329. Infanterie-Division

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1. Einsatz und Unterstellung:

Die 329. Infanterie-Division war eine sog. "Walküre"-Einheit. Auf das Stichwort "Walküre" wurden im Winter 1941 aus Ausbildungs- und Ersatzpersonal des Ersatzheeres, aus Genesenen usw. ab 15. Dezember 1941 innerhalb kürzester Zeit (14 Tage) vier Infanterie-Divisionen aufgestellt, die 328., 329., 330. und 331. Infanterie-Division. "Walküre" war mobmäßig vorbereitet und sollte im Falle von Luftlandungen in der Heimat, oder Unruhen in den besetzten Gebieten die rasche Aufstellung von einsatzfähigen Verbänden gewährleisten. Im Dezember 1941 wurde "Walküre" wegen der kritischen Lage an der Ostfront ausgelöst. Der Aufruf durch Chef H Rüst und BdE "Walküre durchführen" erging mit Befehl Nr.30145/41 am 15. Dezember 1941. Der dazugehörige Ausführungsbefehl erging am 17. Dezember 1941. Darin war als erster Aufstellungstag der 18. Dezember 1941 befohlen. Die 329. Infanterie-Division selbst wurde auf dem Truppenübungsplatz Groß-Born aufgestellt. Zum Jahreswechsel 1941 / 42 folgte die Verlegung der Division auf die Truppenübungsplätze Arys Nord und Arys Süd. Ab dem 20. Februar 1942 wurde die Division beschleunigt per Bahn an die Ostfront in den Raum südlich des Ilmensees in den Bereich der 16. Armee verlegt. Dabei wurde das Infanterie-Regiment 553 in den Kessel von Cholm abgezweigt. Im März 1942 wurde im Raum Saraja-Russa die "Stoßgruppe von Seydlitz" unter Führung des Kommandeurs der 12. Jäger-Division, Generalleutnant von Seydlitz-Kurzbach zusammen gezogen, zu der auch die 329. Infanterie-Division gehörte. Auftrag der Stoßgruppe war das Freikämpfen einer Landverbindung in den Kessel von Demjansk noch vor der Schneeschmelze im Frühjahr 1942. Dieses "Unternehmen Brückenschlag" begann am 21. März 1942 Der aus dem Raum Oschedsna angreifenden Division gelang es, den rechten Flügel des Angriffs zu sichern und den Angriff zu unterstützen. Die Division erlitt bei diesem ersten Einsatz jedoch selbst schwere Verluste. Auch die folgenden Tage brachten der Division schwere Abwehrkämpfe, bis die russischen Angriffe im Zuge der Schneeschmelze abnahmen. Am 18. April 1942 schied die Division aus der Stoßgruppe von Seydlitz aus und wurde dem X. Armeekorps unterstellt. Die neue Frontlinie verlief in der Linie Tjurikowo - Waretschje - Kortschewka - Ilowez - Ssokolowo - Welikoj - Sselo - Goruschka. Am 11. Juni 1942 begann der linke Nachbar, die Luftwaffen-Division Meindl, gefolgt von der 329. Infanterie-Division einen Tag später, eine begrenzte Offensive mit dem Ziel, die Front an die Redja vorzuschieben, um dadurch die Straße Cholm - Staraja-Russa freizukämpfen. Bis zum 14. Juni konnte diese neue Linie erreicht und in den folgenden Tagen auch gehalten werden. Ab dem 26. Juni 1942 wurde die Division in den Kessel von Demjansk in den Raum südwestlich von Strelizy verlegt, während das Infanterie-Regiment 553 immer noch im Raum Cholm eingesetzt war. Ab Mitte Oktober 1942 begannen die Vorbereitungen für das Unternehmen "Puszta", die Gewinnung des Larinka-Höhengeländes im Frontbogen bei Strelizy. Am 26. Oktober 1942 trat die Division mit unterstelltem Infanterie-Regiment 4 und Panzerunterstützung über den Objessna-Bach an, blieb aber bereits zum Mittag nach einigen Anfangserfolgen im schweren russischen Abwehrfeuer liegen. Am 7. November wurde der eigene Angriff schließlich endgültig eingestellt und die Division ging auf den Objessna-Bach zurück. Nach Rückkehr des Grenadier-Regiments 553 wurde die Division ab dem 12. November 1942 aus der Front herausgezogen, um einen Frontabschnitt in der Nordostfront des Demjansker Raumes zu übernehmen. Der neue Abschnitt verlief vom Welje-See über Dunajewschtschina - Issakowo - Suchaja - Wotischi und Kirillowschtschina. In diesem Stellungsraum verblieb die Division bis Februar 1943. Nach Beginn der russischen Offensive zur Einkesselung und Vernichtung des II. Armeekorps im Raum Demjansk am 15. Februar 1943 wurde die Division am 17. Februar aus der Front gezogen und beteiligte sich an der Evakuierung des Kessels von Demjansk. Bis zum 26. Februar erreichte die Division die Robja-Brückenkopf-Stellung. Hier hatte die Division in den folgenden Tagen und Wochen schwere Abwehrkämpfe zu bestehen. Am 10. Mai 1943 begann die Herauslösung der Division nach Ablösung durch die 122. Infanterie-Division und ihre Verlegung in den Auffrischungsraum westlich des Ilmensees. Hier löste die Division die 225. Infanterie-Division im Raum Staraja-Russa - Schimsk ab. Die Front hier blieb bis zum 18. August 1943 ruhig. An diesem Tag eröffnete die Rote Armee die 5. Ladogaschlacht.  Die schweren Abwehrkämpfe dauerten bis Ende August 1943 an, dann ebbten die russischen Angriffe ab. Am 3. November 1943 wurde das Grenadier-Regiment 553 an die Front bei Newel abgegeben, wo es russischen Verbänden gelungen war, die deutsche Front zu durchbrechen. Am 9. November folgte der Rest der Division. Nach dem Plan der deutschen Führung sollte die 329. Infanterie-Division und die 81. Infanterie-Division die Verbindung zur Heeresgruppe Mitte südlich von Newel durch Angriff wieder herstellen. Der russische Einbruchsraum konnte bis zum 17. November 1943 geschlossen werden. Am 21. November bezog die Division dann eine Stellung an der Straße Pustoschka - Newel von westlich Belonssowa - Nordwestrand Ruddo-See - Nordspitze Uschtscho-See. Am 17. Februar 1944 erhielt die Division den Befehl, auf die "Panther"-Stellung auszuweichen. Anfang März 1944 erreichte die Division die Stellung von der Welikaja-Mündung - Bystroje-See - Wald ostwärts Kotowa - Ostrand Worssina - l km ostwärts Norkino - Frolowo - Star. Pustoschka - Mitte Dolossy-See - Dolossy - Novosselje - Nesterowo - l km ostwärts Rasgulina. In der neuen Stellung kam es zu einzelnen Abwehrgefechten mit russischen Einheiten. Mitte Juli 1944 wurde die Division unter größter Eile aus der Pantherstellung herausgenommen und beiderseits Pustoschka über die Reiher- in die Lettlandstellung östlich von Sebesch zurückgeführt. Dabei kam es zu schweren Abwehrkämpfen mit nachdrückenden russischen Verbänden, denen es immer wieder gelang, die Division zu überflügeln. Im Rahmen der Zurücknahme der deutschen Front nach dem Durchbruch der Roten Armee zur Rigaer Bucht im Juli 1944 und die dadurch bedingte Abtrennung der Heeresgruppe Nord mußte sich die 329. Infanterie-Division vom 17. bis zum 27. Juli 1944, ständig von der nachfolgenden 3. russischen Stoßarmee verfolgt, über die Lettland- und Rosittenstellung südlich der Bahnlinie Ludsen - Rositten - Welonen in die Schwanenburgstellung zurückkämpfen. Am 1. August 1944 gelang es der Roten Armee, bei der 263. Infanterie-Division einen Durchbruch zu erzielen, wodurch die 329. Infanterie-Division gezwungen war, durch ein bewaldetes Sumpfgebiet auf die Aquiste zurückzugehen und dort und südlich Laudona einen Brückenkopf bildete. Die folgenden schweren Kämpfe forderten von der Division weitere Absetzbewegungen. Die Reste der Division wurden am 5. August 1944 zur Verteidigung des Brückenkopfes Laudona am ostwärtigen Ufer der Aiviekste eingesetzt. Anschließend wurde die Division bei Mareiena eingesetzt. Am 17. August mußte sich die Division erneut absetzen und bezog östlich und südlich Berzaune eine neue Verteidigungsstellung. Diese wurde jedoch am gleichen Tag von russischern Einheiten durchbrochen werden, wobei die Verbindung zwischen der 16. und 18. Armee verloren ging. Schlüsselort dieses Durchbruchs war der Ort Ergli westlich des Orge-Flusses. Die Reste der Division bildeten zwei Kampfgruppen und konnte am 20. August Ergli zurückerobern. Anschließend bezog die Division eine Stellung zwischen drei Seen westlich von Ergli, wo sie etwas Ruhe fand. Indess war an eine Auffrischung der stark ausgebluteten Division nicht zu denken. Am 18. September war die Schwanenburgstellung nicht mehr zu halten und die Division ging über die Wendenstellung (75 km nordostwärts von Riga) und die Segewoldstellung zurück. Anschließend überquerte die Division die Düna und erreichte den Raum Autz, wo sie nach dem Verlust von 2/3 der Artillerie und eines Großteils der Grenadiere reorganisiert wurde. Am 26. Oktober 1944 erhielt die Division den Befehl, den Abschnitt des bisherigen linken Nachbarn, der 81. Infanterie-Division zu übernehmen. Mitten in die Verlegung erfolgte am 27. Oktober der russische Großangriff, der die 2. Kurlandschlacht eröffnete. Nur mit Mühe gelang es, einen russischen Durchbruch an dieser Stelle zu verhindernb. Nach dem Einsatzen der Schlammperiode wurden die verbleibenden Reste der Division am 8. November 1944 aus der Front genommen und in den Raum Broceni nordöstlich von Frauenburg verlegt. Zur Auffrischung der Division wurden wesentliche Teile der 21. Luftwaffen-Feld-Division eingegliedert: Jäger-Regiment 42 (L), Füsilier-Bataillon 21 (L), Luftwaffen-Artillerie-Regiment 21 (L). Wesentliche Teile der Divison mußten neu aufgestellt werden. Außerdem wurde der Division das Sicherungs-Regiment 51 unterstellt. Anfang Dezember wurde die Division wieder in die Front eingeschoben und übernahm einen Stellungsabschnitt nordostwärts Ezere - südostwärts Kursisi. Im Anschluss nahm die Division an der 3. - 6. Kurlandschlacht teil. Bis zum 8. Mai wurde die dabei in den Raum Frauenburg zurückgedrängt. Hier kapitulierte am 8. Mai 1945 die Division.

 

1941

Datum Armeekorps Armee Heeresgruppe Ort
17. Dezember in Aufstellung     Groß-Born

1942

Datum Armeekorps Armee Heeresgruppe Ort
1. Januar OKH      
20. Februar z. Vfg. 16. Armee Nord Staraja Russa
Februar Stossgruppe von Seydlitz 16. Armee Nord Staraja Russa (Lagekarte)
18. April X 16. Armee Nord Staraja Russa (Lagekarte) (Lagekarte)
Juli II 16. Armee Nord Demjansk (Lagekarte) (Lagekarte) (Lagekarte) (Lagekarte) (Lagekarte)

1943

Datum Armeekorps Armee Heeresgruppe Ort
1. Januar II 16. Armee Nord Demjansk (Lagekarte) (Lagekarte)
März X 16. Armee Nord Staraja Russa (Lagekarte)
18. März Höhne 16. Armee Nord Staraja Russa (Lagekarte) (Lagekarte)
Juni X 16. Armee Nord Staraja Russa (Lagekarte) (Lagekarte) (Lagekarte) (Lagekarte) (Lagekarte) (Lagekarte)
Dezember VIII 16. Armee Nord Newel (Lagekarte)

1944

Datum Armeekorps Armee Heeresgruppe Ort
Januar VIII 16. Armee Nord Newel (Lagekarte) (Lagekarte) (Lagekarte)
April II 16. Armee Nord Pustoschka (Lagekarte) (Lagekarte) (Lagekarte)
Juli X 16. Armee Nord Lettland (Lagekarte)
August X 18. Armee Nord Lettland (Lagekarte)
Oktober XXXVIII Grasser Nord Riga
November (Kgr.) XXXVIII Kleffel Nord Riga
Dezember XXXVIII 16. Armee Nord Kurland (Lagekarte)

1945

Datum Armeekorps Armee Heeresgruppe Ort
1. Januar XXXVIII 16. Armee Nord Kurland (Lagekarte)
25. Januar XXXVIII 16. Armee Kurland Kurland (Lagekarte) (Lagekarte) (Lagekarte)

 

2. Divisionskommandeure:

30. Dezember 1941 Generalleutnant Helmuth Castorf

7. März 1942 Oberst Bruno Hippler

22. März 1942 Oberst Dr. Johannes Mayer

9. August 1943 Generalleutnant Paul Winter

September 1943 Generalleutnant Dr. Johannes Mayer

16. Juli 1944 Generalmajor der Reserve Werner Schulze

20. Oktober 1944 Generalleutnant Konrad Menkel

1. Januar 1945 Generalmajor der Reserve Werner Schulze

1945 Generalleutnant Konrad Menkel

 

3. Gliederung:

329. Infanterie-Division 1940:

Infanterie-Regiment 551

Infanterie-Regiment 552

Infanterie-Regiment 553

Artillerie-Regiment 329

Pionier-Bataillon 329

Panzerjäger-Abteilung 329

Divisions-Nachrichten-Abteilung 329

Divisions-Nachschubführer 329

 

329. Infanterie-Division 1944:

Grenadier-Regiment 551

Grenadier-Regiment 552

Jäger-Regiment 42 (L)

Artillerie-Regiment 329

Pionier-Bataillon 329

Feldersatz-Bataillon 329

Füsilier-Bataillon 329

Panzerjäger-Abteilung 329

Divisions-Nachrichten-Abteilung 329

Divisions-Nachschubführer 329

 

4. Literatur und Quellen:

Herbert Franzen u.a.: 329. Infanterie-Division - Erinnerungen aus dem Kampfgeschehen 1942 - 1945, Trad.Verb. der 329. (Hammer)-Division,  Münster/Westfalen 1968

überarbeitete und ergänzte Neuauflage:
Klaus Pape: 329. Infanterie-Division - Cholm-Demjansk-Kurland. Die "Hammer-Division". Weg und Einsatz einer "Walküre"-Division des Heeres 1942 - 1945, Scherzers Militär-Verlag, Ranis/Jena 2007


Werner Haupt: Demjansk – Ein Bollwerk im Osten, Podzun, Bad Nauheim 1963


Georg Tessin: Verbände und Truppen der Deutschen Wehrmacht und Waffen-SS im Zweiten Weltkrieg 1939–1945. Band 9. Die Landstreitkräfte 281 – 370. Biblio-Verlag, Bissendorf 1974