6. Zerstörer-Flottille

 

1. Einsatz und Unterstellung:

Die 6. Zerstörer-Flottille wurde am 18. April 1940 aus den noch vorhandenen Zerstörern der 2., 3. und 4. Zerstörer-Flottille gebildet. Die Flottille operierte von Norwegen aus. Ihren ersten Einsatz hatte sie im Juni 1940. Im Zuge des Unternehmens "Juno" (Vorstoß deutscher Flottenverbände nach Norden bis auf die Höhe der Lofoten), stießen die Schlachtschiffe "Scharnhorst" und "Gneisenau", der Kreuzer "Admiral Hipper" sowie die Zerstörer "Hans Lody" (Z 10), "Hermann Schoemann" (Z 7), Erich Steinbrinck (Z 15) (von der 5. Zerstörer-Flottille für dieses Unternehmen der 6. Zerstörer-Flottille unterstellt) und "Karl Galster" (Z 20) siwie die Torpedoboote Jaguar und Falke in britische Rückzugsoperationen hinein und versenkten dabei den britischen Flugzeugträger "Glorious", die beiden Zerstörer "Ardent" und "Acasta", den Truppentransporter "Orama", den U-Jäger "Juniper" und den Tanker "Oilpioneer". Anschließend kehrten die Einheiten nach Trondheim zurück. Auf dem Weg dorthin brachte Z 10 noch einen Fischdampfer als Prise auf. Das nächste größere Unternehmen der Flottille folgte im Juli 1940 Die Zerstörer "Hans Lody" (Z 10), "Paul Jacobi" (Z 5), "Karl Galster" (Z 20) und "Friedrich Ihn" (Z 14), dazu die Kreuzer Nürnberg und Admiral Hipper geleiteten das beschädigte Schlachtschiff Gneisenau zur Reparatur in die Heimat. Am 28. Juli lief der Verband in Kiel ein (Admiral Hipper war zuvor zur Durchführung eines Handelskriegsunternehmens entlassen worden). Am Tag darauf wurden "Hans Lody" (Z 10), "Paul Jacobi" (Z 5) und "Karl Galster" (Z 20) nach Wilhelmshaven in die Werft. Mitte August 1940 waren "Paul Jacobi" (Z 5) und "Karl Galster" (Z 20) wieder einsatzbereit und nahmen an Minenunternehmungen in der südlichen Nordsee teil. Am 9. September 1940 verließen "Hans Lody" (Z 10), "Karl Galster" (Z 20), "Friedrich Eckoldt" (Z 16), "Friedrich Ihn" (Z 14) und "Theodor Riedel" (Z 6) Wilhelmshaven und verlegten bis zum 11. September 1940 bis nach Cherbourg. Von hier aus erfolgten verschiedene Vorstöße gegen die britische Küste und Minenunternehmen. Am 17. Oktober 1940 kam es zum ersten Seegefecht der Flottille im Westraum. "Hans Lody" (Z 10), "Erich Steinbrinck" (Z 15), "Friedrich Ihn" (Z 14), "Karl Galster" (Z 20) und "Theodor Riedel" (Z 6) stießen bei einem Vorstoß gegen den Bristol-Kanal auf britische Überwasserstreitkräfte. Bei hohen Fahrstufen kam es zu einem Passiergefecht, bei dem keine Seite den Gegner wesentlich beschädigen konnte. Eine weitere Unternehmung am 26. Oktober 1940 musste wegen der Versalzung der Antriebsanlage eines der beteiligten Zerstörer aufgegeben werden. Im November 1940 verlegten "Paul Jacobi" (Z 5) und "Theodor Riedel" (Z 6) zur Werftinstandsetzung in die Heimat.  In Brest verblieben "Karl Galster" (Z 20) und "Hans Lody" (Z 10). Am 28. November 1940 unternahmen diese zusammen mit "Richard Beitzen" (Z 4) einen Vorstoß gegen die britische Küste bei Plymouth. Dabei konnten aus einem Küstengeleit zwei Schlepper versenkt und zwei weitere beschädigt werden. Bei einem anschließenden Gefecht mit britischen Zerstörern konnte der britische Zerstörer "Javelin" durch einen Torpedo schwer beschädigt werden. Auf den deutschen Booten gab es keine größeren Schäden. Am 5. Dezember 1940 verlegten dann auch "Karl Galster" (Z 20) und "Hans Lody" (Z 10) in die Werft. Damit befanden sich alle Boote der Flottille in der Werft. Ab Januar 1941 kehrten die Boote nach und nach zur Flottille zurück. Nach dem Beginn des Russland-Krieges am 22. Juni 1941 verlegte die 6. Zerstörer-Flottille ab Juli 1941 ins Nordmeer. Neuer Einsatzhafen wurde Kirkenes. Am 10. Juli 1941 erreichten "Hans Lody" (Z 10), "Richard Beitzen" (Z 4) und "Friedrich Eckoldt" (Z 16) den neuen Einsatzhafen, einen Tag später "Karl Galster" (Z 20) und "Hermann Schoemann" (Z 7).  Von Kirkenes aus operierten die Zerstörer der Flottille gegen die Kola-Küste, das Nordkap und gegen die Murmanküste. Von August 1941 an standen Geleitschutzaufgaben längs der norwegischen Küste an. Im August 1941 brachten "Karl Galster" (Z 20) und "Hans Lody" (Z 10) deutsche Truppen an die Eismeer-Front. Im Januar 1942 geleiteten "Paul Jacobi" (Z 5), "Bruno Heinemann" (Z 8) und Z 29 das deutsche Schlachtschiff Tirpitz nach Norwegen. Zur Rückführung der in Brest liegenden Schlachtschiffe Gneisenau und Scharnhorst sowie des schweren Kreuzers Prinz Eugen verlegten die 5. und 6. Zerstörer-Flottille im Januar 1942 durch den Kanal nach Frankreich. Dabei ging "Bruno Heinemann" (Z 8) am 25. Januar 1942 nahe der Kanalenge von Calais durch Minentreffer verloren. Am 12. Februar 1942 begann das Unternehmen "Cerberus" und die schweren deutschen Einheiten brachen unter der Sicherung der Zerstörer nach Deutschland durch. Anschließend geleiteten "Paul Jacobi" (Z 5), "Hermann Schoemann" (Z 7), "Friedrich Ihn" (Z 14) und Z 25 am 21. / 22 Februar 1942 den schweren Kreuzer Admiral Scheer nach Norwegen. Dabei wurde der Kreuzer durch ein britisches U-Boot schwer beschädigt. Am 6. März 1942 lief das Schlachtschiff Tirpitz mit den Zerstörern "Friedrich Ihn" (Z 14), "Paul Jacobi" (Z 5), "Hermann Schoemann" (Z 7) und Z 25 in das Nordmeer aus, um dort gegen zwei alliierte Nachschubkonvois zu operieren. Es konnte jedoch nur ein sowjetischer Motortanker versenkt werden. Anschließend lief der deutsche Verband erst Narvik und dann wieder Trondheim an. Nun machte sich in Norwegen die angespannte Treibstofflage bemerkbar. Die Einsätze der Flottille wurden stark eingeschränkt, "Hans Lody" (Z 10), "Erich Steinbrinck" (Z 15) und Z 29 verblieben in der Heimat und verlegten vorerst nicht nach Norwegen. Am 1. Mai 1942 liefen "Hermann Schoemann" (Z 7), Z 24 und Z 25 (als Zerstörergruppe "Nordmeer") zu einer Unternehmung gegen den Geleitzug PQ 15 und den entgegenkommenden Geleitzug QP 11 aus. Sie fanden den nur schwach gesicherten Geleitzug QP 11 und ´konnten einen Frachter mittels Torpedo versenken. Anschließend gerieten die Zerstörer mit der Geleitsicherung in ein Feuergefecht und wurden abgedrängt. Beim Gefecht mit dem bereits durch einen U-Boot-Torpedo beschädigten Kreuzer "Edinburgh" wurde "Hermann Schoemann" (Z 7) durch den Kreuzer versenkt, konnte diesen aber im gleichen Moment durch einen Torpedo so schwer beschädigen, dass er kurz darauf sank. Die Überlebenden von "Hermann Schoemann" (Z 7) wurden durch Z 24 übernommen. Nachdem am 1. Juli der Geleitzug PQ 17 von der deutschen Aufklärung erfasst worden war, verlegten alle verfügbaren deutschen Seestreitkräfte unverzüglich in den Alta-Fjord. Dabei gerieten "Hans Lody" (Z 10), "Karl Galster" (Z 20) und "Theodor Riedel" (Z 6) auf unbekannte Untiefen, beschädigten sich dabei schwer und fielen für die anschließende Unternehmung aus. Nach dem Abbruch des Unternehmens "Rösselsprung", dem Vorgehen der deutschen Überwasserstreitkräfte gegen den Geleitzug PQ 17, mussten "Hans Lody" (Z 10), "Karl Galster" (Z 20) und "Theodor Riedel" (Z 6) zur Reparatur in die Heimat verlegen. Für die verbliebenen Zerstörer folgten wieder Minen- und Geleitschutz-Aufgaben. Die beschädigten Boote kehrten im November 1942 nach Norwegen zurück. Bei Jahresbeginn 1943 war nur "Theodor Riedel" (Z 6) einsatzbereit. "Karl Galster" (Z 20) lag zur Instandsetzung und kehrte am 9. Januar zur Flottille zurück. "Paul Jacobi" (Z 5) lag seit Frühjahr 1942 in der Werft und wurde im Januar 1943 fertig. "Hans Lody" (Z 10) lag seit August 1942 in den Deutschen Werken in Kiel zur Reparatur und kehrte im April 1943 nach Norwegen zurück.

 1944 operierte sie im Skagerrak und der Ostsee. Die Flottille bestand bis Kriegsende.

 

2. Flottillenchefs / Flottilleningenieure:

Die Flottillenchefs:

14. Mai 1940 Kapitän zur See Bey

14. November 1940 Fregattenkapitän / Kapitän zur See Schulze-Hinrichs

23. Oktober 1941 Korvettenkapitän Freiherr von Mauchenheim (i.V.)

16. Dezember 1941 Korvettenkapitän Riede (i.V.)

3. März 1942 Korvettenkapitän Freiherr von Mauchenheim (i.V.)

3. April 1942 Korvettenkapitän Riede

27. April 1942 Korvettenkapitän Freiherr von Mauchenheim (i.V.)

17. September 1942 Korvettenkapitän Schlieper (i.V.)

12. April 1943 Kapitän zur See Kothe

13. Dezember 1944 Kapitän zur See Wenninger (m.d.W.d.G.b.)

8. Februar 1945 Kapitän zur See Heinz Peters

 

Die Flottilleningenieure:

Mai 1940 Fregattenkapitän (Ing.) Bartel

November 1940 Fregattenkapitän (Ing.) Suhrmeyer

August 1941 Fregattenkapitän (Ing.) Karbe

März 1944 Korvettenkapitän (Ing.) Meissner

Januar 1945 Korvettenkapitän (Ing.) Taubert

 

3. Die Flottille bestand aus folgenden Booten:

Z 33

Z 36

Z 43

"Paul Jacobi" (Z 5)

"Hermann Schoemann" (Z 7)

"Bruno Heinemann" (Z 8)

"Theodor Riedel" (Z 6)

"Hans Lody" (Z 10)

"Karl Galster" (Z 20)

 

4. Literatur und Quellen:

Wolfgang Harnack: Die deutschen Flottentorpedoboote von 1942 bis 1945.Verlag E.S.Mittler & Sohn, Hamburg/Berlin/Bonn 2004
W. Lohmann / H.H. Hildebrand: Die Deutsche Kriegsmarine 1939 - 1945, Band 1, Podzun-Verlag
Hans H. Hildebrand: Die organisatorische Entwicklung der Marine nebst Stellenbesetzung 1848 bis 1945, Band 1, Biblio-Verlag 2000
Siegfried Breyer: Marine-Arsenal Highlight Band 1: Die 6. Zerstörer-Flottille in Norwegen, Podzun-Verlag
Stellenbesetzung der Kriegsmarine 1938, MDv 2, OKM 1938