR 3, aus den USA 4, ohne Nationalität, vermutlich Fremdenlegionäre waren 3 Tote. Diese Zahl dürfte deutlich unter der realen Zahl liegen. 

Am 1. Januar 1945 befanden sich 62.322 Menschen im Stalag XI-A, davon waren 22.983 Franzosen, 3.606 Engländer, 4.438 Belgien, 2.815 Polen, 4.217 Serben, 22.258 Russen, 1.072 Italiener, 18 Amerikaner, 464 Holländer, 451 Slowaken. Diese 62.322 Soldaten unterstanden damit direkt dem Oberkommando der Wehrmacht.

Kommandeure des Stalag XI Altengrabow:

Generalmajor von Werder September 1939

Oberstleutnant Ballerstedt 1945