Kommandanten für das rückwärtige Armeegebiet
Die "Kommandanten des rückwärtigen Armeegebietes" oder kurz "Korück" waren
als Teil der Besatzungsverbände für die Sicherung der Nachschubwege und die
„Befriedung“ des besetzten Gebietes zuständig. Sie unterstanden dabei den
Armee-Oberkommandos, in deren Rücken sie direkt hinter der Gefechtszone
operierten. Die Korücks, die der Gefechtszone folgten, umfassten dabei etwa eine
Tiefe von bis zu 50 Kilometern oder mehr. Während des Bewegungskriegs folgten
sie den Frontverbänden Stück für Stück weiter nach Osten. Mit Beginn des
Stellungskriegs trat dann die langfristige Sicherung der deutschen Herrschaft im
Hinterland der Armeen in den Vordergrund.
Die Sicherung des frontfernen Hinterlandes hingegen oblag den
Sicherungsdivisionen.
Zu den Aufgaben der Korücks gehörte u.a.
• militärische Sicherung des Rückwärtigen Armee-Gebietes, also die Sicherung und
Verteidigung wichtiger Anlagen sowie die aktive Partisanenbekämpfung
• Sicherung der wirtschaftlichen Erfassung
• Erhaltung und Ausbau des zivilen Verwaltungsdienstes
• Leitung des Durchmarsches von Einheiten
• Unterbringung von Truppen und Einrichtungen der Wehrmacht
• Fahrbarhaltung der Straßen
• Einsatz der Ordnungsdienste
Für die Erfüllung seiner Aufgaben waren einem Korück - mehr Rahmenverband als
Truppenteil - die verschiedensten Einheiten und Truppenteile unterstellt. Dazu
gehörten Sicherungsdivisionen, Landesschützen-Regimenter und -Bataillone, Feld-
und Ortskommandanturen, Feldgendarmerie-Einheiten sowie Einheiten der Geheimen
Feldpolizei, aber auch Verkehrs-Regelungs-Btl., Radfahr-Kompanien, Wach-Btl.,
Kraftwagen-Transport-Regimenter, Abteilungen des Reichsarbeitsdienst,
Nachschub-Bataillone und Armeeverwaltungs- sowie Feldpostämter.
Auch die Armee-Gefangenensammelstellen (A.G.S.St.) und die frontnahen
Kriegsgefangenenlager (Dulag) wurden gewöhnlich den Korücks unterstellt. In
diesen schleuste man die Kriegsgefangenen auf ihrem Weg in die Gefangenenlager
in der Heimat durch.
Im Verlaufe des Krieges und zunehmender Partisanentätigkeit im Hinterland der
Front nahmen die Korücks an Personalstärke zu. Zunehmend wurde hierbei auf
Verbündete, ehemalige Kriegsgefangene und Männer aus den besetzten Ostgebieten
zurückgergriffen. Eingesetzt wurden Sicherungs-Hundertschaften aus ehemaligen
Kriegsgefangenen, Ost(reiter)-Bataillone, zahlenmäßig schwache ungarische
Divisionen (eher in Brigadestärke), das turkestanische Bataillon 450 - um nur
einige zu nennen. Die Kopfzahlen des nichtdeutschen Personals umfassten i.d.R.
mehrere Tausend Mann.
Insgesamt war die Organisationsstruktur unruhig und stark wechselnd und
unterschied sich dadurch von anderen militärischen Großverbänden, etwa einer
Division. Von der Kopfstärke hingegen hatten Korücks mit teilweise über 15.000
Mann jedoch die Größe starker Divisionen.
Gliederung eines Kommandant des rückwärtigen Armeegebietes
Namenseinheiten:
Kommandant rückwärtiges Armeegebiet Norwegen (Korück Norwegen) |
Kommandant rückwärtiges Armeegebiet Ostkarelien (Korück Ostkarelien) |
Nummerneinheiten:
Literatur und Quellen:
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