Infanterie-Regiment (ind.) 950

 

Bekannter war das Regiment unter dem Namen "Indische Legion". Aufgestellt am 8./9. Dezember 1941 durch Beschluß bei der Konferenz in Berlin. Teilnehmer waren Vertreter des deutschen und der italienischen Außenministeriums, Vertreter des OKW und der italienischen Armee, sowie Iqbal Shedai und Subhas Chandra Bose. Mitte Dezember wurde im Kriegsgefangenenlager Annaburg (bei Torgau) ein Anfang gemacht. Als Größe war zunächst ein Infanteriebataillon vorgesehen, mit Spezialwaffen wie Flak, Pak und leichter Feldartillerie. Vorbild dafür waren die Ostbataillone. Noch das ganze Jahr 1942 behielt die Legion ihren Geheimcharakter bei. Abmachung war weiterhin, die Legion nur im Kampf um Indiens Freiheit, gegen die Engländer eingesetzt werden durfte. Am 27. Januar wurden die ersten 21 Angehörigen der Legion, in die Garnison Frankenberg gebracht. Bis April 1942 waren es 86 Köpfe, wozu noch einmal 46 Mann vom Kgf.-Lager Lamsdorf (Oberschlesien) kamen. Am 28. April war der Bestand 146 Mann. Bis Juli bestand die Legion nur aus einer Kompanie. Da für eine Vergrößerung der Truppe, der Platz Frankenberg ungeeignat war, wurde Unterkünfte auf dem Truppenübungsplatz Königsbrück (bei Dresden), vom Wehrkreis IV zur Verfügung gestellt. Im November bestand die Legion aus rund 1300 Mann, die wie folgt untergliedert waren.

Einheit Gliederung
I.Bataillon  
1. Kompanie Schützenkompnie,mit 18. l.MG, 2 schw. Granatwerfern und 4 Panzerbüchsen.
2. Kompanie Schützenkompnie,mit 18. l.MG, 2 schw. Granatwerfern und 4 Panzerbüchsen.
3. Kompanie Schützenkompnie,mit 18. l.MG, 2 schw. Granatwerfern und 4 Panzerbüchsen.
4. Kompanie als schwere MG-Kompanie
5. Kompanie als schwere Kompanie mit 1 I.G.- Zug; 1 5 cm-PAK-Zug; 1 Pionierzug
II.Bataillon  
6. Kompanie  
7. Kompanie  
8. Kompanie teilweise
1 Nachrichtenzug  

Zeitgleich wurde auch in Italien eine "Indische Legion" aus Kriegsgefangenen aufgestellt. Entgegen den Abmachungen der Konferenz von Berlin. Im Sommer 1942 hatte sie eine Stärke von 250 Mann. Eine Meuterei am 9. November 1942 in Udine, führte zu ihrer Auflösung und Abschiebung nach Deutschland. Im Februar 1943 gratulierte S.C. Bose telegrafisch dem 2000. Legionär. Mittlerweile waren es auch 14 Kompanien. Ende März war die Legion ein vollzähliges Regiment mit ca. 2600 Legionären. Ende April wurden das I. und das II. Bataillon auf den belgischen Truppenübungsplatz Beverloo verlegt. Dabei kam es zu Unruhen, bzw. Dienstverweigerungen, da die Inder nicht für deutsche Interessen kämpfen wollten, aber auch Bequemlichkeit spielte dabei eine Rolle. Es kam zu einer Kriegsgerichtsverhandlung unter Leitung von Feldkriegsgerichtsrat Dr. Hein in Königsbrück. Die beiden Anführer bekamen durch mildernde Umstände eine sechsjährige Zuchthausstrafe. Jedes Bataillon war für sich einsatzfähig und bestand aus den oben, beim I.Bataillon, angegebenen 5 Kompanien. Mitte Mai löste das I. Bataillon die deutsche Besatzung am Westwall im Bereich Ymuiden bis Haarlem bei Zandvoort (25 km westlich Amsterdam) ab, während das II. Bataillon auf die Insel Texel verlegt wurde. Das III. Bataillon bliebt noch bis Mitte Juli in Königsbrück, danach kam es nach Oldenbroek bei Zwolle auf einen Truppenübungsplatz. Im September wurden alle 3 Bataillone, aufgrund einer Denkschrift des Regimentsarztes, wegen gehäufter Tuberkolosefälle, in den Raum von Bordeaux an der Atlantikküste verlegt. Das III. Bataillon kam in den Bereich von Soustons in der Gegend von Bayonne. Anfang Oktober wurde es dann, 150 km nördlich, an das Bassin von Archachon verlegt. Mit Befehl vom 18. Oktober wurde die Indische Legion als selbstständiger Verband dem OB West GFM von Rundstedt zugewiesen. Sie wurde von der Heeresgruppe G der 1. Armee unter Generaloberst von Blaskowitz unterstellt und bekam einen zusammenhängenden Küstenabschnitt zugewiesen. Dieser erstreckte sich von der Girondemündung bis zum Bassin von Archachon, über etwa 60 Kilometer. Die Bataillone waren wie folgt verteilt. I. Bataillon im Norden, das II. in der Mitte, das III. im Süden des Abschnitts. Im Februar besuchte GFM Rommel die Stellungen der Legion, und äußerte sich zufrieden über die Qualität der indischen Soldaten. Ab Mitte Mai gab es beim I. Bataillon keine 5. Kompanie mehr, wodurch sich die Gliederung wie bei einem normalen Infanterieregiment darstellte. Das II. Bataillon wurde Ende Juli 1944 aus seinem Abschnitt herausgezogen, sammelte sich in Saumos, von dort wurde es, in das ca. 80 km südöstlich von Bordeaux gelegene Casteljaloux, verlegt. Südlich und westlich davon ziehen sich ausgedehnte Wälder, bis zu dem etwa 60 km entfernten Mont-de-Marsan, in denen Partisanen (Marquis) ihre Stützpunkte hatten. Die Aufgabe, die Wälder zu durchkämmen, wurde vom Bataillon erfüllt, danach wurde es wegen des bevorstehenden Abmarsches der Legion nach Bazaz zurückgenommen und vereinigte sich mit der Legion auf dem Weg nach Angouleme. Der Abtransport erfolgte zum großen Teil mit der Bahn. Das I. Bataillon wurde in Ruffec ausgeladen. Das III. Bataillon fuhr durch bis Poitiers. Von dort ging der Marsch jeweils weiter zur deutschen Grenze. Am 23. September traf die Truppe auf dem Truppenübungsplatz in Oberhofen bei Hagenau ein. Im August war ein Befehl abgefaßt wurden, durch den die Legion zur Waffen SS versetzt sei. Dadurch das im Wehrpaß weiterhin "Ind. I.R. 950" eingetragen blieb und die Blutgruppe nicht eintätowiert wurde, wurde die Versetzung zur Waffen SS nicht rechtskräftig. Kurz nach dem 15. November wurden die Bataillone auf die rechte Rheinseite verlegt. Im Raum Rastatt - Bühl wurde Quartier gemacht. Dann ging es in den Raum von Bretten bei Pforzheim, wo Unterkunft in Privatquartieren genommen wurde. Kurz vor Weihnachten 1944 wurde die Legion auf den Truppenübungsplatz Heuberg (Stetten am kalten Markt verlegt. In der ersten Aprilwoche wurde die Legion demobilisiert, sie mußte alle Waffen abgeben. Am Abend des 12. April 1945 verleiß die Legion den Truppenübungsplatz Heuberg und marschierte zunächst donauaufwärts. Das I. Bataillon bezog Stellung in Donaueschingen, das III. Bataillon marschierte in den Raum Singen/Radolfzell. Am 22./23. April mußte die Legion aufgrund auftretender Feindkräfte in einem Gewaltmarsch auf Meersburg marschieren. Die nächste Nacht ging es weiter nach Kressbronn. Das nächste Marschziel war das Allgäu. Am 28. April traf die Legion in Sonthofen ein. Dort geriet das Infanterie Regiment (ind.) 950 in amrikanisch/französische Kriegsgefangenschaft.

Regimentsgliederung Sommer 1944 (soweit bekannt):

Einheit Kommandeur Kompaniechef bzw. Adjutant weiteres
Regiment Oberstleutnant Kurt Krappe Obltn. Dr. Hans Seifriz Ia Hptm. Hellmuth Hamerl

Ib Obltn. Dr. Fritz Schwerdtfeger

Ic Obltn. Hellmuth Starcke

Rgt.Arzt Oberarzt Dr. Ernst Koch-Grünberg mit Dr. Madan

Rgt.Vet. Dr. Hans Richter mit Dr. Ishak

Stabs-Kompanie   Obltn. Rolf Schackert  
I.Bataillon Hptm. Adolf Scharwächter Obltn. Dr. Ulrich von Kritter Ord.Offz. Lt. Heinrich von Trott

Zahlmeister Panzner (gleichzeitig IVa für Regiment)

1. Kompanie   Obltn. Wilhelm Lutz; Lt. Abu Zar Khan  
2. Kompanie   Obltn. Till Mutzenbecher  
3. Kompanie   Obltn. Dr. Matthaei ; Lt. Karl Mottet ; Lt. Ali Khan  
4. Kompanie   Obltn. Willi Kern  
II.Bataillon Hptm. Helmuth Schönhals Obltn. Erwin Iven ; Lt. Dr. Werner Carpenberg Ord.Offz. Lt. Hans-Joachim Wegner

Btl.Arzt Dr. Kretzschmar

5. Kompanie   k.A.  
6. Kompanie   Obltn. Oskar Erdmann ; Lt. Gurbachan Singh Mangat  
7. Kompanie   Obltn. Dr. Richard Stoll  
8. Kompanie   Obltn. Werner Reiche  
III.Bataillon Obltn. Dr. Hans Kutscher Obltn. Dr. Joachim von der Goltz Ord.Offz. Lt. Dr. habil. Hans Franzen

Nachr.Zug Ltn. Schönwälder

Btl.Arzt Oberarzt Dr. Hans Loskant

Zahlmeister Ernst Seebass

9. Kompanie   Obltn. Walter Tödt ; Lt. Wolfram ; Jaswant Singh Bindra  
10.Kompanie   Obltn. Heinrich ; Lt. Allah Dad Khan  
11.Kompanie   Obltn. Plojetz ; Lt. Dr. Hans Franzen ; Lt. Haschke  
12.Kompanie   Ltn. Borsutzki ; Obltn. Sachsenröder ; Lt. Gurmukh Singh  
13. IG-Kompanie   Obltn. Hans Stephan ; Lt. Fiedler ; Lt. Sukhdev Choudry  
14. PAK-Kompanie   Obltn. Dr. Hubert Kölzer  
15. Pionier-Kompanie   Obltn. Wolf Hauter  
Inder-Batterie   Lt. Heinz Brinkmann  
Feldersatzkompanie   Lt. Hans Schackert  
Feldersatz-Bataillon Hptm. Theodor Blodig