Reservelazarett Hof / Saale

 

Das 1931 eröffnete, modern eingerichtete Stadtkrankenhaus an der Eppenreuther Straße  war bereits seit 1934 als Reservelazarett eingeplant. Bis Kriegsbeginn waren in Hof /Saale als Teillazarette des Reservelazaretts Hof vorgesehen:

a) im Stadtkrankenhaus jeweils die Hälfte der Chirurgischen und der Inneren Abteilung, gleichzeitig trat ein Teil der dort bereits tätigen Ärzte als Sanitätsoffiziere in die Wehrmacht über, verblieb aber im Hofer Reservelazarett.
b) die Jugendherberge in der Zobelsreuth (heute Beethovenstraße 44),
c) die SA-Gruppen-Schule am Mittleren Anger,
d) das Schülerheim Unterkotzauer Weg.

Die Einrichtung dieser Lazarette erfolgte Ende August/Anfang September 1939 im Rahmen der Mobilmachung durch die Wehrmacht unter Heranziehung der Sanitätskolonne Hof und der Zweigvereine des Roten Kreuzes. Das erforderliche Sanitätsgerät war in der Hofer Kaserne eingelagert, jedoch wurden z.B. Röntgengeräte auch bei Zivilärzten für die Verwendung in den Reservelazaretten beschlagnahmt. Fachlich unterstellt war das Hofer Reservelazarett mit allen Abteilungen bis Kriegsende dem Wehrkreisarzt XIII in Nürnberg.

Die Feldzüge der Jahre 1939 und 1940 gegen Polen und Frankreich brachten im Vergleich mit den Anfangsjahren des Ersten Weltkriegs nur relativ wenige Verwundete, so daß bis zum Beginn des Krieges gegen die Sowjetunion im Sommer 1941 große Teile der als Reservelazarett eingerichteten Gebäude leer standen, nur das Stadtkrankenhaus war seit Anfang September 1939 ständig mit Verwundeten belegt.

Der Feldzug gegen Rußland führte ab Sommer 1941 und besonders im Winter 1941/42 zu einem lawinenartigen Anschwellen der Verwundetenzahlen und damit einem immens wachsenden Bedarf an Lazarettplätzen. Schon Ende Juli 1941 waren nach kaum vier Wochen Ostfeldzug mehr Ausfälle zu beklagen als während des ganzen Westfeldzuges 1940. Bereits im August 1941 überließ die Stadt  die Sophienberger Schule „einschließlich Hausmeister“ der Wehrmachtsverwaltung als zusätzliches „Teillazarett / Nebenlazarett Sophienschule des Reservelazaretts Hof“, die Einrichtung erfolgte durch das städtische Hochbauamt.

Seit Juni 1942 zur Unterbringung spanischer Verwundeter genutzt, wurde ab September 1942 dieses Gebäude als selbständiges Sonderlazarett für die 250. (spanische) Infanteriedivision mit eigenem spanischen Sanitätspersonal sowie eigener Verwaltung geführt, da das Ersatzkommando dieser Division ebenfalls in Hof lag. Eine Lazarettverwaltung, Apotheke und Lagerräume für die nun in fünf Gebäuden über Hof verteilten Abteilungen des Reservelazaretts richtete man im August 1942 zentral in der Gaststätte „Vereinshalle“ (Silberspindel) in der Bismarckstraße ein.

 

Die Rückschläge an der Ostfront im Sommer 1943 nach dem Scheitern der deutschen Offensive bei Kursk, vor allem die sowjetischen Großangriffe im Bereich der Heeresgruppen Mitte und Süd, führten nochmals zu einem starken Ansteigen der Verwundetenzahlen und  zwangen zum Einrichten weiterer Lazarette auch in Hof. Beschlagnahmt wurden im Juli 1943  zunächst Teile der Hofecker Schule (damals „Hans-Schemm-Schule“) für das spanische Sonderlazarett, diese Räume waren dann ab Anfang 1944 nach Abzug der Spanier als Teil des deutschen Reservelazaretts belegt. Im August 1943 folgten als weitere Teillazarette das „Schützenhaus“ und der Gemeindesaal der Christuskirchen-Gemeinde am Münster.

Damit umfaßte das Reservelazarett Hof Anfang 1944 neun ständig benutzte Abteilungen:
- Stadtkrankenhaus
- Jugendherberge in der Zobelsreuth
- SA-Gruppen-Schule am Mittleren Anger,
- Schülerheim Unterkotzauer Weg.
- Sophienberger Schule
- Hofecker Schule (Teile)
- Schützenhaus
- Christuskirche – Gemeindesaal
- Lazarettverwaltung und Apotheke in der „Vereinshalle“
Die ehemaligen „Cholerabaracken“ an der Schleizer Straße standen weiter für Quarantänefälle beim Auftreten von Seuchen zur Verfügung, scheinen aber für diesen Zweck im Zweiten Weltkrieg nicht benötigt worden zu sein.

 

Ende Januar 1945 erzwang der Zusammenbruch der deutschen Fronten im Osten die Räumung zahlreiche Lazarette in Schlesien sowie Westpreußen und die Verlegung eines großen Teils der Verwundeten nach Bayern, das damals noch nicht unmittelbar feindbedroht schien. Auch in Hof sollten geeignete Räumen dafür bereitgestellt werden, dazu meldete die Stadtverwaltung dem Wehrkreisarzt XIII in Nürnberg die Schiller- und die Neustädter Schule, außerdem die beiden Oberschulen für Mädchen und Knaben als weitere mögliche Reservelazarette. Als im Bedarfsfall zu belegende Hilfskrankenhäuser für Flüchtlinge, Bombengeschädigte und sonstige Zivilpersonen waren Pestalozzischule, Schulhaus Wilhelmstraße und Gymnasium zur Nutzung durch die Kreisleitung der NSDAP vorgesehen. Die Gaststätten „Alter Bahnhof“, „Sächsischer Hof“ in der Lorenzstraße und „Deutsches Haus“ in der Marienstraße waren schon länger für den gleichen Zweck eingeplant. Die Belegung der Neustädter Schule und der Oberschule für Mädchen mit Verwundeten erfolgte ab Ende Februar 1945, beide Gebäude wurden als neues „Reservelazarett Hof II“ geführt, während man die bisher genutzten Liegenschaften nun unter der Bezeichnung „Reservelazarett Hof I“ zusammenfaßte.

 

Die in einigen Berichten behauptete Einrichtung von weiteren Lazaretten oder Hilfslazaretten im „Theresienstein“ oder in dem seit 1933 als Luftschutzschule benutzten Gebäude der Freimaurerloge „Zum Morgenstern“ in der Kreuzsteinstraße  läßt sich aus anderen Quellen nicht nachweisen. Es ist aber durchaus möglich, daß auch dort Räume im Bedarfsfall für kürzere Zeit mit Verwundeten belegt wurden.


Quellen
Stadtarchiv Hof:
- M 35 Unveröffentlichter Verwaltungsbericht der Stadt Hof 1936-1947.
- M 48 Schwab, Oberzahlmeister d.R.: Die Stadt Hof und die Spanische Division. (Manuskript, 1944)
- A 1393 Erfassung und Beschlagnahme leerstehender Räume
- A 1445 Vollzug des Reichsleistungsgesetzes - Beschlagnahmen
- A 1455 Vollzug des Reichsleistungsgesetzes
- A 1457 Sophienschule als Reserve-Lazarett 1941 – 1946
- A 2480 Jugendherberge in der Zobelsreuth.

Literatur:
Ebert, Friedrich / Herrmann, Axel: Kleine Geschichte der Stadt Hof.  Hof  1988
Kretschmann, W.: Freimaurerloge „Zum Morgenstern“ Hof, In: Reiss, Uli: Hof im Wandel der Zeit. Bd I, Aalen 1993,   S. 57
Kroener, Bernhard, R.: Das Problem der Massenverluste. In: MGFA (Hrsg.): Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg. Bd 5: Organisation und Mobilisierung des deutschen Machtbereichs. Teilband 1: Kriegsverwaltung, Wirtschaft und personelle Ressourcen 1939 – 1941.          Stuttgart 1988, S. 877 ff.
Wurdack, Jörg: Chronik der Stadt Hof, Band X: Militärgeschichte der Stadt Hof, Hof 2005, S. 372 - 375