Kampfgeschwader 1 "Hindenburg"

 

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Lebenslauf:

Das Kampfgeschwader 1 "Hindenburg" entstand am 1. Mai 1939 durch die Umbenennung des Kampfgeschwaders 154 "Hindenburg". Der Stab / KG 154 wurde zum Stab / KG 1, die IV. / KG 154 zur I. / KG 1. Ausgerüstet war das Geschwader mit der Heinkel He 111 H2. Der Stab und die I. Gruppe lagen in Kolberg. Ab dem 1. September 1939, dem Beginn des Polenfeldzuges, unterstand das Geschwader der 1. Flieger-Division und flog Einsätze gegen Ziele in Polen. Der Schwerpunkt lag hier in Angriffen gegen Fliegerhorste und Bahnhöfe. Am 14. September 1939 wurde das Geschwader der 2. Flieger-Division unterstellt. Es sollte nach Krosno verlegt werden. Wegen der geringen Aufnahmefähigkeit des Platzes verlegte nur eine Gruppe nach Krosno.  Die Verbände des Geschwaders wurden jetzt gegen Straßen und Bahnen in Richtung Rumänien eingesetzt, um das Ausweichen polnischer Verbände zu verhindern. Am 18. September 1939 wurde die I. / Lehrgeschwader 3 zur II. / Kampfgeschwader 1 umbenannt. Am 19. September 1939 kehrte das Geschwader in seine Heimatstandorte zurück. Die Besatzungen des Geschwaders hatten im Schnitt 12 - 15 Einsätze in Polen geflogen, dabei sind 11 Mann Gefallen und 5 wurden verwundet. 4 Mann gerieten in Gefangenschaft. Insgesamt wurden rund 10.000 50-kg-Bomben, 400 250-kg-Bomben und 5.000 Brandbomben abgeworfen.
Nach kurzer Zeit zur Auffrischung erging am 1. Oktober 1939 der Befehl zur Verlegung des Geschwaders in den Bereich der Luftflotte 2 nach Westen. Daraufhin verlegten zuerst Stab, Stabsstaffel und II. Gruppe nach Westen, am 16. Oktober folgte die I. Gruppe. Diese rüstete in Fassberg auf die He 111 H2 um. Ab dem 11. Oktober 1939 unterstand das Geschwader dem I. Fliegerkorps, ab dem 16. Oktober 1939 dem IV. Fliegerkorps. Am 10. November 1939 erfolgte eine weitere Verlegung des Geschwaders. Am 15. Dezember 1939 begann in Burg bei Magdeburg die Aufstellung einer III. Gruppe des Kampfgeschwaders 1 aus Abgaben der Kampfgeschwader 1, 4, 54, 77 und dem Lehrgeschwader 1 sowie der Großen Kampffliegerschule Tutow und der Blindflugschule Devau. Ausgerüstet war die Gruppe mit der Heinkel He 111 H3.

Stab I. Gruppe II. Gruppe III. Gruppe
Datum Fliegerhorst Datum Fliegerhorst Datum Fliegerhorst Datum Fliegerhorst
1. Mai 1939 Kolberg 1. Mai 1939 Kolberg 18. September 1939 Herzberg 15. Dezember 1939 Burg bei Magdeburg
1. Oktober 1939 Lüneburg 4. September 1939 Ziethen 19. September 1939 Neubrandenburg    
10. November 1939 Gießen 15. September 1939 Krosno 1. Oktober 1939 Lüneburg    
    19. September 1939 Kolberg 10. November 1939 Eschwege    
    16. Oktober 1939 Fassberg        
    10. November 1939 Gießen        

Zu Beginn des Jahres 1940 war das Geschwader mit Ausbildung beschäftigt. Am 2. Februar 1940 war die III. Gruppe einsatzbereit und verlegte zum 20. Februar 1940 nach Nordhausen. Am 21. Februar 1940 wurde die 2. Staffel des Geschwaders an das neu aufzustellende Kampfgruppe 126 abgegeben und durch das Geschwader neu aufgestellt. Bis zum Beginn des Westfeldzuges hatte das Geschwader durch Unfälle 28 Tote und 5 Verwundete sowie 4 Vermisste und 3 in Gefangenschaft geratene. Ab dem 10. Mai 1940 nahm das Geschwader am Westfeldzug teil. Bereits am ersten Tag kam es zu schweren Verlusten der III. Gruppe bei einem Angriff auf die Potezwerke. In den folgenden Tagen und Wochen folgte das Geschwader den deutschen Frontverbänden. Eingesetzt wurde das Geschwader gegen Flugplätze und Truppenansammlungen sowie auf Bahnhöfe. Bis zum 22. Juni hatte das Geschwader 1.500 Einsätze in Frankreich geflogen und dabei rund 2.000 t Bomben abgeworfen. Dabei hatte das Geschwader 51 Tote, 58 Vermisste, 43 Verwundete und 45 in Gefangenschaft geratene. 38 Flugzeuge wurden zerstört.
Nach dem Westfeldzug verlegte das Geschwader zum Einsatz gegen England nach Nordfrankreich. Dabei wurden in der I. Gruppe alle nachtflugtauglichen Geschwaderangehörigen zusammen gefasst, so dass es zu folgenden Umgliederungen kam: 2. und 5. Staffel sowie 3. und 9. Staffel wurden ausgetauscht. Ab Juli 1940 wurde das Geschwader mit der Junkers Ju 88 A ausgestattet. Anfang Juli 1940 wurden durch die I. Gruppe die ersten Einsätze gegen England geflogen. Außerdem wurde in Münster-Handorf eine Ergänzungs-Lehr-Staffel aufgestellt. Am 18. August 1940 begann der "verschärfte Luftkrieg" gegen England. Das Geschwader flog Einsätze gegen Flugplätze, Versorgungseinrichtungen und die britische Infrastruktur. Anfang September 1940 wurde die III. Gruppe zur Umrüstung auf die Junkers Ju 88 A5 in die Heimat verlegt. Ab dem 7. September 1940 wurden dann verstärkt Einsätze gegen London und andere britische Städte geflogen. Im Oktober 1940 kehrte die III. Gruppe an den Kanal zurück, dafür verlegte die II. Gruppe zur Umrüstung auf die Junkers Ju 88 A5  nach Deutschland. Bis Ende 1940 hatte das Geschwader 37 Flugzeuge über England verloren, 22 weitere Maschinen wurden zum Teil schwer beschädigt. 127 Besatzungsmitglieder waren gefallen, vermisst oder in Gefangenschaft geraten.

Stab I. Gruppe II. Gruppe III. Gruppe
Datum Fliegerhorst Datum Fliegerhorst Datum Fliegerhorst Datum Fliegerhorst
1. Januar 1940 Gießen 1. Januar 1940 Gießen 1. Januar 1940 Eschwege 1. Januar 1940 Burg bei Magdeburg
17. Mai 1940 Köln-Butzweilerhof 17. Mai 1940 Köln-Butzweilerhof 17. Mai 1940 Köln-Ostheim 20. Februar 1940 Nordhausen
12. Juni 1940 Amiens-Glisy 25. Mai 1940 Escarmain 12. Juni 1940 Amiens-Glisy 17. Mai 1940 Köln-Butzweilerhof
17. Juni 1940 Evreux 4. Juni 1940 Lille-Vendeville 11. September 1940 Amiens-Rosiers 4. Juni 1940 Lille-Vendeville
Ende Juni 1940 Amiens-Glisy 12. Juni 1940 Amiens-Glisy 28. Oktober 1940 Münster-Handorf 12. Juni 1940 Amiens-Glisy
    Ende Juni 1940 Montdidier     Ende Juni 1940 Amiens-Rosiers
            6. September 1940 Münster-Handorf
            19. Oktober 1940 Bapaume-Grevillers

Auch zu Beginn des Jahres 1941 flog das Geschwader Einsätze gegen England, auch wenn die Intensität etwas nachgelassen hatte. Am 20. März 1941 schied die I. Gruppe aus dem Geschwaderverband aus und verlegte nach Brest, wo sie zur III. / Kampfgeschwader 40 wurde. Am 10. April1 941 verlegte die Stabsstaffel nach Münster-Handorf, wo sie zur 10. Staffel umbenannt wurde. Zusammen mit der Ergänzungsstaffel und der ehemaligen Ergänzungsgruppe Ju 88 Barth / Pommern entstand so die IV. Gruppe des Kampfgeschwaders 1. Der ursprüngliche Einsatz gegen England endete Ende Juni 1941. Am 1. Juni 1941 verlegte die III. Gruppe nach Giebelstadt und Illesheim, um hier die Flugzeuge instand zu setzen. Ebenso wurde die III. Gruppe nach Eichwalde verlegt. Nach Umrüstung auf den Rüstsatz A verlegte das Geschwader am 16. Juni 1941 weiter nach Osten. Ab dem 22. Juni 1941 flog das Geschwader Einsätze über Rußland. Einsatzgebiet war der Frontraum vor der Heeresgruppe Nord im Baltikum. Ab dem 12. September 1941 rüstete die II. Gruppe in Interburg auf die Junkers Ju 88 A4 um. Die III. Gruppe wurde jetzt hauptsächlich gegen Ziele im Raum Leningrad eingesetzt. Ab November 1941 war das Geschwader durch die kalte Witterung stark eingeschränkt.

Stab I. Gruppe II. Gruppe III. Gruppe IV. Gruppe
Datum Fliegerhorst Datum Fliegerhorst Datum Fliegerhorst Datum Fliegerhorst Datum Fliegerhorst
1. Januar 1941 Amiens-Glisy 1. Januar 1941 Montdidier 1. Januar 1941 Münster-Handorf 1. Januar 1941 Bapaume-Grevillers 10. April 1941 Münster-Handorf
1. Juni 1941 Powunden 21. Januar 1941 Amiens-Glisy 9. März 1941 Rosières 3. April 1941 Roye-Amy    
16. Juni 1941 Barth in Pommern     1. Juni 1941 Powunden 1. Juni Giebelstadt und Eichwalde    
17. Juni 1941 Powunden     16. Juni 1941 Barth in Pommern 16. Juni 1941 Tutow    
5. Juli 1941 Riga-Spilve     17. Juni 1941 Powunden 17. Juni 1941 Eichwald bei Laibau    
6. August 1941 Saborovka n. Pleskau     5. Juli 1941 Riga-Spilve 5. Juli 1941 Mitau    
17. Oktober 1941 Dno     23. Juli 1941 Saborovka n. Pleskau 14. Juli 1941 Pleskau    
        12. September 1941 Insterburg 6. August 1941 Saborovka n. Pleskau    
        13. Oktober 1941 Saborovka n. Pleskau 17. Oktober 1941 Dno    
        23. Oktober 1941 Dno        

Zu Beginn des Jahres 1942 lag das Geschwader auf dem Fliegerhorst Dno vor Leningrad, die IV. Gruppe noch in Münster-Handorf. Die Besatzungen, die zur Eisenbahnbekämpfung eingesetzt wurden, wurden mit der Junkers Ju 88 C-6 ausgerüstet. Ab dem 8. Januar 1942 flog das Geschwader rollende Einsätze gegen die einsetzende russische Winteroffensive. Am 10. Februar verlagerte sich das Einsatzgebiet in den Raum südlich des Ilmensees. Mitte März folgten Einsätze gegen den Wolchow-Abschnitt und ab dem 21. März im Raum Demjansk. Da der Fliegerhorst Dno mit dem einsetzenden Tauwetter unbenutzbar wurde, verlegte das Geschwader am 10. April 1942 nach Pleskau-Süd. Am 21. April1 942 verlegte die III. Gruppe nach Abgabe eines Teils ihrer Besatzungen an die II. Gruppe nach Insterburg zur Auffrischung und Umrüstung auf die Junkers Ju 88 A-4. Im Mai 1942 flog die verbliebene II. Gruppe Einsätze im Raum Cholm. Am 22. Mai 1942 kehrte die III. Gruppe nach Pleskau zurück, dafür verlegte die II. Gruppe zur Auffrischung ins Reich und kehrte am 22. Juni zurück. Um die Ausbildung junger Besatzungen zu intensivieren, verlegte die 11. Staffel am 25. April 1942 zur Partisanenbekämpfung nach Brjansk, während der Rest der IV. Gruppe am 17. Juni 1942 nach Stara-Bychow am Dnjepr folgte. Am 28. Juni 1942 wurde die in Lübeck liegende III. / Kampfgeschwader 26 in I. / Kampfgeschwader 1 umbenannt und dem Geschwader zugeführt. Nach Münster-Handorf verlegt, rüstete die Gruppe im Juni 192 auf die Junkers Ju 88 A-4 um. Anfang Juli 1942 wurden Stab, II. und III. Gruppe hauptsächlich zur bewaffneten Aufklärung und Bekämpfung von Schiffszielen im Finnischen Meerbusen eingesetzt. Am 7. Juli 1942 folgte die Verlegung nach Brjansk zum Einsatz gegen durchgebrochene russische Panzerkräfte. Die IV. Gruppe verlegte im August 1942 nach Riga-Spilve und im gleichen Monat noch nach Schaulen in Litauen. Am 27. Juli 1942 kehrte das Geschwader nach Dno zurück. Einsatzraum war jetzt der Finnische Meerbusen und der Raum südwestlich von Leningrad. Nach dem russischen Durchbruch bei Rshew im August 1942 verlegte das Geschwader (Stab, II. und III. Gruppe) beschleunigt nach Schatolowka-Ost und dann nach Brjansk. Ende August 1942 kehrte das Geschwader nach Dno zurück. Anfang August 1942 verlegte die I. Gruppe zur Nachschulung nach Avord bei Boures in Frankreich. Am 19. August 1942 beteiligte sich die Gruppe an der Abwehr der bei Dieppe gelandeten alliierten Truppen. Am 8. September 1942 erreichte auch die I. Gruppe Dno. Eingesetzt wurde das Geschwader im Raum südlich des Ladogasees. Ab dem 6. Oktober 1942 unterstand das Geschwader dem VIII. Fliegerkorps und verlegte in den Südabschnitt der Ostfront, um über dem Raum Stalingrad eingesetzt zu werden. Am 31. Oktober 1942 gab die III. Gruppe ihre Maschinen an die II. Gruppe ab und verlegte vom 1. bis 5. November nach Königsberg-Neuhausen. Am 3. November 1942 verlegte der Geschwaderstab nach Orscha-Süd und wurde dort der 1. Flieger-Division unterstellt. Ende November 1942 wurde das Geschwader gegen den russischen Einbruchsraum bei Rshew eingesetzt und erlitt dabei erhebliche Verluste. Am 19. Dezember 1942 gab der Geschwaderstab und die II. Gruppe ihre Flugzeuge ebenfalls an die I. Gruppe ab und verlegte nach Königsberg-Neuhausen. Die verbleibende I. Gruppe verlegte Ende Dezember 1942 nach Charkow, wo sie dem Luftwaffen-Kommando Don unterstellt wurde. Nach einigen Tagen folgte die Verlegung nach Urasow. Seit Beginn des Rußlandfeldzuges hatte das Geschwader 138 Totalverluste, 293 zum Teil schwer beschädigte Maschinen, 438 Gefallene, Vermisste bzw. Gefangene sowie 149 Verwundete zu beklagen.

Stab I. Gruppe II. Gruppe III. Gruppe IV. Gruppe
Datum Fliegerhorst Datum Fliegerhorst Datum Fliegerhorst Datum Fliegerhorst Datum Fliegerhorst
1. Januar 1942 Dno 28. Mai 1942 Lübeck 1. Januar 1942 Dno 1. Januar 1942 Dno 1. Januar 1942 Münster-Handorf*
10. April 1942 Pleskau-Süd 18. Juni 1942 Münster-Handorf 11. April 1942 Pleskau-Süd 12. April 1942 Pleskau-Süd 17. Juni 1942 Stara-Bychow
9. Juni 1942 Dno 5. August 1942 Avord bei Bours 25. Mai 1942 Insterburg 21. April 1942 Insterburg 9. August 1942 Riga-Spilve
10. Juli 1942 Brjansk 4. September 1942 Münster-Handorf 22. Juni 1942 Dno 22. Mai 1942 Pleskau-Süd 24. August 1942 Schaulen
27. Juli 1942 Dno 8. September 1942 Dno 10. Juli 1942 Brjansk 1. Juni 1942 Raskopolje    
August 1942 Schatolowka-Ost 7. Oktober 1942 Morosowskaja-Süd 27. Juli 1942 Dno 9. Juni 1942 Dno    
9. August 1942 Brjansk 3. November 1942 Orscha August 1942 Schatolowka-Ost 7. Juli 1942 Brjansk    
27. August 1942 Dno 25. Dezember 1942 Charkow-Woitschenko 9. August 1942 Brjansk 27. Juli 1942 Dno    
7. Oktober 1942 Morosowskaja-Süd 30. Dezember 1942 Urasow 27. August 1942 Dno August 1942 Schatolowka-Ost    
3. November 1942 Orscha     7. Oktober 1942 Morosowskaja-West 9. August 1942 Brjansk    
30. Dezember 1942 Königsberg-Neuhausen     3. November 1942 Orscha 27. August 1942 Dno    
        30. Dezember 1942 Königsberg-Neuhausen 7. Oktober 1942 Morosowskaja-Süd    
            5. November 1942 Königsberg-Neuhausen    

* 11. Staffel ab 25. April 1942 Brjansk

Zu Beginn des Jahres 1943 lag der Großteil des Geschwaders (Stab, II. und III. Gruppe) zur Auffrischung in Königsberg-Neuhausen. Die I. Gruppe lag beim Luftwaffen-Kommando Don in Urasow, die IV. (Ausbildungs-) Gruppe in Schaulen. Bei der IV. Gruppe waren die 11., 12. und 13. Staffel für die Einzel- und Grundausbildung zuständig, die 10. Staffel für den Verbandsflug und das gefechtsmäßige Fliegen. Die I. Gruppe wurde im rollenden Einsatz zwischen Don und Donez eingesetzt. Am 18. Januar 1943 musste die Gruppe vor den herannahenden russischen Truppen auf Charkow-Wotschenko ausweichen und kämpfte nun über Charkow selbst. Mitte März 1943 verlegte die Gruppe wieder in den Nordabschnitt der Ostfront und kämpfte südlich des Ladogasees. Die I. Gruppe war bereits im Januar 1943 wieder nach Dno zurück gekehrt, so dass nun auch die I. Gruppe zur Auffrischung nach Deutschland verlegen konnte. Am 13. März 1943 war auch der Geschwaderstab wieder in Dno eingetroffen. Die III. Gruppe verlegte im Sommer in Richtung Orel, um die deutsche Offensive bei Kursk zu unterstützen. Mitte August 1943 verlegte die III. Gruppe (ohne die 9. Staffel) zur Umrüstung auf die Junkers Ju 88 P-1 nach Flensburg. Die 9. Staffel verblieb zur Eisenbahn-Bekämpfung in Rußland. Damit endete der Einsatz des Geschwaders in Rußland vorerst.
Die II. Gruppe des Geschwaders verlegte zwischen dem 28. und dem 30. März 1943 nach Grottaglie bei Tarent in Süditalien. Die ersten Einsätze dienten zur Kraftstoffversorgung nach Nordafrika. Ab Mitte April folgte U-Boot-Sicherung für deutsche Schiffe im Mittelmeer. Im Juni 1943 folgten auch der Geschwaderstab und die I. Gruppe nach Italien. Nach dem Beginn der alliierten Landung auf Sizilien am 10. Juli 1943 verlegte die I. Gruppe noch am gleichen Tag nach Viterbo. I. und II. Gruppe wurden nun über Sizilien eingesetzt. Nach der Verlegung nach Foggia Ende Juli 1943 bekämpften die beiden Gruppen alliierte Schiffsbewegungen und Truppen auf Sizilien. Nach der italienischen Kapitulation am 8. September 1943 gaben die beiden Gruppen die verbleibenden Flugzeuge an das Kampfgeschwader 54 ab und verlegten nach Airasca zum Geschwaderstab zurück. Hier wurden die Soldaten zur Entwaffnung italienischer Verbände und zu Sicherungsaufgaben eingesetzt. Am 4. November 1943 verließ die II. Gruppe Italien und verlegte zuerst nach München-Neubiberg und dann nach Burg bei Magdeburg, um hier auf die Heinkel He 177 umzurüsten. Ende November / Anfang Dezember folgte der Rest des Geschwaders in die Heimat, um auf die Heinkel He 177 umzurüsten. Im Jahr 1943 hatte das Geschwader 143 Totalverluste, 140 zum Teil schwer beschädigte Maschinen, 372 Gefallene, Vermisste oder in Gefangenschaft geratene Soldaten sowie 95 Verwundete zu beklagen.

Stab I. Gruppe II. Gruppe III. Gruppe IV. Gruppe
Datum Fliegerhorst Datum Fliegerhorst Datum Fliegerhorst Datum Fliegerhorst Datum Fliegerhorst
1. Januar 1943 Königsberg-Neuhausen 1. Januar 1943 Urasow 1. Januar 1943 Königsberg-Neuhausen 1. Januar 1943 Königsberg-Neuhausen 1. Januar 1943 Schaulen
13. März 1943 Dno 18. Januar 1943 Charkow-Wotschenko 30. März 1943 Grottaglie / Italien 24. Januar 1943 Dno    
Mai 1943 Laon 19. März 1943 Kotly 15. Juni 1943 San Pancrazio 26. April 1943 Ssetschinskaja    
Juni 1943 Piacenza / Italien 23. März 1943 Dno 1. August 1943 Foggia-Morin 9. Juni 1943 Orel-West    
25. Juni 1943 Airasca 7. April 1943 Königsberg-Neuhausen 8. September 1943 Airasca 14. Juli 1943 Brjansk    
3. Dezember 1943 Burg bei Magdeburg Mai 1943 Laon 4. November 1943 München-Neubiberg 20. Juli 1943 Ssetschinskaja    
    Juni 1943 Piacenza / Italien 3. Dezember 1943 Burg bei Magdeburg August 1943 Flensburg-Weiche    
    25. Juni 1943 Airasca            
    10. Juli 1943 Viterbo            
    26. Juli 1943 Foggia-Morin            
    8. September 1943 Airasca            
    6. Dezember 1943 Brandis            

Während zu Beginn des Jahres 1944 das Kampfgeschwader 1 auf die Heinkel He 177 A-3 umrüstete, lief bei der III. Gruppe die Umrüstung auf die Junkers Ju 88 P-1, die mit einer 5-cm Pak 40 zur Panzerbekämpfung ausgerüstet war. Noch während der Umrüstung zeigten sich erhebliche Mängel an dieser Version der Ju 88. Für den Tiefflugangriff waren die Maschinen zu schwerfällig und zu schwach gepanzert. Daher wurde die Umrüstung im März 1944 abgebrochen. Die 9. (Eis) / Kampfgeschwader 1, die noch in Rußland im Einsatz stand, war bereits am 1. Februar 1944 bereits in 14. (Eis) / Kampfgeschwader 3 umbenannt worden und aus dem Gruppenverband ausgeschieden, der Rest der Gruppe wurde am 24. März 1944 aufgelöst und auf den Rest des Geschwaders verteilt. Die III. Gruppe wurde dann Ende Mai 1944 durch die III. / Kampfgeschwader 100 neu gebildet. Diese hatte ebenfalls schon auf die Heinkel He 177 A-3 umgerüstet.
Bereits im Januar 1944 verlegte die IV. Gruppe nach Neuburg an der Donau, wo neben der Junkers Ju 88 auch auf der Heinkel He 177 A-3 geschult wurde. Die Umschulung des Geschwaders auf die Heinkel He 177 A-3 gestaltete sich äußerst schwierig und langwierig. Dabei kam es auch immer wieder zu Änderungen im Schwerpunkt der Ausbildung (Tageinsatz, Zielfinder, Luftmineneinsatz). Am 1. Mai 1944 verlegte das Geschwader nach Ostpreußen, um die Umschulung dort weiter zu betreiben. Die I. Gruppe wurde aufgelöst und auf die verbleibenden Gruppen verteilt. Am 3. Juni 1944 wurde das Geschwader der Luftflotte 6 unterstellt und flog erste Einsätze an der Ostfront. Auf Grund des Kraftstoffmangels war ein größerer Einsatz des Geschwaders jedoch nicht mehr möglich. Am 27. Juli 1944 verlegte der Stab nach Brandis und dann nach Königsberg / Neumark. Die II. Gruppe verlegte ebenfalls nach Königsberg / Neumark und die III. Gruppe nach Faßberg. Das Geschwader stellte seine Maschinen auf Stellplätzen ab und wurde am 25. August 1944 zum Jagdgeschwader 7 umgegliedert. Dabei wurden der Stab, die II. und III. Gruppe zum Stab, II. und III. / Jagdgeschwader 7.

 

Kommandeure:

Geschwaderkommodore:

Oberleutnant Ulrich Kessler, 1. Mai 1939

Oberleutnant Ernst Exss, 19. Dezember 1939

Oberst Josef Kammhuber, 18. Juli 1940

Generalmajor Karl Angerstein, 1. August 1940

Major Herbert Loch, März 1942

Oberleutnant Peter Schemmel, Juni 1942 

Major Hans Keppler, 15. August 1942 

Major Heinrich Lau, September 1942 

Oberleutnant Horst von Riesen, 17. März 1943

 

I. Gruppe:

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3./KG 1                                    4./KG 1

Gruppenkommandeure:

Oberstleutnant Dipl.Ing.Robert Krauß, 1. Mai 1939 

unbekannt 1. November 1939

Major Maier, 1940

 

II. Gruppe:

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6./KG 1                                                             7./KG 1

Gruppenkommandeure:

Major Kosch, 18. September 1939

Hauptmann Stams, 1941

Hauptmann Emil Enderle,

Hauptmann Heinz Laube,

 

III. Gruppe

Gruppenkommandeure:

Major Schnelle, 15. Dezember 1939

Major W. Fanelsa, 1940

Hauptmann Heinz Fischer, August 1940

Major Lehwess-Litzmann, 1941

 

Literatur und Quellen:

Gerhard Baeker: Kampfgeschwader 1 "Hindenburg", Traditionsverb. Kampfgeschwader 1 Hindenburg, Mai 2006
Tessin, Georg, Verbände und Truppen der deutschen Wehrmacht und Waffen-SS im Zweiten Weltkrieg 1939 - 1945, Band 14
Wolfgang Dierich: Die Verbände der Luftwaffe 1935 - 1945 - Gliederungen und Kurzchroniken - Eine Dokumentation, Motorbuch-Verlag 1976
http://www.ww2.dk/air/kampf/kg1.htm