Infanterie-Regiment 184

 

Das Infanterie-Regiment 184 wurde im Zuge der allgemeinen Mobilmachung am 26. August 1939 in Osnabrück aufgestellt und unterstand der 86. Infanterie-Division. Das Stammpersonal an Offizieren, Unteroffizieren und Mannschaften war mit dem ersten Aufstellungstag vom Infanterie-Regiment 37 der 6. Infanterie-Division zum Regiment versetzt, während der große Mannschaftsbestand, bestehend aus zweijährig aktiv gedienten Soldaten, vornehmlich aus den Räumen Düsseldorf, Duisburg, Oberhausen, Niederrhein und Osnabrück zugeführt wurde. Garnison für das Regiment war die Stadt Osnabrück.

Am 29. und 30. August 1939 befand sich das Regiment unter Führung von Oberstleutnant Schünemann, der bis zu diesem Zeitpunkt Oberst beim Stabe im Infanterie-Regiment 37 gewesen war, bereits auf dem Bahntransport zum Einsatz im Westwall, wo es im Raum Mettlach - Saarburg in den Kampfanlagen an der Saar eingesetzt wurde. Hier erhielt es in den erfolgreich durchgeführten Vorfeldkämpfen bei Perl an der Drei-Länder-Ecke seine Feuertaufe, hatte seine ersten Toten und Verwundeten und bekam die ersten Auszeichnungen. Vom 26. Januar bis 10. Mai 1940 lag das Regiment dann auf dem Truppenübungsplatz Grafenwöhr. Es war anfangs in den Dörfern südlich des Lagers und später im Lager selbst untergebracht. Diese Monate waren mit Ausbildung und Übungen bis zum Divisionsverband ausgefüllt. Dann erfolgte wiederum Verlegung per Eisenbahntransport an die Saar, und mit Beginn des Frankreichfeldzuges überschritten die Bataillone am 13. Mai 1940 um 16:30 Uhr bei Winscheringen die luxemburgische Grenze, marschierten im Verband des XII. Armee-Korps durch Luxemburg und durch Südbelgien und erhielten Einsatzbefehl in der Chiers-Stellung bei bei Meix devant Virton vor der Festung Montmedy. Stellungskrieg mit heftigem Artilleriefeuer und lebhafter Spähtrupptätigkeit kennzeichneten hier die Lage. Alle Einheiten des Regiments wurden am 30. Mai 1940 aus ihren Stellungen herausgelöst, und in anstrengenden Märschen erreichte es am 4. Juni 1940 über St. Marie, Plainevaux, Bouillon, Sedan den Raum Aboncourt - Vauzelles ostwärts Rethel. Hier erhielt es Befehl zum sofortigen Einsatz an der Aisne. Die Aisne wurde für alle Soldaten des Regiments zum Schicksalsfluß des Westfeldzuges. Am 9. Juni 1940 begann der Kampf um den Übergang über Aisne und Ardennenkanal bei Armagne und Ambly-Fleury. Nach fast zweitägigen verlustreichen Angriffen, wurden die französischen Regimenter aus den stark befestigten Stellungen der Weygand-Linie geworfen. Die Schwere dieser Kämpfe wird durch den erlittenen Verlust von 26 Offizieren, 109 Unteroffizieren und 448 Mannschaften an Toten und Verwundeten gekennzeichnet. Sofortige Verfolgung des Gegners setzte ein, und nach rastlosen Märschen und kleineren Vorhutkämpfen erreichte mit Beendigung des Frankreichfeldzuges am 25. Juni 1940 das Regiment den Raum Epinal. Es verblieb bis zum Juni 1941 als Besatzungstruppe im Raum Bourges und war dort an der Demarkationslinie eingesetzt. Am 13. Oktober 1940 wurde das III. Bataillon an das Infanterie-Regiment 581 abgegeben und ersetzt. Am 27. Juni 1941 war nach Bahntransport die Versammlung der 86. Infanterie-Division in Ostpreußen um Schierwind an der litauischen Grenze beendet. Diese wurde morgens um 5:00 Uhr überschritten. Über Maryampol, Wilna führte der Vormarsch des Regiments, welches zunächst zum Schutz der Südflanke des angreifenden XXIII. Armee-Korps eingesetzt war, in den Raum Dessna. Hier begann am 13. Juli 1941 der Großkampf um die Festung Polozk. Nach mehrtägigen schweren, aber für das Regiment erfolgreichen Durchbruchskämpfen gelang es unter persönlichem Einsatz des Regimentskommandeurs Oberst Schünemann, die Stalin-Linie an dieser Stelle mit Unterstützung von Stukas und schwerster Artillerie zum Einsturz zu bringen. Im Anschluss hieran drangen, von Norden kommend, die drei Bataillone in die Festung Polozk ein. Der Weg nach Osten war freigekämpft, und ohne Pause begann die Verfolgung des Gegners. Anfang August 1941 hatte das Regiment den Raum südlich Welkije-Luki über den Nevel kämpfend erreicht. Drei Wochen Stellungskrieg mit schweren Abwehrkämpfen in diesem Raum hatten die Soldaten des Regiments überstanden,, dann drangen sie in dreitägiger Angriffen in die gegnerischen Stellungen ein und halfen mit, die Kesselschlacht um Welkije-Luki zum siegreichen Ende zu bringen (Ende August). Anfang September erreichte das Regiment ohne nennenswerten Feindwiderstand auf grundlosen Wegen Toropez. Nach Ausscheiden aus dem Verband des XXIII. Armee-Korps standen Mitte September 1941 alle Teile der Division in den Stellungen ostwärts Smolensk am Dnjepr. Eilmärsche, die in der Zeit vom 5. bis 18. September 1941 durchgeführt wurden, lagen hinter dem Regiment. Am 7. Oktober 1941 führte die Doppelschlacht bei Wjasma - Brjansk zum Zusammenbruch der feindlichen Front. Das Regiment stieß in den kommenden Wochen bis Ende November (während der Schlammperiode) an der Wolga zwischen Kalinin und Wolgastaubecken vor (Unternehmen "Wintersturm"). Timoschino, Cholm, Szytschewka, Archangelskoje, Szubow, Latschino, Redkina an der Wolga sind nur einige Namen, die für alle Soldaten des Regiments zum Begriff geworden sind. Am 5. Dezember 1941 lief die russische Winteroffensive an und brachte auch für das Regiment schwerste Abwehrkämpfe, die bei 35 Grad Kälte und mehr dennoch erfolgreich verliefen. Im Zuge der Zurücknahme der Front waren bis zum Neujahrsfest 1942 tagtäglich und nachts erbitterte Absetzkämpfe zu bestehen, die das Regiment wiederum in den Raum Szytschewka (südlich Rshew) führten. In den Monaten Januar und Februar 1942 wurden hier alle drei Bataillone in Zusammenarbeit mit der 1. Panzer-Division zu schweren Angriffskämpfen eingesetzt mit dem Ziel, die hart südlich von Rshew durchgebrochenen russischen Verbände zu vernichten. Am 18. Februar 1942 wurde das III. Bataillon aufgelöst. Nach zweimonatigen wechselvollen Kämpfen war auch diese gestellte Aufgabe gelöst. Mehrmalige namentliche Nennung des Regiments im Wehrmachtsbericht war die äußere Anerkennung für diese Tat. Bis zum März 1943, also über ein Jahr lang, verblieben alle Teile (das Regiment hatte ab März 1942 nur noch zwei Bataillone) in diesem Raum. Der Großangriff (Unternehmen "Seydlitz") im Juli 1942 und die Winterabwehrschlacht im Dezember 1942 im Abschnitt Beloy - Lutschessalat sind als Höhepunkte aus dieser Zeit herauszuheben.

Am 15. Oktober 1942 wurde das Regiment in Grenadier-Regiment 184 umbenannt.