Reiterverband "Boeselager"
Kavallerie-Regiment Mitte
Kavallerie-Regiment 105

 

Gemäß Ob.Kdo. H.Gr. Mitte Ia 387/43 geh. vom 14. Januar 1943 war die Aufstellung des "Reiterverbandes Boeselager" befohlen worden. Sie erfolgte im Raum Nowosselski, 20 km westlich von Smolensk. Naturgemäß war es der Aufklärungs-Abteilung 6 und besonders der 1. (Reiter) Schwadron, die Boeselager im Westfeldzug und im Rußlandfeldzug bis Anfang 1942 geführt hatte, vorbehalten, den Stamm des neuen Reiterverbandes zu bilden. Die 1./Aufklärungs-Abteilung 6 wurde nun die 1. Schwadron der nach ihrem Kommandeur benannten Reitergruppe. Außerdem wurde gem. Vfg. Reiterverband Boeselager Ia 8/43 geh. vom 6.2.1943 mit Wirkung vom 27. Januar 1943 gebildet:
2. (Reiter) Schwadron: aus 3. (Reiter) Schwadron der Aufklärungs-Abteilung 34 (sp. Radfahr-Abteilung 34) der 34. Infanterie-Division
3. (Reiter) Schwadron: aus 1. (Reiter) Schwadron der Aufklärungs-Abteilung 35 der 35. Infanterie-Division
4. (Reiter) Schwadron: aus 1. (Reiter) Schwadron der Schnellen-Abt. 102 der 102. Infanterie-Division
5. (schwere) Schwadron. - Später ging auch der Reiterverband "Trubtschewsk" im Reiterverband Boeselager auf und am 28. März 1943 bildete die Reiterschwadron der Schnellen-Abt. 186 (ehem. Aufklärungs-Abteilung 186) eine 6. Schwadron in dieser neu aufgestellten Formation.
Die Reiterschwadronen wurden mit dem MG 42 und einer Granatwerfergruppe ausgerüstet. Die schwere Schwadron erhielt außer einem s.MG-Zug zu 4 MG's einen Granatwerfer-Zug mit 6 schweren Werfern und einen Zug 10,5 cm Leichtgeschütze. Die Sollstärke der ersten fünf Schwadronen betrug 28 Offiziere, 160 Unteroffiziere, 920 Mann sowie 1.123 Pferde. Diese Mannschaftsstärke konnte jedoch erst ab Ende Februar nach Eingliederung von 350 Kosaken (des Reiterverbandes "Trubtschewsk") erreicht werden.
Gemäß Umgliederungsverfügungen
1. B e f e h l für die Aufstellung eines Kavallerie-Regiments b. Ob.Kdo. H.Gr. Mitte. Gem. OKH Gen.St.d. H./Org.Abt. (I) Nr. 2721/43 geh. v. 16.3.1943.
2. B e f e h l für die Aufstellung des "Kavallerie-Regiments Mitte". Gem. OKH Chef HRüst. u. BdE, AHA Ia (I) Nr. 11076/43 geh. v. 31.3.1943 wurde ab Anfang April aus dem Reiterverband Boeselager ein Kavallerie-Regiment gebildet. Außer den schon bestehenden Schwadronen wurden eingegliedert:
Stab Aufklärungs-Abteilung 131; 1. (Reiter) Schwadron Aufklärungs-Abteilung 152; 1. (Reiter) Schwadron Schnelle-Abt. 187; 1. (Reiter) Schwadron Schnelle-Abt. 320; 2. (Reiter) Schwadron Reiterverband "Winning"; Aufklärungs-Schwadron Schnelle-Abt. 251 (für MG-Schwadron); 3. (schwere) Schwadron Aufklärungs-Abteilung 102 (für 1. Schwadron Kavallerie-Geschütz-Abteilung)
Das Kavallerie-Regiment Mitte bestand demzufolge aus:
Regiments-Stab, I. Abt. mit 1. - 4. Schwadron, II. Abt. mit 5. - 8. Schwadron, III. Abt. mit 9. - 12. Schwadron, 13. schw. Schwadron, 14. Nachrichten-Schwadron und Kavallerie-Geschütz-Abteilung mit 1. - 3. Schwadron sowie schwerer MG-Schwadron.
Die Nummerierung der Schwadronen hat wohl ab und zu gewechselt. So bildete z.B. die aus der 1./Aufklärungs-Abteilung 102 hervorgegangene 2. Schwadron Reiterverband Boeselager zunächst die 9./Kavallerie-Regiment. Mitte. Am 14. August 1943 wurde der schwere Zug dieser Schwadron (s.MG u. Gr.Wf.Gruppe) an die 12. Schwadron abgegeben und am 19. August 1943 die 9. Schwadron (Gem. Abt. Bef. Nr. 18 der III./Kavallerie-Regiment Mitte) in 11./Kavallerie-Regiment Mitte umbenannt.
Das Oberkommando der H.Gr. Mitte verfügte außerdem am 8. August 1943 mit Befehl Ia Nr. 8558/43 geh.: ". . .
4. zum Kavallerie-Regiment Mitte sind kommandiert und in jeder Hinsicht unterstellt:
a) Panzer-Kompanie 221 (O.Kdo. H.Gr. Mitte, I A 6540/43 g v. 20.6.43). Für die Panzerkompanie 221 ist ein eigener Zustandbericht einzureichen.
b) 2 Panzer-Spähwagen des O.Kdo. H.Gr. Mitte.
c) 1 Fla-Zug der 4. (Fla)/615.
d) 3. u. 5./Nachschub-Kol.Abt. 507 (O.Kdo. H.Gr. Mitte, O.Qu./Qu. 1 Nr. 5949/43 geh., I. u. II. Ang. vom 4.5. u. 13.5.43).
5. Die beim Kavallerie-Regiment über die im Bezug 1.) befohlene Gliederung bereits vorhandenen Einheiten: Nachrichten-Schwadron, J-Staffel beim Regiments-Stab, J-Trupp bei der Stabs-Kompanie., MTW-Zug, Chirurgen-Gruppe, Lazarett-Staffel, le.Kw.Kol. usw. sind der Heeresgruppe zum 20. August unter Angaben der Stärke und Bewaffnung zu melden. Es ist beabsichtigt, diese Einheiten überplanmäßig bestehen zu lassen. Anforderungen personeller und materieller Art für diese Einheiten sind an die Heeresgruppe zu richten mit dem Vermerk: "nicht vom OKH etatisiert".
6. Das T r o m p e t e r - K o r p s wurde mit OKH Chef HRüst u. BdE 24f Tr.Abt. (IIIa) Nr. 5909/43 geh. vom 30.6.43 etatisiert . . ."
Regimentskommandeur dieses Verbandes blieb der am 1.6.1943 eben erst zum Major beförderte Georg v. Boeselager.

Schon im Mai 1943, noch in der Aufstellungsphase des Kavallerie-Regiments Mitte, wurde die Verlegung des Verbandes in den Raum Staiki zwischen Orscha und Witebsk befohlen, um das für die Verlegung des Hauptquartiers der Heeresgruppe Mitte vorgesehene Gebiet von Partisanen freizukämpfen. Die erste Abteilung war bereits ab dem 14. Mai in diesem Gebiet im Einsatz. Bis zum 9. Juni galt das Gebiet um Staiki als von Partisanen gesäubert. Nach dem Beginn des Unternehmens "Zitadelle", der deutschen Offensive bei Kursk, und der russischen Gegenoffensive, wurde das Regiment  nördlich der Straße Brjansk - Orel eingesetzt. Die schweren Abwehrkämpfe des Regiments in diesem Raum dauerten bis etwa Mitte August 1943. Im Anschluß wurde das Regiment aufgefrischt und um eine III. Abteilung erweitert. Zwischen dem 26. und 30. September 1943 wurde es nördlich von Gorki eingesetzt, um russische Einheiten, welche die Panther-Stellung durchbrochen hatten, auf diese zurückzuwerfen. Es folgten Kämpfe an der Panther-Stellung, immer als "Feuerwehr" an besonders bedrohten Frontabschnitten, um diese zu stabilisieren. Nach schweren Kämpfen und schweren Verlusten wurde das Regiment am 25. Oktober 1943 aus der Front gezogen uns nach Staiki verlegt. Am 28. Oktober wurde das Regiment als Heeresgruppenreserve in den Raum um Minsk zurück genommen. Hier wurde das Regiment aufgefrischt und umgegliedert. Die 13. Schwadron erhielt einen Pionierzug, einen Pakzug und einen 2 cm Fla-Zug. Die Panzerkompanie war mit einem Zug T 34, zwei Zügen Versuchs-Kampfwagen, einem Zug Panzer II und einem MTW-Zug ausgerüstet. Anschließend wurde das Regiment bei der 2. Armee am Südflügel der Heeresgruppe Mitte eingesetzt. Aufgabe war die Sicherung der Flanke der 2. Armee gegen die Pripjet-Sümpfe. Dabei war die I. Abteilung der 2. Armee direkt unterstellt, während der Rest des Regiments im Gebiet der Rokitnosümpfe südostwärts von Pinsk dem XXIII. Armeekorps unterstand. Bei nur geringen Kampf- und Sicherungsaufgaben konnten die notwendigen Neuaufstellungen innerhalb des Regiments abgeschlossen werden. Im März 1944 erfolgte die Umgliederung des Regiments zur Kavallerie-Brigade 3. Dabei wurde das Regiment geteilt. Aus dem Regimentsstab wurde der neue Brigadestab, aus der I. Abteilung das Reiter-Regiment 31, die II. und III. Abteilung bildeten das Reiter-Regiment 32.

 

Literatur und Quellen:

Die Boselagerschen Reiter . Das Kavallerie-Regiment Mitte und die aus ihm hervorgegangene 3. Kavallerie-Brigade/Division 1943 - 1945, München, Schild Verlag 1998
Georg Tessin: Verbände und Truppen der deutschen Wehrmacht und Waffen-SS im Zweiten Weltkrieg 1939 - 1945, Band 14, Osnabrück, Biblio-Verlag 1980
Major Dr. Heinz Radke, in DSJB 1970, Schild-Verlag München, Seite 161-164