Turkestanische Infanterie-Bataillone
Zu Beginn des Ostfeldzuges war es von der Wehrmacht nicht angedacht gewesen,
aus den einheimischen Männern bzw. aus Kriegsgefangenen Kampfformationen zur
Unterstützung der Wehrmacht aufzustellen. Nur in den baltischen Staaten (vor
allem in Estland und Lettland) wurden bereits im August 1941 bei der 18. Armee
Einheiten zur Sicherung des rückwärtigen Heeresgebietes gebildet. Dies ist
darauf zurückzuführen, dass die baltischen Staaten ja erst 1940 von der Roten
Armee annektiert worden waren. Die Schaffung nationaler Truppenkörper und ihr
Einsatz an vorderster Front sowie der Einsatz baltischer Freiwilligen in
deutschen Einheiten war aber verboten. Im November 1941 wurden die bisher
aufgestellten "Schutzmannschafts-Abteilungen" dem Heer entzogen und der
Waffen-SS unterstellt.
Während des Winters 1941/42 ergab sich dann eine ganz andere Situation der Lage.
Wegen der kritischen Lage am Wolchow und am Illmensee mußten nun auch die
Sicherungs-Einheiten in der vordersten Front eingesetzt werden, wo sie sich sehr
gut bewährten. Dabei wurden die Einheiten auch wieder dem Heer unterstellt.
Im Frühherbst 1941 hatte die 18. Armee zudem gefordert, Einheimische zur
Bekämpfung der immer größer werdenden Partisanengefahr einzusetzen. Dabei griff
man zuerst auf Kosaken zurück, da diese unter dem sowjetischen System verfolgt
worden waren und daher einen Grund hatten, sich am Kampf gegen Rußland zu
beteiligen. Aus Kriegsgefangenen wurde daher zum 6. Oktober 1941 die erste
Hundertschaft aus Kosaken aufgestellt und im Partisanengebiet eingesetzt. Da sie
sich dort bewährte, erhielt bereits am 16. November 1941 jede Sicherungsdivision
im Osten die Befugnis, je eine Reiterhundertschaft aufzustellen. Außer Kosaken
durften jetzt auch Ukrainer und Weißrussen eingesetzt werden. Im Bereich der
444. Sicherungs-Division wurden bei Saporosje im Generalgouvernement die
Freiwilligen zusammengezogen. Man bildete hier ein "Turkestanisches Regiment"
in Stärke von vier Schützen-Kompanien. Geführt wurde es von deutschen
Offizieren, auch die Ausstattung war deutsch. Die Einheit, jetzt offiziell in
Ost-Reiter-Abteilung I./444 umbenannt, wurde im Sicherungsdienst zwischen
Dnjeprmündung und Perekop eingesetzt. Später kam dann ein zweites Bataillon
(II./444) hinzu.
Auf dem Truppenübungsplatz Rembertow im Generalgouvernement wurden seit dem 18.
Oktober 1941 ebenfalls Ost-Bataillone aufgestellt. Als erste Einheit kam von
hier aus das Turkestanische Infanterie-Bataillon 450 bei Gluchov und Jampol zum
Einsatz und bewährte sich hier hervorragend. Das Bataillon diente anschließend
als Keimzelle weiterer Freiwilligenverbände. In Rembertow im Generalgouvernement
wurden bis August 1942 sechs Legionen für ausländische Freiwillige aufgestellt:
die Turkestanische Legion, die Kaukasisch-Mohammedanische Legion, die
Nordkaukasische Legion, die Georgische Legion, die Armenische Legion und die
Wolgatartarische Legion. Diese Legionen waren keine festen Verbände mit einem
einheitlichen Stab, sondern die Bezeichnung für den Zusammenschluß der
verschiedenen Einheiten und Ersatztruppenteilen. Die Freiwilligen hatten ein Sonder- oder Vorlager zu
durchlaufen, bevor sie dann in Rembertow zu den Legionen stießen. Bis Spätherbst
1942 waren in der 1. Welle sechs Turkestanische Infanterie-Bataillone, zwei
Aserbeidschanische Infanterie-Bataillone, drei Nordkaukasische
Infanterie-Bataillone, zwei Georgische Infanterie-Bataillone und zwei Armenische
Bataillone aufgestellt worden. Bis Frühjahr 1943 wurden nochmals 21
Feld-Bataillone der 2. Welle und in der 2. Jahreshälfte 1943 17 Feld-Bataillone
der 3. Welle aufgestellt. Insgesamt waren damit 53 Feldbataillone in Stärke von
insgesamt 53.000 Mann aufgestellt worden. Über den Einsatz der Bataillone siehe
die Geschichte der Bataillone.