Generalkommando II. Fallschirm-Korps (2.)

 

1. Einsatz und Unterstellung:

Das Generalkommando des II. Fallschirm-Korps wurde im Januar 1944 aus dem Generalkommando des XIII. Flieger-Korps gebildet. Dieses war durch die Überführung der Luftwaffenfeld-Divisionen in das Heer frei geworden. Das neue Generalkommando sollte zusammen mit dem I. Fallschirmkorps der 1. Fallschirm-Armee unterstellt werden und mit diesem fünf Fallschirmjäger führen. Da das Generalkommando des I. Fallschirm-Korps in Italien verblieb, wurde das Generalkommando des II. Fallschirmkorps in Frankreich zunächst dem Oberbefehlshaber West unterstellt. Der Korps-Gefechtsstand befand sich in Melun südlich von Paris. Am 12. Mai 1944 übernahm das Generalkommando den Befehl über die 3. und 5. Fallschirmjäger-Division, die in der Bretagne zu Sicherungsaufgaben eingesetzt waren. Gleichzeitig wurde das Generalkommando der 7. Armee unterstellt. Mitte Mai 1944 wurde der Korpsgefechtsstand in die Bretagne zwischen Rennes und Loudeac verlegt. Mit Beginn der alliierten Invasion in der Normandie am 6. Juni 1944 verlegte das II. Fallschirmkorps mit seinen Korps-Truppen und der 3. Fallschirmjäger-Division auf die Halbinsel Cotentin in den Raum um St. Lô, neuer Korps-Gefechtsstand wurde am 11. Juni Torigny. Die 5. Fallschirmjäger-Division wurde wenige Tage später nachgeführt, aber dem nördlich von St. Lô eingesetzten LXXXIV. Armeekorps zugeführt. In schweren Abwehrkämpfen verhinderte das Korps einen amerikanischen Durchbruch über St. Lô an die Westküste von Cotentin. Am 25. Juli 1944 erzwang das entlang der Westküste nach Süden angreifende VIII. US-Armeekorps den Durchbruch durch die Front des LXXXIV. Armeekorps. Über Coutances stießen die amerikanischen Panzerverbände weiter in Richtung auf Avranches vor. Um die Einschließung zu entgehen, mußte das II. Fallschirm-Korps Ende Juli 1944 seine Front von St. Lô nach Süden zurücknehmen. Der Korpsgefechtsstand wurde am 29. Juli nach Percy verlegt. Am 8. August 1944 stand das Korps in schweren Abwehrkämpfen beiderseits Vire und ging bis Mitte August bis Flers zurück. Bei dieser Bewegung wurde das Korps nach Osten abgedrängt. Dadurch ging die Verbindung zum angrenzenden I. SS-Panzerkorps verloren. In die so entstandene Lücke stießen britische Panzerverbände von Norden kommend über Falaise nach Südosten vor und trafen auf die von Südwesten her kommenden amerikanischen Einheiten. Damit waren am 17. August 1944 die Masse des II. Fallschirm-Korps sowie die Masse der 7. Armee im Kessel von Falaise eingeschlossen. In Verbindung mit dem Gegenangriff des II. SS-Panzerkorps konnte das II. Fallschirm-Korps unter schweren Verlusten aus dem Kessel zwischen Trun und Chambois über Coudehard nach Osten ausbrechen. Am 21. August 1944 erreichten die Verbände wieder die eigenen Linien. Im Anschluß wurden die Reste des Korps südwestlich Rouen bei Elbeuf gesammelt. Die Reste der 3. Fallschirmjäger-Division gingen zur Neuaufstellung nach Köln-Wahn. Hier übernahm das Generalkommando Anfang September 1944 auf dem Truppenübungsplatz die Aufstellung sowohl der 3. Fallschirmjäger-Division als auch der ebenfalls zerschlagenen 5. Fallschirmjäger-Division. Bereits kurz nach dem Beginn der Wiederaufstellung wurden die bereits aufgestellten Teile der Divisionen zu Kampfgruppen zusammen gefasst und in den Raum südlich von Kleve verlegt, um von dort aus gegen die bei Nijmwegen gelandeten amerikanischen Fallschirmjäger eingesetzt zu werden (Operation Market Garden). Es gelang dem Korps ab dem 19. September 1944 mit den Kampfgruppen der 3. und 5. Fallschirmjäger-Division sowie der 406. Infanterie-Division, bei einem Gegenstoß aus Kleve heraus die amerikanischen Luftlandetruppen bis in die Linie Groesbeek - Wyler - Zyfflich zurück zu drängen. Der Korps-Gefechtsstand wurde nach Keppeln verlegt. Am 22. September 1944 wurde dem Generalkommando des II. Fallschirmkorps die 190. Infanterie-Division zur Verstärkung zugeführt. Am 23. September löste die 84. Infanterie-Division die 406. Infanterie-Division ab. Das Korps hielt nun eine Stellung von der Maas bei Middelaar bis Groesbeek und weiter bis zum Waal bei Erlecom. Bis zum 3. Oktober 1944 konnte das Korps gegen die bei Nijmwegen gelandeten Amerikaner die Linie Erlecom - Wyler - Middelaar -Gennep erreichen und ging dort anschließend zur Abwehr über. Anfang November 1944 wurden die Kampfgruppen der 3. und 5. Fallschirmjäger-Division aus dem II. Fallschirmkorps heraus gelöst und erneut zur Neuaufstellung in die Heimat verlegt. Ende November 1944 übernahm das LXXXIV. Armeekorps den Gefechtsstreifen des II. Fallschirmkorps´, dem ab Anfang Dezember 1944 die Verteidigung des Maas-Abschnitts zwischen Bergen und Roermond übertragen wurde. Dem Generalkommando des II. Fallschirmkorps unterstand hier die 7. und 8. Fallschirmjäger-Division. Der Korps-Gefechtsstand lag zunächst in Vorst, südwestlich von Geldern, und ab Mitte Dezember in St. Hubert nordwestlich in Krefeld. Anfang Januar 1945 wurde die 7. Fallschirmjäger-Division durch die 190. Infanterie-Division ersetzt. Nach dem Beginn der alliierten Offensive gegen die Westwall-Stellungen am 8. Februar 1945 wurde auch die 8. Fallschirmjäger-Division in den Raum südostwärts des Reichswaldes eingesetzt. Kurz darauf wurde das Generalkommando des II. Fallschirmkorps durch das LXV. Armeekorps abgelöst und übernahm wieder das Kommando über die 7. und 8. Fallschirmjäger-Division sowie über Teile der 2. Fallschirmjäger-Division in einem Verteidigungsabschnitt beiderseits Goch zwischen Hassum und Havelnboom. Der Korps-Gefechtsstand lag jetzt in Keppeln. Nach erbitterten Kämpfen am 26. Februar 1945 bei Hollen und Keppeln wichen die Verbände des Korps bis Ende des Monats in die Linie Uedem - Weeze aus. Am 1. März 1945 verlief die Verteidigungslinie des Korps zwischen Kevelaer und Uedemer Bruch. In den folgenden Tagen musste sie bis in die Linie Sonsbeck - Issum zurückgenommen werden. Am 6. März 1945 befahl die 1. Fallschirm-Armee die Bildung des Brückenkopfes Wesel unter dem Kommando des Generalkommandos des II. Fallschirm-Korps. Die Front des Brückenkopfes verlief von Xanten über Birten, Alpen, Borth bis Büderich. Im Brückenkopf eingesetzt waren die Reste der 116. Panzer-Division, der Panzer-Lehr-Division, der 15. Panzergrenadier-Division, der 84., 180. und 190. Infanterie-Division sowie den Resten der 2., 6., 7. und 8. Fallschirmjäger-Division. Am 9. und 10. März 1945 wurde der Brückenkopf nach schweren Kämpfen geräumt und die Reste des II. Fallschirmkorps gingen auf die Rechte Rheinseite zurück. Neuer Verteidigungsabschnitt des Korps wurde der Rhein zwischen Emmerich und Wesel. Der Gefechtsstand des Korps lag nun in Büngern bei Bocholt. Am 24. März 1945 überquerten die Alliierten den Rhein mit Schwerpunkt im Bereich des II. Fallschirmkorps bei Rees. Am 28. / 29. März 1945 brachen britische Panzerverbände im Raum Anholt - Isselburg nach Norden durch und spalteten das II. Fallschirm-Korps. Verzögernd gingen die Verbände des Korps Ende März / Anfang April 1945 in die Linie Neede - Alstätte - Legden zurück. Bis zum 5. April befand sich die Masse des Korps immer noch westlich der Ems. Am 6. April ging es zwischen Rheine und Lingen auf die Ostseite der Ems über. Bereits am 7. April wurde das Korps auf Stellungen zwischen Meppen und Fürstenau zurück geworfen. Der weitere Verlauf der Absetzbewegungen des Korps vollzog sich in großen Sprüngen. Über die Linie Dörpen - Sögel - Lastrup, die am 8. April besetzt wurde, ging das Korps am 9. und 10. April auf Stellungen entlang des Küstenkanals von der Mündung in die Ems über Friesoythe bis Wardenburg südlich von Oldenburg zurück. Am 10. April 1945 wurden die 15. Panzergrenadier-Division sowie die 8. Fallschirmjäger-Division an andere Korps abgegeben und zum Teil durch Marineverbände und die neu aufgestellte 11. Fallschirmjäger-Division ersetzt. Ende April 1945 stand das Korps nach Überschreiten des Küstenkanals durch britische Panzerverbände in schweren Abwehrkämpfen beiserseits Edebrecht. Am 30. April 1945 wurde das Generalkommando zusammen mit der 7. Fallschirmjäger-Division und seinen Korpstruppen aus der Front westlich von Oldenburg herausgezogen und nach Schleswig-Holstein verlegt, um dort als Armee-Reserve für den südostwärts von Hamburg erwarteten alliierten Angriff über die Elbe bereit zu stehen. Das Generalkommando selbst bezog am 4. Mai 1945 einen neuen Gefechtsstand nördlich von Neumünster in Nortorf und am Folgetag in Gross-Breckendorf. Von hier aus ging das Generalkommando am 8. Mai 1945 in Gefangenschaft.

 

1944

Datum Armee Heeresgruppe Ort
Februar z. Vfg. OB West Paris
12. Mai 7. Armee B Normandie (Lagekarte) (Lagekarte) (Lagekarte) (Lagekarte) (Lagekarte)
September Verbleib unbekannt    
Oktober 1. Fallschirmarmee B Niederlande
Dezember 1. Fallschirmarmee H Niederlande (Lagekarte)

1945

Datum Armee Heeresgruppe Ort
Januar 1. Fallschirmarmee H Niederrhein (Lagekarte) (Lagekarte) (Lagekarte)
April 1. Fallschirmarmee OB Nordwest Ems, Weser

 

2. Kommandeure:

Januar 1944 Generalleutnant Eugen Meindl

 

3. Gliederungen:

12. Juni 1944

Divisionen Heerestruppen Korpstruppen
17. SS-Freiwilligen-Panzergrenadier-Division

275. Infanterie-Division

352. Infanterie-Division

3. Fallschirmjäger-Division

unbekannt

Fallschirm-Artillerie-Kommandeur 12

Korps-Nachrichten-Abteilung 2 der Luftwaffe

Fallschirm-Aufklärungs-Abteilung 12

Fallschirm-Artillerie-Regiment 12

Sturmgeschütz-Abteilung 2 der Luftwaffe

Fallschirm-Sturmgeschütz-Abteilung 2

Fallschirm-Flak-Regiment 12

Fallschirm-MG-Bataillon 12

Kommandeur der Nachschubeinheiten II. Fallschirm-Korps

 

5. November 1944

Divisionen Heerestruppen Korpstruppen
190. Infanterie-Division

84. Infanterie-Division

unbekannt

Fallschirm-Artillerie-Kommandeur 12

Korps-Nachrichten-Abteilung 2 der Luftwaffe

Fallschirm-Aufklärungs-Abteilung 12

Fallschirm-Artillerie-Regiment 12

Sturmgeschütz-Abteilung 2 der Luftwaffe

Fallschirm-Sturmgeschütz-Abteilung 2

Fallschirm-Flak-Regiment 12

Fallschirm-MG-Bataillon 12

Kommandeur der Nachschubeinheiten II. Fallschirm-Korps

 

12. April 1945

Divisionen Heerestruppen Korpstruppen
8. Fallschirmjäger-Division

7. Fallschirmjäger-Division

245. Infanterie-Division

unbekannt

Fallschirm-Artillerie-Kommandeur 12

Korps-Nachrichten-Abteilung 2 der Luftwaffe

Fallschirm-Aufklärungs-Abteilung 12

Fallschirm-Artillerie-Regiment 12

Sturmgeschütz-Abteilung 2 der Luftwaffe

Fallschirm-Sturmgeschütz-Abteilung 2

Fallschirm-Flak-Regiment 12

Fallschirm-MG-Bataillon 12

Kommandeur der Nachschubeinheiten II. Fallschirm-Korps

 

4. Literatur und Quellen:

Georg Tessin: Verbände und Truppen der deutschen Wehrmacht und Waffen-SS im Zweiten Weltkrieg 1939–1945. Band 2. Die Landstreitkräfte 1–5. 2. Auflage. Biblio-Verlag, Bissendorf 1973

Ulrich Dinkelaker: Brückenkopf Wesel: die Kämpfe am linken und rechten Niederrhein im Februar und März 1945 im Rahmen der alliierten Operationen Veritable, Plunder und Varsity, Agema Verlag, 1993

Erich Busch: Die Fallschirmjäger-Chronik 1935 - 1945 - Die Geschichte der Deutschen Fallschirmtruppe, Podzun-Pallas-Verlag, 1983