Erprobungsverband Ostsee

 

Ab März 1941 baute die Kriegsmarine einen Schiffsverband für Landungen an der sowjetischen Ostseeküste einen eigenen Schiffsverband, das Erprobungskommando Ostsee (EVO) auf. Dabei wurden dem Verband Personal, Fahrzeuge und Ausrüstung von der Kanalküste und der Nordseeküste zugeführt, die eigentlich für die nicht durchgeführte Landung in England (Opereation "Seelöwe") zusammengestellt worden waren. Der Verband war zum Einen für Landungen an der sowjetischen Ostseeküste vorgesehen, diente aber auch der Erprobung von neuer Landetechnik, die seit der Planung für das Unternehmen Seelöwe entwickelt wurde, aber auch der Einübung von Landungen an offenen Küsten. Insofern war er auch ein Erprobungsverband für die vorläufig aufgeschobene Landung in England. Am 22. Juni 194 bestand der Erprobungsverband Ostsee aus 4 Frachtern, 16 Küstenmotorschiffen, 5 Schweren Artillerieträgern, 3 Leichten Artillerieträgern, 9 Dampfschleppern, 14 zu Behelfslandungsbooten umgebauten Motorprähmen, 12 Schleppkähnen, 24 Motorbooten und 9 Fischloggern. Am 1. Juni 1941 hatte das Heer in Gotenhafen noch ein Bataillon (Fähren-Bataillon 128) mit 21 Siebelfähren und einem großen Motorboot aufgestellt, das am 26. Juni 1941 dem EVO unterstellt wurde.
Noch im Juni 1941 verlegte der Verband, verstärkt um fünf Marinefährpräme, nach Libau und Mitte Juli nach Riga. Anfang September 1941 folgte die Verlegung nach Pernau. Mitte September 1941 wurde der Verband an dem kleinen Hafen Werder und in den Buchten in der Nähe zusammen gezogen, um für die Eroberung der Insel Moon und der geplanten anschließenden Eroberung der Baltischen Inseln (Unternehmen Beowulf) bereit zu stehen.  Die Zahl der Marinefährprähme des EVO war mittlerweile auf 12 gestiegen und die Pionier-Landungskompanie 777 des Heeres mit 13 Pionierlandungsbooten wurde ebenfalls dem Erprobungsverband Ostsee unterstellt. Das Heer hatte außerdem noch 253 Sturmboote für die geplanten Landungen herangeführt. Vom 8. September bis zum 21. Oktober 1941 wurden die Baltischen Inseln in mehreren Landungsunternehmen durch die jeweils vom Erprobungsverband Ostsee angelandete 61. Infanterie-Division und Teile der 217. Infanterie-Division erobert. Nach der Eroberung der Baltischen Inseln wurde der Erprobungsverband zunächst nach Riga zurückverlegt und dann nach Swinemünde. Die sowjetische Ostseeküste war weitgehend in deutscher Hand, so dass der Verband für militärische Operationen nicht mehr gebraucht wurde. Auch eine Landung in England war in absehbarer Zeit außerhalb der Möglichkeit, da die Sowjetunion nicht, wie geplant, 1941 besiegt worden war, sodass ein erneutes Anlaufen von Unternehmen Seelöwe für 1942 nicht in Frage kam. So wurde der Erprobungsverband Ostsee im Dezember 1941 aufgelöst. Aus Personal und Material des Verbandes wurden die 13. und 17. Landungsflottille gebildet, die in Swinemünde als Ausbildungseinheiten für Landungsverbände dienten.

 

Führer des Verbandes:

April 1941 - Dezember 1941 Kapitän zur See Johannes Rieve

 

Literatur und Quellen:

Randolf Kugler: Das Landungswesen in Deutschland seit 1900. Verlag Oberbaum, Berlin 1989