Kampfgeschwader 1 "Hindenburg"
Lebenslauf:
Das Kampfgeschwader 1 "Hindenburg" entstand am 1. Mai 1939 durch die
Umbenennung des Kampfgeschwaders 154 "Hindenburg". Der Stab / KG 154 wurde zum
Stab / KG 1, die IV. / KG 154 zur I. / KG 1. Ausgerüstet war das Geschwader mit
der Heinkel He 111 H2. Der Stab und die I. Gruppe lagen in Kolberg. Ab dem 1.
September 1939, dem Beginn des Polenfeldzuges, unterstand das Geschwader der 1.
Flieger-Division und flog Einsätze gegen Ziele in Polen. Der Schwerpunkt lag
hier in Angriffen gegen Fliegerhorste und Bahnhöfe. Am 14. September 1939 wurde
das Geschwader der 2. Flieger-Division unterstellt. Es sollte nach Krosno
verlegt werden. Wegen der geringen Aufnahmefähigkeit des Platzes verlegte nur
eine Gruppe nach Krosno. Die Verbände des Geschwaders wurden jetzt gegen
Straßen und Bahnen in Richtung Rumänien eingesetzt, um das Ausweichen polnischer
Verbände zu verhindern. Am 18. September 1939 wurde die I. / Lehrgeschwader 3
zur II. / Kampfgeschwader 1 umbenannt. Am 19. September 1939 kehrte das
Geschwader in seine Heimatstandorte zurück. Die Besatzungen des Geschwaders
hatten im Schnitt 12 - 15 Einsätze in Polen geflogen, dabei sind 11 Mann
Gefallen und 5 wurden verwundet. 4 Mann gerieten in Gefangenschaft. Insgesamt
wurden rund 10.000 50-kg-Bomben, 400 250-kg-Bomben und 5.000 Brandbomben
abgeworfen.
Nach kurzer Zeit zur Auffrischung erging am 1. Oktober 1939 der Befehl zur
Verlegung des Geschwaders in den Bereich der Luftflotte 2 nach Westen. Daraufhin
verlegten zuerst Stab, Stabsstaffel und II. Gruppe nach Westen, am 16. Oktober
folgte die I. Gruppe. Diese rüstete in Fassberg auf die He 111 H2 um. Ab dem 11.
Oktober 1939 unterstand das Geschwader dem
I. Fliegerkorps,
ab dem 16. Oktober 1939 dem
IV. Fliegerkorps.
Am 10. November 1939 erfolgte eine weitere Verlegung des Geschwaders. Am 15.
Dezember 1939 begann in Burg bei Magdeburg die Aufstellung einer III. Gruppe des
Kampfgeschwaders 1 aus Abgaben der Kampfgeschwader 1, 4, 54, 77 und dem
Lehrgeschwader 1 sowie der Großen Kampffliegerschule Tutow und der
Blindflugschule Devau. Ausgerüstet war die Gruppe mit der
Heinkel He 111 H3.
Stab | I. Gruppe | II. Gruppe | III. Gruppe | ||||
Datum | Fliegerhorst | Datum | Fliegerhorst | Datum | Fliegerhorst | Datum | Fliegerhorst |
1. Mai 1939 | Kolberg | 1. Mai 1939 | Kolberg | 18. September 1939 | Herzberg | 15. Dezember 1939 | Burg bei Magdeburg |
1. Oktober 1939 | Lüneburg | 4. September 1939 | Ziethen | 19. September 1939 | Neubrandenburg | ||
10. November 1939 | Gießen | 15. September 1939 | Krosno | 1. Oktober 1939 | Lüneburg | ||
19. September 1939 | Kolberg | 10. November 1939 | Eschwege | ||||
16. Oktober 1939 | Fassberg | ||||||
10. November 1939 | Gießen |
Zu Beginn des Jahres 1940 war das Geschwader mit Ausbildung beschäftigt. Am
2. Februar 1940 war die III. Gruppe einsatzbereit und verlegte zum 20. Februar
1940 nach Nordhausen. Am 21. Februar 1940 wurde die 2. Staffel des Geschwaders
an das neu aufzustellende Kampfgruppe 126 abgegeben und durch das Geschwader neu
aufgestellt. Bis zum Beginn des Westfeldzuges hatte das Geschwader durch Unfälle
28 Tote und 5 Verwundete sowie 4 Vermisste und 3 in Gefangenschaft geratene. Ab
dem 10. Mai 1940 nahm das Geschwader am Westfeldzug teil. Bereits am ersten Tag
kam es zu schweren Verlusten der III. Gruppe bei einem Angriff auf die
Potezwerke. In den folgenden Tagen und Wochen folgte das Geschwader den
deutschen Frontverbänden. Eingesetzt wurde das Geschwader gegen Flugplätze und
Truppenansammlungen sowie auf Bahnhöfe. Bis zum 22. Juni hatte das Geschwader
1.500 Einsätze in Frankreich geflogen und dabei rund 2.000 t Bomben abgeworfen.
Dabei hatte das Geschwader 51 Tote, 58 Vermisste, 43 Verwundete und 45 in
Gefangenschaft geratene. 38 Flugzeuge wurden zerstört.
Nach dem Westfeldzug verlegte das Geschwader zum Einsatz gegen England nach
Nordfrankreich. Dabei wurden in der I. Gruppe alle nachtflugtauglichen
Geschwaderangehörigen zusammen gefasst, so dass es zu folgenden Umgliederungen
kam: 2. und 5. Staffel sowie 3. und 9. Staffel wurden ausgetauscht. Ab Juli 1940
wurde das Geschwader mit der Junkers Ju 88 A
ausgestattet. Anfang Juli 1940 wurden durch die I. Gruppe die ersten Einsätze
gegen England geflogen. Außerdem wurde in Münster-Handorf eine
Ergänzungs-Lehr-Staffel aufgestellt. Am 18. August 1940 begann der "verschärfte
Luftkrieg" gegen England. Das Geschwader flog Einsätze gegen Flugplätze,
Versorgungseinrichtungen und die britische Infrastruktur. Anfang September 1940
wurde die III. Gruppe zur Umrüstung auf die Junkers
Ju 88 A5 in die Heimat verlegt. Ab dem 7. September 1940 wurden dann
verstärkt Einsätze gegen London und andere britische Städte geflogen. Im Oktober
1940 kehrte die III. Gruppe an den Kanal zurück, dafür verlegte die II. Gruppe
zur Umrüstung auf die Junkers Ju 88 A5 nach
Deutschland. Bis Ende 1940 hatte das Geschwader 37 Flugzeuge über England
verloren, 22 weitere Maschinen wurden zum Teil schwer beschädigt. 127
Besatzungsmitglieder waren gefallen, vermisst oder in Gefangenschaft geraten.
Stab | I. Gruppe | II. Gruppe | III. Gruppe | ||||
Datum | Fliegerhorst | Datum | Fliegerhorst | Datum | Fliegerhorst | Datum | Fliegerhorst |
1. Januar 1940 | Gießen | 1. Januar 1940 | Gießen | 1. Januar 1940 | Eschwege | 1. Januar 1940 | Burg bei Magdeburg |
17. Mai 1940 | Köln-Butzweilerhof | 17. Mai 1940 | Köln-Butzweilerhof | 17. Mai 1940 | Köln-Ostheim | 20. Februar 1940 | Nordhausen |
12. Juni 1940 | Amiens-Glisy | 25. Mai 1940 | Escarmain | 12. Juni 1940 | Amiens-Glisy | 17. Mai 1940 | Köln-Butzweilerhof |
17. Juni 1940 | Evreux | 4. Juni 1940 | Lille-Vendeville | 11. September 1940 | Amiens-Rosiers | 4. Juni 1940 | Lille-Vendeville |
Ende Juni 1940 | Amiens-Glisy | 12. Juni 1940 | Amiens-Glisy | 28. Oktober 1940 | Münster-Handorf | 12. Juni 1940 | Amiens-Glisy |
Ende Juni 1940 | Montdidier | Ende Juni 1940 | Amiens-Rosiers | ||||
6. September 1940 | Münster-Handorf | ||||||
19. Oktober 1940 | Bapaume-Grevillers |
Auch zu Beginn des Jahres 1941 flog das Geschwader Einsätze gegen England, auch wenn die Intensität etwas nachgelassen hatte. Am 20. März 1941 schied die I. Gruppe aus dem Geschwaderverband aus und verlegte nach Brest, wo sie zur III. / Kampfgeschwader 40 wurde. Am 10. April1 941 verlegte die Stabsstaffel nach Münster-Handorf, wo sie zur 10. Staffel umbenannt wurde. Zusammen mit der Ergänzungsstaffel und der ehemaligen Ergänzungsgruppe Ju 88 Barth / Pommern entstand so die IV. Gruppe des Kampfgeschwaders 1. Der ursprüngliche Einsatz gegen England endete Ende Juni 1941. Am 1. Juni 1941 verlegte die III. Gruppe nach Giebelstadt und Illesheim, um hier die Flugzeuge instand zu setzen. Ebenso wurde die III. Gruppe nach Eichwalde verlegt. Nach Umrüstung auf den Rüstsatz A verlegte das Geschwader am 16. Juni 1941 weiter nach Osten. Ab dem 22. Juni 1941 flog das Geschwader Einsätze über Rußland. Einsatzgebiet war der Frontraum vor der Heeresgruppe Nord im Baltikum. Ab dem 12. September 1941 rüstete die II. Gruppe in Interburg auf die Junkers Ju 88 A4 um. Die III. Gruppe wurde jetzt hauptsächlich gegen Ziele im Raum Leningrad eingesetzt. Ab November 1941 war das Geschwader durch die kalte Witterung stark eingeschränkt.
Stab | I. Gruppe | II. Gruppe | III. Gruppe | IV. Gruppe | |||||
Datum | Fliegerhorst | Datum | Fliegerhorst | Datum | Fliegerhorst | Datum | Fliegerhorst | Datum | Fliegerhorst |
1. Januar 1941 | Amiens-Glisy | 1. Januar 1941 | Montdidier | 1. Januar 1941 | Münster-Handorf | 1. Januar 1941 | Bapaume-Grevillers | 10. April 1941 | Münster-Handorf |
1. Juni 1941 | Powunden | 21. Januar 1941 | Amiens-Glisy | 9. März 1941 | Rosières | 3. April 1941 | Roye-Amy | ||
16. Juni 1941 | Barth in Pommern | 1. Juni 1941 | Powunden | 1. Juni | Giebelstadt und Eichwalde | ||||
17. Juni 1941 | Powunden | 16. Juni 1941 | Barth in Pommern | 16. Juni 1941 | Tutow | ||||
5. Juli 1941 | Riga-Spilve | 17. Juni 1941 | Powunden | 17. Juni 1941 | Eichwald bei Laibau | ||||
6. August 1941 | Saborovka n. Pleskau | 5. Juli 1941 | Riga-Spilve | 5. Juli 1941 | Mitau | ||||
17. Oktober 1941 | Dno | 23. Juli 1941 | Saborovka n. Pleskau | 14. Juli 1941 | Pleskau | ||||
12. September 1941 | Insterburg | 6. August 1941 | Saborovka n. Pleskau | ||||||
13. Oktober 1941 | Saborovka n. Pleskau | 17. Oktober 1941 | Dno | ||||||
23. Oktober 1941 | Dno |
Zu Beginn des Jahres 1942 lag das Geschwader auf dem Fliegerhorst Dno vor Leningrad, die IV. Gruppe noch in Münster-Handorf. Die Besatzungen, die zur Eisenbahnbekämpfung eingesetzt wurden, wurden mit der Junkers Ju 88 C-6 ausgerüstet. Ab dem 8. Januar 1942 flog das Geschwader rollende Einsätze gegen die einsetzende russische Winteroffensive. Am 10. Februar verlagerte sich das Einsatzgebiet in den Raum südlich des Ilmensees. Mitte März folgten Einsätze gegen den Wolchow-Abschnitt und ab dem 21. März im Raum Demjansk. Da der Fliegerhorst Dno mit dem einsetzenden Tauwetter unbenutzbar wurde, verlegte das Geschwader am 10. April 1942 nach Pleskau-Süd. Am 21. April1 942 verlegte die III. Gruppe nach Abgabe eines Teils ihrer Besatzungen an die II. Gruppe nach Insterburg zur Auffrischung und Umrüstung auf die Junkers Ju 88 A-4. Im Mai 1942 flog die verbliebene II. Gruppe Einsätze im Raum Cholm. Am 22. Mai 1942 kehrte die III. Gruppe nach Pleskau zurück, dafür verlegte die II. Gruppe zur Auffrischung ins Reich und kehrte am 22. Juni zurück. Um die Ausbildung junger Besatzungen zu intensivieren, verlegte die 11. Staffel am 25. April 1942 zur Partisanenbekämpfung nach Brjansk, während der Rest der IV. Gruppe am 17. Juni 1942 nach Stara-Bychow am Dnjepr folgte. Am 28. Juni 1942 wurde die in Lübeck liegende III. / Kampfgeschwader 26 in I. / Kampfgeschwader 1 umbenannt und dem Geschwader zugeführt. Nach Münster-Handorf verlegt, rüstete die Gruppe im Juni 192 auf die Junkers Ju 88 A-4 um. Anfang Juli 1942 wurden Stab, II. und III. Gruppe hauptsächlich zur bewaffneten Aufklärung und Bekämpfung von Schiffszielen im Finnischen Meerbusen eingesetzt. Am 7. Juli 1942 folgte die Verlegung nach Brjansk zum Einsatz gegen durchgebrochene russische Panzerkräfte. Die IV. Gruppe verlegte im August 1942 nach Riga-Spilve und im gleichen Monat noch nach Schaulen in Litauen. Am 27. Juli 1942 kehrte das Geschwader nach Dno zurück. Einsatzraum war jetzt der Finnische Meerbusen und der Raum südwestlich von Leningrad. Nach dem russischen Durchbruch bei Rshew im August 1942 verlegte das Geschwader (Stab, II. und III. Gruppe) beschleunigt nach Schatolowka-Ost und dann nach Brjansk. Ende August 1942 kehrte das Geschwader nach Dno zurück. Anfang August 1942 verlegte die I. Gruppe zur Nachschulung nach Avord bei Boures in Frankreich. Am 19. August 1942 beteiligte sich die Gruppe an der Abwehr der bei Dieppe gelandeten alliierten Truppen. Am 8. September 1942 erreichte auch die I. Gruppe Dno. Eingesetzt wurde das Geschwader im Raum südlich des Ladogasees. Ab dem 6. Oktober 1942 unterstand das Geschwader dem VIII. Fliegerkorps und verlegte in den Südabschnitt der Ostfront, um über dem Raum Stalingrad eingesetzt zu werden. Am 31. Oktober 1942 gab die III. Gruppe ihre Maschinen an die II. Gruppe ab und verlegte vom 1. bis 5. November nach Königsberg-Neuhausen. Am 3. November 1942 verlegte der Geschwaderstab nach Orscha-Süd und wurde dort der 1. Flieger-Division unterstellt. Ende November 1942 wurde das Geschwader gegen den russischen Einbruchsraum bei Rshew eingesetzt und erlitt dabei erhebliche Verluste. Am 19. Dezember 1942 gab der Geschwaderstab und die II. Gruppe ihre Flugzeuge ebenfalls an die I. Gruppe ab und verlegte nach Königsberg-Neuhausen. Die verbleibende I. Gruppe verlegte Ende Dezember 1942 nach Charkow, wo sie dem Luftwaffen-Kommando Don unterstellt wurde. Nach einigen Tagen folgte die Verlegung nach Urasow. Seit Beginn des Rußlandfeldzuges hatte das Geschwader 138 Totalverluste, 293 zum Teil schwer beschädigte Maschinen, 438 Gefallene, Vermisste bzw. Gefangene sowie 149 Verwundete zu beklagen.
Stab | I. Gruppe | II. Gruppe | III. Gruppe | IV. Gruppe | |||||
Datum | Fliegerhorst | Datum | Fliegerhorst | Datum | Fliegerhorst | Datum | Fliegerhorst | Datum | Fliegerhorst |
1. Januar 1942 | Dno | 28. Mai 1942 | Lübeck | 1. Januar 1942 | Dno | 1. Januar 1942 | Dno | 1. Januar 1942 | Münster-Handorf* |
10. April 1942 | Pleskau-Süd | 18. Juni 1942 | Münster-Handorf | 11. April 1942 | Pleskau-Süd | 12. April 1942 | Pleskau-Süd | 17. Juni 1942 | Stara-Bychow |
9. Juni 1942 | Dno | 5. August 1942 | Avord bei Bours | 25. Mai 1942 | Insterburg | 21. April 1942 | Insterburg | 9. August 1942 | Riga-Spilve |
10. Juli 1942 | Brjansk | 4. September 1942 | Münster-Handorf | 22. Juni 1942 | Dno | 22. Mai 1942 | Pleskau-Süd | 24. August 1942 | Schaulen |
27. Juli 1942 | Dno | 8. September 1942 | Dno | 10. Juli 1942 | Brjansk | 1. Juni 1942 | Raskopolje | ||
August 1942 | Schatolowka-Ost | 7. Oktober 1942 | Morosowskaja-Süd | 27. Juli 1942 | Dno | 9. Juni 1942 | Dno | ||
9. August 1942 | Brjansk | 3. November 1942 | Orscha | August 1942 | Schatolowka-Ost | 7. Juli 1942 | Brjansk | ||
27. August 1942 | Dno | 25. Dezember 1942 | Charkow-Woitschenko | 9. August 1942 | Brjansk | 27. Juli 1942 | Dno | ||
7. Oktober 1942 | Morosowskaja-Süd | 30. Dezember 1942 | Urasow | 27. August 1942 | Dno | August 1942 | Schatolowka-Ost | ||
3. November 1942 | Orscha | 7. Oktober 1942 | Morosowskaja-West | 9. August 1942 | Brjansk | ||||
30. Dezember 1942 | Königsberg-Neuhausen | 3. November 1942 | Orscha | 27. August 1942 | Dno | ||||
30. Dezember 1942 | Königsberg-Neuhausen | 7. Oktober 1942 | Morosowskaja-Süd | ||||||
5. November 1942 | Königsberg-Neuhausen |
* 11. Staffel ab 25. April 1942 Brjansk
Zu Beginn des Jahres 1943 lag der Großteil des Geschwaders (Stab, II. und
III. Gruppe) zur Auffrischung in Königsberg-Neuhausen. Die I. Gruppe lag beim
Luftwaffen-Kommando Don in Urasow, die IV. (Ausbildungs-) Gruppe in Schaulen.
Bei der IV. Gruppe waren die 11., 12. und 13. Staffel für die Einzel- und
Grundausbildung zuständig, die 10. Staffel für den Verbandsflug und das
gefechtsmäßige Fliegen. Die I. Gruppe wurde im rollenden Einsatz zwischen Don
und Donez eingesetzt. Am 18. Januar 1943 musste die Gruppe vor den herannahenden
russischen Truppen auf Charkow-Wotschenko ausweichen und kämpfte nun über
Charkow selbst. Mitte März 1943 verlegte die Gruppe wieder in den Nordabschnitt
der Ostfront und kämpfte südlich des Ladogasees. Die I. Gruppe war bereits im
Januar 1943 wieder nach Dno zurück gekehrt, so dass nun auch die I. Gruppe zur
Auffrischung nach Deutschland verlegen konnte. Am 13. März 1943 war auch der
Geschwaderstab wieder in Dno eingetroffen. Die III. Gruppe verlegte im Sommer in
Richtung Orel, um die deutsche Offensive bei Kursk zu unterstützen. Mitte August
1943 verlegte die III. Gruppe (ohne die 9. Staffel) zur Umrüstung auf die
Junkers Ju 88 P-1 nach Flensburg. Die 9. Staffel verblieb zur
Eisenbahn-Bekämpfung in Rußland. Damit endete der Einsatz des Geschwaders in
Rußland vorerst.
Die II. Gruppe des Geschwaders verlegte zwischen dem 28. und dem 30. März 1943
nach Grottaglie bei Tarent in Süditalien. Die ersten Einsätze dienten zur
Kraftstoffversorgung nach Nordafrika. Ab Mitte April folgte U-Boot-Sicherung für
deutsche Schiffe im Mittelmeer. Im Juni 1943 folgten auch der Geschwaderstab und
die I. Gruppe nach Italien. Nach dem Beginn der alliierten Landung auf Sizilien
am 10. Juli 1943 verlegte die I. Gruppe noch am gleichen Tag nach Viterbo. I.
und II. Gruppe wurden nun über Sizilien eingesetzt. Nach der Verlegung nach
Foggia Ende Juli 1943 bekämpften die beiden Gruppen alliierte Schiffsbewegungen
und Truppen auf Sizilien. Nach der italienischen Kapitulation am 8. September
1943 gaben die beiden Gruppen die verbleibenden Flugzeuge an das Kampfgeschwader
54 ab und verlegten nach Airasca zum Geschwaderstab zurück. Hier wurden die
Soldaten zur Entwaffnung italienischer Verbände und zu Sicherungsaufgaben
eingesetzt. Am 4. November 1943 verließ die II. Gruppe Italien und verlegte
zuerst nach München-Neubiberg und dann nach Burg bei Magdeburg, um hier auf die
Heinkel He 177 umzurüsten. Ende November / Anfang Dezember folgte der Rest des
Geschwaders in die Heimat, um auf die Heinkel He 177 umzurüsten. Im Jahr 1943
hatte das Geschwader 143 Totalverluste, 140 zum Teil schwer beschädigte
Maschinen, 372 Gefallene, Vermisste oder in Gefangenschaft geratene Soldaten
sowie 95 Verwundete zu beklagen.
Stab | I. Gruppe | II. Gruppe | III. Gruppe | IV. Gruppe | |||||
Datum | Fliegerhorst | Datum | Fliegerhorst | Datum | Fliegerhorst | Datum | Fliegerhorst | Datum | Fliegerhorst |
1. Januar 1943 | Königsberg-Neuhausen | 1. Januar 1943 | Urasow | 1. Januar 1943 | Königsberg-Neuhausen | 1. Januar 1943 | Königsberg-Neuhausen | 1. Januar 1943 | Schaulen |
13. März 1943 | Dno | 18. Januar 1943 | Charkow-Wotschenko | 30. März 1943 | Grottaglie / Italien | 24. Januar 1943 | Dno | ||
Mai 1943 | Laon | 19. März 1943 | Kotly | 15. Juni 1943 | San Pancrazio | 26. April 1943 | Ssetschinskaja | ||
Juni 1943 | Piacenza / Italien | 23. März 1943 | Dno | 1. August 1943 | Foggia-Morin | 9. Juni 1943 | Orel-West | ||
25. Juni 1943 | Airasca | 7. April 1943 | Königsberg-Neuhausen | 8. September 1943 | Airasca | 14. Juli 1943 | Brjansk | ||
3. Dezember 1943 | Burg bei Magdeburg | Mai 1943 | Laon | 4. November 1943 | München-Neubiberg | 20. Juli 1943 | Ssetschinskaja | ||
Juni 1943 | Piacenza / Italien | 3. Dezember 1943 | Burg bei Magdeburg | August 1943 | Flensburg-Weiche | ||||
25. Juni 1943 | Airasca | ||||||||
10. Juli 1943 | Viterbo | ||||||||
26. Juli 1943 | Foggia-Morin | ||||||||
8. September 1943 | Airasca | ||||||||
6. Dezember 1943 | Brandis |
Während zu Beginn des Jahres 1944 das Kampfgeschwader 1 auf die Heinkel He 177 A-3 umrüstete, lief bei der
III. Gruppe die Umrüstung auf die Junkers Ju 88 P-1, die mit einer 5-cm Pak 40
zur Panzerbekämpfung ausgerüstet war. Noch während der Umrüstung zeigten sich
erhebliche Mängel an dieser Version der Ju 88. Für den Tiefflugangriff waren die
Maschinen zu schwerfällig und zu schwach gepanzert. Daher wurde die Umrüstung im
März 1944 abgebrochen. Die 9. (Eis) / Kampfgeschwader 1, die noch in Rußland im
Einsatz stand, war bereits am 1. Februar 1944 bereits in 14. (Eis) /
Kampfgeschwader 3 umbenannt worden und aus dem Gruppenverband ausgeschieden, der
Rest der Gruppe wurde am 24. März 1944 aufgelöst und auf den Rest des
Geschwaders verteilt. Die III. Gruppe wurde dann Ende Mai 1944 durch die III. /
Kampfgeschwader 100 neu gebildet. Diese hatte ebenfalls schon auf die Heinkel He
177 A-3 umgerüstet.
Bereits im Januar 1944 verlegte die IV. Gruppe nach Neuburg an der Donau, wo
neben der Junkers Ju 88 auch auf der Heinkel He 177 A-3 geschult wurde. Die
Umschulung des Geschwaders auf die Heinkel He 177 A-3 gestaltete sich äußerst
schwierig und langwierig. Dabei kam es auch immer wieder zu Änderungen im
Schwerpunkt der Ausbildung (Tageinsatz, Zielfinder, Luftmineneinsatz). Am 1. Mai
1944 verlegte das Geschwader nach Ostpreußen, um die Umschulung dort weiter zu
betreiben. Die I. Gruppe wurde aufgelöst und auf die verbleibenden Gruppen
verteilt. Am 3. Juni 1944 wurde das Geschwader der Luftflotte 6 unterstellt und
flog erste Einsätze an der Ostfront. Auf Grund des Kraftstoffmangels war ein
größerer Einsatz des Geschwaders jedoch nicht mehr möglich. Am 27. Juli 1944
verlegte der Stab nach Brandis und dann nach Königsberg / Neumark. Die II.
Gruppe verlegte ebenfalls nach Königsberg / Neumark und die III. Gruppe nach
Faßberg. Das Geschwader stellte seine Maschinen auf Stellplätzen ab und wurde am
25. August 1944 zum Jagdgeschwader
7 umgegliedert. Dabei wurden der Stab, die II. und III. Gruppe zum Stab, II.
und III. / Jagdgeschwader
7.
Kommandeure:
Geschwaderkommodore:
Oberleutnant Ulrich Kessler, 1. Mai 1939
Oberleutnant Ernst Exss, 19. Dezember 1939
Oberst Josef Kammhuber, 18. Juli 1940
Generalmajor Karl Angerstein, 1. August 1940
Major Herbert Loch, März 1942
Oberleutnant Peter Schemmel, Juni 1942
Major Hans Keppler, 15. August 1942
Major Heinrich Lau, September 1942
Oberleutnant Horst von Riesen, 17. März 1943
I. Gruppe:
3./KG 1 4./KG 1
Gruppenkommandeure:
Oberstleutnant Dipl.Ing.Robert Krauß, 1. Mai 1939
unbekannt 1. November 1939
Major Maier, 1940
II. Gruppe:
6./KG 1 7./KG 1
Gruppenkommandeure:
Major Kosch, 18. September 1939
Hauptmann Stams, 1941
Hauptmann Emil Enderle,
Hauptmann Heinz Laube,
III. Gruppe
Gruppenkommandeure:
Major Schnelle, 15. Dezember 1939
Major W. Fanelsa, 1940
Hauptmann Heinz Fischer, August 1940
Major Lehwess-Litzmann, 1941
Literatur und Quellen:
Gerhard Baeker: Kampfgeschwader 1 "Hindenburg", Traditionsverb.
Kampfgeschwader 1 Hindenburg, Mai 2006
Tessin, Georg, Verbände und Truppen der deutschen Wehrmacht und Waffen-SS im
Zweiten Weltkrieg 1939 - 1945, Band 14
Wolfgang Dierich: Die Verbände der Luftwaffe 1935 - 1945 - Gliederungen und
Kurzchroniken - Eine Dokumentation, Motorbuch-Verlag 1976
http://www.ww2.dk/air/kampf/kg1.htm