112. Infanterie-Division
1. Einsatz und Unterstellung:
Mit Befehl Chef H Rüst u BdE vom 18.11.1941 wurde die 112.Inf.Div. zum
10.Dezember 1940 als Division der 12. Welle auf dem Truppenübungsplatz Baumholder
aus Abgaben des Feldheeres aufgestellt. So setzten sich hauptsächlich die drei
Infanterie-Regimenter und das Artillerie-Regiment – neben den Auffüllungen aus
dem Wehrkreis und weiteren Zuführungen - zu je einem Drittel aus aktiven
Bataillonen der 34. ID (Koblenz) und der in die 15.PzDiv umgewandelten 33.ID
(Darmstadt) zusammen (IR 110/I.-III. aus I.und II./110 (33. Infanterie-Division)
; IR 256/I.-III. aus III./80 und III./107 (34. Infanterie-Division)
sowie GrzIR 127 (FestRgt D) ; IR 258/I.-III. aus III./110 (33.ID) und III./253
(34.ID) und I./356 (228.ID) ; Art.Rgt I.-IV. aus II./34 und I./33 und I./69 ).
Das Aufstellungsende war für den 1.1.1941 festgesetzt und die
Verwendungsbereitschaft zum 1.4.1941 gefordert worden.
Das erste Quartal des Jahres 1941 verbrachten die Divisionsteile mit
Zusammenstellung, Eingewöhnung und Ausbildung an den meist französischen Waffen,
Geräten und Beutefahrzeugen bis auf das PiBtl (Mainz) im Raum Bad Kreuznach,
Kirn und Lauterecken. Ab dem 15. April begann dann bis in die erste Maiwoche
hinein der Abtransport in den Osten ins Generalgouvernement, dem heutigen Polen,
nach Brok am Bug. Beim Einmarsch der Wehrmacht in die Sowjetunion am 22. Juni
war die Division noch OKH-Reserve, doch am 4. Juli begann dann auch für sie die
Zeit des Marschierens und die Division wird – immer als Reserve des OKH – in
einem dreiwöchigen Marsch ohne Rasttage über Bobruisk (10.7.) der
vorausstürmenden Truppe bis an den Dnjepr ohne nennenswerte Feindberührung
nachgeführt. Am 23. Juli 1941 gelangen dann erste Teile (AA 120, PzJgAbt 112, IR
110), wie auch die Masse der Division am Folgetag, bei Stary-Bychow auf das
Ostufer des Stromes. Am 25.7. nimmt sie beiderseits Nikonowitschi (10km südöstl.
Bychow) Bereitstellung zwecks Eingreifen gegen den starken feindlichen Angriff
auf das XII. AK ein. Dieser Gegenangriff beginnt am 26.7. mit Ziel auf Bol.
Simnitza, was auch am 26.7 mit der Besetzung der Höhen nordwestl. und westl. der
Ortschaft erreicht und bis zum Abflauen der Feindtätigkeit am 28.7. durch
Abweisen mehrerer mit Panzern unterstützter Angriffe gehalten wird. Die Division
(DivGefStd in Bobrow) bereitet sich danach weiter auf einen Angriff nach Süden
vor, wobei die rückwärtigen Dienste immer wieder durch schwächere, versprengte
Feindteile bedroht werden. Der Eindruck, dass der Gegner sich auch weiterhin
absetzt, wird durch gewaltsame Aufklärungsergebnisse widerlegt, so dass für den
12. August ein Angriff mit Durchbruchsabsicht auf die feindlichen,
bunkerähnlichen Stellungen bei Dragunsk angesetzt wird, um auf Zarkowje (Cacerk)
vorzugehen. Die Division kann diese zäh verteidigte und stark verminte
Feindlinie bis zum Abend des 13.8. durchstoßen, erreicht den Raum südl. Dowsk
(15.8.), wo eine eigene Verteidigungslinie aufgebaut wird und kann auch die
dortige Rollbahn nach Südosten bis St. Kriwsk in Besitz nehmen. Gleichzeitig
werden Teile nach Westen geführt, um die starken Feindkräfte bei Rogachew und
Shlobin einzukesseln. Dies gelingt am 15.8. mit der Verbindungsaufnahme des
linken Flügels (IR 110) zum XXXXIII. AK bei der Ortschaft Ljuschowskaja. Bis zum
18.8. muss sich die Division nun in einem 40km breiten Abschnitt zwischen Lossow
(Lozov) und der Eisenbahnlinie Gomel – Shlobin der verzweifelten
Ausbruchsversuche auf Gomel zweier feindlicher Divisionen (154. und 167. russ.
Div) sowie zahlreicher weiterer zugeordneter Feindtruppen erwehren. Dabei
gelingt es dem Feind immer wieder durch die dünnen, eigenen Linien
durchzusickern, so daß am 16.8. ein eigenes Bataillon abgeschnitten war und erst
nach 1 ½ Tagen entsetzt werden konnte. Insgesamt erleidet der Feind aber
besonders bei Szaltanovka, Buda Ljuschowskaja und Novaya Slobodka hohe blutige
Verluste.
Nach der erfolgreichen Beendigung der Kesselschlacht von Rogachew-Shlobin setzt
die Division mit anstrengenden Marschtagen (200km in 8 Tagen) bei
außerordentlich schlechten Wegeverhältnissen und daraus resultierenden
Marschverzögerungen ihren Vormarsch in östlicher Richtung fort. Sie folgt dabei
anfänglich ohne Feindberührung der vorauseilenden 167. ID, überquert den Sosh
und erreicht über Stolbum (21.8.) und Njegljubka (23.8) den Iput bei Utscherpje,
der mit Floßsäcken überwunden wird und gewinnt hier einen Brückenkopf (24.8.).
Die Straße nach Klintzy ist feindfrei und es glückt eine Verbindungsaufnahme zur
10.ID (mot). Von Utscherpje schwenkt die Division nach Süden auf den Sznow ein
(25.8.), den sie, der vor ihr in starken Kämpfen verwickelten 1.KavDiv ohne
eigene Feindberührung nachfolgend, über Nowosybkow ( 26.8.) am Abend des 28.
August bei Gorsk erreicht.
Am nächsten Morgen wird sofort mit dem Brückenschlag begonnen, wobei 2
Bataillone mit Floßsäcken übergesetzt werden, welche dann im Angriff nach
Südosten Bjesugowka erreichen und es gelingt bis zum 30.8. weitere kampfstarke
Teile der Division überzusetzen. Der feindliche Druck gegen diese
Übergangsstelle wird im Laufe dieses und des Folgetages immer stärker und es
müssen mehrere, mit starker Artillerie unterstützte Angriffe des Feindes -
besonders auf dem rechten Flügel bei Borowitzkaja – abgewehrt werden. Dabei kann
der Brückenkopf zwar gehalten werden, doch verhindern diese Angriffe und auch
das schwierige Gelände eine Erweiterung gegen eingegrabenen Feind (dichte
Buschbewachsung, vordere Linien liegen stellenweise nur 25m gegenüber ). Nachdem
dann die gesamte Division am 31.8. übergesetzt ist, tritt sie am 1. September
zum Angriff nach Südosten an, stösst über Turja (2.9.) weiter vor, dreht dann
nach Snowsk ein, kann die Stadt am 3.9. einnehmen und dringt im Kampf weiter
nach Süden vor. Der Feindwiderstand ist nun gebrochen und in Verfolgung kann die
Division weiter südlich zur Nachbardivision (293.ID) aufschließen.
Am 6. September 1941 erreicht die Division dann – im letzten Abschnitt durch
Minen und Bombenangriffe stark behindert – das Nordufer der Dessna bei
Szaltykowa-Djewitza. Am nächsten Morgen gelingt der Angriff auf das
feindbesetzte Südufer. Unter schweren Kampf kann auch Szaltykowa-Djewitza
eingenommen und der kleine Brückenkopf trotz heftiger Gegenangriffe, die mit
Panzerzug und Schlachtfliegern unterstützt werden, gehalten werden. Bis zum
Abend können 3 Bataillone übergesetzt werden und nach weiterem Übersetzen aller
Divisionsteile wird der Feind im Angriff unter schweren eigenen Verlusten und
nach Überwinden zahlreicher Feldstellungen bei Wjeressotsch und Chutor geworfen
(9.9.). Bis zum 13. September kann die Division dann unter Brechen des
feindlichen Widerstandes bei Smoljesh die Straße Neshin – Borsna überschreiten
und Sziwolosh erreichen. Hier wird die Division angehalten und erhält -neben
einigen Ruhetagen- den Befehl nach Tschernigow, was am 23.9. erreicht sein muss,
zu weiterem Abtransport per Bahn für einen neuen Einsatz zu verlegen.
In Tschernigow beginnt dann ab dem 24.9.41 die Verlegung der Infanterie mit
Feldküchen und der Geschütze der s.Art.Abt mit kompletter erster
Munitionsausstattung in den Raum westl. Brjansk nach Unetscha (27.9.). Nach
Sammeln der Division im Raum Rjaptschitschi – Nadwa – Kletnja und Zuweisung
eines Ersatz-Bataillons aus der Heimat in Rosslaw (29.9.) ist sie Armeereserve
beim XXXXIII. AK und wird an die Desna geführt, die bei Wladmirowka hinter der
52. ID überschritten wird (4.10.). In nordöstlicher. Richtung über Bytosch und
Ljudinowo weiter vorgehend, stößt dann auch die schon am 1.10. zur Säuberung des
Waldgebietes bei Peklino gebildete Regimentsgruppe (IR 110 und 1 ArtAbt) nach
harten Kämpfen bei Mechanowka (3.10.) wieder zur Division (5.10.). Der Division
wird ein Regiment der 52. ID unterstellt und sie geht bei Iwet (südl. Ljudinowo)
in Verteidigungsstellung. Am 9.10. erhält sie Befehl den über die Straße Shisdra
– Brjansk nach Osten ausbrechenden Gegner im Angriff aufzuhalten.
Dies gelingt in den Folgetagen ebenso wie eine Verbindungsaufnahme bei
Chwastowitschi zur 18. PzDiv., was die Schließung des Kessels bedeutete. Durch
weiteren Angriff von Norden kann der Ring um den eingeschlossenen Feind immer
weiter zugedrückt werden und am 16.10. sind dann die Kämpfe zur Vernichtung des
Gegners im Raum nordöstl. Brjansk beendet. Allein von der 112. ID wurden in der
Zeit vom 9.- 16.10. über 26.000 Gefangene gemacht sowie neben 211 Geschützen
auch einiges an Fahrzeugen erbeutet. Letztere waren jedoch durch die geplatzten
Kühler wegen des einsetzenden Frostes für die Division leider für den weiteren
Vormarsch unbrauchbar.
Ab dem 17.Oktober 1941 marschiert Division über Bolchow – Belew in den Raum
Krapiwna – Odojew und säubert zusammen mit je einer unterstellten
Regimentsgruppe der 167. und 52. ID den Vormarschstreifen von versprengten
Feindresten. Nach kurzem Sammeln der Division und Abgabe der unterstellten Teile
im Raum Chwastowitschi (19.10.) beginnt dann der weitere Vormarsch nach
Nordosten mit größten, unvorstellbaren Wegeschwierigkeiten und damit verbundenen
Versorgungsschwierigkeiten. Sämtliche motorisierten Fahrzeuge bleiben stecken
und werden in Nisina gesammelt, um sie später (Anfang Dezember) wieder der
Division zuzuführen. Eine Vorwärtsbewegung ist nur der zu Fuß marschierenden
Infanterie möglich. Zwischen 26.-30. Oktober legt die Division westlich der Oka
bei Utkino einen Halt ein zum Sammeln und Bau der Oka-Brücke bei Ignatjewo.
Trotz aller widrigen Umstände mit starkem Schneetreiben und ersten
Kälteeinbrüchen von bis zu -20 C-Grad wird bis zum 6. November die Rollbahn
Plawsk – Tula erreicht. Am nächsten Tag erfolgt ein russischer Panzerangriff mit
Fliegerunterstützung gegen die vorgehende Division bei südl. Teploje. In
verlustreichen Abwehrkämpfen mit Zurücknehmen von Truppenteilen wegen
Flankenbedrohungen sowie anschließenden Gegenangriffen kann diese kritische
Situation bis zum 10. November überwunden werden und im weiteren Angriff gegen
weiterhin mit frisch ausgeladenen Truppen zäh verteidigenden Gegner können am
16.11. die Höhen nordöstlich bei Bogorodizk sowie die Ortschaft selbst erobert
und verteidigt werden. Bei einem Besuch am 14.11. des OB der 2. Panzerarmee,
GenOberst Guderian, meldet der Divisionskommandeur, GL Mieth ,auf dem DivGefStd
in Kolchos 2km ostw. Bolotowka Kompaniestärken von nur noch 48 – 67 Mann, nicht
zuletzt auch verursacht durch Erfrierungen mangels Winterkleidung.
Die folgenden Tage bis zum Abschluß der Schlacht um Bogorodizk am 27.11. sind
geprägt durch verlustreiche Abwehrkämpfe (Jemanowka 20.11.), die teilweise nur
unter Zusammenfassung aller Kräfte – darunter auch 2 unterstellte Bataillone der
167.ID- bestanden werden konnten. In Gegenangriffen und Nachstossen kann die
Division aber auch mit Vorausabteilungen den oberen Don bei nördl Epifan
(20.11.) sowie die Bahnlinie Epifan - Usslowaja erreichen (23.11.). Ein eigener
Panzerangriff von Dedilowa auf Usslowaja der 17.PzDiv zwingt den Gegner nach
Nordosten auszuweichen (verlustreiche Kämpfe des IR 110 um die Höhen von
Ssmorodinaja am 22.11.). Am 26.11. gelingt es auch starke Feindkräfte (u.a. 239.
sib. Schützendivision) bei Bobrik-Danskoj östl. Usslowaja einzukesseln, jedoch
können diese auf Grund der schwachen deutschen Kräfte (dabei am südlichen
Kesselrand die 112. ID) mit Masse entkommen. Mit dem Erreichen von Stalinogorsk
(ab dem 27.11.) wird die völlig erschöpfte und stark dezimierte Division
herausgezogen und ihr als Sicherheitsbesatzung in der Don-Schat-Stellung südl.
Stalinogorsk einige Tage der Ruhe mit Ausbau der Stellung gegönnt.
Mit Beginn des russ. Gegen- und Großangriffs am 5. Dezember 1941 wird auch die
Division alarmiert. Ständige feindliche Angriffe mit großer Überlegenheit an
wechselnden Schwerpunkten und Panzerunterstützung in den nächsten Tagen zwingen
auch die Division zum Rückzug. Mit ihrer stark abgesunkenen infanteristischen
Kampfstärke von 7 Bataillonen mit nur noch jeweils 140 Mann wird sie am 8.12.
zur Vereinheitlichung mit der 10.ID(mot) sowie Teilen der 25.ID(mot) unter
Führung des Arko 27 (GL Krischer) in und um Gremjatscheje zusammengefasst. Am
11.12. muss Stalinogorsk auch wegen feindlicher Haltung der ansässigen
Bevölkerung aufgegeben werden und für die Division beginnt nun bei vereisten,
meterhoch verwehten Straßen und eisigen Minus-Temperaturen der Rückmarsch. Immer
hart verfolgt vom Feind, ständig in Gefahr von diesem überholt und eingekesselt
zu werden, wird am 17.12. unter erbitterten Abwehrkämpfen im Verbund mit der
167.ID der Upa-Abschnitt erreicht. Auch in den Folgetagen setzen sich die
verlustreichen Rückzugskämpfe fort (Tepolje am 18.12.). Am 19.12. weicht die
Division zur Plawa beiderseits Urusowa aus und geht dann unter hinhaltenden
Kämpfen weiter zurück über Gorbatschewo auf die Tsschern-Stellung, welche am
21.12. erreicht wird. Der weitere Rückmarsch von hier zur Brückenkopfstellung
östlich der Oka erfolgt dann bis zum 23.12. ohne Feindberührung. Während Teile
der Division (IR 110) zusammen mit unterstellten II./IR“GD“ und dem
Feldersatz-Bataillon 84 noch eine 8,5km lange Sehnenstellung östlich der Oka
verteidigen (Oka-Übergang am 26.12. bei Woronez-Bedrinzy), geht die restliche
Division am Heiligabend über die Oka und bezieht dort westlich eine
Verteidigungsstellung, die noch ausgebaut werden musste. Am 28.12. beginnt dann
ein erneuter feindlicher Angriff über die Oka hinweg mit einem tiefen Einbruch
bei der Division bis 4km vor Bolchow, der auch den Divisionsgefechtstand
bedroht. Zusammen mit Teilen der 4.PzDiv und Teilen der StGeschAbt 202 kann der
Gegner auf die alte Stellung zurückgeworfen werden. Er erlitt dabei ungeheure
Verluste, aber auch die eigenen Kräfte mussten wieder empfindliche Einbußen
hinnehmen.
Die russ. Angriffe standen unter dem Zeichen, dass zwischen PzAOK 2 und dem AOK
4 beim Rückzug im Raum Suchinitschi eine Lücke entstanden war, die der Gegner
auszubauen beabsichtigte. Die ersten Wochen in der Oka-Stellung waren daher
trotz geringer Kampfstärken geprägt von Abgaben zur Reservebildung und
zusätzlichen Abschnittsveränderungen. Hauptaufgaben waren neben den Kampfzeiten
der Stellungsbau und die Beobachtung und Aufklärung durch Vorstösse ins Vorfeld.
Fast täglich wurden bei den Regimentern Späh- und Stosstrupps losgeschickt – bei
oftmals unter -40 Grad und tiefem Schnee - mit Auftrag, Erkenntnisse über die
feindlichen Stellungen zu erhalten und Gefangene einzubringen. Am 6. Januar
beträgt die gemeldete Gefechtsstärke der gesamten Infanterie der Division (Offz
/ Uffz / Mannsch):
II./IR 110 : 6/ 45 / 170 und III./IR 110 : 5 / 51 / 201
II./IR 256 : 5/ 34 / 190 und II. /IR 258 : 7 / 33 / 61.
Nach Abzug der unterstellten Einheiten von „GD“ und FEB 84 (16./17.1.) werden
die dadurch entstandenen Lücken durch Auskämmen der Trosse, Artillerie und
Nachrichteneinheiten, die auf dem Rückzug ihr Gerät verloren hatten und nun
infanteristisch ausgebildet wurden, wieder aufgefüllt.
Bis zum April 1942 lassen die feindlichen Angriffe dann immer mehr nach. Ein
letztes erfolgreiches Unternehmen der Division im Verbund mit der
Nachbardivision (25.ID) vor der Schneeschmelze und dem daraus resultierendem
Oka-Hochwasser, findet am 31.März 1942 eine Erwähnung im Wehrmachtsbericht.
Bis zum russischen Großangriff zur Gewinnung des Orel-Bogens im Juli 1943
verbleibt die Division anschließend noch weitere 16 Monate in dieser eher
„ruhigen“ Stellung – wenn auch immer wieder mit diversen
Abschnittsverschiebungen. Doch auch dieser Stellungskrieg fordert bei der
Division durch den täglichen Abnutzungskampf schmerzliche Verluste. Die Abwehr
–zum Teil im Nahkampf - der immer mal wieder vorgetragenen feindlichen
Angriffsversuche (schwerer Angriff vom 5.-13. Juli 1942) , sowie die täglichen
Artillerieüberfälle oder der Granatwerferbeschuß, Luftangriffe mit
Bordwaffenbeschuss und Bombenangriffen, die Scharfschützen und auch die
beidseitig durchgeführten Stoßtrupp- und Spähtruppunternehmen bewirken immer
wieder blutige Ausfälle. Dennoch - trotz der russischen Lufthoheit sowie
zahlreicher Abstellungen von Divisionsteilen an Armee und Armeekorps (u.a. auch
zur Bandenbekämpfung) - kann sich die Division in diesen Monaten immer wieder
behaupten und sogar Stellungsverbesserungen erreichen. Auch nach Zuführung von
Ersatz erreicht die Division nicht mal annähernd wieder Sollstärke und wird in
den Zustandsberichten mit Werturteil „(bedingt) zur Abwehr geeignet“ geführt. Im
November 1942 wird die Division mit Nachbareinheiten beim LIII.AK zum
Korps(gruppen)stab „Mieth“ ( = Kdr 112.ID) zusammengefasst, der, später
umbenannt in „Hielscher“, am 16.12.42 wieder aufgelöst wird.
Die schon im Juni 1943 verstärkt auftretenden, feindlichen Bewegungen mit
erkannter Artillerieverstärkung vor der Front und die zunehmende
Spähtrupp-Tätigkeit des Feindes sowie kleinere, örtliche Angriffe zur
Verbesserung von Ausgangsstellungen weisen schon früh auf einen bevorstehenden
Großangriff hin, der dann auch am 12. Juli 1943 beginnt, bis zum 18. August
dauert und zum Einsturz des „Orel-Bogens“ führt. Dieser Großkampf – auf
deutscher Seite als „Schlacht im Orel-Bogen“ und auf russischer Seite als
„Operation Kutuzov“ bezeichnet – führt nicht zuletzt auch zur Einstellung der
parallel laufenden Operation „Zitadelle“ (Angriff im Kursker Bogen) auf
deutscher Seite. Die 112. ID - zusammengefasst und unterstellt am 13.7. der
Gruppe Wuthmann ( =Kdr 112.ID mit 112. ID + 12.PzDiv + 208.ID mit Teilen der
221.SichDiv.) - kann dem gegnerischen Ansturm nach einer in Stärke noch nie
dagewesenen, vorangegangenen Artillerievorbereitung und Luftangriffen mit
erstmalig abgeworfenen „Bombenteppichen“ nicht standhalten und muss tiefe
Einbrüche hinnehmen, die auch durch spätere Gegenstösse nicht mehr bereinigt
werden können. Dabei wird der Gegner zwar im Raum nordöstl. Bolchow bis zum
15.7. kurzfristig aufgehalten, kann jedoch nicht zurückgeworfen werden. Bis zum
19.7 weicht dann die Division – aufgesplittert als Korpsreserve und z.T.
eingesetzt bei 34.ID und 208.ID, unter äußerst starkem Feinddruck weiter zurück
und wird am 20.7. aus der Front gezogen und der „Gruppe Harpe“ (Neubildung der
Gruppe Harpe mit LIII.AK in derzeitiger Zusammensetzung sowie die dem XXXXI. PzK
bis dato unterstehenden Einheiten unter Führung des Gen. Friesner, Kdr XXIII.AK
am 22.7.) zugeteilt. Die einzelnen Divisionsteile können sich aber auf Grund der
kritischen Lage erst Tage später lösen bzw. aus ihren Unterstellungen entlassen
werden, so daß sie sich bei den einsetzenden starken Gewitterschauern und
dadurch verschlammten Wegen erst am 27. 7. bei Karachew (DivGefStd) versammeln
können, um gegen die Einbruchslücke Richtung Karachew im Bereich Wytebet und
Resseta eingesetzt zu werden und damit das sprungweise Absetzen der deutschen
Truppen in die Hagen-Stellung (ab 1.8.- 8.8.) zu schützen. Als sie am 6.8. 43
auf Grund der hohen Verluste vom Korps offiziell nur noch als Kampfgruppe (KGr)
geführt und bezeichnet wird, steht sie immer noch nördlich Karachew. Erst am
8.8. erfolgt die Herauslösung und sie gehört zu den bei der Besetzung der neuen
Stellung freiwerdenden Kräften und steht bis zum 12.8. in Brjansk zur Verlegung
zum PzAOK 4 ( HGr Süd) bereit.
Nach Abtransport aus Brjansk und Ausladung im Raum Ssumy wird die weiterhin als
KGr geführte Division sofort in der zurückweichenden Front eingesetzt und nimmt
dort an den Lösungsgefechten auf Lebedin via Krasnopolje und Trostyanets teil.
Bei dem am 19.8 mit starker Überlegenheit geführten feindlichen Angriff gegen
das LII.AK wird die KGr 112. ID unter schweren Verlusten nach Westen geworfen.
Es wird nur noch 4km westl. Gluschowka bis nördl. Lebedin in einzelnen
Stützpunkten gehalten. Beim weiteren Rückzug gelangt die KGr dann mit
Tagesmärschen von bis zu 70km über Gadyach, den Fluß Pssel, Lubny und
Kolotonosha bis zum Dnjepr bei Kanew (20.9.). Die KGr 112.ID setzt dort über den
Strom (23.9.) und wird mit Teilen sofort gegen den nördlich bei Grigorowka
luftgelandeten Gegner eingesetzt, sowie andere Teile der Kampfgruppe im dortigen
Flussknie bei Balyka den ebenfalls übergesetzten Feind angreifen. Bis zum
30.9.1943 gelingt es dann zusammen mit weiteren Einheiten eine zur Verteidigung
günstige Sehnenstellung aufzubauen und an dieser immer wieder vorgetragene
Angriffe unter hohen Feindverlusten abzuweisen.
Anfang Oktober 1943 (3.-5.10.) war die Division neben der Verteidigung der
Sehnenstellung am Brückenkopf Kanew (Grigorowka) noch bei den Säuberungskämpfen
gegen den luftgelandeten Gegner eingesetzt. Der sich im Brückenkopf Kanew auch
im Divisionsabschnitt immer weiter verstärkende Gegner ließ die KGr der 112.ID
im weiteren Verlauf des Monats nicht zur Ruhe kommen. Täglich musste die KGr
immer stärker werdendes Artilleriefeuer über sich ergehen lassen und sich gegen
Spähtrupp- und Stoßtruppunternehmen sowie bis zu divisionsstarken Angriffen mit
starker Panzer- und Fliegerunterstützung (12.10. und 21. 10.) zur Wehr setzen.
Die dabei erfolgten Einbrüche konnten jeweils in Gegenstößen bereinigt, wie
insgesamt alle Angriffe abgeschlagen werden konnten. Wenn auch der Gegner bei
den mit bemerkenswerter Sturheit immer wieder vorgetragenen Angriffen
vergleichsmäßig sehr hohe Verluste erlitt, so fielen die eigenen Verluste
angesichts der geringen Kampf- und Materialstärken noch stärker ins Gewicht.
Erst gegen Ende des Monats (27.10.) beruhigte sich dieser Abschnitt der
Dnjepr-Front etwas und die Reste der Division werden umgruppiert. Auf Befehl der
Heeresgruppe Süd bildet der Stab der 112. ID den Abteilungsstab der neu
aufgestellten Korps-Abteilung B ( = Stärke einer Division). Die kämpfenden Teile
werden zur Divisionsgruppe 112 ( = Stärke eines Regiments) zusammengefasst und
sie werden ebenso wie die Divisions- und Versorgungstruppen dieser
Korps-Abteilung unterstellt.
Am 2. November 1943 erfolgte dann die Auflösung der 112. ID bei der Heeresgruppe
Süd.
1940
Datum | Armeekorps | Armee | Heeresgruppe | Ort |
10. Dezember | L | 2. Armee | C | Baumholder |
1941
Datum | Armeekorps | Armee | Heeresgruppe | Ort |
1. Januar | L | 2. Armee | C | Baumholder |
8. März | LV | 2. Armee | C | Baumholder |
1. April | LV | 11. Armee | C | Baumholder |
15. April | XXIV | Panzergruppe 2 | Wehrkreis XII | im Wehrkreis XII |
1. Mai | z. Vfg. | Panzergruppe 2 | OKH-Reserve | im Wehrkreis XII |
10. Juni | z. Vfg. | 2. Armee | OKH-Reserve | Polen, Bug |
25. Juni | Höh. Kdo. XXXV | 2. Armee | Mitte | Polen, Bug |
4. Juli | XIII | 2. Armee | Mitte | Bobruisk |
12. Juli | XXXXIII | 2. Armee | Mitte | Bobruisk |
21. Juli | XIII (Armeereserve) | 2. Armee | Mitte | Dnjepr, St.Bychow |
24. Juli | XII | 2. Armee | Mitte | Gomel (Lagekarte) |
25. August | XXXXIII | 2. Armee | Mitte | Gomel (Lagekarte) |
3. September | XXXV | 2. Armee | Mitte | östlich Kiew |
17. September | XXXXIII | 2. Armee | Mitte | östlich Kiew |
1. Oktober | XXXXIII | 2. Armee | Mitte | Brjansk (Lagekarte) |
14. Oktober | LIII | 2. Armee | Mitte | Brjansk |
19. Oktober | LIII | 2. Panzerarmee | Mitte | westloch Oka, Tula |
1. November | LIII | 2. Panzerarmee | Mitte | Stalinogorsk (Lagekarte) |
31. Dezember | LIII | 2. Panzerarmee | Mitte | Orel, Bolchow |
1942
Datum | Armeekorps | Armee | Heeresgruppe | Ort |
1. Januar | LIII | 2.Panzerarmee | Mitte | Orel, Bolchow (Lagekarte) (Lagekarte) (Lagekarte) (Lagekarte) (Lagekarte) (Lagekarte) (Lagekarte) (Lagekarte) (Lagekarte) (Lagekarte) (Lagekarte) (Lagekarte) |
31. Dezember | LIII | 2. Panzerarmee | Mitte | Orelbogen, Bolchow |
1943
Datum | Armeekorps | Armee | Heeresgruppe | Ort |
1. Januar | LIII | 2. Panzerarmee | Mitte | Orelbogen, Bolchow (Lagekarte) (Lagekarte) (Lagekarte) (Lagekarte) (Lagekarte) (Lagekarte) |
21. Juni | z. Vfg. (Armeereserve) | 2. Panzerarmee | Mitte | Orelbogen, Bolchow (Lagekarte) |
11. Juli | LIII | 2. Panzerarmee | Mitte | Orelbogen, Bolchow |
12. Juli | Gruppe Wuthmann | 2. Panzerarmee | Mitte | Orelbogen, Bolchow |
28. Juli | LIII | 2. Panzerarmee | Mitte | Orelbogen |
29. Juli | XXIII | 2. Panzerarmee | Mitte | Orelbogen, Karachew |
10. August | z. Vfg. | 2. Panzerarmee | Mitte | Orelbogen, Karachew |
13. August | z. Vfg. | 9. Armee | Mitte | im Abtransport |
14. August | z. Vfg. | 4. Panzerarmee | Süd | im Antransport |
18. August | LII | 4. Panzerarmee | Süd | westlich Kursk |
5. September | XXIV. Pz. | 4. Panzerarmee | Süd | östlich Kiew |
23. September | XXIV. Pz. | 8. Armee | Süd | Dnjepr, Kanew |
28. September | XXXXVIII. Pz. | 8. Armee | Süd | Dnjepr, Kanew |
2. November | in Auflösung | Süd | Dnjepr |
2. Divisionskommandeure:
10. Dezember 1940 General der Infanterie Friedrich Mieth
10. November 1942 Generalmajor Albert Newiger
20. Juni 1943 General der Artillerie Rolf Wuthmann
3. September 1943 Generalleutnant Theobald Lieb
3. Gliederung:
Divisions-Nachrichten-Abteilung 112
4. Literatur und Quellen:
- Georg Tessin: „Verbände und Truppen der Deutschen Wehrmacht und Waffen-SS
im Zweiten Weltkrieg 1939–1945“. Band 6. Die Landstreitkräfte 71 – 130.
Biblio-Verlag, Bissendorf 1972
- W. Haupt: „Die Deutschen Infanterie-Divisionen“, Dörffler-Verlag
- K. Mehner (Hrsg.): „Die Geheimen Tagesberichte der Deutschen Wehrmachtsführung
im Zweiten Weltkrieg 1939 – 1945“, Band 1 – 8, Biblio-Verlag, Osnabrück 1988
-1995
- NARA, unit history
- NARA, T 312 - R 1654
- NARA, T 313 - R 113
- NARA, T 313 - R 153
- NARA, T 313 - R 172
- NARA, T 314 - R 1318
- NARA, T 315 - R 1269
- Div. Autoren, „Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg“ Bd 4 (incl. Anl.),
Bd 8, DVA, Stuttgart 1983 und 2007
- Sammlung Millmann / ZAG : Nachlässe, Zeitzeugenberichte, KTB-Kopien, VBL u.a.
- P. Carell : „Unternehmen Barbarossa“, Ullstein-Verlag, Frankfurt/M. 1963
- P. Carell : „Verbrannte Erde“, Ullstein-Verlag, Frankfurt/M., 1966
- W. Haupt, „Sturm auf Moskau“, Podzun-Pallas-Verlag, Friedberg 1986
- W. Lammers (Hrsg.): „Fahrtberichte aus der Zeit des Deutsch-Sowjetischen
Krieges 1941“ , Harald-Boldt-Verlag, Boppard 1988
- E. Böhm, „Geschichte der 25. Division“, Kameradenhilfswerk 25 e.V., Stuttgart
1983