302. Infanterie-Division

302ID-1.jpg (2472 Byte)

 

Feldpostnummer des Divisions-Kommandos: 00131

 

1.Einsatz und Unterstellung:

Die 302. Infanterie-Division wurde am 12. November 1940 als bodenständige Division 13. Welle in Ostmecklenburg in Pommern aus je einem Drittel der 75. Infanterie-Division und der 292. Infanterie-Division sowie aus Heimat-Wach-Bataillonen aufgestellt. Im April 1941 verlegte die Division dann als Besatzungstruppe in den Raum Nordfrankreich nach Dieppe. Am 19. August 1942 landeten kanadische Truppen im Raum Dieppe (Operation Jubilee). Ein kanadisches Regiment landete nach 5.00 Uhr – später als erwartet und damit nicht mehr im Schutze der Dunkelheit – bei Puys, wo es sofort unter Beschuss genommen wurde. Innerhalb einer Stunde fielen 225 von 600 kanadischen Soldaten; 264 wurden gefangen genommen und nur 33 konnten nach England zurückkehren. Um 4.50 Uhr waren die South Saskatchewan und die Cameron Highlanders bei Pourville gelandet. Auch sie konnten ihre Ziele auf Grund starken deutschen Widerstands nicht erreichen und mussten sich zurückziehen. Um 5.20 Uhr landeten Soldaten der Royal Hamilton und Essex Scottish am Strand von Dieppe, wo sie sofort starkem Maschinengewehrfeuer ausgesetzt waren. Die zur Unterstützung bereitgestellten Churchill-Panzer wurden zu spät abgesetzt und blieben in Sperren stecken; sie wurden größtenteils zerstört. Wegen gestörter Nachrichtenübermittlung war die alliierte Führung nicht über die Vorgänge an den Landungszonen informiert und entschied, weitere Einheiten abzusetzen. Die bereits hoffnungslose Lage am Strand vermochten auch die Verstärkungstrupps nicht zu ändern. Um 10.50 Uhr gab die alliierte Führung den Rückzugsbefehl. Bis dahin hatte sie 4.359 Mann an Verlusten zu beklagen, darunter 1.179 Gefallene und 2.190 Gefangene. Die britische RAF und die kanadische RCAF verloren 119 Flugzeuge, vor allem Spitfires; die deutsche Luftflotte 3 verlor am 19. August 1942 74 Flugzeuge (davon 50 Totalschäden): 5 Aufklärer, 29 Jagdflugzeuge und 40 Bomber. 109 Mann betrugen die Personalverluste der Luftwaffe, davon 25 Verwundete und 37 Vermisste. Die Wehrmacht hatte insgesamt mindestens 311 Gefallene und 280 Verwundete zu beklagen. Am 10. Oktober 1942 wurde die Division in eine Angriffs-Division für den Osten umgebildet. Hierzu war sie aus ihren Stellungen bei Dieppe herausgelöst und in den Raum Amiens verlegt worden. Ab dem 28. Dezember 1942 wurde die Division per Bahn an die Ostfront verlegt und bei ihrem Eintreffen der Armee-Abteilung Hollidt bei Woroschilowgrad zugeführt. Aufgabe der Division war es, ein weiteres Vorgehen der Roten Armee in Richtung von Osten bzw. Norden so lange zu verhindern, bis die Heeresgruppe A aus dem Raum südlich des Don über diesen Fluß bzw. in den Kubanbrückenkopf abgeflossen war. Die Division übernahm einen Frontabschnitt beiderseits von Kamensk von der 7. Panzer-Division. Anfang Februar 1943 zog sich die Division auf den Mius zurück und bezog eine neue Stellung östlich des Flußes nördlich und südlich von Iwanowka. Hier flauten die Feindlichen Angriffe im Frühjahr 1943 ab. Am 17. Juli 1943 trat die Rote Armee dann im Divisionsabschnitt zu einer neuen Offensive (Donez-Mius-Offensive) an. Der russische Angriff konnte im Divisionsabschnitt abgewiesen werden. Am 31. August erhielt die Division den Befehl, seine Stellungen am Mius zu räumen und im Schutze der Nacht auf die Höhen beiderseits Krasnij-Kut zurück zu gehen. Damit begann eine Absetzbewegung, die erst im Oktober 1943 nach rund 350 Kilometern im Brückenkopf von Nikopol am Dnjepr endete. Als die Division den Brückenkopf erreichte, hatte sie schwere Verluste erlitten, die Gefechtsstärken waren stark abgesunken. Die linke Flanke war an das ca. 15 km breite, dicht bewachsene Flußtal des Dnjepr angelehnt. Das Grenadier-Regiment 570 wurde am Nordufer des Flusses eingesetzt, so dass die Division die verbliebene HKL nur noch stützpunktartig besetzen konnte. In schweren Abwehrkämpfen wurde der linke Flügel der Division von den Uferhöhen Am Dnjepr heruntergedrückt. Anschließend festigte sich die Frontlinie in einer nun verkürzten Frontlinie, die bis Januar 1944 gehalten werden konnte. Da die Regimenter von den vorherigen stark geschwächt. Die III. Bataillone wurden aufgelöst und auf die Regimenter verteilt. Die eigene Frontlinie lag unter beständigen russischen Angriffen. Am 31. Januar und 1. Februar 1944 stieß die 8. russische Gardearmee mit überlegenen Kräften von Norden her in die Brückenkopffront mit der Absicht, den Brückenkopf abzuschnüren. Angesichts der bedrohlichen Lage wurde der Brückenkopf Nikopol aufgegeben. Die Division überschritt als Nachhut die Brücke von Kamenka nach Nikopol. Die von Apostolowo nach Süden vorgehenden russischen Verbände hatten inzwischen Bolschaja-Kostromka genommen und so 11 deutsche Divisionen bis auf eine kleine Lücke von etwa 7 km eingeschlossen. Die 302. Infanterie-Division erhielt den Auftrag, den über Bolschaja-Kostromka vorgestoßenen Feind zurückzuwerfen und Bolschaja-Kostromka zu nehmen, um ein Abfließen der deutschen Verbände zu ermöglichen. Der Angriff der Division begann am 8. Februar mit den bereits eingetroffenen Teilen der Division und führte zur Rückeroberung von Bolschaja-Kostromka. Bis zum 26. Februar 1944 wurde der Ort unter schweren Verlusten gehalten, dann konnten sich die Reste der Division über den Inguletz zurückziehen. Etwa am 9. März war das XXXXIV. Armeekorps auf engem Raum südostwärts Nowyj-Bug vom weiteren Rückzug über den Ingul abgeschnitten. Von den vorderen Divisionen des Korps, die die Bahnlinie südlich Nowyj-Bug erreicht hatten, wurden stärkere Panzerangriffe unter schweren Verlusten des Gegners abgewiesen. Auch gegen die 302. Infanterie-Division, die als Nachhut fungierte, richtete die Rote Armee mehrere Angriffe, die aber abgeschlagen werden konnten. In der Nacht auf den 12. März trat das XXXXIV. Armeekorps zum Durchbruch über die Bahnlinie etwa 7 km südostwärts von Nowyj-Bug an. Die 302. Infanterie-Division geriet dabei in einen russischen Gegenangriff und erlitt schwere Verluste und ging am 17. März über den Ingul. Anschließend zog sich die Division kämpfend auf den "Festen Platz" Nikolajew zurück. Die Reste der Division wurden in die Verteidigungsfront um Nikolajew eingegliedert Am 24. März 1944 wurde Nikolajew geräumt und die Division bezog am Westufer des Bug eine Auffangstellung für noch zurückgehende deutsche Truppen. Dann setzte die Division ihren Rückzug in Richtung auf den Dnjestr fort. Während die Versorgungsdienste der Division über Odessa zurück gingen, nahm die kämpfende Truppe den Weg in allgemein westlicher Richtung nördlich um Odessa herum. Immer wieder mussten von Norden her geführte russische Angriffe abgewehrt werden. Als letzte deutsche Division überquerten am 16. April 1944 die Reste der 302. Infanterie-Division über den Dnjestr-Liman. Unmittelbar nach dem erfolgten Übergang wurde die Division in eine neue Abwehrfront von südostwärts Tighina bis etwa 9 km nördlich Tighina eingegliedert. Dabei konnte die Division bei Tiraspol einen russischen Brückenkopf abzuriegeln und einengen. Etwa ab dem 20. April 1944 erstarrte die Front im großen und ganzen bis zum 20. August 1944. Die Stellungen wurden ausgebaut und laufend verstärkt. Am 20. August 1944 begann die russische Großoffensive gegen die Heeresgruppe Südukraine. Die Division wurde aus ihren Stellungen gedrückt und musste sich anschließend kämpfend zurückziehen. Sie wurde schließlich bis zum 26. August 1944 im Raum 25 km westlich von Gura Galbena und noch rund 20 km ostwärts des Bug eingekesselt und vernichtet. Restteile kamen zur Auffrischung der 76. Infanterie-Division und der 15. Infanterie-Division. Mit Befehl vom 9. Oktober 1944 (Nr. I/19539/44) wurde die 302. Infanterie Division mit sofortiger Wirkung als aufgelöst erklärt.

 

1940

Datum Armeekorps Armee Heeresgruppe Ort
12. November in Aufstellung     WK II

1941

Datum Armeekorps Armee Heeresgruppe Ort
1. Januar in Aufstellung      
Mai XXXII 15. Armee D Dieppe (Lagekarte)

1942

Datum Armeekorps Armee Heeresgruppe Ort
1. Januar XXXII 15. Armee D Dieppe
Juni LXXXI 15. Armee D Dieppe (Lagekarte) (Lagekarte) (Lagekarte) (Lagekarte)
31. Dezember z. Vfg.   D / OKH-Reserve Frankreich

1943

Datum Armeekorps Armee Heeresgruppe Ort
1. Januar z. Vfg.   D / OKH-Reserve Frankreich
6. Januar z. Vfg.   Don Woroschilowgrad
14. Januar z. Vfg.   B Woroschilowgrad
15. Januar z. Vfg. Fretter-Pico Süd Woroschilowgrad
17. Januar XXXXVIII. Pz. Hollidt Don Woroschilowgrad (Lagekarte)
19. Februar XVII Hollidt Süd Woroschilowgrad (Lagekarte)
6. März XVII 6. Armee Süd Mius (Lagekarte) (Lagekarte) (Lagekarte) (Lagekarte) (Lagekarte) (Lagekarte) (Lagekarte)
15. September IV 6. Armee A Saporoshje (Lagekarte)
November IV 1. Panzerarmee Süd Saporoshje (Lagekarte) (Lagekarte)

1944

Datum Armeekorps Armee Heeresgruppe Ort
Januar XVII 6. Armee Süd Nikopol (Lagekarte)
Februar IV 6. Armee Süd Nikopol (Lagekarte)
März IV 6. Armee A Nikolajow (Lagekarte)
April (Kgr.) z. Vfg. 6.Armee Südukraine Odessa (Lagekarte)
Mai XXX 6. Armee Südukraine Tighina (Lagekarte) (Lagekarte) (Lagekarte) (Lagekarte)
August im Raum Tighina / Gura Galbena vernichtet      

 

2. Divisionskommandeure:

15. November 1940 Generalleutnant Konrad Haase

26. November 1942 Generalleutnant Otto Elfeldt

12. November 1943 Generalleutnant Dr. Karl Rüdiger

25. Januar 1944 Generalleutnant Erich von Bogen

Juli 1944 Oberst Willi Fischer

 

3. Gliederung:

302.Infanterie-Division 1940:

Infanterie-Regiment 570

Infanterie-Regiment 571

Infanterie-Regiment 572

Artillerie-Regiment 302

Pionier-Bataillon 302

Panzerjäger-Abteilung 302

Infanterie-Divisions-Nachrichten-Abteilung 302

Infanterie-Divisions-Nachschubführer 302

 

302. Infanterie-Division 1944:

Grenadier-Regiment 570

Grenadier-Regiment 572

Divisionsgruppe 125

Artillerie-Regiment 302

Pionier-Bataillon 302

Feldersatz-Bataillon 302

Schnelle Abteilung 302

Radfahr-Abteilung 302

Infanterie-Divisions-Nachrichten-Abteilung 302

Infanterie-Divisions-Nachschubführer 302

 

4. Literatur:

Rückblick auf die Geschichte der 302. Infanterie-Division - Emil Kilgast, Selbstverlag, Hamburg 1976
Georg Tessin: Verbände und Truppen der deutschen Wehrmacht und Waffen-SS im Zweiten Weltkrieg 1939–1945. Band 9. Die Landstreitkräfte 281 – 370. Biblio-Verlag, Bissendorf 1974
Kriegstagebücher und Anlagenbände: NARA T 315 R 2019, T 315 - 2020, T 315 R 2021

 

302ID-2.jpg (8875 Byte) 302ID-3.jpg (20931 Byte)
Aufstellung der Division u.a. in Demmin in Pommern. Das 2. Geschütz der 4. Batterie des Artillerie-Regiments 302
302ID-4.jpg (12859 Byte) 302ID-5.jpg (20677 Byte)
Alarm in der Feuerstellung auf der Höhe 102 bei Dieppe. Unterkunft der B-Stellenbesatzung und der mit Beutegeschützen ausgerüsteten Zuges bei Dieppe.
302ID-6.jpg (18458 Byte)  
Verladung der Division nach Osten 1942.