Luftwaffenkommando Österreich
Luftflotte 4

1. Einsatz und Unterstellung:

Das Luftwaffen-Kommando Österreich wurde am 1. August 1938 in Wien aufgestellt und dem ObdL unterstellt. Der Stab wurde auch "Luftwaffenkommando Ostmark" bezeichnet. Am 18. März 1939 wurde der Stab in Luftflotte 4 umbenannt. Bei Kriegsbeginn wurde die Luftflotte 4 in Polen im Bereich der Heeresgruppe Süd eingesetzt. Aufgabe bei Ausbruch des Krieges gegen Polen am 1. September 1939 war die Vernichtung der polnischen Luftwaffe in den Räumen Krakau - Kattowitz, Lodz - Tschentstochau - Radom und Krosno - Lemberg. Auch am Folgetag wurde dieser Auftrag im Raum Lodz - Deblin - Lublin - Radom fortgesetzt. Gleichzeitig wurde das Vorgehen der 14. Armee im Raum Krakau - Tarnow unterstützt. Der 3. September stand im Zeichen der Heeresunterstützung mit dem Schwerpunkt auf Eisenbahnen und der weiteren Vernichtung der polnischen Luftwaffe im Raum Krakau - Lodz - Kamienna - Debica. Am 4. September flogen die Verbände der Luftflotte Angriffe gegen Straßen, Bahnen und Truppenansammlungen mit Schwerpunkt vor der 10. Armee ostwärts der Linie Kielce - Lodz, daneben im Raum Krakau - Rarnow - Rzeszow. An diesem Tag wurde der Luftflotte das Kampfgeschwader 55 zugeführt und der Fliegerführer z.b.V. unmittelbar unterstellt. Am 5. September wurden Angriffe gegen die sich zurückziehenden polnischen Truppen in den Räumen Tomaszow - Mazowieck - Kolo - Lowicz - Skierniewice (vor der 10. Armee) und Krakau - Sandomierz - Przemysl (vor der 14. Armee) geflogen. Außerdem wurde die 1. Panzerarmee mit Kraftstoff aus der Luft versorgt. Am 6. September erfolgten weitere Luftangriffe gegen die zurückgehenden polnischen Truppen vor der Front der 10. und 14. Armee bis an die Weichsel - Sanlinie und in den Raum um Lemberg. Am 7. September wurde der Luftflotte 4 die 1. Flieger-Division mit den Kampfgeschwadern 1 und 26 zugeführt. Es wurden weiterhin Angriffe gegen polnische Truppen bis zur Weichsel - Sanlinie geflogen, außerdem Angriffe auf wiederhergestellte Flugplätze bei Lemberg und Krosno. Am 8. September wurden die Weichsel- und Sanübergänge zerstört. Außerdem wurde die Bildung neuer polnischer Kräftegruppen hinter der Weichsel und im Raum um Lemberg verhindert. Am 9. September wurde der Bahnverkehr sowie Kolonnenbewegungen in den Räumen um Jaroslaw - Przemysl - Rawa Ruska - Lemberg, Pulawy - Lubartow - Lublin - Krasnystaw - Krasnik und Siedlce - Lukow - Brest bekämpft. Am Folgetag hatte die Luftflotte 4 den Auftrag, den Ostteil von Warschau und feindliche Kräfte im Raum Kutno - Leczyca - Kolo. Außerdem wurden Eisenbahntransporte und Straßen in den Räumen Chyrow - Sambor - Lemberg - Grodek, Kowel - Chelm - Brest und Lukow - Warschau bekämpft. Der 11. September brachte Angriffe auf abströmende polnische Kolonnen und Transporte auf Straßen und Bahnen in den Räumen Kutno - Leszyca - Warschau, Deblin - Lublin - Chelm - Krasnik und Przemysl - Sambor - Lemberg.  Am 12. September wurde wieder unmittelbare und mittelbare Unterstützung des Heeres durch Angriffe auf die im Raum Kutno - Gostynin eingeschlossene polnische Truppen sowie auf Bahntransporte, Kolonnen und Flugplätze in den Räumen Stanislau - Czortkow - Tarnopol - Zloczow - Lemberg, Luck - Kowel - Lublin, Wlodawa - Lubartow - Lukow - Siedlce - Minsk Mazowiecki, Pualwy - Gora Kalwarja und Blonie - Sochaczew - Lowicz geflogen. Außerdem wurde der Ort Krzemieniec angegriffen, in dem sich die polnische Regierung befunden haben sollte. An diesem Tag schied das Kampfgeschwader 26 aus dem Bereich der Luftflotte 4 aus und wechselte zur Luftflotte 2. Die I. / Kampfgeschwader 53 kam zur Luftflotte 3. Am 13. September wurde das Abfließen polnischer Einheiten aus Lemberg - San-Linie durch die Bekämpfung von Eisenbahnzielen und Straßen in den Räumen Lemberg - Wlodzimirz - Kowel - Brest - Siedlce - Parczew - Lubartow - Lublin, Rowne - Dubno - Brodya - Krasne - Sakal - Luck und Bilgoraje - Frampol - Janow verhindert. Nachmittags wurden Angriffe auf den Nordwestteil von Warschau geflogen. Die Kampftätigkeit war durch eine Schlechtwetterlage eingeschränkt. Am 14. September wurden die Angriffe des Vortages fortgesetzt. Außerdem wurde die 8. Armee durch Angriffe auf geeignete Ziele im Raum bei und ostwärts Kutno und nördlich von Radom unterstützt. Am 15. September versuchte die Luftflotte 4, ein Abfließen polnischer Verbände nach Osten und Südosten aus dem Raum Lemberg - Lublin durch die Bekämpfung von Eisenbahnzielen und Straßen in den Räumen Tarnopol - Lemberg - Rowne - Kowel - Chelm zu verhindern. Außerdem wurde die 8. Armee im Raum bei uns ostwärts von Kutno und nördlich von Radom durch Luftangriffe unterstützt. Am 16. September herrschte über dem Frontbereich der Luftflotte schlechtes Wetter. Trotzdem wurden Angriffe auf Bahnlinien und Straßen in den Räumen Rowne - Kowel - Lublin und Sambor - Lemberg - Bilgoraj - Rzeszow und gegen polnische Truppenansammlungen bei Gabin nördlich von Kutno geflogen. Einen besonderen Einsatz hatte die I. / Kampfgeschwader 4, welche 4.500 kg Flugblätter über Warschau abwarf. Am Folgetag wurde erneut die 8. Armee bei deren Vorgehen im Raum Sochaczew - Wyszogrod - Gabin - Zychlin - Kiernoda und die 14. Armee im Raum nördlich und nordwestlich von Lemberg unterstützt. Am 18. September fanden durch die Luftflotte 4 keine Angriffe statt, um die eigenen Truppen bei Kutno nicht zu gefährden. Dafür wurde Munition für deutsche Infanterie-Verbände abgeworfen. Auch am 19. September fanden wegen schlechten Wetters keine Einsätze statt. Am 20. September wurdebn dann wieder Einsätze geflogen, dieses mal zur Unterstützung der 10. Armee im Raum Warschau - Modlin und bei Chielm. Die Bahnlinien Chielm - Wlodawa und Chelm - Kowel wurden unterbrochen. Am 21. September konnten wegen schlechten Wetters erneut keine Einsätze geflogen werden und am 22. September wurde feindliche Artillerie bei und südlich von Modlin bekämpft. Nach einem Ruhetag am 23. September begannen am 24. September die Angriffe der Luftflotte 4 auf Ziele in Warschau.. Die Angriffe wurden am 25. und 26. September fortgeführt. Am 27. September wurden starke Angriffe auf Modlin und Nowy Dwor geflogen. Mit letzten Einsätzen gegen Modlin am 28. September 1939 endete der Einsatz der Luftflotte 4 in Polen. Ihre Verbände verlegten anschließend in die Heimat zurück, wo die Luftflotte zur Reichsluftverteidigung eingesetzt wurde. Während der Feldzüge in Norwegen, Frankreich und England war die Luftflotte nicht aktiv. Erst 1941 folgte wieder ein Einsatz, jetzt auf dem Balkan. Dabei bombardierten Flugzeuge der Luftflotte 4 am 6. April 1941 die jugoslawische Hauptstadt Belgrad, wobei 2.271 Menschen ums Leben kamen. Der verantwortliche Oberbefehlshaber, Generaloberst Alexander Löhr, wurde hierfür am 16. Februar 1947 vor dem Militärgerichtshof Jugoslawiens zum Tode verurteilt und hingerichtet. Bei der deutschen Landung auf Kreta erhielt die Luftflotte 4 den Oberbefehl über die Operation, so dass ihr auch Heereseinheiten unterstellt waren. Ab Juni 1941 war die Luftflotte 4 in Süd-Rußland bei der Heeresgruppe Süd eingesetzt. 1944 wurde die Luftflotte in Rumänien und Ungarn und 1945 in Ungarn und Österreich eingesetzt. Am 21. April 1945 wurde der Stab in Luftwaffenkommando IV umbenannt.

2. Kommandeure:

1. Juli 1938 Generaloberst Alexander Löhr

20. Juli 1942 Generalfeldmarschall Wolfram Freiherr von Richthofen

4. September 1943 Generaloberst Otto Dessloch

25. August 1944 Generalleutnant Alexander Holle

28. September 1944 Generaloberst Otto Dessloch

3. unterstellte Einheiten:

Friedensgliederung 1. Juni 1939:

Gliederung 1. September 1939

Gliederung 10. Mai 1940 (Westfeldzug)

Gliederung 5. April 1941 (Balkanfeldzug)

Gliederung 20. Mai 1941 (Griechenland)

Gliederung 21. Juni 1941 (Rußlandfeldzug)

Gliederung 1. Juli 1943 (Kursk)

Gliederung 19. Februar 1944 (Prosskurow)

Gliederung 26. März 1944 (Morczyn)

Gliederung 25. April 1944 (Morczyn)

Gliederung 26. Juni 1944 (Morczyn)

Gliederung 26. Juli 1944 (Ramnicut Sarat / Rumänien)

Gliederung 23. August 1944 (Debrecen)

Gliederung 5. September 1944 (Debrecen)

Gliederung 15. Oktober 1944 (Tavares / Westungarn)

Gliederung 2. November 1944 (Tavares / Westungarn)

Gliederung 23. November 1944 (Tavares / Westungarn)

Gliederung 11. Februar 1945 (Debrecen)

4. Literatur und Quellen:

Georg Tessin: Verbände und Truppen der deutschen Wehrmacht und Waffen-SS im Zweiten Weltkrieg 1939-1945 Band 14: Die Landstreitkräfte (Namensverbände) 496 S., Format: 17x24,2 cm, gebunden - Die Luftstreitkräfte: Fliegende Verbände. Flakeinsatz im Reich 1943-1945

Ulf Balke: Der Luftkrieg in Europa. Die operativen Einsätze des Kampfgeschwaders 2 im Zweiten Weltkrieg 1. Band, Bechtermünz Verlag

Bundesarchiv / Militärarchiv: ZA 3/840: Maaß, Bruno: Unterstellungsübersichten fliegende Verbände, 1943 - 1945